Hallo zusammen,
seit 10 Jahren bin ich mit meinem Partner zusammen. In diese Partnerschaft habe ich 2 Kinder aus einer Ehe mitgebracht. Vom Ex-Mann habe ich mich getrennt, als die Kinder 1 und 3 waren. 10 Jahre war ich alleinerziehend und glücklich. Vor 3 Jahren sind wir mit meinem Partner zusammengezogen.
Zusammen waren wir immer aktiv und fröhlich. Jetzt im eigenen Haus krachen wir stets aneinander. Mittlerweile sind die Kinder 14 und 16 und mitten in der Pubertät. Mein Partner meckert an allem herum. Zu viel Handy, zu wenig Mithilfe im Haushalt (Kinder), zu viel TV, zu wenig Bewegung, zu ungesundes Essen etc. Ich muss dazu sagen, dass die Handyzeiten über den familylink eingeschränkt sind und die Kinder fahren täglich mit dem Fahrrad zur Schule (ca. 8km), dazu noch Sport.
Mein Partner hält meine Kinder für lernfaul, bewegungsfaul und frech. Dass sie manchmal einen frechen Mund haben, finde ich "normal" (Pubertät). Wenns arg drüber ist, hat das aber auch Konsequenzen.
Wir stehen jetzt kurz vor der Trennung, weil ich ständig seine miese Laune abbekomme und mir täglich alle Schlechtigkeiten (meiner Kinder und mir) vorgehalten werden. Nichts machen wir richtig.
Ich weiß einfach nicht mehr, was ich machen soll. Wir waren auch schon bei der Paartherapie. Die Therapeutin meinte, mein Partner sei sich seiner Rolle in der Familie nicht bewusst. Er sei mein Partner und habe eigentlich keine Erziehungskompetenzen. So hatte sie es gesagt. Trotzdem habe ich ihm ganz klar gesagt, dass er seine Ratschläge gerne jederzeit einbringen könne und wir zusammen schauen, wie wir was machen. Ich hätte allerdings ein Problem damit, wenn er den Kindern Konsequenzen androht oder durchführt, die nicht mit mir besprochen sind. Er hat z. B. schnell mal das Handy weggenommen, wenn Haushalt oder Hausaufgaben nicht sofort erledigt wurden. Ich wollte diese Strenge nie haben. Ich bin der Meinung, man kann das anders regeln. Sie haben ja nichts falsch gemacht, wenn sie die Hausaufgaben 2 Stunden später machen.
Seit Zusammenzug hat er sich auch total verändert. Hört nur noch Ernährungs- und Gesundheitspodcats in doppelter Geschwindigkeit, macht Achtsamkeitstrainings, folgt irgendwelchen Weltverbesserer-Freaks, schließt Pakts mit sich selbst. Es ist nicht, dass er sowas hört, sondern die Masse an sich und dass er für nichts anderes (für uns) keine Zeit mehr hat. Er ist nach Feierabend (ausschließlich Homeoffice) bis Bett nur noch damit beschäftigt und sagt uns dann, was wir alles falsch machen.
Versteht ihr meinen Frust?
Habt ihr irgendwelche Tipps? Wie funktioniert eure Patchworkfamilie?
Erziehungstipps vom Partner - Krise
"Ich hätte allerdings ein Problem damit, wenn er den Kindern Konsequenzen androht oder durchführt, die nicht mit mir besprochen sind."
Nun ICH hätte Probleme damit, wenn ich in meinem eigenen Haus nichts zu sagen habe Natürlich bespricht man sowas ja optimalerweise bevor man überhaupt zusammenzieht in einem Patchworkgefüge. Aber bei uns war ganz klar, dass ich ebenfalls eine Autoritätsperson bin für sein Kind, wie mein Mann. Inwieweit, auch das bespricht man vorher. Mich z.B. gehen ihre Schulnoten, ob sie lernt oder wie sie sich anzieht etc. nichts an. Sehr wohl allerdings was hier im Haushalt ist. Zimmer wird in Ordnung gehalten, es wird mitgeholfen beim Hausputz, es wird hinter sich aufgeräumt, es wird nicht der TV in Beschlag genommen den ganzen Tag, in der Nacht wird mit der Laustärke beim Zocken Rücksicht genommen etc. Auch ich habe schon Konsequenzen ausgesprochen, wenn sich an etwas nicht gehalten wurde und frage da sicher nicht meinen Mann vorher um Erlaubnis. Zum Glück ziehen wir da aber am gleichen Strang.
