Wer hat Erfahrungen mit dem Wechselmodell?

Hallo,

mich interessieren Erfahrungen zum Wechselmodell. ( Ich weiß nicht, ob das der richtige Ausdruck ist, ich meine damit, daß ein Kind im Wechsel bei der Mutter oder beim Vater lebt).

Welche Intervalle sind sinnvoll?
Wie funktioniert die Kommunikation zwischen beiden Elternteilen?
Wie ist das mit dem Unterhalt geregelt?
Wie sieht das praktisch aus, z.B. die Kleidung vom Kind, hat es zwei gefüllte Kleiderschränke, zwei komplett eingerichtete Kinderzimmer?

Ich würde mich freuen, wenn ihr mir schreibt, wie es geklappt hat aber auch wo es aus welchen Gründen nicht funktioniert hat.

Ich bedanke mich schon mal für Euer Bemühen,
Pia

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Hallo...

Wir haben zwar kein typisches-festes Wechselmodell aber meine Tochter lebt zu gleichen Teilen bei mir und ihrem Vater!Sie ist 8 und wir sind seit 3 Jahren getrennt, leben seit dem etwa 3km auseinander... Ich muss aber direkt dazu sagen das wir uns noch sehr gut verstehen (fast besser wie vorher ;-) ) - wenn dem nicht so wäre, ist ein Wechselmodell sicher keine gute Alternative! Ich lebe in einer neuen festen Beziehung und habe mit meinem jetzigen Partner ein 6monatiges Baby!

Meine Tochter kann im Prinzip selbst entscheiden wo sie sein möchte, in der Regel ist es aber so das sie meist in der Woche bei mir ist und ab Donnerstag bis Montag beim Papa!

#pro Sie hat bei mir und bei ihm ein komplettes eingerichtetes Kinderzimmer!

#pro Sie hat dort und hier einen gefüllten Kleiderschrank (ab und zu werden mal paar Sachen hin und her getauscht)!

#pro Ich habe auf Unterhalt verzichtet, da sie genauso oft bei ihm ist wie bei mir und wir uns die Kosten teilen (zB. ich Hortgebühren - er Mittagessen, Sachen kaufen wir beide, Geschenke kaufe ich und bekomme das Geld von ihm, Schulsachen gibt er mir Geld usw.)

Da mein Exmann selbstständig ist, kann er sich zum Teil seine Zeit flexibel einplanen, sodass ich auch zwischendurch anrufen kann wenn mir ein Termin dazwischen kommt das sie heut bei ihm ist usw.!

Aber wie gesagt - ich glaube das funktioniert nur wenn sich die beiden Expartner sehr gut verstehen und es keinen "Rosenkrieg" gibt....

Meine Tochter kommt damit gut klar und hat noch nie gesagt das sie es schade findet das wir uns getrennt haben oder ähnliches! Sie ist ein fröhliches, lebhaftes Kind, gut in der Schule, hat viele Freunde etc. - ihr hat die Trennung nicht geschadet! :-)

LG
DoJoKa mit
#herzlich Jolina und #herzlich Josefine

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Liebe DoJoKa,

vielen Dank für Deine ausführliche Antwort.

Ich habe schon befürchtet, daß so ein Modell nur gut klappen kann, wenn die Eltern vernünftig miteinander kommunizieren können.

Es freut mich zu hören, daß es in Eurem Fall so ist. Ich wünsche Dir und Deiner Familie weiterhin alles Gute,

LG Pia

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Hallo Pia,

wir hatten das Wechselmodell gehabt bei meinem Stiefsohn (7,5 Jahre alt). Seine Eltern trennten sich, als er 4,5 Jahre alt war. Erst hatte er bei der Mama gelebt und war aller 2 Wochenenden bei seinem Papa bzw. dann bei uns.

Da er aber öfter bei ihm sein wollte, haben wir dann das Wochen-Wechselmodell angefangen. Er war von Montag Nachmittag (nach dem Kindergarten) bis Montag Morgen der nächsten Woche (vor dem Kindergarten) bei uns, dann hat er gewechselt.

