Hallo ihr Lieben,
kurz zur Situation: Mein Partner und ich sind seit über 5 Jahren zusammen. Er hat eine Tochter von 11 Jahren, die alle 14 Tage und in den Ferien bei uns ist. Unter der Woche gehen die zwei joggen, weil beide abnehmen möchten/müssen. Die Mutter und er sind aber schon seit der Geburt getrennt.
Mein Verhältnis zur Tochter war die ersten 2-2,5 Jahre sehr gut: zusammen baden, Haare flechten, Händchen halten - volles Programm - allerdings nur, wenn es ihre Mutter nicht mitbekommt - ich gehe von einem damals starken Loyalitätskonflikt aus. Seit 2 Jahren etwa ist das Verhältnis eher schwierig. Sie grenzt mich aus, beachtet mich (teilweise absichtlich) nicht, spricht immer nur von "wir zwei" (Papa und sie), ruft mich nicht zurück und antwortet mir im WhatsApp auch nicht. Zwischendrin ist bis auf die normale Entwicklung (Pubertät?) und das Zusammenziehen nichts passiert.
Wenn ich "unter Mädels" schon versucht habe mit ihr darüber zu sprechen, dann kommt nichts. Wirklich nichts - sie gibt keine Antwort und zuckt nur mit den Achseln. Ihrem Vater sagt sie, es sei alles gut. Ich habe es die letzten zwei Jahre so hingenommen und sie dennoch immer lieb gehabt (und auch genauso behandelt). Hinzu kommt, dass sie ziemlich unselbstständig ist: wäscht sich nicht, lässt alles stehen, kann sich nicht selbst beschäftigen - muss non-stop bespaßt werden. Früher habe ich an den Wochenenden im Kinderzimmer geschlafen und sie mit Papa im Schlafzimmer. Zur Zeit schläft er mit ihr auf der Couch (Grund siehe unten).
Dieser Umstand allein ist für mich schon unangenehm, nicht schön und oft anstrengend - so sehr, dass ich mich manchmal dabei erwische, mir zu wünschen, dass sie am Wochenende nicht da ist.
Zum eigentlich "Problem":
Nun bekommen wir ein Baby. Die Entbindung fällt genau in die Zeit, in der sie bei uns ist. Wäre kein Thema, weil wir/ich da einfach durch müssen.
Seit einigen Tagen weiß sie, dass sie ein Geschwisterchen bekommt (sie wurde aber schon Monate zuvor darauf vorbereitet. Papa hat ihr gesagt, dass er sich ein Geschwister wünscht und sie gefragt, ob sie damit einverstanden ist - ja, war sie).
Aber ihre Reaktion war furchtbar. Total emotionslos, sie hat nicht mal gefragt, ob es ein Mädchen oder Junge wird. Ihre Mutter hat erzählt, dass sie wohl zuhause nun Alpträume hat und ständig weint. Ihre Mutter ist hier aber wenig eine Hilfe - sie weint selbst, weil sie nach 11 Jahren noch stark an ihrem Ex-Mann hängt. Sie fragt ihn ständig, ob er mich wirklich liebt und so weiter. Ich denke, dass sie zwei (Mutter und Tochter) sich gegenseitig runterziehen. Sätze wie "ja, jetzt haben die zwei eine eigene Familie. Papa braucht uns nicht mehr" sind von der Mutter schon gefallen.
Mein Partner ist von der ganzen Thematik auch angestrengt - ihm sind aber die Hände gebunden, weil er seine Tochter natürlich nicht verlieren möchte.
Ich weiß, dass es keine allgemeine Lösung gibt und eigentlich nur ich meine Einstellung dazu ändern muss. Aber vllt. gibt es jemanden, der ähnliches mitmacht?
Lieben Dank für Eure Zeit und Antworten!
Schwierige Konstellation / Bonusind + Baby
Hallo, ich habe mich darüber gewundert, das ihr sie nach ihrem Ei Einverständnis für ein Geschwister gefragt habt. Was wäre denn, wenn sie nein gesagt hätte?
Macht wenig Bohei drum, dann klappt es sicher bald, wenn sie merkt, das es das normalste der Welt ist.
Hallo.
Ich würde die Schwangerschaft bzw. das Baby vorerst gar nicht mehr thematisieren.
