Hallo,
ich weiß einfach nicht, wo ich hin soll mit meinem Problem. Ich muss da wohl erstmal die Ausgangssituation schildern.
Und zwar ist es so, dass ich seit knapp 7 Jahren mit meinem Verlobten zusammen bin, seit 5 Jahren wohnen wir auch zusammen.
Meine Tochter ist 9 und ihr Vater wohnt nur eine Straße weiter, das Verhältnis der beiden ist gut und sie sehen sich regelmäßig. Auch mit meinem Verlobten versteht sie sich...in der Regel...gut, auch wenn sie ihm gelegentlich erklärt, dass ihr Papa viel toller ist (obwohl mein Verlobter hier eigentlich die volle Vaterrolle hat, siehe nächster Absatz)
Ihr Papa hat eine manische Depression (das wusste ich nicht, als ich damals schwanger wurde, aber deswegen ist mit der Zeit unsere Beziehung gescheitert.). Er ist Frührentner und nicht zuverlässig einplanbar in irgendeine Form der Betreuung, finanziell natürlich auch nicht. Ich bemühe mich, ihn jederzeit zu supporten und das Verhältnis zwischen ihm und meiner Tochter soweit möglich unbelastet zu erhalten. Es ist nicht immer einfach, da er auch Phasen hat, wo er einfach nicht erscheint, sich wochenlang nicht meldet ODER, wenn er manisch ist, völlig neben der Spur ist.
Mein Verlobter ist eigentlich unter der Woche zwischen 6 und 18 Uhr wegen der Arbeit unterwegs. Meine Eltern, die in der Stadt nebenan wohnen, möchten keine festen Zeiten, zu denen sie Verantwortung tragen - sie nehmen meine Tochter dann, wenn es bei ihnen passt (das finde ich auch okay!!). Die OGS war hier während Corona überlaufen und eine Katastrophe, weswegen meine Tochter seitdem nach der Schule nach Hause kommt, sie war dort sehr sehr unglücklich und will auch dort nicht mehr hin (sie kommt im Sommer in die Vierte)
Das alles bedeutet für mich, dass ich mich beruflich komplett einschränke (ich bin Pflegefachkaft, was das Ganze wegen dem Schichtdienst natürlich nicht so leicht macht. Ich habe lange Zeit ausschließlich im Nachtdienst gearbeitet, um das irgendwie wieder hinzubekommen, jedoch wohnen wir hier an einer Motorradroute, es ist tierisch laut (einer der Gründe, weswegen ich hier unbedingt weg will...) und an ruhigen Schlaf ist tagsüber kaum zu denken. Ich war mit der Zeit nur noch fertig.
Ich habe nun das Problem, dass ich mich, vor allem seit Corona, komplett gefesselt und eingesperrt in meiner Lage fühle. Ich hasse die Stadt, in der wir leben, diesen Lärm vor allem, es ist aber nicht leicht (wegen der Arbeit von meinem Verlobten), hier wegzugehen. Immer, wenn ich es versucht habe, hat er es irgendwie boykottiert und an jeder Wohnung /jedem Haus etwas auszusetzen gehabt. Er ist auch ein echter Routine Mensch, dem jede noch so kleine Veränderung schwer fällt (selbst wenn es nur ums Streichen einer Wand geht.)
Ich hadere damit, dass ich die einzige bin, die sich beruflich einschränken muss (und somit auch kaum Geld verdient). Ich weiß nicht, ob es ÜBERHAUPT in Ordnung ist, meinen Verlobten für diese Lage zur Verantwortung zu ziehen, da er ja nicht mal der Vater ist (hier aber wohnt und diese Verantwortung auch bewusst MÖCHTE). Ich tue mich schwer damit, dass auch sonst keiner aus der Familie diese ganzen Probleme hat.
Und bei dem ganzen denke ich eigentlich, dass ich diejenige bin, die völlig undankbar und egoistisch ist, weil ich ihm (also meinem Verlobten) dankbar sein muss, dass er mit uns lebt und uns auch z.B. während Corona oft finanziell ausgeholfen hat.
Es ist aber irgendwie so doof, dass er einerseits der Vater sein will, andererseits aber überhaupt keine Abstriche machen muss, weder finanziell noch beruflich - ich würde in meinem Beruf immerhin besser verdienen als er, habe aber die Möglichkeit gar nicht.
