Hallo zusammen,
Ich bin gerade mit meinem Partner in einer schwierigen Situation. Wir sind über zwei Jahre zusammen, überlegen zusammen zu ziehen. Er bringt zwei Kinder mit, ich eines. Die Kinder verstehen sich super. Zwischen 4 und 7 Jahre alt. Aber ich hab den Eindruck, dass er meinen Sohn innerlich ablehnt, weil er oft laut ist, ungestüm, unruhig, Dinge kaputt gehen etc. ADHS halt, auch wenn ich Medikamente gebe, es geht halt nicht immer und die drei heizen sich dann gegenseitig auf.
Andererseits signalisiert er ihm auch immer wieder, du gehörst dazu, ich bin auch für dich da. Er gibt sich Mühe, das sehe ich schon. Aber wenn es Probleme gibt, es mit den Kids eskaliert, sieht er hauptsächlich bei ihm die Ursache. Denn seine wären alleine und mit anderen Kindern nicht so schlimm. Meiner ist alleine auch viel entspannter ;) - mit anderen laut, aber so sind Kinder halt. Ich frage mich, soll ich die Notbremse ziehen oder weiter abwarten, wie es sich entwickelt?
Inzwischen haben sich diesbezüglich da auch viele kleine und große Verletzungen angestaut bei mir, die ich mit ihm nicht klären konnte. Ich bin kurz davor, hinzuschmeissen. Haben gerade einen heftigen Streit deswegen, weil ich sehr deutlich gemacht hab, dass es für mich so nicht weitergeht. Er fühlt sich ungerecht behandelt, will seine Kinder schützen etc. Mir geht es genauso. Was soll ich denn machen, ich komme mir bei ihm jetzt schon immer so vor, als ob ich ständig den Deckel drauf halten muss.
Neuer Partner und mein Sohn mit ADHS
Meine Erfahrung von Patchwork - auch mit ADHS-Kindern (ich hab zwei) - wird dich vielleicht wundern, aber es funktioniert: Wir sagen nichts negatives über die Kinder des Anderen. Wenn es um meine Kinder geht, entscheide ich. Dann kümmere ich mich drum. Und ebenso er, wenn es um seine Kinder geht. Wir haben allerdings nur mit meinen Kindern zusammengelebt - seine (Stiefkinder) waren schon erwachsen.
Wir hatten auch einiges an Problemen, mit meinen Kinder und auch mit seinen. Seine Tochter hat mal eine kurze Zeit bei uns gewohnt. Sie hat schwere psychische Probleme (bipolar und Borderline), und hat sich so unmöglich benommen, dass man sie nicht im Haus haben konnte. Ich hab es da halt auch so gemacht, dass ich nicht direkt gesagt habe: Raus mit ihr! Sondern ich habe dann etwas vorsichtiger gesagt, dass das so nicht funktioniert. Ja, und da musste er dann mit ihr reden, und da sie dann auch noch uneinsichtig war, hat er auch nach ein paar Tagen eingesehen, dass es nicht geht, und sie musste ausziehen. Meistens ist es ja so, oder ? Meistens - wenn man sich sonst einigermassen gut versteht - beurteilt man ja die Lage ungefähr gleich, und kann sicher eine Lösung finden, die beide gut finden. Aber als "Nicht-Elternteil" des Kindes sollte man da nicht das Wort führen, sondern den Anderen selbst drauf kommen lassen. Man muss ihm da den Vortritt lassen.
Leider seid ihr schon in dem Modus gelandet, wo jeder seine Kinder verteidigt. Das funktioniert NICHT. Macht es umgekehrt: wenn es nicht das eigene Kind betrifft - grosse Zurückhaltung!
Ich danke dir, das ist wirklich ein guter Rat. Nichts negatives über die Kinder des andern sagen und sich zurückhalten. Ja, wir verstehen uns überwiegend gut, aber bei dem Thema war von Anfang an der Wurm drin. Mich stresst es auch, wenn er sich dann bei mir beschwert, was mein Sohn alles blödes macht - weil ich das ja auch sehe, aber ihn nicht ändern kann. Also ich erziehe schon, aber es klappt halt nicht so leicht. Du weißt sicher, was ich meine ;) hat dein Partner sich mit ADHS beschäftigt damals?
