Schaut sich das eigene Kind das Verhalten des Stiefkindes ab?

Hallo Zusammen,

meine Frau und ich sind seit ca. 4 Jahren zusammen. Sie brachte eine kleine Tochter mit – jetzt 6 Jahren. Der Anfang war für mich sehr schwierig, ich bin mit Ihr ohne Kontakt zur Tochter zusammengekommen. Und wir haben das kennenlernen mit der Tochter Stück für Stück gemacht.
Am Anfang war sie extrem abweisend zu mir, alles musste Mami machen, alles geben, alles wurde sie gefragt.
Ich habe dann versucht mich immer einzubringen und es gab immer Streits, meine Frau dazu zu bewegen, wenn sie etwas gefragt wurde, wenigstens ab und zu, zu sagen "frag doch den Klaus, ich kann grade nicht…"
Mit der Zeit ist es dann besser geworden bzw. ich habe mich etwas dran gewöhnt. Jetzt, ist es so, dass das Kind schon vergleichsweise oft auch mit mir Sachen machen möchte. Und hin und wieder auch von alleine mich fragt. Trotzdem ist es manchmal noch etwas schmerzlich, wenn wir z.b. nach einer Wanderung wieder nach Hause kommen, läuft das Kind immer nur der Mami hinterher und beschäftigt sich mit ihr. (mir ist bewusst, dass es auch komisch wäre wenn sie mir hinterher laufen würde...)
Inzwischen Kuschel sie manchmal sogar ein wenig mit mir, aber meist nur wenn die Mami nicht da ist. Die Beziehung zu ihr ist irgendwie etwas distanziert oder auf einer anderen Ebene. Wenn die Mami ihr eine neue Zahncreme gibt, mit einem Schönen Motiv, ist dass das tollste in der Welt, wenn ich es mache dann kann ich froh sein ein Danke zu bekommen…
Oft fühle ich mich auch wie ein Lückenfüller – der nur zum Zug kommt, wenn die Mama grad absolut nicht kann oder wenn es um Dinge geht die die Mama einfach nicht mitmacht.

Nun aber der Grund für meine Nachricht:
Wir bekommen in ein paar Wochen eine eigene Tochter… Ich freue mich schon enorm auf unmöglich viele Dinge. Darauf, dass die kleine wenn ich Sie aus der Kita abhole vielleicht meinen Namen ruft und sich freut. Oder mich einfach mal drückt, weil sie nähe will. Und die ganzen anderen kleinen Sachen, die ich ständig bei meiner Frau und Ihrer Tochter sehe.

Nun habe ich aber sehr große Angst: Ich weiß, dass Kinder sich extrem viel von anderen Kindern abschauen, hoffentlich schaut sich unser Kind nicht die „Distanz“ bzw. das „Umgehen“ der Großen Schwester zu mir ab und ist dann auch so, ich glaube das würde ich auf Dauer nicht durchhalten.
Oder glaubt ihr das passiert nicht? Falls doch wie kann man dem "entgegenwirken"?

Zum anderen habe ich aber auch etwas Angst wegen ungleicher Behandlung. Mir war es immer extrem wichtig, dass ich die Tochter meiner Frau wie ein eigenes Kind behandle. Nun will sie, dass in mancher Hinsicht aber nicht. Wenn ich mit dem anderen Kind dann aber z.b. Kuschel usw. und die Mama ist grad nicht da, dann fühlt sich die große doch automatisch benachteiligt oder ausgegrenzt oder? (Klar kann ich dann sagen, wenn du mit Kuscheln willst, dann musst du herkommen o.ä., aber trotzdem wird es sich für das Kind, denk ich komisch anfühlen...)

Für eure Ratschläge bin ich sehr dankbar.
LG

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Hallo,ich antworte mal , obwohl ich nicht in der Situation bin!
Ich denke aber das sich die Große das Verhalten der kleinen anschaut , später, sich denke ach ja schau mal so geht es auch und zu dir mehr Zugang finden wird!In den meisten Fällen die ich kenne war es nämlich so.Gehe , trotz deiner leiblichen Tochter,weiter auf sie ein...beziehe sie mit ein wenn du dich um deine Tochter kümmerst!Ich sage immer ich habe zwei Arme und ein Schoß wo beide Platz drauf haben!

