Ist es sinnvoll, daran festzuhalten?

Hi zusammen,

ich (36) habe vor ca. 3 Monaten jemanden kennen gelernt, mit dem ich mich seitdem ein paar Mal getroffen habe. Wir verstehen uns sehr gut, ich fühle mich unglaublich wohl in seiner Nähe, es passt auch im Bett und er redet sogar schon von der Zukunft mit mir.

Soweit so gut.

Er ist Witwer (38) mit zwei kleinen Töchtern (3 und 6). Neben seinen Kindern bzw deren vielen Terminen ist er im Job und mit Hausbau sehr stark eingebunden. Und zwar so stark, dass ich manchmal 2-4 Tage nichts von ihm höre, nicht mal kurz per WhatsApp. Bis vor ca. 1 Monat haben wir aber viel telefoniert und jedes Mal mehrere Stunden; das ist leider sehr wenig geworden.

Sehen tun wir uns auch sehr wenig. Er wohnt ca 40km weg und wenn er und die Töchter umziehen, ist es nach wie vor ca 40km. Leider ist das eine üble Stau-Strecke, und daher ist es leider nicht möglich, sich mal ganz spontan (zumindest nicht wg den Kindern) zu sehen. Und selbst wenn, hat er ständig eine Begründung, warum es halt nicht geht.

Mich würden eure Meinungen interessieren, ob ihr denkt, dass das Zukunft haben könnte.

V.a. im Hinblick auf folgendes:

- Wenn wir uns nicht sehen, habe ich das Gefühl, er hat überhaupt kein Interesse. Weil er sich eben manchmal tagelang nicht meldet. Und das tut mir weh, auch wenn ich weiß, dass es nicht an mir liegt. Aber ich würde eben gern von dem Menschen, den ich sehr mag, zumindest jeden Tag kurz was hören. Das habe ich ihm gesagt und er sagt, er vergisst das eben oft, auch bei anderen, weil er halt so viel um die Ohren hat. Problem ist also, es wird sich nicht ändern, weil es für ihn ja kein Problem ist. Bzw ggf ändert sich was, wenn der Hausbau nächstes Jahr abgeschlossen ist. Aber ich weiß nicht, ob es sich lohnt, so lange „durchzuhalten“ bzw ob ich das kann bei so wenig Kontakt

- Ich traue mich fast nicht ihn zu fragen, ob wir mal wieder telefonieren, geschweige denn, ob wir uns treffen. Und ich habe das Gefühl, dass ich mich total verstellen muss.
Wenn ich ihm schreibe, kommt manchmal einfach keine Antwort. Und dann schreibe ich halt auch nichts mehr. Dabei würde ich ihm zB gern sagen, dass ich ihn vermisse und mich freuen würde, ihn bald wieder zu sehen

- Ich habe das Ganze angesprochen und er hat so Sachen gesagt wie dass er seine Priöritäten aktuell nicht anders setzen kann und dass er vielleicht aktuell nicht in der Lage ist, eine Beziehung zu führen. Auf die Frage, wie er sich denn vorstellt, dass das weitergehen könnte sagte er, ob wir einfach schauen sollen, wie es sich entwickelt. Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass sich was entwickeln kann, wenn man manchmal tagelang einfach keinen Kontakt hat (was grundsätzlich nicht schlimm ist; vielleicht passt es ja dann einfach auch nicht mit uns)

- Treffen: Wir schaffen es aktuell leider nur alle ca Wochen, uns überhaupt mal zu sehen. Das ist mir in der Kennenlernphase einfach zu wenig.
Und ich hatte das Gefühl, dass er sich am Anfang mehr bemüht hat. Auch habe ich das Gefühl, dass ich mir jedes Mal halb ein Bein ausreißen muss. Und wir treffen uns immer in seiner Stadt und nicht bei mir, so dass er eben weniger Zeit aufbringen muss (was für mich grundsätzlich kein Problem ist, was ich aber bei genauerem Nachdenken doch seltsam finde)

- Zukunft: Er sagt, dass es schön wäre, wenn meine Tochter und ich zu ihm und seinen Töchtern ziehen, wenn das Haus fertig ist. Problem ist, dass meine Tochter hier ihr Umfeld hat und ihren Papa. So einfach ist das daher leider nicht. Weiteres Problem: Den Bauplatz hat er damals mit seiner Frau gekauft und der Traum von diesem Haus war deren gemeinsamer. Die Schwiegerfamilie ist jedes WE dort, um auf der Baustelle zu helfen. Ich will mir lieber nicht ausmalen, wie die es finden, wenn da eine fremde Frau einzieht. Oder wenn er das Haus verkauft, um mit mir und meiner Tochter woanders hin zu ziehen (was er sicher nie machen würde, was es zusätzlich erschwert)

- Involvieren der Kinder: Die Kinder wissen nicht, dass wir uns sehr mögen. Das passt auch aktuell so, allerdings erschwert es das Ganze ebenfalls. Weiterhin weiß ich nicht, ob ich 2 weitere Kinder will bzw ob ich ihnen so gerecht werden kann, wie ich es müsste. Ich habe Angst, ihnen wehzutun, wenn sie mich als neue Partnerin ihres Papas kennen lernen und es mit uns dann doch nicht klappen sollte

