Stiefkind betreuen, Ja oder Nein?

Hallo zusammen.

Meine ExFrau und ich haben uns vor 10 Monaten getrennt.
Wir haben eine gemeinsame Tochter und sie hat einen Sohn aus einer früheren Ehe, den ich 6 Jahre lang mitbetreut habe. Da sich der eigentliche Vater nie um ihn gekümmert hat.
Seit der Trennung nehme ich jedes 2. Wochenende immer beide Kinder mit zu mir, aus Anstand/Höflichkeit und auch ein wenig liebe zu dem Kind. Aber muss ich das noch? Ihn jedesmal mitnehmen? Ich möchte nun endlich mehr Zeit mit meiner Tochter alleine verbringen, aber wie wirkt sich das weiter aus?
Ist jemand in einer ähnlichen Situation?

Danke vorab an die antworten.

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Armer Junge, mehr fällt mir tatsächlich nicht ein wenn nach 6-jähriger, gemeinsamer Zeit nicht mehr als der Wunsch bleibt, den Stiefsohn "loszuwerden". Musst du ihn betreuen? Nein. Aber es ist sehr schade, dass du es als Erwachsener nicht geschafft hast, eine Bindung, die über Anstand und Höflichkeit hinausgeht aufzubauen. Und viel Liebe kann ich aus deiner Frage nicht heraushören...
Du möchtest mehr Zeit mit deiner Tochter verbringen? Da könnte man auch einen zusätzlichen Nachmittag als Exklusivzeit einbauen, aber der Wille muss da sein...

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Der Junge kann einem in erster Linie deshalb leid tun, dass sich sein leiblicher Vater anscheinend nicht die Bohne für ihn interessiert. Dass der TE sich 6 Jahre lang sehr um ihn gekümmert hat, verdient meiner Meinung nach eher Anerkennung als Verurteilung. Aber klar, er ist der böse. Logisch. Weil er sein Stiefkind nicht liebt wie sein eigenes Kind. Das ist etwas ganz normales! Es ist eher die Ausnahme, wenn die Bindung zum Stiefkind so tief geht, dass man da von Liebe sprechen kann.
Es steht ja auch nirgends, dass er den Kontakt zu dem Kind plötzlich und rigoros abbrechen möchte. Das fände ich auch nicht gut. Aber ich finde es legitim, das Hauptaugenmerk auf seine leibliche Tochter zu legen und den Stiefsohn ggf. ab und an mal mit zu sich zu holen. Der Junge hat Eltern. Und so leid mir das für ihn tut, aber es ist vordergründig die Aufgabe seiner (leiblichen) Eltern, sich zu kümmern.

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Ganz meine Meinung. Sehr gut geschrieben.#pro

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Wir haben es im Bekanntenkreis so, dass der Stiefsohn der Herzenssohn ist und zu seinem Stiefvater Papa sagt. Man merkte schon in der Ehe keinen Unterschied, ob Stiefsohn oder leiblicher Sohn. Nach der Scheidung ist es so geblieben, Stiefsohn und leiblicher Sohn werden gleich behandelt, der Papa leidet mit beiden gleich mit, wenn was ist, freut sich mit beiden, ist fuer beide der Vater, vom Herzen her. Die beiden Jungens sind froh sich als Brueder zu haben, trotz grossem Altersunterschied.

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Rein rechtlich musst du ihn nicht betreuen.
Aus moralischer Sicht sieht das anders aus…

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Auch wenn man 6 Jahre lang ein Stiefkind mitbetreut hat, muss man es nicht gleich lieben wie sein eigenes und immer gleich viel Zeit mit ihm verbringen. Ich betreue meine Stiefkinder auch nicht, weil ich sie so besonders toll finde, sondern weil sie die Kinder meines Partners sind und somit zu meiner Familie gehören. Ich mag sie zwar mittlerweile sehr gerne, aber hätte ich die Wahl, würde ich mir die ganze Zusatzarbeit und Verantwortung auch nicht freiwillig aufhalsen.

Zu deiner Situation: Ich würde den Kontakt sicher nicht abbrechen, aber ab und zu mal ein Wochenende ohne ihn verbringen. Den Halbgeschwistern schadet es auch nicht mal eine Zeit getrennt zu verbringen. Ich denke dein Stiefsohn freut sich vielleicht auch mal ohne seine Schwester bei der Mutter zu sein. Ich kenn das von meinen Stiefkindern: Die waren immer ganz scharf drauf, mal das andere Geschwister für eine Weile los zu werden. Evtl könntest du ja zum Ausgleich auch mal den Stiefsohn alleine nehmen und mit ihm einen Ausflug machen, den du auch toll findest, den seine Schwester aber garantiert langweilen würde.