LG Sommerwunder

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Danke, da fällt mir zumindest halb ein Stein vom Herzen.
Klar werde ich sie weiter mit versuchen einzubeziehen. ;-)

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ich finde es sehr schade, dass du noch immer keinen richitgen Zugang zu dem KInd hast, ich hätte als Frau erst, wenn das richitg gut ist, ein weiteres Knd bekommen.
Mein Mann war auch nicht der leibliche Vater meines grossen Sohnes. ich war schon nach 6 MOnaten komplett abgemeldet und auch heute mein Sohn ist 37 bespricht er noch vorzugsweise mit Papa,
Mein Mann hat ihn aber vor Schulbeginn adoptiert

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Ich würde nicht sagen, dass ich keinen richtigen Zugang zum Kind habe. Wenn ich mit dem Kind alleine bin läuft das eigentlich. Da meine Frau aber viel weniger Stunden als ich arbeite ist sie halt immer da. Sie bringt und holt das Kind immer aus der Kita. Dass bedeutet, dass das Kind auch immer die Wahl der Mama hat und sich daher logischer Weise auch fast immer dafür entscheidet.
Ich versuche immer alles mögliche, dass Kind mit einzubinden. Sie hat mir Ihrem Ex aber auch Wechselmodell - Meine Frau sagt dann immer sie hat ihre Tochter ja nur so selten und will daher auch alles mit Ihr machen... (Das führt auch immer wieder zu sehr heftigen Streits, da ich der Meinung bin das es immens wichtig ist, dass auch ich zu Ihrer Tochter eine sehr gute Bindung...)
Manchen Sachen will sie aber auch unbedingt mit mir machen. Wenn Sie baden geht muss ich z.B. immer mit, weil sie weis, dass ich in der Wanne auch mal quatsch mache oder mit ihr spiele.
Ich darf auch zur hälfte Abends die Geschichte vorlesen und sie geht mit mir Zähne putzen. Aber beim Thema nähe ist sie zu mir halt distanzierter als zur Mama. (ich darf sie wenn die Mama da ist z.b. auch nicht ins Bett bringen)
Unsere fortschritte weis ich auch extrem zu schätzen, aber ich denke irgendwie man sollte trotzdem immer alles dafür tun, das es noch besser wird.
Manchmal kann das alles auch extrem anstrengend sein. Wenn die Mama z.b. grade beim Essen die Hände voll hat und ich habe den Ketchup in der Hand und das Kind fragt die Mama, "Mami kannst du mir bitte den Ketchup geben", dann würde meine Frau am liebsten den Ketchup nehmen und dem Kind geben, ich sage dann, ich habe Ihn grad in der Hand, dann kannst du auch mich fragen...

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Ich habe Deinen Beitrag eben erst gelesen, möchte Dir aber gerne unsere Erfahrung weitergeben.
Wir haben genau die gleiche Konstellation. Meine Tochter ist einen ticken älter und geht schon in die Schule, aber wir haben genau das gleiche durch, nur das ich es jetzt aus der Sicht einer Mutter schreibe und dir sagen kann, wie es mein Partner gemacht hat, mehr Zugang/Nähe zu meiner Tochter zu schaffen.
Bei uns ist es genauso, dass ich natürlich weniger arbeite und somit immer präsent um die Kinder bin. Auch wenn der Kindsvater die Kinder zurückbringt, ist mein Partner oft erstmal etwas "abgeschrieben" und wird manchmal auch einfach nicht richtig beachtet.
Ich denke bei so kleinen Kindern, die sich dann immer wieder umstellen müssen, muss man denen da auch einfach einen Moment für geben.
Meine Tochter wählt natürlich immer mich, wenn es um irgendwas geht. Bin ich nicht da, dann läuft auch mit meinem Partner alles reibungslos. Manchmal sogar noch viel besser, als mit mir.