Wenn er der Vater wäre, würde ich das so nicht akzeptieren, auf einem Umzug beharren und auch darauf, dass ich arbeiten gehen kann. Aber so? Habe ich da überhaupt ein Anrecht drauf? Ich weiß es nicht. Und was ist mit der restlichen Familie? Habe ich eine Denkfehler oder ein Brett vor dem Kopf?
Ich fühle mich einfach wie in alten Rollenbildern gefangen, wo ich als Frau und Mutter keine Rechte habe und mein Leben nach meinem Mann ausrichten muss, das macht mich fertig.
Kennt jemand so ein Gefühl? Ich drehe davon noch durch und muss unbedingt irgendwie raus aus dieser Situation.
Vielen Dank fürs Durchlesen.
Wir stecken irgendwie fest im (gefühlten) Patriarchat
Ihr seid verlobt. Seid 5 Jahren, wollt ihr auch heiraten oder ist die Verlobung nur so ein Zugeständnis an dich gewesen?
Dein Verlobter wusste ja, dass du ein Kind hast, und hat sicherlich ein Alter in dem ihm klar sein dürfte, dass diese Tatsache für dich Konsequenzen hat. Aber es scheint ihm ja ganz gut zu gelingen, diese von sich fern zu halten.
Das kann er nur, weil du ihn lässt.
Es ist vielleicht Zeit für ein grundlegendes Gespräch zwischen euch. Ein Gespräch über den Alltag, das Zusammenleben, deine Ansprüche, dein Wohlbefinden, deine Tochter und welche Stellung er bei ihr hat u.s.w.
Wenn das geklärt ist, dann kannst du handeln, wenn du das wirklich willst.
Vielen Dank für deine Antwort
Das Gespräch findet statt, seit er hier wohnt. Alle paar Monate wieder. Es sind immer die gleichen Themen, eben die oben genannten. Ich rede da wirklich klar und nicht um den heißen Brei herum, nur ändern tut sich nichts. Den Text, den ich oben geschrieben habe, habe ich ihm haargenau so schon 1000 mal gesagt.
Er sagt, er will mit voller Verantwortung Vater sein. Er will das alles mit uns, auch umziehen. Nur es passiert eben nichts. Der Heiratsantrag ging auch von mir aus, ist jetzt über ein Jahr her und ich bin sicher, wenn ich nichts anstoße, würden wir auch noch in 20 Jahren verlobt sein.
Das ist eben bei allem so, ich fühle mich wie ein Motor, der alles antreibt bzw sogar für alles kämpfen muss und das erfodert Kraft und macht mich selbst langsam müde und antriebslos, obwohl ich eigentlich ein fröhlicher, aktiver Mensch bin.
Das hört sich jetzt an, als wäre alles an ihm mies. Aber das ist es eben nicht. Er ist klug, witzig, höflich, liebevoll. Aber mich macht es eben fertig und vor allem sehe ich es auch nicht ein, dass ich so in ein Leben gepresst werde, was ich nie wollte. Um die Arbeit eines Mannes herum und den Wohnort, der daran gebunden ist. Ich selbst wollte sogar eigentlich immer aus Deutschland weg und nun fühlt es sich eben so an, dass ich alles komplett nach ihm ausrichte und immer abhängiger werde.
Wahrscheinlich hat die Corona Zeit alles noch schlimmer gemacht.
Hm… warum genau möchtest du umziehen?
Eingesperrt hast du dich zumindest in dem Punkt selbst, dass du deine berufliche Lage nach den Befindlichkeiten deines Kindes gerichtet hast. Meine gehen auch nicht gern in die Betreuung und nörgeln oft darüber, aber ich arbeite halt und mir ist das sonst zu viel und ich denke, es ist auch jammern auf hohem Niveau. Auch gehen sie an Brückentagen in die Betreuung, Einzig, weil es für mich einfacher ist. Ist halt so, weil ich so für mich sorge.
Umziehen sollte halt immer für beide ok sein. Das hat für mich nichts mit Patriarchat zu tun, sondern mit verschiedenen Bedürfnissen. Daher- was bringt dir der Umzug, was du jetzt nicht auch hast bzw. Bekommen könntest, indem du andere Lösungen findest?
