Patchworkproblematik

Hallo ihr Lieben,

zu unsrer Situation.. wir leben als kleine Patchworkfamilie. Ich habe meine Tochter mitgebracht, welche auch bei uns lebt. Meine Tochter wird bald 4 und kennengelernt hat mein Mann sie als sie 1 Jahr alt war.
Er war so toll zu ihr anfangs und sie hatten eine wirklich tolle Beziehung. Richtig innig und liebevoll.

Wir haben anfangs eine Fernbeziehung geführt (50km) und uns mehrmals die Woche gesehen.
Aber seitdem wir zusammen wohnen ist der Wurm bei beiden drin (Nov.19).

Gefühlt kann mein Mann sie absolut nicht mehr leiden. Sie nervt ihn nur. Ist ihm zu laut. Quasseln zu viel..wenn sie mal zickt ist sie das „Terrorkind“.
Ihm wäre am liebsten sie würde nie Widerworte geben und sich kümmern (alleine spielen, leise sein etc).

Ja sie ist sehr aufgeweckt. Ein Zappelphilipp/Pipi Langstrumpfkind.
Irgendwo kann ich ihn ja verstehen das er damit nicht umgehen kann. Er meint selbst er kennt solch aufgeweckte Kinder nicht und er selbst kommt aus einem kleinen Dorf, da hat noch Disziplin und Ordnung geherrscht.. da hab’s auch mal ein Klaps usw. Ich bin da eben das Gegenteil. Ich gehe viel auf sie ein und rede und erkläre. Natürlich gibts auch Regeln usw. Aber ich rege mich nicht auf wenn sie zb die restlichen Krümel nicht vom Teller aufgegessen hat.

Es ist gefühlt jeden einzelnen Tag ein Machtkampf. Jeder von beiden will recht und das letzte Wort. Und er fühlt sich so arg getriggert von ihr egal was sie macht. Sie kann ihm irgendwie nichts recht machen.

Zusammen haben wir jetzt noch eine 1 jährige Tochter und seitdem ist sowieso alles gegessen. Sie ist toll und sein Stern und „so lieb“.

Ich weiß mittlerweile nicht mehr was ich tun oder sagen soll. Selbst wenn ich versuche mit ihm zu reden. Schaltet er auf stur. Nach dem Motto „Ich halte nicht zu ihm“. Es ist so ein Kindergarten.. Und ich fühl mich einfach nur noch schlecht. Ich stehe zwischen den Stühlen und gebe mir Mühe zu vermitteln und alles ist meistens umsonst. Mich macht es auch so arg traurig das sie so eine tolle Beziehung hatten und jetzt.. sie liebt ihn immer noch sehr aber seine Art und Weise zu ihr..

Habt ihr Erfahrungen oder Ratschläge?
Gibts eventuell Anlaufstellen zum beraten oder vermitteln?

Maria

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Vorweg: ob es Anlaufstellen für sowas gibt, weiß ich auch nicht. Er kann sich sicher um Therapie oder sowas bemühen, aber dafür muss er selbst einsehen, dass er Agagressionen gegenüber einem kleinen Kind hat- und das scheint er ja nicht.

Deine Tochter tut mir leid. Beide haben sich toll verstanden und im Prinzip mit Ankündigung des Geschwisterchens (wenn ich richtig rechne) und Umzug/Einzug des Stiefpapas hat sie ihren tollen Stiefpapa verloren. Ob es Zufall ist, dass sein leibliches Kind ganz toll ist und das Stiefkind jetzt "ungezogen"? Ich denke kaum. Jetzt, wo das leibliche Kind da ist, kann ihm deine Tochter ja egal sein, sie ist ja nicht "seins". Und jetzt kann er da kritisieren und sich beschweren und sie anmeckern- sein kleiner Engel macht das alles nicht.
4 Jahre alte Kinder dürfen laut sein, müssen nicht den Teller säuberlich leer Essen und können auch mal trotzig sein. Es sind Kinder. Dein Mann versteht das nicht.

Ich muss ganz ehrlich sein- ich würde mir das nicht anschauen. Suche ein klärendes Gespräch mit ihm, sei dir aber vorher bewusst, was deine Konsequenz ist, wenn sich nichts ändert. Deine Tochter ist noch klein, wie denkst du, wird er reagieren, wenn sie 10 Jahre alt ist? Oder mit 15? Ich wette, deine Tochter merkt jetzt schon, dass er sie nicht mag.
Wenn sich nach einem Gespräch nichts ändert, würde ich die Kinder einpacken und gehen. Dein Mann arbeitet gegen dein Kind- das würde ich mir nicht lange anschauen, zum Schutz beider Kinder.