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Kann ich so nur unterschreiben. Ich betreue jetzt meine Stieftochter auch schon seit ca. 10 Jahren mit, seit sie 5 ist.. lieben tu ich sie deswegen nicht, ich mag sie auch nicht wirklich. Ich akzeptiere sie als Tochter meines Mannes und behandle sie mit Respekt. Würden wir uns aber trennen sähe ich auch keinen Grund, den Kontakt aufrecht zu erhalten.

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Nein, musst du nicht.

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Rechtlich musst du das nicht.

Moralisch, naja, wenn es dir eine lästige Pflicht ist, kannst du das auch lassen, Kinder haben da sehr feine Antennen für. Sowas macht nur Sinn, wenn du da voll hinter stehst.

Ich habe meine „Stieftöchter“ ja als Pflegekinder nach der Trennung behalten. Aber weil ich es wollte. Nicht aus Pflicht, nicht weil ich es musste. Das war übrigens ein Punkt, wo das Jugendamt (mit dem ich gut und eng zusammen arbeite) sehr genau hingeschaut hat und auch immer noch hat.
Denn auch wenn das erneute Verlassen werden durch mich ein Trauma ausgelöst hätte, wäre es wohl händelbarer gewesen, als ein beständiges „Ich kümmern mich, weil ich muß“ so die Erklärung.

Beides ist halt Sch… fürs Kind, deshalb bin ich froh, dass sich die Frage für mich nie stellte.

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Ich möchte mich hier vielen meiner Vorrednerinnen anschließen.
Seit ca. 5 Jahren lebe ich bei meinem Partner, der seine beiden Kinder im Wechselmodell Wochenweise sieht.
Für mich sind sie inzwischen wie meine eigenen Kinder (noch habe ich keine eigenen), ich erledige die Hausaufgaben mit ihnen, fahre mit ihnen zu ihren Hobbys, verbringe viel Zeit mit ihnen und sie gehören zu meiner Familie inzwischen dazu und werden überall mit eingeladen.
Dennoch... wenn ich überlege, ich würde mich trennen, dann ist es schön, wenn man den Kontakt zu den leiblichen Eltern aufrecht hält und sich mal verabredet um die Kinder zu sehen, aber es kann doch niemand verlangen sich nach der Trennung weiter um die Bonuskinder zu kümmern? Und ich finde, dass man das auch dem Kind erklären kann und darf.
Diese Anfeindungen hier kann ich absolut nicht nachvollziehen, aber ich habe gemerkt, dass mich sich hier sehr überlegt ausdrücken muss, wenn man einen Shitstorm vermeiden will ;-)
Versuch dich zu distanzieren und den Kleinen nur noch bei jedem zweiten Treffen mitzunehmen. Das wäre vielleicht ein kluger Anfang? Drücke dir die Daumen.

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Für deine Tochter war der Halbbruder schon immer da. Sie wird ja noch recht jung sein, sicher das sie das verstehen würde?
Es wurde hier ja schon geschrieben: müssen musst du nicht, aber es sollte sehr behutsam sein. Nicht nur für den Jungen, auch für deine Tochter.
Es geht bei Trennung nun mal nicht um die Erwachsenen und ich finde, wenn man sich für eine Beziehung entscheidet wo ein Stiefkind involviert ist, dann mit allen Konsequenzen. Du warst ja nicht nur kurz Teil seines Lebens, sondern wahrscheinlich fast das ganze Leben des Kindes. Also finde ich schon, dass du auch eine gewisse moralische Verantwortung für ihn trägst.

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Das verstehe ich nicht ganz. Wieso für die Tochter behutsam umgehen? Die Tochter hat doch den Halbbruder immer um sich. Sie wird sich freuen mal Exklusivzeit mit ihrem Papa zu bekommen, da sie ja sonst, wenn er immer beide nimmt, nie die Chance dazu hat.

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Weil es auch für sie ein plötzlicher Cut wäre, wenn der Bruder plötzlich nicht dabei ist.
Grob überschlagen ist das Mädchen 4 oder 5, sie hatte ihren Bruder schon immer um sich, er war ab Trennung auch immer dabei als der Papa plötzlich woanders gewohnt hat. Das hat sicher geholfen.
Sie hat sicher noch nicht gedacht: Ach könnt ich doch allein beim Papa sein.
Meine Erfahrung mit meinem Kind: ein laufendes System ist am Besten bei Kindern, und wenn sich was ändert, dann wenn möglich nicht im Hau-Ruck-Verfahren.

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Ganz ehrlich finde ich es schade, dass ich keinen Kontakt mehr zu meinen Stiefsöhnen aus 1. Ehe habe. Kinder werden erwachsen und es ist doch immer schön, mehr Kinder, Enkelkinder und Schwiegerkinder zu haben. Dass du mit deiner Tochter mal etwas alleine machen möchtest, ist doch auch okay. Vielleicht findest du in ein paar Jahren mit dem Jungen auch ein gemeinsames Hobby für Vater und Sohn? LG