Hallo,
mein Freund hat eine Tochter (8 Jahre) und ich eine Tochter (12 Jahre). Wir haben getrennte Wohnungen und die Kinder sehen sich alle zwei Wochen (Freitagabend bis Sonntagmittag). Wir sind seit zwei Jahren zusammen. Grds. verstehen sie sich gut, jedoch gab es am Wochenende Streit zwischen beiden und die Kleine wollte von ihrer Mutter abgeholt werden. Sie gab ihren Vater am nächsten Tag einen Brief, wo diverse Kritikpunkte an meiner Tochter geäußert wurden (K. lügt, zieht sie am Handgelenk, man hört ihr nicht zu und sie will den Vater nicht teilen.)
Aufgrund dieses von seiner Tochter geschriebenen Briefes haben wir uns am Telefon heftig gestritten. Wobei ich auch ziemlich überregiert habe.
Ich habe dann per Whatsapp, die Gründe genannt warum ich so sauer war und mich entschuldigt und wollte mit ihm nochmal telefonieren. Er geht aber nicht ans Telefon und teilte per Sprachnachricht mit, dass ich total überzogen reagiert hätte, er traurig darüber sei, mich zwar sehr lieb hätte aber Zeit zum Nachdenken brauche.
Ich sagte ihm, dass ich ihm die Zeit gebe. Mein Problem ist,dass er Sonntag Geburtstag hat.
Wie verhalte ich mich? Fahre ich zu ihm und gratuliere ihm persönlich?
ich habe Angst, dass wenn ich dies nicht mache, dann ganz aus ist.
Streit in der Partnerschaft
"Ich habe dann per Whatsapp, die Gründe genannt warum ich so sauer war und mich entschuldigt und wollte mit ihm nochmal telefonieren"
So geht entschuldigen allerdings nicht. Nochmal nachtreten à la "sorry aber..." und dann auch noch per WhatsApp. Ihr seid zwei Erwachsene Menschen.
Wenn ihr es nicht geschafft habt bis jetzt eine vernünftige Konfliktkultur aufzubauen, dann ist es vermutlich besser für alle wenn ihr einen Schlussstrich zieht.
Ich persönlich bin eine, die sich besser per WhatsApp als per Telefon erklären kann, das finde ich erstmal nicht dramatisch. Zumal es ja eher als Opener für ein Gespräch gedacht war, sobald dein Partner bereit ist.
Grundsätzlich scheint das Problem ja zwischen euren Töchtern zu bestehen. Da würde ich langfristig einen runden Tisch (wo ihr alle 4 dran teilnehmt!) einberufen und dort mal alles besprechen, was so in der Luft liegt und evtl gemeinsame Regeln festlegen. Und auch akzeptieren, dass die Tochter deines Partners sich exklusiv Zeit mit ihrem Vater wünscht und nicht den kompletten Umgang mit ihm auch Zeit mit euch verbringen möchte (falls es so ist, es klang so).
Ich würde, falls dein Partner sich nicht bis Sonntag meldet, Sonntag anrufen oder ihm ein Brief und Geschenk schicken. Gratulieren, sagen, dass du ihn vermisst und dich freust, wenn ihr es klären könnt und du wartest, bis er bereit ist.
Ich hoffe, ihr könnt es bald klären 😊
Solange die Erwachsenen nicht geklärt haben wie sie mit dem Problem umgehen möchten und offensichtlich keine Gesprächsebene vorhanden ist, halte ich den runden Tisch für eine ganz besonders schlechte Idee. Das funktioniert nur wenn die Eltern gemeinsame Werte und Vorstellungen teilen, eine Konfliktkultur etabliert ist und eine Gesprächsbasis besteht.
Anhand der Zeilen kann ich nicht beurteilen, ob es eine gute oder schlechte Streitkultur gibt oder inwiefern die Erwachsenen gleiche Vorstellungen haben. Ich finde auch nicht, dass das zwingend schon sein muss, die kann man vllt auch zusammen mit den Kindern erarbeiten und so Lösungen finden, die für ALLE ok sind. So lernen ja auch die Kinder was.
Vllt bin ich da aber auch zu naiv, keine Ahnung.
Wenn du deshalb Angst um die Beziehung hast, dann stimmt doch mehr nicht.
Du hast dich entschuldigt und dich erklärt. Damit sollte das Ding gegessen sein, wenn es einmalig war. Kinder streiten oft mal und am nächsten Tag ist alles vergessen. Ist das bei euren Töchtern anders?
Er will Bedenkzeit, dann würde ich auch nicht an seinem Geburtstag zu ihm fahren, wenn er sich davor nicht meldet.
Also - generell sollte man ja etwas vorbereitet sein, dass Konflikte zwischen den Kindern vorkommen können, und wenn es dann passiert, da sehr vorsichtig dran zu gehen. Bei uns war es immer so, dass man einfach nicht die Kinder des Anderen kritisiert hat. Ich hab in solchen Situationen dann tatsächlich drauf gewartet, dass er das auch sieht, wenn seine Kinder etwas gemacht haben, was nicht in Ordnung ist. Das klappt natürlich nur, wenn man da ähnliche Vorstellungen hat. Und wenn man nicht schon in Verteidigungsstellung ist, wo jeder nur sein eigenes Kind verteidigt, weil der Andere es kritisiert. Da will man nicht landen!
Versuch mal in solchen Situationen deinen Partner zu fragen: "Was meinst du?" anstatt direkt deine Meinung zu sagen - gerade wenn es um sein Kind geht.
Die Dinge, die da in dem Brief kritisiert werden, sind ja keine Dinge, wo man wirklich sagen könnte: Das kann mein Kind niemals getan haben, sondern es eher Dinge, die vorkommen können, die vielleicht nicht so böse gemeint waren, wie sie angekommen sind. "Lügen" ist auch immer so eine Sache - es gibt Missverständnisse, es gibt verschiedene Ansichten. Ich hätte da direkt gedacht - okay, das ist nichts wirklich ernstes, aber das klären wir am besten zusammen mit dem Kind, oder mit beiden Kindern zusammen.
Am besten gehst du hin und gratulierst und machst gleichzeitig einen Vorschlag, versprichst das nächste Mal ruhiger zu reagieren und dich zurückzuhalten, und das ihr das dann erst mal klärt, was überhaupt dahinter steckt, d.h. erst mal abregen, dann mit dem Kind reden, usw.
Ich würde ihm an seinem Geburtstag eine Blume mit Kärtchen vor die Türe legen.
Klingeln würde ich nicht, aber ihm trotzdem ein paar persönliche Worte zukommen lassen um ihm zu zeigen, dass ich an ihn gedacht habe und meine Türe offen steht, aber trotzdem respektiere, dass er im Moment nachdenken möchte.
Vielleicht kommt er auf Dich zu, so dass ihr nochmal in Ruhe vernünftig zusammen besprechen könnt, wie zukünftige Treffen aussehen könnten, um jedem der Beteiligten gerecht zu werden.
Alles Gute,
Cersei