Gestern Nachmittag saß ich in einem Café.
Am Nebentisch saß, was man deutlich im Verlauf heraushören konnte, eine Familie in Patchworksituation.
Er, seine Frau, seine Tochter (ich schätze sie ungefähr auf 13) und ein kleiner, offensichtlich gemeinsamer Sohn (ca. 4).
Die gingen auch wirklich sehr harmonisch miteinander um. Die Tochter fragte dann, ob sie vielleicht am Wochenende ins Phantasialand fahren könnten. Der Vater antwortete freundlich, dass dies momentan aus finanzieller Hinsicht nicht möglich sei. Das Mädchen ließ aber nicht locker. Da sagte irgendwann der Vater, dass sie aber auch mal überlegen müsse, wieviel Unterhalt er jeden Monat überweisen muss und das ER eben solch teuren Ausflüge nicht machen kann. Wie gesagt, alles sehr freundlich/höflich. Das Mädchen gab dann auf. Die Frau des Mannes schaute recht resigniert.
Auf dem Rückweg saß ich doch recht gedankenverloren im Bus und dachte nach, ob man das wirklich so sagen darf. Darf man den Kindern sagen, dass es eben durch alle monatlichen Ausgaben knapp ist und man eben kein "Eventvater" sein kann? Ich hatte den Eindruck, dass es ihm schon leid tat, dass er diesen Wunsch abschlagen muss.
Meine Freundin, die in einer recht schwierigen Lage ist, haut ihrer Tochter (14) regelmäßig die schonungslose Wahrheit um die Ohren. Die Exfrau meines Exmannes hat auch nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie den Vater für unfähig hält. Die Begründung hierfür ist, dass sie keine Lust haben, den Kindern was vorzulügen.
Aber für mich zieht das weite Kreise. Gut, meine Tochter hat zum Vater (auf seinen Wunsch hin, lange Geschichte) keinen Kontakt. Aber ist es denn richtig, in einem Fall (mein Exmann hat zu seinen 3 Kindern wirklich null Kontakt) wie diesem z.B. dem Kind ab einem gewissen Alter WIRKLICH die Wahrheit zu sagen?
Ich habe bisher noch keine Fragen meiner Tochter hierzu beantworten müssen. Sie kommt sehr gut mit meinem Mann zurecht, weiß, dass er nicht ihr Vater ist, nennt ihn auch nicht Papa. Aber irgendwann... ja irgendwann werden auf mich ähnliche Situationen zu kommen. Und dann? Lügen, die Wahrheit abschwächen (für mich persönlich auch lügen), schweigen?
WAS macht man dann?
Liebe Grüße
Eine nachdenkliche Arletta
Wieviel Wahrheit darf man den Kindern entgegenbringen?
Ich muss ehrlich sagen ich hab das auch schon mal so gesagt, weil ich echt nicht weiter wusste damals
Bei uns sind solche Events ein einmaliges Jahresausflug in Parks echt ein Highlight und Ausnahmen, wir können auch nicht 3 mal im Jahr für nur mit Eintritt 100 euro oder mehr, dazu noch Verpflegung und hinkommen, das geht nicht öfter.
Und die Tochter hier war nun kein Kleinkind mehr, ich hätte es vielleicht anders verpackt das es eben gerade nicht geht weil vielerlei Sachen anfallen wo es gerade nicht ermöglichen, aber wir waren ja nicht in der Situation....
Ich finde man sollte bei der Wahrheit bleiben, sie vielleicht wenn sie schlimmer ist etwas einfacher machen. Man hat ja dennoch Kinder vor sich
Ich kann mir das auch gut vorstellen, dass man irgendwann nicht mehr weiß, was man noch "vormachen" soll.
Ich frage mich, was ich tun würde, wenn meine jetzt 5 Jährige mal sowas fragt.... und mit 11 dann spürt dass es nicht ganz so die Wahrheit war, weil sie es ja anders erlebt. Wenn meine Motte mich fragen würde, warum ihr Papa nicht für sie da ist, müsste ich ja - rein Wahrheitsgemäß - antworten, dass er für sie in seinem Leben keinen Platz vorgesehen hat... Meine (vielleicht ethische) Frage dazu ist: ist das nun Wahrheit sagen oder aufhetzen?
Würde das Kind von gestern seiner Mutter nun erzählen "dass der Papa nicht ins Phantasialand fährt, weil er ja soviel Unterhalt zahlt", kann ich nun ganz klar vorhersehen, was die Mama dazu wohl denkt/sagt....
> Wahrheitsgemäß - antworten, dass er für sie in seinem Leben keinen Platz vorgesehen hat... <
Ja, wenn Du es so formulierst ist es aufhetzen. Du bewertest damit sein Handeln, ob er für sie einen Platz in seinem Leben vorgesehen hat kannst Du nicht beurteilen.