Nja... nicht so viel, ich hab ihm das meiste erzählt. Aber er versteht es ganz gut, mehr instinktiv. Er behandelt halt meine Kinder mit Respekt, hat sich direkt von Anfang an gut mit ihnen gestellt, und sie so genommen, wie sie sind. Da hatte ich grössere Probleme mit meinem ersten Mann, der der Vater von zwei meiner Kinder ist. Der hat sich auch an den ADHS-Symptomen bei meinem Sohn gestört, und als Tochter (sein leibliches Kind) dann auch ADHS entwickelte, hat er das einfach nicht geglaubt, dass das ADHS ist.
Vielleicht kannst du ja mit deinem Partner mal ein Grundsatzgespräch führen, und ihm vorschlagen, dass ihr eure Kinder gegenseitig nicht kritisiert, wenn es irgendwie zu vermeiden ist. Lasst den leiblichen Elternteil die Probleme klären. Klar, bei uns ist es auch schon mal vorgekommen, dass mein Mann gesagt hat, dass meine Tochter ihn verrückt macht. Aber man ist dann nicht so empfindlich, wenn das nur selten vorkommt, dass der Partner so was sagt. Vielleicht kannst du es ihm schmackhaft machen, dass ihr z.B. auch versuchen könntet, dass ihr beide euch etwas extra mit den Kindern des Anderen beschäftigt. Vor allem, wenn es was positives ist. Also so, dass der leibliche Elternteil die schwierigen, negativen Sachen übernimmt, und der andere sich mal drauf konzentriert mit dem Kind des Anderen etwas positives zu machen.
Hey!
Dein kleiner Kerl tut mir leid 😞
Ich würde mit dem Partner auch nochmal sprechen, ob er sich zutraut, deinen Sohn einfach so zu akzeptieren und ihm mit Akzeptanz und Respekt zu begegnen. Der Sohn ist so, wie er ist. Er wird auch positive Seiten haben.
Problematisch finde ich die Haltung "Meine Kinder sind lieb und ruhig- aber wenn dein Sohn dabei ist, werden sie wild." Das klingt schon ziemlich übel- dein Kind hat also schon nicht nur die Rolle des Wildfangs, sondern auch des Sündenbocks.
Vor allem finde ich "wild sein" nicht problematisch, um sich deswegen so an einem Kind hochzuziehen.
Sprich mit deinem Partner, ob er es hinbekommt, ordentlich mit deinem Sohn umzugehen. Google mal nach "Hochstapler-Syndrom"- dazu führt es nämlich, wenn Kinder immer nur negatives Feedback erhalten. Selbst, wenn sie gute Leistung bringen, werden sie sich darüber nicht freuen können oder diese mit Selbstbewusstsein vertreten. Davor würde ich mein Kind schützen wollen.
Liebe Grüße
Schoko
Danke dir, ja, so geht es mir auch, ich finde diese Sündenbockdynamik ganz schrecklich. Geredet habe ich schon viel mit ihm darüber, aber es scheint nicht ganz zu wirken leider. Ich warte jetzt noch etwas ab, ob fruchtet, was ich ihm nun geschrieben habe dazu und auch meine Aufforderung, dass er sich ernsthaft mit ADHS beschäftigt. Das Thema Zusammenziehen ist für mich gerade erst mal raus.
...er geht schon ordentlich mit ihm um, auf der Verhaltensebene. Aber die Haltung stimmt trotzdem nicht, das merke ich, wenn wir dann zu zweit drüber reden.
Mein Sohn ist der Meinung, dass er (mein Partner) ihn mag, aber dass er auch zu schnell genervt ist von ihm. Er mag seine Kinder und will den Kontakt mit ihnen nicht aufgeben, aber eben auch nicht zusammenziehen. Das trifft es im Moment ganz gut.