Was den Rest angeht: Dass er kaum Zeit mit euch/dir verbring, dass er zum Gesundheitsfreak wird etc, ist ein anderes Problem.
Ich schließe mich dem vorherigen Beitrag an. Dein Partner gehört auch zum Haushalt und hat somit das gleiche Recht darüber mit zu entscheiden wie ordentlich der Haushalt sein soll und wer welche Aufgaben übernimmt. Die Kinder sind ja nun keine 4 mehr...
Ja es sind deine leiblichen Kinder, aber ihr lebt nun Mal als Familie und da sollte jeder gleichberechtigt sein. Vielleicht ist dein Partner auch manchmal etwas drüber, aber das kann ich in der Situation voll nachvollziehen. Ihr drei gegen den Rest im Haus. So kommt es zumindest ein bisschen rüber.
Ich habe hier sogar eine Rolle was das Thema Lernen und Schule angeht. Aber in welchen Bereichen er in der Erziehung beteiligt wird, könnt ihr natürlich selbst entscheiden. Wichtig ist, dass alle mit der Gesamtsituation zufrieden sind. Sonst geht dein Partner vielleicht auch einfach irgendwann...
Ok, wenn die Kinder frech sind und nicht im Haushalt helfen, hat er ein Recht, was zu sagen. Helfen sie in seinen Augen zu wenig, kann er mit dir drüber reden, aber nicht bestimmen, wer ab sofort das Bad putzt und wer den Hof fegt. Er kann höchstens zu dir sagen: die Kinder sind alt genug, das zu tun, und ich werde es ihnen nicht abnehmen. Entweder sie helfen mehr, oder du machst ihren Anteil mit. Er kann natürlich auch sagen: Kind, du hast dir ein Brot gemacht, also wisch auch die Krümel weg.
Ob sie ihre Hausaufgaben jetzt, später oder gar nicht machen, ob und wie viel sie sich bewegen, kann ihm eigentlich egal sein, solange du als seine Partnerin nicht drunter leidest.
Bri Erziehungstipps kommt es drauf an. Wenn er sagt: lass dir das nicht gefallen, zur Not setz dich mit Fernsehverbot durch, ist das ok. Lautet seine Empfehlung aber, dem Rotzlöffel mal ordentlich den Hintern vollzuhauen, sieht das natürlich anders aus.
Hallo!
Ich schreibe einmal aus der Sicht des Mannes in einer ählichen Konstellation.
Vorab: unsere Patchwork-Familie funktioniert nicht wirklich und ist im Grunde zu einem frustrierten Nebeneinander-Herleben und Aus-dem-Weg-Gehen verkümmert.
Ich kann eurer Therapeutin nur teilweise zustimmen. Ja, dein Partner ist nicht der leibliche Vater und die Erziehung der Kinder liegt deutlich mehr in Deiner Verantwortung, aber er lebt eben mit euch zusammen und verdient meiner Meinung nach sehr wohl ein Mitspracherecht, wie sein Familienleben seiner Meinung nach aussehen sollte. Für mich muten seine Podcasts etc. auch etwas merkwürdig an, aber wenn dies gerade seine Interessen sind, wird man es in Maßen tolerieren müssen. Möglicherweise flüchtet er sich auch in diese Aktivitäten, weil er sich nicht wirklich akzeptiert, gesehen und gehört fühlt?
Ich umreiße kurz unsere Situation: Partnerin hat Realschulabschluss und Ausbildung, ich Abitur und Studium.
Sie ist nicht übermaßig empathisch, nicht sonderlich selbstreflektiert und ausgesprochen wenig kritikfähig. Da sie keine Lust auf Konflikte hat, herrscht im Gunde eine Laisser-faire-Erziehung vor, damit die Kinder ihren Willen bekommen und (zumindest oberflächlich) zufrieden sind. Das aktuelle "Mama-Bauchgefühl" ist wichtiger als Nachdenken, differenziertes Beurteilen eines Problems oder "Psycho-Geschwafel". Als Konsequenz geben die Kinder den Ton an und können im Grunde machen, was sie wollen. Bildung hat keinen übermäßig hohen Stellenwert, mit Aussagen wie "Die Kinder werden schon ihren Weg machen." wird aktiver Erziehung (in jeglichem Sinn) eher aus dem Weg gegangen.