Wenn Deine Tochter fragt, warum ihr Vater keinen Kontakt zu ihr hat kannst Du wahrheitsgemäß antworten und ihr sagen, dass Du es nicht weißt, dass nur er das beantworten kann.
So ein "keinen Kontakt zum eigenen Kind haben" ist ja sicher mal irgendwie entstanden. Keine Ahnung, ob Du ihr zum gegebenen Zeitpunkt erklären kannst wie das so passierte.. ich weiß ja nicht was vorgefallen ist.
Lichtchen
Ich finde, ab einem gewissen Alter kann man den Kindern schon die Wahrheit sagen. Ein Mädchen mit 13 Jahren ist kein kleines Kind mehr, dass eine solche Information nicht richtig verarbeiten kann. Mein Mann hat es bisher eher vermieden, mit seinem Sohn über sowas zu sprechen, bis vor ein paar Monaten. Da hat seine Mutter ihm gesagt, sie müsse sich einen Nebenjob suchen, weil sie den Kindern sonst nichts mehr kaufen kann. Da ist meinem Mann fast der Kragen geplatzt. Er hat sich mit ihm hingesetzt und ihm erklärt, wieviel er jeden Monat für ihn und seine Schwester zahlt. Darüber hinaus kaufen wir ihm auch regelmäßig neue Klamotten. Seine Mutter kündigt alle paar Monate ihre Jobs, weil sie "gemobbt" wird, bekommt vollen Unterhalt und Kindergeld (ca.1000,-€) und ihr neuer Mann verdient auch sehr gut.
Und dann den Kindern quasi ein schlechtes Gewissen machen, geht gar nicht, und das mussten wir klar stellen.
Auch meine Eltern haben mir als Teenager nicht jeden Wunsch erfüllt, warum sollte es bei Scheidungskindern anders sein.
So ähnlich haben wir es auch erlebt leider war unsere Diskusion schon davor sehr hitzig
Völlig verständlich... ich befürchte irgendwann würde auch ich impulsiv die Wahrheit raushauen...
Es ist nun mal so, dass man nicht jeden Wunsch erfüllen kann, weil das Geld nicht auf den Bäumen wächst. Dem eigenen Kind sagt man doch auch, wenn für etwas kein Geld da ist, aber einem gewissen Alter. Wieso sollte man es dann hier nicht tun?
Es ist nun mal nicht möglich Unterhalt zu zahlen, und dann jedes Wochenende sowas wie Fantasia Land etcpp. zu unternehmen. Und mit 13 kann man das glaube ich auch verstehen... er hat es ja freundlich gesagt, und es war kein Vorwurf an die Kleine.
Huhu,
wir sagen dem Mittleren öfters die Wahrheit, besonders wenn er irgendwann mauelt.
Aktuell z.B. der Große fuhr zum Fußballcamp, gesponsert von den Großeltern, der Mittlere hätte auch mitfahren können, durfte aber vom Vater her nicht, weil es innerhalb seiner Zeit war. Je näher der Termin kam um so mehr meckerte der Mittlere rum, weil er eben fahren wollte. Wir haben ihm klipp und klar gesagt, dass sein Vater nein gesagt hat.
Der Kv brachte dann beim Abholen in die Sommerferien den Bringer und fragte was mit dem Fußballcamp denn wäre (4 Tage bevor es los ging), da hat mein Mann ihm gefragt "Wieso du hast doch von Anfang an nein gesagt", da wollte uns der KV den Buhmann zuschieben, weil natürlich das Kind bei ihm deswegen auch meckerte.
Oder mein Mann will mit den Jungs zum Fußball, egal ob Stadionbesuch oder Tag der Fans. Er hat vorher den KV gefragt, dieser hat das bis jetzt immer verboten und gesagt er fährt selber mit dem Kind (ist er in den 4 Jahren die wir nun zusammen sind, nicht einmal aber sagt es immer auch vor dem Kind, dass sie dahin fahren).
Lg
P.s. mein Exmann hat unserem Sohn schon so einiges erzählt, was seine Wahrheit ist u.a. auch dass meine anderen Söhne nicht seine Brüder sind
Hätte man den Umgang zur Ferien zeit nicht verschieben können?
Manche versuchen es mit allen mitteln leider .
Du der Kv war zur gleichen Zeit im gleichen Ort weil sein Vater da wohnt und hätte das Kind sogar abends mit nach Hause nehmen können.
Vom Gericht her hätte er nicht mal Umgang in den Ferien.
Die Beispiel,die du nennst sind in meinen Augen zwei paar Schuhe.
Den ex Partner schlecht machen geht gar nicht,das hat nichts mit Offenheit zu tun.