Die Kommunikation zwischen Papa und Mama klappt super. Muss dazu aber auch sagen, dass die Trennung friedlich ablief und wir uns seitdem auch sehr gut verstehen. Oft ruft sie bei uns an, einfach um zu quatschen, weil ihr langweilig ist. ;-) Oder sie kommt vorbei auf nen Kaffee. Es kommt auch mal vor, dass sie alle 4 Kinder (Schatz hat 2 Söhne mit ihr, ich habe einen Sohn in die Beziehung gebracht und wir haben eine Tochter zusammen) mal bei sich hat, weil wir es nicht mit der Arbeit schaffen. Dann holt sie alle Kinder ab und beherbergt sie. Und wir holen dann 3 Kinder bei ihr ab. Wenns Probleme gibt, können wir über alles reden. das ist auch wichtig bei so einem Wechselmodell.

Unterhalt hat mein Freund in der Zeit nicht gezahlt für den Großen. Er war ja die Halbe Zeit des Monats bei uns. Er hat nur für seinen anderen Sohn gezahlt. Aber inzwischen auch nicht mehr (siehe weiter unten).

Justin hat bei seiner Mama ein eingerichtetes Kinderzimmer, bei uns teilt er sich ein Kinderzimmer mit meinem Sohn (fast 4 Jahre). In beiden Zimmern gibts also genügend Spielzeug. Zumal bei der Mama auch der Kleine mit den Sachen spielen konnte, wenn er bei uns war. Andersrum konnte mein Sohn auch mit den Sachen spielen, wenn er bei ihr war. Die Sachen haben wir aufgeteilt, so dass überall ausreichend Hosen, Shirts, Unterwäsche, Socken und Pullover da waren. Sachen wie Jacken, Schuhe, Regensachen etc. haben wir dann mit rübergegeben oder sie uns. Je nach Gebrauch. Sein Lieblingskuscheltier hat in der Zeit immer die Wohnung gewechselt. Hatten wir was vergessen, sind wir einfach rüber. Sie hatte damals noch auf der anderen Straßenseite gewohnt.

Es hat soweit eigentlich geklappt. Aber als Justin in die Schule kam, wurde es schwieriger. Er musste ja immer seine kompletten Sachen mitnehmen, die er brauchte. Zudem war seine Mutter komplett damit überfordert, sich der Schule anzunehmen. da ihre Wohnung schimmelte, ging sie vorübergehend zu ihrer Mutter, wo dauerhaft kein Platz für Justin war. In der Zeit kam er komplett zu uns. In der Schule klappte es besser, auch wenns für uns viel Stress war. Justin wollte dauerhaft bei uns leben. Die Ummeldung ist dann im Februar geschehen. Nun geht Justin aller 2 Wochenenden zu ihr. In der neuen Wohnung hat er trotzdem ein eigenes eingerichtetes Kinderzimmer. Nur weniger Klamotten, weil wir sie öfter brauchen. Er ruft sie aber jeden Abend an. Unterhalt zahlt weder die Mutter noch der Papa, da jeder ein Kind bei sich hat.

Es kann gut funktionieren, wenn alles abgesprochen ist und man sich versteht. Sonst siehts eng aus. Sowas sollte gut vorbereitet werden. Und macht nur Sinn, wenn das Kind sich dann nicht so fühlt, als ob es kein zu Hause hat. Während des Wechselmodells hat Justin immer stolz verkündet, dass er 2 zu Hause hat. Für ihn wars völlig in Ordnung. Wäre es das nicht gewesen, hätten wir das Modell nicht gemacht.

Mein Sohn ist dagegen aller 10 Tage für 2 Nächte bei seinem Papa, da sein Papa feste Schichtzeiten hat. Dort hat er ein kleines Zimmer mit Bett und viel Spielzeug. ein paar Klamotten sind dort auch. Aber die hat sein Papa gekauft.

LG
Franzi

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Hallo Franzi,

lieben Dank für Deine Antwort.

Bei uns ist es so, daß die Tochter meines Freundes (12 Jahre) durch Ihre Verfahrenspflegerin auf die Idee gebracht wurde,, daß sie ja im monatlichen Wechsel bei Mama oder bei Papa leben könnte.