Ich bin eher der Denker, halte Konflikte für unvermeidlich und sehe die Aufgabe "guter" Eltern nicht darin, zu springen, wenn die Kinder pfeifen, sondern auch mal unpopulär zu sein, erwünschtes Verhalten zu fördern, unerwünschtes zu sanktionieren, wichtige Werte und eben auch Bildung zu vermitteln und somit dafür zu sorgen, dass kluge und sozial kompetente junge Erwachsene aus dem Nachwuchs werden. Mein Ideal ist der Demokratische Erziehungsstil. Ich habe ursprünglich viele Dinge direkt angesprochen oder kritisiert und hätte sicherlich manchmal etwas diplomatischer sein können, erst recht wenn man die männliche Sach-Ebene und die weibliche Emotions-Ebene in der Kommunikation berücksichtigt.
Die Große studiert und wohnt inzwischen mit ihrem Freund zusammen, die Kleine ist 17 und wohnt noch zu Hause.
Handy-Zeiten und Fernsehzeiten waren nie in irgendeiner Weise eingeschränkt (24/7 unkontrollierter Zugang, Netflix ohne Altersbegrenzung etc., auch wenn ich entschieden protestiert habe), im Haushalt wird nur in homöopathischen Dosen geholfen, Sport findet so gut wie nicht statt, wann immer möglich, bietet Mama einen Limousinen-Service, damit bloß nicht unnötig gelaufen werden muss.
Ich werde auch als derjenige gesehen, der ständig nur meckert, jegliche Form von kritischem Hinterfragen wird als Schlechtmachen der Mutterqualitäten meiner Partnerin oder der menschlichen Qualitäten der Kinder angesehen. NIcht das angesprochene Problem ist das Problem, sondern ich als derjenige, der es als solches sieht und anspricht.
Ich hätte gerne vieles - hauptsächlich zum Wohl der Kinder - verändert und bin letzendlich kläglich am Unwillen der anderen und an einer Menge Dummheit, Konfliktscheue, Verleugnung und purer Ignoranz gescheitert. Ich hatte permanent das Gefühl, dass ich mich dem Lebensstil der drei Damen komplett unterzuordnen hatte, wenn ich nicht als das personifizierte Böse gelten wollte - auch wenn ich diesen als teilweise extrem nachteilig angesehen habe. Anstatt über das Verhalten der Kinder und die problematischen Mechanismen im familiären Miteinander nachzudenken, springt offenbar ein komplett unreflektierter Beißreflex an, bei dem das makellose Selbstbild der perfekten Mutter oder der perfekten Kinder vor dem bösen Aggressor geschützt werden muss.
Als Konsequenz habe ich mich wie eingangs erwähnt in diesem Familien-Konstrukt nie wirklich respektiert, gehört und willkommen / zu Hause gefühlt und halte, wenn ich gnadenlos ehrlich bin, die ganze Beziehung rückblickend für einen Fehler.
Das Interessante im Vergleich zu Deiner Situation ist: ich würde mich selbst im Vergleich zu der Beschreibung Deines Partners als deutlich entspannter und toleranter sehen. Meine Partnerin hingegen wäre eventuell sogar der Meinung, dass ich noch merklich schlimmer bin.
Aus der - sicherlich etwas parteiischen - männlichen Sicht frage ich also: bist Du Dir sicher, dass Du Dich nicht auch instinktiv vor Deine Kinder stellst und meinst, sie beschützen zu müssen, auch wenn sie sich - ganz objektiv gesehen - danebenbenehmen? Liegt Dein Partner mit allem so völlig falsch?
Natürlich gibt es eingefleischte Querulanten, die die Unzufriedenheit über die eigene Situation an anderen auslassen und denen man es niemals recht machen kann. Es gibt aber meiner Meinung nach auch durchaus gerechtfertigte Kritikpunkte und individuelle Bedürfnisse in einer Familie, bei denen es ausgesprochen ungerecht wäre, wenn jemand mit guten Absichten als Abwehrmechanismus zum Querulanten stilisiert wird, um sich nicht den eigenen Unzulänglichkeiten oder denen der Kinder stellen zu müssen.
Ich hätte gerne mehr Infos, damit ich mir ein genaueres Bild machen kann!