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Mein Mann hat das in seiner Kindheit erlebt und ich kann nur sagen - es ist echt nicht schön. Wenn dann das „eigene“ Kind da ist und das Stiefkind fühlt, dass es jetzt egal ist.

An deiner Stelle würde ich wirklich überlegen, eine räumliche Trennung zu schaffen. Deine Tochter tut mir nämlich wahnsinnig leid! Das wird sie in ihrem jungen Alter nämlich doch mehr mitnehmen und belasten, als du vllt denkst!

Es ist eben doch was anderes, mit einem Kleinkind zusammen zu leben und alles mitzubekommen, als es nur ab und zu zu sehen. Und nur die spaßigen Seiten abzubekommen. Dein Freund scheint tatsächlich wenig Ahnung von dem zu haben, was heute normal ist und die gängigen Ansichten. Aber er ist da natürlich auch noch nicht so reingewachsen.

Trotzdem würde ich tatsächlich akut erstmal verschiedene Wohnungen vorschlagen. Oder zumindest mal gemeinsam eine Beratung bei Kinderschutzbund o.ä. in Anspruch nehmen.

Alles Gute!

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Natürlich hältst du nicht zu ihm, sondern logischerweise zu deinem Kind. Seine Ansichten sind doch sehr abstrakt.
Deine 4jährige hört sich für mich nach einem normalen Kind an. Und das ist ihm schon zuviel? Sie soll sich am Besten in Luft auflösen, damit er nichts mehr hört und sieht von ihr?
Hat er echt überhaupt keine Ahnung von Kindern und schwenkt nur mit der alten Keule von seinem Dorf?
Für mich gäbe es nur eine gemeinsame Zukunft, wenn er sich ändert und die Vierjährige akzeptiert und auch so behandelt. Er hat sich schließlich eine Frau mit Kind ausgesucht.
Seine 1jährige Tochter wird sich auch ändern.
Nicht nur das Trotzalter wird an seinen Nerven zerren, dass ist nur die sanfte Vorstufe von dem was noch kommen kann. Nicht muss, aber kann.
Empfindet er sein Verhalten als richtig, dann wäre er nicht der Richtige für mich.
Deine Große würde ewig darunter leiden und das tue ich meinem Kind nicht an. So toll kann er in anderen Dingen gar nicht sein. Meine Kinder und deren Wohl stehen an erster Stelle. Es kann nicht sein, dass das eigene Kind bevorzugt wird und das andere nur geduldet.
Er ist doch ein Erwachsener und sollte selbst wissen welchen Schaden er mit seiner Abneigung dem Kind zufügt. Ich finde das unfassbar.

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Ich habe das gleiche Problem. Vor dem gemeinsamen Kind, schenkte er meiner Großen Geschenke, buddelte im Sand, war begeistert. Jetzt sitzt er lieber mit dem Baby auf der Bank und schickt mich los zum Klettern.
Wir haben dazu viele andere Probleme, aber das sind so Sachen, die ich nicht abkann. Es gab eine Situation, da ist ein Ball in Richtung des Babies gerollt und er hat meine Große mehrfach scharf beschuldigt. Sie hätte mit Absicht auf das Baby geschossen, ich war dabei, sie ist auch wild. Er hat gedroht er würde nicht mehr mit ihr spielen.
Diese Situation hat Spuren bei mir (und sicherlich auch bei der Großen) hinterlassen und eigentlich hat es die Beziehung beendet.
Ja, so eine "belanglose" Situation. Ich hab mich oft gefragt, ob ich das zu eng sehe, falsch interpretiere - nach dem Motto man sucht den Fehler bei sich- aber das ist ein ganz fieses Gefühl. Er spielt mal mit ihr, aber eher so herzlos, so empfinde ich das.
Jetzt im nachhinein hat er gemeint, er wolle eine Bindung zur Großen aufbauen, wo ich fast im Dreieck gesprungen bin. Jetzt? Es hätte unser Baby nie gegeben, wenn er mir vorher signalisiert hätte, dass er sich der Sache nicht bewusst ist.
Jetzt sitze ich hier. Alleinerziehend mit 2 Kindern und großen Ängsten.
Aber ich kann das nicht.