Das Problem ist, das zwischen den Eltern Krieg herrscht (hart ausgedrückt, entspricht aber den Tatsachen). Es laufen verschiedene Gerichtsverfahren bezüglich Aufenthaltsbestimmungsrecht, Unterhaltsforderungen. Mein Freund hat arge Bedenken, bezüglich der Kommunikation bei diesem Modell.

Von daher versuchen wir momentan uns mit diesem Modell und seinen Vorzügen und Schwierigkeiten vertraut zu machen.

Es freut mich, daß es bei Euch geklappt hat, auch wenn die Situation sich jetzt geändert hat.

Weiterhin alles Gute für Dich und Deine Familie

LG Pia

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Hallo Pia,

was will denn die Tochter? Sie ist mit 12 Jahren schon alt genug, um zu bestimmen, was sie möchte.

Es ist sicher schwierig, ein Wechselmodell zu gestalten, wenn die Elternteile total zerstritten sind und sich mehr vor Gericht sehen als so. Warum hat den die Verfahrenspflegerin so einen Vorschlag gemacht, wenn die Parteien so zerstritten sind? Ein monatlicher Wechsel ist auch ganz schön lang. Vor allem, wenn es unterschiedliche Regeln gibt. Die Eltern werden wohl kaum die Regeln aufeinander abstimmen, wenn sie zerstritten sind.

vielleicht kann Euch die Verfahrenspflegerin Euch auch Vor- und Nachteile davon aufzeigen, wenn sie die ganze Sache schon ins Rollen gebracht hat. Sie sollte doch eigentlich wissen, dass sowas eine gute Kommunikation voraussetzt. Vielleicht erhofft sie sich dann mehr Zusammenarbeit der Eltern und eine Verbesserung der Verhältnisse.

LG
Franzi

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neben dem guten Verstehen der Expartner ist natürlich auch noch wichtig, dass beide nah beieinander wohnen, so dass das Kind mit der Anreise zur Schule oder in den Kindergarten nicht überfordert wird. Außerdem ist ein gleicher Erziehungsstil sicherlich auch nicht unwichtig. Ein Kind kann sich darauf einstellen, dass am Wochenende alles anders läuft als unter der Woche, aber wenn es im wöchentlichen Wechsel mal so mal so ist, gibt es bestimmt Chaos #zitter.

Wenn das alles gewährleistet ist, ist es für ein Trennungskind bestimmt die Toplösung!

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#winke

Wir hatten das jetzt eine ganze Weile so.

Die Tochter meines Mannes.

Im Wochenwechsel bei uns.

Kommunikation funktionierte immer gut.

Unterhalt... sie hat das Kindergeld bezogen und er hat sich dazu noch hälftig an den KITA Kosten beteiligt.

"Wie sieht das praktisch aus, z.B. die Kleidung vom Kind, hat es zwei gefüllte Kleiderschränke, zwei komplett eingerichtete Kinderzimmer?"

Ja, weil sie bei uns andere Sachen trägt, als bei ihrer Mutter.

Zimmer teilte sie sich mit meinem gleichaltrigen Sohn.

Wie hat es geklappt. Puh ja. Also ich denke, das ist nicht für jedes Kind was, vor allem nicht für sehr kleine Kinder (ich sag mal vor dem Schulalter) - meine Extra-Tochter ist ein sehr sensibeles Kind und ich glaube, dass es so wie es jetzt ist, besser ist (alle 2 Wochen 4 Tage). Sie kam mir schon stark entwurzelt vor, wurde ja auch irgendwie immer hin und her geschoben. Also ich bin kein Fan davon geworden.

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Ein befreundetes Ex-Pärchen macht es so:

Eine Woche ist die Kleine bei Papa, die nächste Wieder bei Mama. Sie hat bei jedem ein eigerichtetes Kinderzimmer. Unterhalt zahlt niemand, weil ja quasi beide mit dem kind zusammen leben. Kindergeld bezieht die Mama, die dann davon Schulkosten u.s.w. übernimmt.

Ich glaub das A und O ist einfach, das man sich dem Kind zuliebe zusammenreißt und vernünftig miteinander umgeht, dann klappt der Rest von ganz allein.

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Hallo,

Bekannte von mir haben auch dieses Wechselmodell betrieben.
Als der Sohn etwas älter wurde wollte er das aber nicht mehr, es war für ihn total stressig und er wusste gar nicht mehr, wo er hin gehört.