Sorry wenn ich das so direkt schreibe, aber allein durch deinen Text bist du mir als Frau sowie als Mutter sowas von unsympathisch rübergekommen, dass ich mich frage, warum du überhaupt in der Beziehung so lange ausgeharrt hast.
Denn von Liebe kann man da glaub kaum noch reden.
(und warum sie das ebenfalls geduldet hat, dass du an ihrem Leben teilhaben durftest / konntest)
Schon der Satz "Partnerin hat Realschulabschluss und Ausbildung, ich Abitur und Studium" - der kommt so rüber, als wenn du gleich mal klarstellen magst, sie ist dumm, da "nur" Realschule, du musst es ja schon allein besser wissen, denn du hast Abi und bist Studiert.
*ja guter Junge, hast du fein gemacht, bist ein ganz schlauer*
(wolltest doch jetzt bestimmt dafür gelobt werden, dass du so ein helles Köpfchen bist, wenn du das so betonen musstest)
Was für uns eher wichtiger als euer Schulischer Abschluss wäre dein Alter sowie das Alter deiner Partnerin. Wie lange ihr zusammen seid / wohnt.
Ob der KV eine Rolle mitgespielt hat bei euch, ob sie Vollzeit bei euch waren oder gar das Wechselmodell praktiziert wurde.
Wenn du auch nur ansatzweise so hochtrabend sowie von oben herab im Privaten dich gibst wie es in deinem Text es rüberkommt – na holla die Waldfee.
Respekt an die 3 Mädels das die dich nicht schon vor die Tür gesetzt haben.
Ich halte von einem Erziehungsstiel, in dem die Kinder tun und lassen können was sie wollen und kaum Regeln haben auch nicht viel.
Ebenso sollte der Medienkonsum eingeschränkt werden, bzw ein gesundes Maß vermittelt werden.
Aber jeder Mensch ist anders, jedes Kind ist anders.
Die einen können sich super entfalten, wenn ihnen nur ein gewisser Rahmen gegeben wird in denen sie sich bewegen können.
Andere brauchen klare Regeln, Struktur und deutlichere Richtlinien, um daran zu wachsen.
Und wenn die eine Tochter mittlerweile sogar studiert, scheint ihre Mutter (obwohl selbst nur Realschule und Ausbildung und „Larifari“-Erziehungsstiel) doch bei ihren Kindern gute Arbeit geleistet zu haben und ihr Mütterliches Bauchgefühl ihr Recht gegeben hat.
Ich denke mal du wolltest dort gerne den Ton angeben, warst ja schließlich der Mann im Haus, aber die Mädels haben nicht so gespurt, wie du es wolltest. Und irgendwann hat jeder von euch aufgegeben und nur noch ihr eigenes Ding gemacht.
Schade, dass keiner von euch die Reißleine gezogen hat – denn dann hätte jeder von euch die Chance auf eine Glücklichere Zeit gehabt.
Die Mädels einen tollen Bonuspapa, der nicht nur meckert und vielleicht das Gefühl gegeben hat, dass keiner gut genug ist.
Deine Partnerin hätte die Chance gehabt einen Partner zu finden, der nicht nur ihren Stil kritisiert und wer weiß was sonst noch. Sondern sie unterstützt und ihr evtl. nur mal Ratschläge gibt und man gemeinsam versucht einen Weg zu gehen.
Und du hättest die Chance gehabt, eine studierte Frau zu finden, welche deine Ansichten teilt und auch gerne deine Art deiner Erziehung annehmen würde.
Und jeder von euch wäre wahrscheinlich glücklicher gewesen.
Völlig okay, dass Du klar und offen sagst, was Dich an meinem Beitrag gestört hat oder Dir sauer aufgestoßen ist.
Um eins gleich am Anfang ganz deutlich klarzustellen: ich halte mich keineswegs für "besser", "schlauer" oder "höherwertig" und ich könnte dutzende Gebiete aufzählen, in denen ich meine Partnerin als mir deutlich überlegen empfinde und sie wirklich bewundere. Ich bin allerdings inzwischen sehr wohl der Meinung, dass die Art des Aufwachsens und der Ausbildung den Menschen mit seinen Werten, Wünschen und seiner Weltsicht formt. Durch Realschulabschluss und Ausbildung wird man zu einem anderen Menschen "geformt", als durch Abitur und Studium - und jeder Weg hat meines Empfindens nach seine ganz eigenen Vor- und Nachteile. Die einen werden darauf trainiert, praktische und schnelle Lösungen zu finden, die anderen darauf, Sachverhalte intensiver zu durchdenken, Probleme von mehreren Seiten zu betrachten und auch tiefer unter die Oberfläche zu gehen.