Ich höre mir gern eure Meinungen an, findet hier irgendjemand, dass ich das zu eng sehe?
Mich beschleicht das Gefühl, dass wenn ich die Beziehung fortsetze, dass ich genau in deine Situation (TE) reinkomme.
Das Baby ist so süß, aber die Große hat Schulaufgaben, es gibt was zu tun...
Dann heisst es bald, ich nehme das Baby und du kannst mit der Großen hinfahren...

Daran würde ich als Mama kaputt gehen.

Ich habe Vertrauen verloren.

Ich glaube es ist besser frühzeitig auszusteigen. Auch wenn das ganz schön schwer ist.

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Zusatz: Sie hat nicht extra auf das Baby geschossen.
Und er hat sich darauf bis heute versteift und verhaart auf seine Meinung.
Und selbst wenn, so kann man ein kind nicht angehen.
Wie würde er reagieren, wenn beide Kinder von ihm wären, würde er da auch so eine Story draus machen?

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Ich fürchte ihr habt mehrere Baustellen, und das ist mehr als nur ein Patchwork Problem.
1) unterschiedliche Ansichten zur Kindererziehung. Auch das süsse einjährige Baby kommt mal in die Trotzphase und wird eine wilde vierjährige. Wie will er damit umgehen? weiter mit dem Erziehungsstil von vorgestern? Bist Du bei der 4 jährigen evtl. manchmal zu wenig konsequent gewesen? und ist ihre Wildheit teilweise Ergebnis davon? wenn ja, wie kannst Du das ändern?
2) Status Stiefkind vs. leibliches Kind: auch wenn er in seinem Herzen Unterschiede macht sollte er das NIE die Kinder spüren lassen. Das macht soviel kaputt.
Da würde ich ihm eine super deutliche Ansage machen. So nach dem Motto uns Mädels gibt es für Dich nur im Dreierpack, Entweder alle oder keine!
3) Familiengefüge: wie reagiert seine Familie auf die 4 jährige? haben sie sie wie ein eignes Enkelkind angenommen oder machen sie Unterschiede und er folgt diesem Vorbild? was ist mit dem Papa und den Grosseltern väterlicherseits der Grossen? können die etwas den Stiefkindstatus kompensieren?
4) Verhalten Deiner Kinder zueinander: wenn die Grosse spürt die Kleine wird vom Papa bevorzugt kann passieren das sich ihre Wut auf die Kleine richtet. Daher würde ich auf Signale achten und auch wieder den Papa in die Pflicht nehmen. Das muss in jedem Fall verhindert werden.

Alles Gute!

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Dein Kommentar spiegelt sich sehr mein Denken wieder.
Das Thema Erziehung ist wirklich eine große Baustelle. Auch das die kleine mal groß wird und trotzig bzw ihren eigenen Willen entwickelt habe ich ihn auch gesagt. Auch das es ja nicht nur ruhige Kinder geben kann.
Ja vielleicht wirken wir uns manchmal auch entgegen. Ich versuche wahrscheinlich oft der großen etwas durch gehen zu lassen um ihm eben entgegen zu wirken. Dabei sollten wir ja einen gemeinsamen Weg finden.
Zum anderen ja es ist ok wenn er nicht die gleichen Gefühle für die beiden hat, aber eben zeigen sollte man das nicht. Das eben fühlt wie man fühlt.
Seine Familie akzeptiert die große genauso wie ihr leibliches Enkelkind. Da gibt es gar keine Probleme oder Unterschiede. Sie wohnen aber auch 50km
entfernt und wir sehen sie kaum. Leider. Mein Mann wurde zwar so streng erzogen nach dem Motto „Hab dich nicht so“.. so erzählt er es zumindest immer. Aber wenn wir mal bei seiner Familie sind sind sie sehr liebevoll zu den Kindern. Ich denke manchmal würden wir sie öfter sehen, das sie eventuell ihr auch mal ins Gewissen reden könnten. Auf seine Familie hört er meistens.
Die große geht gar keinen Wut gegen die kleine. Sie liebt ihre kleine Schwester über alles und hat ein tolles Verhältnis zu ihr.

Danke dir!

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Du solltest nicht zwischen den Stühlen stehen, sondern ganz klar hinter deiner Tochter. Es klingt, als würdest du einfach von Streitigkeiten zwischen zwei Personen berichten. Eine Person ist aber dein Kind. Und das musst du schützen, es merkt doch, was los ist. Da ist es auch egal, wie lebhaft es ist oder warum.