Hi und danke für die Antwort
Ja, du hast völlig recht, es ist Jammern auf hohem Niveau. Ich hatte ein mieses Gefühl, weil sie, wohl wegen der Sache mit ihrem Vater, richtig schlimme Trennungsangst entwickelt hatte und dann sehr an mir hing. Während dem Homeschooling hat sich das nicht gerade verbessert. Da dachte ich, es ist in diesem Moment das Richtige für sie.
Ich habe aber ohnehin vor, dass sie definitiv im Sommer wieder hingeht.
Umziehen: Ich komme nicht von hier und wollte hier nie sein. Wie gesagt, hier ist es unglaublich laut und im Schichtdienst habe ich oft Zeiten, wo ich tagsüber schlafen muss. Das geht richtig an die Nieren, wenn man das nicht kann. Dazu kommt, dass es hier nicht mal einen DM gibt, ich kein Auto fahre und der ÖVP richtig schlecht ist. Das bedeutet, um zur Arbeit zu kommen, brauche ich für 8 km mehr als anderthalb Stunden. Ist eben Dorf. Deswegen möchte ich zentraler leben und mit besseren Bedingungen (auch für meine Tochter, die trifft das ja bald genauso).
Ich habe mir wegen diesen Bedingungen extra ein eBike zugelegt (sehr bergig hier...), aber es ist saugefährlich, bin mehrfach fast und einmal wirklich angefahren worden, es gibt keine Fahrradwege.
Und ich mag dieses Dorf einfach nicht. Eingechworene Gemeinschaft, man kommt nicht wirklich rein, ich hatte vorher noch nie solche Probleme, Kontakte und Freundschaften zu knüpfen. Auch für meine Tochter ist es schwer.
Das sind so die Hauptgründe.
Liebe Grüße
Verstehe. Also, du hast Kompromisse beim Wohnen gemacht und nun merkst du, dass das nicht du bist.
Kenne ich. Hab ich als die Kinder klein waren auch gemacht, auch wenn ich eine Stadtpflanze bin. War dann nicht schlimm, weil man eh so eingeschränkt ist mit kleinen Kindern und mein Ex auch ein Dorfmensch ist.
Jetzt wohne ich wieder in der Stadt. Kinder sind aber auch größer. Viel mehr meins.
Von daher ist die Frage vielleicht eher „lebe ich so, wie ich es möchte?“
Da kannst du nur dein Gefühl befragen.
Für alles andere gibt es Lösungen. Kind geht in Betreuung, man hat einen Anspruch auf Tagesschicht mit Kind U12. Vielleicht im Dorf umziehen, wo es etwas ruhiger ist…
Aber ich vermute, dass es eher das Wohnen im Dorf ist, was nicht dein Ding ist.
Hallo Charlotte, zuerst möchte ich Dir sagen, dass ich Dich verstehen kann und das Verhalten Deines Verlobten im Hinblick auf den versprochenen Umzug nicht gutheiße. Da solltest Du ihm sicherlich noch einmal klipp und klar Dein Problem schildern. Am Ende könntest Du auch zusammen mit Deiner Tochter umziehen, das muss nicht gleich eine Trennung, nur eben getrennte Wohnungen bedeuten.
Davon abgesehen sehe ich aber Deinen Verlobten nicht in der Pflicht, sich wegen Deiner Tochter einzuschränken. Dass er Dir sagt, dass er die Vaterrolle möchte, ist toll und lobenswert, denn das ist nicht seine Aufgabe. Nur wegen dieser Aussage ist er aber nicht verpflichtet, alle Aspekte des Vaterseins zu erfüllen.
Da der biologische Vater seine Rolle nicht erfüllen kann, ist es leider ganz allein Deine Verantwortung, alles mit und um Deine Tochter zu regeln und zu organisieren.
Dein Verlobter ist weder der biologische noch der rechtliche Vater. Etwas anderes wäre es, hätte er Deine Tochter adoptiert, dann könntest Du ihn in die Pflicht nehmen.
Aber so schränkst Du Dich nicht wegen Deines Verlobten, sondern wegen Deiner Tochter ein (nicht böse gemeint). Wie gesagt, als letzte Möglichkeit könntest Du auch mit Deiner Tochter umziehen, wenn ein nochmaliges ernstes Gespräch nichts bringen sollte.