Kannst Du mir da soweit noch zustimmen?
Da Du fragtest: meine Partnerin ist 51, ich 49, wir wohnen seit zehn Jahren zusammen.
Ich fürchte, Du hast ein ziemlich falsches Bild von mir und der familiären Situation bekommen. Ich war nie der Meinung, dass alle nach meiner Pfeife tanzen sollen, sondern bin anfangs so verfahren, dass ich mich behutsam annähern und in das bestehende Gefüge integrieren wollte. Ich sehe mich selbst als im Grunde ziemlich entspanntes Kerlchen und keineswegs als den Haustyrann, als den Du Dir mich offenbar vorstellst - aber wenn Dinge für meinen Geschmack ganz gewaltig schief laufen, sollte auch ich zumindest das Recht haben, dass meine Meinung zumindest einmal offen angehört wird und nicht gleich massiv gegen alles angegangen wird, was vom eigenen Lifestyle abweicht.
Ich gebe mal ein Beispiel: die Kleine war 8 oder 9 und sollte Mathe-Hausaufgaben machen. Es war (wie immer) halb neun abends, sie saß im Wohnzimmer, der Fernseher lief im Hintergrund, zusätzlich hörte sie noch Musik. 10 von 16 Aufgaben waren falsch, obwohl sie ein kluges Mädchen ist, das gut rechnen konnte. Mein Vorschlag war der, den Fernseher und die Musik auszumachen, damit sie sich auf die Aufgaben konzentrieren kann und zukünftig früher mit den Hausaufgaben loszulegen, wenn die Kurzen nicht schon quengelig und müde sind.
Das Resultat: doppelte Arschkarte. Partnerin motzig, weil der gewohnte Erziehungsstil hinterfragt wurde, Kind motzig, weil ich ihr ja die angenehmen Ablenkungen nicht gönnen würde und Hausaufgaben ohne Fernsehen und Musik ja keinen Spaß machen würden.
Oder das Smartphone: wir stehen vor einer großen Veränderung der Gesellschaft und ich war durchaus dafür, dass die Kinder früh mit elektronischen Medien etc. in Berührung kommen. Aber eben mit einer altersgerechten Betreuung durch die Erwachsenen. Das Ende vom Lied war, dass die Kleine schon mit 11 oder 12 ihrer Mutter gegenüber durchgesetzt hat, dass sie 24 Stunden Zugriff auf das Handy und somit auch ein ungefiltertes Internet hat. Dass Mama das Handy ab und zu mal durchschaut, wurde logischerweise mit dem Hinweis auf Privatsphäre abgelehnt.
Ich war wieder der Buhmann, als ich meine Besorgnis geäußert habe, dass die junge Dame im Netz mit Dingen konfrontiert wird, die alles andere als gut für sie sind. Dass die Kleine aufbegehrt, weil sie sich nicht einschränken lassen will, ist völlig klar. Dass die Mutter dies aus bloßer Konfliktvermeidung duldet, ist mir bis heute noch völlig unverständlich.
Der leibliche Vater der Mädels ist 2020 mit erst 43 Jahren plötzlich und unerwartet verstorben. Vor allem die Kleine war (mit damals 14) natürlich völlig überfordert, hat sich komplett zurückgezogen und wollte sich ablenken und "abhärten", in dem sie bis tief in die Nacht immer schlimmere Netflix-Serien und -Filme (harte Horror-Streifen mit FSK 18) geguckt hat. Kommentar meiner Partnerin "Ist doch gerade Pandemie, das machen alle so.", auf meine Anregungen, dass sich dringend gekümmert werden sollte, wurde wenig bis gar nicht reagiert. Ich mache mir heute schwere Vorwürfe, dass ich das geduldet habe und den Internet-Router nicht gegen den Willen der anderen aus dem Fenster geschmissen habe. Wenn ich mitbekomme, dass die Kleine mit inzwischen bald 17 unter diversen Ängsten leidet (sie redet nicht), muss ich dagegen ankämpfen, dass mir die Tränen kommen.