Ich glaube auch nicht, dass "früher auf dem Dorf" alle Kinder weniger lebhaft waren. Ich glaube eher, dein Mann kennt nicht so viele Kinder.

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Ich gebe ak4343 recht...

Ergänzen will ich aber noch: es gibt eine Menge Familienberatungsstellen, Paartherapeuten die sich auf Thema Patchwork spezialisiert haben etc.pp.
Da musst du nur googlen,

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"Irgendwo kann ich ihn ja verstehen das er damit nicht umgehen kann."

Nein, das kann ich NICHT verstehen.
Er kennt das Kind seit 3 Jahren und sollte in seine Stiefvater-Rolle reingewachsen sein ... egal wie pflegeleicht oder wirbelig das Kind ist.

Wenn er sich auf ein Kind nur einlassen kann und will, wenn alles eitel Sonnenschein ist, ist er als Vater ungeeignet.

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Ich bin auch so ein Stiefkind!

Meine Stiefmutter fand mich ja sooo toll und wir haben uns gut verstanden.
Dann kam mein Bruder!
Ab da war ich anstrengend und nervig.

Ich durfte mir Dinge anhören von der Frau u d wurde schlecht behandelt.

Ich durfte mich zb nicht mehr bei meinem Bruder aufs Sofa setzten, das wird ja dreckig!

Bitte pass auf deine große auf das sie nicht leiden muss.

Lg Janine

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Danke für deine Antwort und Erfahrung!
Das tut mir sehr leid was du erleben musstest!
Ich möchte auch nicht das meine Tochter so leidet.

Solche Situationen welche du beschreibst, gibt es bei uns zum Glück nicht (Sofa).

Aber die Verhaltensweise geht nicht.
Meine große liebt ihn auch und geht zb kuscheln. Manchmal hab ich das Gefühl er sieht diese positiven Dinge gar nicht.
Er möchte aber auch eine Lösung finden und wir kümmern uns gerade um eine Beratungsstelle.

Alles Gute!

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Hallo riialein,

eure Familiensituation die du da beschreibst, spiegelt fast haargenau meine eigene Geschichte wieder. Ich bin eine "Betroffene" und möchte dir wirklich sehr ans Herz legen, dich schützend vor dein älteres Kind zu stellen.
Das Verhalten deines Freundes kann schlimme seelische Wunden bei deiner Tochter hinterlassen, sie wird früher oder später auf jeden Fall spüren, dass sie in seiner Wahrnehmung immer hinter ihrer Schwester stehen wird und letzten Endes kann das tatsächlich auch zu einem gestörten Verhältnis zu dir enden. Ich habe mich all die Jahre von meiner Mutter so im Stich gelassen gefühlt, dass das unsere Beziehung zueinander nachhaltig belastet, auch, und vor allem jetzt, wo ich selber Mutter bin und das macht mich sehr traurig. Das Urvertrauen zu ihr ist einfach erschüttert, selbst Gespräche und eine Therapie hat es nicht wiederherstellen lassen.
Meine Mutter hat sich irgendwann von meinem Stiefvater getrennt, da war ich aber schon erwachsen und es war für mich zu spät.
Ich möchte dir nichts zu deiner Beziehung raten, das kannst nur du beurteilen, aber bitte schütze deine Tochter vor diesen Mißachtungen und Herabsetzungen, es wird dadurch soviel in einem Kind zerstört.
Ich wünsche dir alles Gute und viel Kraft - sei eine Löwenmama!
Isa

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Danke für deine Erfahrung!
Tut mir so leid was dir passiert ist. Und genau davor hab ich auch Angst!
Ich möchte nicht das sie leidet. Sie liebt ihn auch sehr..nur sieht es das glaube ich manchmal nicht.
Das tut mir auch sehr weh.
Es ist aber nicht immer so, er kann auch lieb sein und unternimmt zb mal was mit ihr. Ich weiß das es also geht.. das macht mich auch so kirre manchmal. Er will aber selbst was ändern und ich habe soeben bei einer beratungsstelle einen Termin bekommen. Unsere Beziehung ist eigentlich schön und stabil.. nur dieses Verhalten und Thema belastet es sehr momentan. Ich hoffe sehr das ein Außenstehender gut vermitteln und helfen kann.
Ich werde immer hinter meiner Tochter stehen. Mich zerreißt diese Situation trotzdem gerade sehr.
Danke für den letzten Satz- der hat mich gerade wirklich berührt.

Alles gute!