Dem Kind aber irgendwann klar machen, dass man Unterhalt zahlt und halt nicht begrenzt Geld hat finde ich nicht verkehrt. Auch wir haben das irgendwann der Tochter meines Mannes erklärt, da in ihrer Wahrnehmung irgendwie die Mama immer mehr für sie gekauft hat als der Papa und sie dann sich bei uns noch weiteres gewünscht hat. Sie hätte natürlich keine Ahnung, was Unterhalt eigentlich ist und wie das so aufgeteilt wird bei den Eltern.
Gerade wenn noch weitere Kinder da sind, wird es irgendwann auch ziemlich kompliziert. Ich fand zum Beispiel auch Weihnachten immer etwas schwierig, weil ich gemerkt habe, dass sie geknickt war, weil ihre Geschwister mehr bekommen haben als Sie.
Dass sie aber auch bei der Mama beschenkt wird und dazu noch 4 großelternpaare am Start sind, hat sie irgendwie ausgeblendet.
Was ich nicht so geschickt finde ist, dass man sagt, dass man sich das nicht leisten kann, weil man ja so viel Unterhalt zahlen müsste.
Das könnte man auch anders regeln.
Ich muss dazu aber auch sagen, ich sehe einen Unterschied zwischen Vätern, die nur Unterhlat zahlen und sonst nichts mit dem Kind unternehmen, es kaum sehen, oder den Vätern, die ihrem Kind ein zweites Zuhause schaffen, mit ihm in Urluab fahren und und und...
Hi,
also ungefragt oder um meine Wut / meinen Frust rauszulassen, würde ich mich zu solchen Themen nicht äußern.
Aber auch ohne Patchwork sage ich meinem Sohn, dass ich x oder y nicht tun oder kaufen kann, weil dafür kein Geld da ist.
Was ich auch legitim finde ist, dass Umgangskinder wissen, dass Unterhalt fließt und dass Highlights on top eben nicht immer möglich sind. Insbesonders dann, wenn die Mutter ihnen vermittelt, dass sie ja gar kein Geld hätten, aber vom Vater pro Monat der gesetzliche Unterhalt in die Kasse kommt.
Hinsichtlich des Kümmerns: Ich würde ehrlich sein, aber nicht verletztend. Nicht "Dein Vater ist ein gewissenloser Arsch, der sich nicht kümmert" sondern "ich weiß auch nicht, warum Papa sich nicht meldet / kümmert".
Man darf nie vergessen, Kinder sind auch "50% Papa" und ihnen zu vermitteln, dass Papa "scheiße" ist, vermittelt ihnen auch, dass ein Teil von ihnen "scheiße" ist.
Nach wie vor bin ich der Meinung, dass Kinder sich ihr eigenes Bild machen sollen. Und wenn das weh tut, dann helfen wir ihnen dabei, das auszuhalten und zu verarbeiten.
LG
Hallo, ich bin der Meinung dies ist der falsche Ansatzt. Sie könnenes sich nicht leisten weil einfach nicht genug Geld da ist und nicht weil er Unterhalt zahlen muss.
Wenn man es so formuliert macht man es sich verdammt einfach, einfach die Schuld auf andere schieben.
Nein, man muss nicht lügen, aber aufhetzten muss man auch nicht.
Und kindern und Jugendlichen die gesammte finanzielle Situation offenlegen muss man auch nicht, vorallem wenn damit ein Elternteil schlecht gemacht wird. "wir sind ja so arm weil Papa nicht bezahlt".
Das Mama selbst nicht arbeiten geht hat damit natürlich nichts zu tun. Kinder müssen nicht alles wissen, Kinder dürfen das Wissen womit Sie altersentsprechend umgehen können.
Ich sage allen unseren Kindern, gemeinsame Tochter, mein Sohn und meinen Besuchskindern, dass Geld nicht auf den Bäumen wächst und bei 5 Kindern von mir und Papa nicht immer jeder Wunsch erfüllt werden kann. Es gibt Ausgaben, z.B. Essen usw. Reisen die erst bezahlt werden müssen.
Leider müssten wir den Jungs meines Mannes auch schon mal erklären was Mama an Geld für sie hat. Weil Madam ihnen gesagt hat sie wären so arm und es würde nicht mal für Brot reichen, dass kame daher, weil Papa sein ganzes Geld lieber der kleinen Schwester gibt.
Sie hat für die Jungs mit Kindergeld 1500€, dass sollte wohl für Brot reichen.
Es ist sehr schade, wenn man sowas erklären muss. Und ob die Jungs das wirklich verstehen?
LG
Das hatten wir auch, da ich beim Reiten wo ich nicht zahlen wollte sagte das zahlt Mama nächste mal maulten beide in hohen Tönen, Mama ist so arm usw. da istm ir der Kragen geplatzt
....soll natürlich Sachen nicht Reisen heißen....
Wobei Reisen auch mal schön wäre