Mir wurde auch zu Schulzeiten nicht wirklich zugestanden, wenn ich die Kleine nachts um halb zwei freundlich gebeten habe, doch mal das Handy wegzulegen und zu schlafen. Es wurde erwartet, dass ich Sätze wie „Boah, jetzt verpiss Dich doch mal und fuck mich hier nicht ab.“ einfach so hinnehme und nichts dazu sage. Im Grunde wurde auch erwartet, dass ich Madame dann morgens in die Schule fahre, wenn sie wieder mal verschlafen hat – und wenn ich dann konsequent war und mich geweigert habe, war ich wieder der Böse.
Oder bei der Großen: sie hatte sich damals mit ihrem Vater bzw. dessen neuer Partnerin überworfen und war mehr oder weniger von dort weggeekelt worden, so dass das Verhältnis bis zu seinem Tod sehr unterkühlt und distanziert war. Als sich abzeichnete, dass sie immer mehr Zeit mit ihrem Freund und weniger Zeit bei uns verbringen wird, drängelte die Kleine, dass sie ja auch das Zimmer den Großen möchte und diese doch mal ihren Kram zusammenpacken soll. Mama, als die "Praktikerin" war im Grunde der gleichen Meinung. Ich als der "Theoretiker" habe dagegen entschieden protestiert. Der empfundene Rausschmiss durch den Vater (auch wenn es de facto keiner war) wird nach dessen Tod eine lebenslang unerledigte Baustelle bleiben, an der die sehr sensible Große arg zu knabbern hat und ich wollte ihr auf keinen Fall das Gefühl geben, dass irgendwelche Bande unsererseits gekappt und ihr Platz ganz schnell anderweitig genutzt wird.
Kommentar von Mama: "Die stellt sich aber auch immer an und Du befeuerst das auch noch." Kommentar der Kleinen "Du gönnst mir nur das andere Zimmer nicht."
Dies sind ein paar Beispiele, von Streitpunkten, die ich als sehr schlimm empfunden habe. Nicht, weil nicht alles auf mein Kommando gehört hat, sondern weil ich davon überzeugt bin, dass meine Vorstellungen zum Wohl der Kinder gewesen wären und das "Mama-Bauchgefühl" und das "Nicht-genauer-Nachdenken-Wollen" eben auch verdammt schädlich sein kann.
Als verantwortungsvoller, reifer Erwachsener muss man meiner Meinung nach auch mal unpopuläre Entscheidungen treffen, die kurzfristig vielleicht für Konflikte sorgen, langfristig aber positiv für die Entwicklung der Kinder sind. Letztendlich sollten die Erwachsenen die Entscheidungen treffen und nicht Erfüllungsgehilfen des Kinder- oder Teenagerwillens sein - unhinterfragt alles zu tun, was der Nachwuchs in dem Moment will, ist kurzfristig und oberflächlich vielleicht der stressfreiere Weg, richtiger wird er meiner Meinung nach aber dennoch nicht.
Ich habe sicherlich einen ganzen Haufen Fehler gemacht, das lässt sich leider nie ganz vermeiden. Bei vielen Punkten habe ich aber eben auch das Gefühl, dass ich einfach unfairerweise zum Problem gemacht wurde, nur damit man nicht über die eigenen Unzulänglichkeiten nachdenken muss – und somit letztendlich nicht wirklich verantwortungsvoll und im Sinne der Kinder und der Partnerschaft gehandelt hat.
Du kannst mir gerne ein kurzes Feedback geben, ob Du meine Position jetzt ein wenig besser verstehen kannst, oder ob ich in Deinen Augen immer noch der arrogante Despot bin.
Mir geht es wie deinen Mann in eurer Beziehung. Meine Tochter ist 19 und meiner Frau ihre Jungs sind 18,16,14 und seit meine Tochter 18 ist höre ich immer wieder das ich bei ihren Jungs nichts zu sagen habe obwohl sie bei meiner Tochter immer gut mitgeredet hat. Ihre Jungs sitzen nur noch in ihren Zimmern und zocken den ganzen Tag Hausarbeiten werden kaum noch erledigt und wenn ich was sage bin ich nur am meckern, sage ich nichts und mache die Arbeiten selbst weil es mich stört bekomme ich zu hören du must es Ihnen mindestens 3 mal sagen das sie ihre Arbeiten machen, aber dann bin ich doch wieder nur am meckern. Ich gehe seit Januar oft in Fitness weil ich much zu Hause überflüssig fühle.