Wir haben angefangen, dass wir beide beim Fertigmachen fürs Bett dabei sind. Also Schlafanzug anziehen, Sachen in die Wäsche räumen, Zähne zusammen putzen, dabei manchmal bisschen Quatsch machen oder noch eine Kleinigkeit bereden mit meiner Tochter. Anschließend gehen wir gemeinsam in ihr Zimmer. Ich bin zuerst dran mit kuscheln, Küsschen geben. In der Zeit macht mein Partner die Rollos runter, macht die Hörspiel-CD an und das kleine Nachtlicht. Dann gehe ich aus dem Raum und er hat noch ein paar Minuten zum alleinigen Gute-Nacht-Sagen. Er kitzelt sie noch ein bisschen, mittlerweile ein kleines Ritual bei den beiden und redet mit ihr. Wünscht ihr schöne Träume und morgen einen tollen Tag in der Schule. Er hat ihr dann auch immer gesagt, wie lieb er sie hat und dass wenn sie irgendwas hat auch immer zu ihm kommen kann.
Er bietet sich oft an ihr zu helfen oder sagt, dass mach ich mal eben mit ihr. Da setzt er sich dann manchmal einfach, aber liebevoll durch. Er fragt sie, wie ihr Tag gewesen ist, wer die beste Freundin aktuell ist oder sonst irgendeinen Smalltalk vom Tag.
Wichtig ist, Interesse am Alltag des Kindes zu zeigen. Am Anfang bekommst Du vielleicht noch nicht viel zu hören, aber irgendwann blubberts dann raus und es ergibt sich das eine oder andere. Plötzlich soll man mal eine Runde Memory mitspielen oder Barbie oder sie geht direkt zu meinem Partner und spricht ihn ohne Zwischenschritt zu mir an.
Ich muss dazu sagen, ich musste am Anfang auch immer mal innehalten und mal machen lassen. Mal die Sache an meinen Partner absichtlich abgeben, auch wenn die Begeisterung erstmal nicht groß war. Aber nach und nach ging es immer besser.
Es dauerte bei uns bestimmt fast 1 Jahr, aber es wird besser. Aber natürlich fragt sich mich oftmals zuerst, obwohl mein Partner auch dabei ist. Mittlerweile hat sie sich zB am Tisch angewöhnt allgemein zu fragen z. B. kann mir jemand den Ketchup geben? das finde ich schonmal besser, als immer mich anzusprechen.
Natürlich habe ich meinen Kindern auch immer gesagt, dass mein neuer Partner die gleiche Funktion ausführt wie ich. Das man ihn auch alles fragen, sagen kann usw. und das ich möchte, dass wir alle als Team funktionieren.
Mein Partner hat noch einen Sohn der alle 2 Wochen zu uns kommt. Mit ihm klappt das leider so gar nicht. Er ist 5,5 Jahre und akzeptiert mich nicht richtig. Daher kann ich dich sehr gut verstehen, wie es Dir geht, da ich beide Seiten kenne.
Wichtig ist, nie aufgeben. Wenn dich was ärgert, lieber weggehen und bloß nie das Kind spüren lassen oder vor ihm mit der Mutter diskutieren. Du wirst vor dem Kind meistens verlieren und dann bessert es sich nicht wirklich. Evtl. mit deiner Partnerin da auch mehr und offener drüber sprechen. Ihr seid letztlich eine Familie, da ist egal wer wem sein leibliches Elternteil ist und wer nicht.
Wichtig ist, dass du deine leiblich Tochter dann nicht anders behandelst, als deine Bonustochter. Das merken Kinder extrem und fangen dann noch extremer an zu rebellieren.
Wenn das Baby da ist, bindet sie ein als große Schwester. Gerade mit einem Baby kannst Du ihr noch mehr an Nähe und Geborgenheit vermitteln und das ihr eine Familie seid und dass du immer für sie da bist. Das solltest Du deiner Bonustochter immer wieder vermitteln.

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Hallo,

mein Rat: Schalte dein Gehirn an der Stelle mal aus und handle einfach Intuitiv. Du freust dich auf dein Kind, du magst das Kind deiner Frau, du bist bereit diesem Kind Nähe zu geben. Beste Voraussetzungen. Also Hirn aus, Herz an.

Genieß deine Familie.

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Ich schreibe dir mal aus der Sicht der Mama. Ich habe zwei Kinder. Die leben hauptsächlich beim Papa. An den Wochenenden und in den Ferien sind sie bei mir und meinem Partner.

Mein grosse Tochter (10) hängt sehr an meinem Partner. Sie kommt immer zu ihm kuscheln und sprint ständig um ihn rum.

Mein kleiner Sohn (8) mag meinen Partner auch sehr. Fürs Kuscheln zählt aber die Mama. Er kuschelt unglaublich viel mit mir und geniest es auch. Mit meinem Partner will er raufen, dass findet er grossartig. Das ist mit Mama nicht so lustig. Er kuschelt auch mit seinem Papa nicht viel. Das passt für ihn nicht. Mit seinem Papa macht er am liebsten Experimente.

Meine Grosse kuschelt auch recht viel mit ihrem Papa, macht aber sonst ihr Ding am liebsten alleine.

Ich weiss nicht, wie das Verhältnis zum Papa von der Kleinen ist. Vielleicht hast du ja einmal Gelegenheit zu beobachten, ob sie ihm auch so nah ist, wie ihrer Mama.