- Zeitverschwendung? Ich weiß nicht, ob es Sinn macht, an dem, was das zwischen uns ist (keine Ahnung, was es genau ist) festzuhalten oder ob es Zeitverschwendung ist, weil es sowieso keine Zukunft hat, wenn er mir schon jetzt mit seinem Verhalten ständig wehtut. Vielleicht bin ich aber auch nur zu empfindlich

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Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man frisch verliebt versucht sich alles schön zu reden und sich an den paar positiven Aspekten wie an einem Strohhalm festzuklammern.
Ich kenne jetzt nur deine subjektive Schilderung der Geschichte, aber ich sehe hier offen gesagt wenig Zukunft.

Du schreibst, ihr kennt euch 3 Monate und seht euch nur alle paar Wochen. Wie oft habt ihr euch denn dann insgesamt überhaupt schon gesehen? Kann dann ja noch nicht so oft gewesen sein.
Es kann natürlich im Leben jedes Menschens mal anstrengende und stressige Phasen geben, aber die Priorisierung hat meist jeder selbst in der Hand. Und wenn ers jetzt noch nicht mal hinbekommt sich telefonisch regelmäßig zu melden ... naja, da kanns offen gesagt mit dem Interesse an dir nicht so gut bestellt sein.

Darf man fragen, wie lange der Tod der Ex her ist? Hast du denn generell den Eindruck, er wäre schon bereit für eine neue Beziehung? Wenn seine Schwiegereltern noch so stark involviert sind, könnte ich mir denken, dass das noch gar nicht so lange her ist .... das ist natürlich nochmals eine ganz eigene "Baustelle".

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Ganz ehrlich: Lauf so schnell du kannst!
Mal abgesehen davon, dass sein Interesse da auch nicht besonders gross zu sein scheint. (Männer, die wollen können, Männer, die nicht können, wollen nicht.)
Bei der Ausgangslage sehe ich so viele Baustellen. Der Mann ist AE, hat 2 kleine Kinder und baut gerade mit seiner Schwiegerfamilie das Traumhaus von seiner verstorbenen Frau und sich. Und dort lässt er dich vielleicht netterweise einziehen. Da ist ein Rebecca Syndrom ja vorprogrammiert. Tue dir das nicht an.

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wielange ist seine Frau schon tot? eventeull braucht er einfach noch Zeit? die Schwiegerfamilei wird immer eine Rolle spielen, sie haben nur noch die Enkel und ihre Tochter verloren.
ich habe meinen ersten Mann jung verloren, und bin seit mehr als 35 Jahren wieder in einer Partnerschaft, meine ersten Schwiegereltern und GRosseltern meines ersten KIndes sind auch heute noch Bestandteil unserer Familie. Unsere Enkel haben einmal mehr Urgrosseltern. Mein Partner hatte damit nie ein Problem, ich fahre auch noch , wenn ich vor Ort bin mit der Mutter meines verstorbenen Partners zum Friedhof. Es ist doch eine ganz andere Grundlage, die besteht, wenn man den Partner verloren hat. Meine Schwiegereltern haben sich damals sehr gefreut, dass ich wieder glücklich wurde und mein Partner ein würdiger Vaterersatz war

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Die Frage ist, ob du mit der ganzen Vorgeschichte leben kannst ?

Wie lange ist seine Frau schon tot ?
War es ein Unfall (also kam plötzlich und ohne Vorbereitung) oder ist sie nach längerer Zeit verstorben (so dass er sich darauf mental zumindest etwas vorbereiten konnte)?

Ich könnte mir vorstellen dass er noch gar nicht so weit ist sich auf eine neue Partnerin einzulassen.

Und möchtest du einen Witwer mit 2 Kindern als neuen Partner ?
Dann musst du damit leben, dass seine tote Frau sowie ihre Eltern immer ein wichtiger Teil der Familie bleiben werden.
Sie wird immer die Mama der Kinder bleiben und als diese auch hoffentlich niemals in Vergessenheit geraten.

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" Ich traue mich fast nicht ihn zu fragen, ob wir mal wieder telefonieren, geschweige denn, ob wir uns treffen. Und ich habe das Gefühl, dass ich mich total verstellen muss."

Das sollte nicht so sein. Wenn du das Gefühl hast nicht du selbst sein zu können, ist mMn ein Schweitern vorprogrammiert.

Ich persönlich würde genau so jemanden kennenlernen wollen, denn ich will:
1. nicht mehr mit jemandem zusammen leben und
2. gern jemanden an meiner Seite, wenn mein Kind bei seinem Vater ist, aber sonst nicht unbedingt.
Kurz: mir würde es reichen.

Aber das hilft dir ja nicht.

Vielleicht hilft es dir zu sagen: ja mein Gott, ich genieße die Zeit mit ihm und wenn es keine Zukunft hat, dann eben nicht? Muss denn alles eine Zukunft haben? Du hast doch ein Leben, oder nicht?