Er hat dann bei der Mutter gelebt und den Vater regelmäßig gesehen und so war es dann wohl auch für alle okay.

LG juju

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Meine Tochter (6einhalb) lebt seit 20 Monaten im Wechsel zwischen uns (Partner, Tochter, ich) und ihrem Papi (Er, Partnerin, ihre Söhne (einer im gleichen Alter, der andere 3einhalb Jahre alt)).

Als wir uns trennten (sie war 11 Monate alt) wechselte sie anfänglich alle 2 Wochenenden zu ihm für 2 Tage, später wurden es 3 Wochenenden im Monat.

Wir verstehen uns gut, können miteinander reden, haben ähnliche Ansichten). Sophia hat zu mir, wie zu ihm einen sehr engen Bezug.

Irgendwann schlich sich ein, dass sie quasi nicht "mehr reinkam"....Immer wenn sie bei ihrem Papa ankam, musste sie schon wieder los.

Trennungsschmerz war groß.

So redeten wir lange Zeit darüber, ob und WIE ein Wechsel zu schaffen ist.

Wir wohnen mit dem Auto (gleicher Stadtteil) 15-20 Minuten auseinander.

Sie wohnt nun Montag Nachmittag bis Montag morgen bei mir, dann wieder Montag nachmittag bis Montag früh bei ihm.

Für sie, bisher, die ideale Lösung.

Sie hat zu gleichen Teilen ihre Eltern, die Partner sind gute Freunde, bzw. wichtige Bezugspersonen für sie geworden, die Söhne der Freundin sogar ihre "Brüder", wie sie selbst sagt.

Sie hat auf beiden Seiten ein festes Leben. Will heißen alles was normal in einer Familie wäre, hat sie nun auf beiden Seiten. Von Fahrrad, über Kleiderschrank, bis hin zu ihrem eigenen Zimmer.

Wir treffen uns vor wichtigen/großen Dingen, setzen uns zusammen und besprechen eben jenes. Sofern es Probleme gibt, setzt man sich auch da zusammen.

Unterhalt zahlt niemand von uns. Alle Anschaffungen auf deren Seite, zahlen sie, alle Anschaffungen auf unserer Seite zahlen wir.

Er zahlt Sport und schwimmen, ich Kita und Spritkosten.

Warum Spritkosten? Nunja, unsere Tochter ging anfänglich bei "mir um die Ecke" in die Kita. Da aber er nun eine Partnerin mit Kindern hatte, wäre es zeitlich, organisatorisch nicht möglich gewesen, von der Arbeit die Kinder über 2 Punkte, bis hin nach Hause zu holen. Schlicht zu stressig für alle, vor allem die Tochter.

So geht sie seit dem Wechsel in eienn Kindergarten nahe der beiden, wo auch der große Junge hinging (er wurde letztes Jahr eingeschult) und der kleine Junge noch hingeht.

Das bedeutet für mich, in der Woche wo sie bei uns ist, dass ich sie 15 Minuten dort hinbringe und dann 15-20 Minuten zurück (direkt vor der Haustür) zur Arbeit fahre, aber das ist völlig in Ordnung.

Jetzt, mit Eintritt in die Schule (wohnortnah bei Papa, weil bessere Schule) wissen wir alle, dass wir schauen müssen, wie sich das ganze entwickelt. Ob ein Wechselmodell innerhalb der Schulpflicht überhaupt etwas ist für unsere Tochter, ob sich alles weiterhin problemlos regeln lässt, oder ob man umüberlegen muss.

Wir haben seit anfang alle persönlichen "Befindlichkeiten" außen vorgelassen und immer auf unser Kind gehört.

Befindlichkeiten deshalb, weil es für mich (wie na klar auch für den Papa) schwer ist, mein Kind 7 Tage lang nicht bei mir zu haben.

Im Gegenzug sehe ich aber, wie sehr sie von beiden Seiten profitiert.

Sie ist ein kluges, sozial integriertes, sehr schlaues Kind.

Zumindest das gibt uns den Mut, das wir nicht alles verkehrt zu machen scheinen.

Ich wünsche euch viel Glück, egal wie ihr entscheidet.