Das war bei mir als Kind übrigens auch so. Ich war unglaublich eng mit meinem Papa und meinem Opa. Die Mama und die Omas waren nur interessant, wenn Papa und Opa nicht da waren. Und das war meine leibliche Mama.

Was ich damit sagen möchte. Das sie nicht mit die Kuscheln möchte, hat vielleicht gar nichts damit zu tun, dass das nicht dein eigenes Kind ist und das du nicht wichtig in ihrem Leben bist. Die Kinder haben ihre Vorlieben, bei wem sie Nähe zulassen möchten. Und wie du selbst schreibst, es gibt andere Themen, wo du der Kleinen viel mehr gegeben kannst. Für diese Dinge sucht sie dich dann auch. Für diese Themen bist du wichtig und ihr Held. Schau mal, was euch verbindet und investiere da rein. Das Zulassen (auch wenn es schwer fällt) kannst du nicht beeinflussen, dass kann auch eine Mama und ein Papa nicht.

Und das sie zuerst die Mama fragt und die Mama sofort springt, dass ist Gewohnheit. Mama ist eben mehr da. Also wird zurerst die Mama gefragt. Das ist bei uns auch so. Ich werde generell zuerst gefragt, weil ich dejenige bin, die sich hauptsächlich um die Kinder kümmert, wenn sie bei uns sind. Aus reflex heraus reagiere ich dann meistens auch. Das ist aber nicht böswillig, sondern weil ich es eben auch mache, wenn mein Partner gerade nicht da ist. Da denke ich gar nicht drüber nach. Klar wenn ich gerade absolut beschäftigt bin und es im Moment gar nicht geht, dann bitte ich sie auch zu meinem Partner zu gehen.

Ich denke, dass die Kleine dich wirklich sehr mag. Sonst dürftest du sie nicht im Leben begleiten. Nicht mögen, dass würde anders aussehen. Geniese die Themen, bei denen sie dich braucht und möchte. Und mach dir keinen Kopf um die Bereiche, wo sie noch eher die Mama braucht.

Mit eurer gemeinsamen Tochter kann es ganz anders aussehen. Aber auch dort kann es Phasen geben, wo der Papa doof und die Mama super toll ist. Es kann aber auch anders herum sein, dass immer der Papa muss und die Mama gar nicht darf. Das ist bei jedem Kind, in jeder Phase absolut unterschiedlich. Du darfst aber niemals an der Liebe der Kinder zu dir zweifeln. Die ist immer da. Sie zeigt sich nur völlig unterschiedlich in den jeweiligen Entwicklungsphasen.

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Ich kenne so eine Situation nicht, aber vielleicht stimmen ja meine Überlegungen:
Auch wenn du schon sehr mehreren Jahren da bist, hat sie einen "echten" Papa und das Kind wird halt auch unterscheiden können, dass das sie einen "offizielle" Papa hat. Und es gibt halt so typische Papasachen und Mamasachen. Wenn das Kind im Wechselmodell ist, dann will sie sicherlich in der Mamazeit diese auch voll auskosten. Das ist ja irgendwie verständlich.
Hat der leibliche Papa eine Frau? Vielleicht ist die halt nicht so die Kuschlerin oder vielleicht passt es da nicht so 100%tig oder es gibt eben gar keine. Dann hat sie in der Papazeit keine Mama.
Durch das Wechselmodell, das sicher auch viele Vorteile hat, wird vielleicht dem Stiefpapa nicht so viel Raum gegeben.
Mach dir da nicht so viele Gedanken, es läuft ja schon gut. Und es gibt halt auch noch Kinder die mehr auf die Mama fixiert sind.
Wegen des neuen Kindes brauchst du dir da glaube ich nicht so viele Gedanken machen. Eher, dass die Grosse sich das von der Kleinen anschaut. Immerhin ist die dann ja immer bei euch.
Und denk dir nichts, dass die Kleine mal vielleicht temporär die Mama lieber hat. Meist geht der Mann arbeiten. Und die Mutter verbringt mehr Alltag mit dem Kind. Das ist normal.

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ich denke ebenfalls, dass das große Kind sich dann das Verhalten von der kleinen Schwester abguckt. Und wie die anderen schon schrieben: die Kleine mag dich doch in ihrem Leben haben, sonst dürftest du niemals mit ihr baden. Und ansonsten geht doch auch schon einiges zusammen mit euch.
Sie hat halt schon einen Papa und wenn sie dann bei ihrer Mama ist, dann freut sie sich halt ganz doll auf sie. Und die Mama auf ihr Kind. Aber ausgeschlossen wirst du aktiv definitiv nicht. Alles gut so wie es ist :-)