Je mehr ihr mit ihr drüber redet, desto mehr verfahrt sich die Situation wahrscheinlich. Ich glaube, es ist besser, wenn ihr einfach alles auf euch zukommen lasst. Und wenn das Baby erstmal da ist, müssen so und so alle Beteiligten erst mal in die neue Lage reinwachsen.
Lass dir dem Mädchen gegenüber nix anmerken und frag nicht mehr nach, warum sie sich dir gegenüber so benimmt. Wie du ja schon gemerkt hast, bekommst du eh keine direkte Antwort drauf. Und der Grund ist wahrscheinlich, dass sie (von sich aus) auch gar keinen benennen kann. Wahrscheinlich "färbt" die Mutter auf das Mädchen ab. Sie kennt die Meinung ihrer Mutter dir/euch gegenüber und fühlt sich wohl verpflichtet, genauso zu fühlen. Schwierige Lage - auch für das Kind.
Auch wenn es schwer ist. Lass dich nicht beirren. Sei (wie immer) nett zu ihr und du wirst sehen, dass sich der Rest wieder einrenkt. Mit Sicherheit hat sie Angst vor der Zukunft. Sie ist ein Kind und kann sich noch keine Vorstellung machen, wie es sein wird, wenn da plötzlich noch ein Geschwisterchen da ist. Noch dazu von einer anderen Mama. Drum.... gib ihr einfach Zeit.
Zum Thema Körperhygiene: Da müssen dein Mann und du natürlich an einem Strang ziehen. Waschen/duschen/Haare waschen gehört dazu, genau so wie tägliches Zähneputzen. Aus die Maus.
Zur Schlafsituation: Wenn sie es von daheim her nur so kennt, dass sie nie alleine schläft, dann ist es natürlich bei euch erst recht ungewohnt für sie. Aber vielleicht fällt euch ja gemeinsam eine Lösung ein. Ich würde erstmal die anderen "Baustellen" beseitigen, dann gibts für das Schlafen sicher auch eine passable Lösung.
Hallöle. Ich erinnere mich daran, als mein Exmann unserer gemeinsamen Tochter erzählt hat, dass er mit seiner neuen Partnerin noch ein Kind bekommt. Mein Tochter war irgendwie peinlich berührt; sie war damals 7, und der vom Papa erhoffte Freudentanz blieb aus. er versuchte ihr immer einzureden, dass sie eine Schwester bekommt, und meine Tochter hat damals schon gecontert, dass es halt eine Halb-Schwester sei, und keine Schwester.
Ich denke, dass von den Geschwisterkinder in diesen neu gemixten Partnerkonstellationen zu viel erwartet wird. Sie sollen die neuen Partner akzeptieren, die neuen Wohn-/Besuchsumstände, das TingelTangel zwischen den eigentlichen Eltern, und dann soll man noch die Freude-Erwartung über ein neues Geschwister/Halb-Geschwister erfüllen. Ganz schön viel Trubel für etwas, was das Kind ja gar nicht mitzuverantworten hat.
Fakt ist halt auch, dass jedes Trennungskind sein Päckle zu tragen hat, da kann man als Eltern noch so harmonisch auseinandergegangen sein. Die Trennung von meinem Exmann ist schon über 10 Jahre her, meine Tochter war 1,5 Jahre alt damals, und trotzdem gibt es bis heute einfach Themen zwischen ihr und ihrem Papa, die für Unruhe sorgen, auch in Bezug auf ihre kleinere Schwester/Halb-Schwester.
Diese Patchwork-Konstellationen sind einfach nicht "ohne" und wer sich darauf einlässt, muss definitiv den rosa Schleier vor den Augen heben. Da mischen immer viele Leute in der Beziehung mit, und meist ist es eine stressige Ex oder was auch immer.
Was wir aus unserer Patchi-Situation gelernt haben: WIR als Paar müssen uns einig sein, was WIR wollen, auch in Bezug auf unsere Kinder (jeder hat eigene, wir haben kein gemeinsames), und das ist das Wichtigste. Aber das ist halt ein Lernprozess. Zu viele Köche verderben den Brei, und je mehr Leute in solch einer Beziehung mitquatschen können, desto komplizierter wird es.
Ein (Halb)-Geschwister kann man als Kind definitiv überleben - deshalb würde ich an Eurer Stelle diesem Thema gar keine so große Bühne bieten.