Hallo zusammen,
ich habe mal eine für mich sehr wichtige Frage, die meinen Mann und mich zur Zeit stark beschäftigt.
Es geht darum, mein Mann hat bereits zwei Kinder im Schulalter, da er und seine damalige Freundin sehr früh Eltern geworden sind und leider noch sehr unerfahren waren (finanzielles und so) wurden beide Kinder zu Pflegeeltern gebracht. Es besteht zwar nach Jahren nun regelmäßig Umgang, aber nun macht er sich große Sorgen, das es wieder passieren wird, da das Jugendamt ja nun auch von meiner Schwangerschaft weiß und er Angst hat, dass die plötzlich auf der Matte stehen, ihnen irgendeine Kleinigkeit nicht passt (Krümmel am Tisch, etc) und uns drohen, das unsere Tochter auch weg kommt.
Finanziell geht es aktuell, ich selbst hab zwar monatliche Raten zu zahlen, aber sie sind zahlbar, vorallem in der Not hilft uns auch meine Mutter oder eine sehr gute Freundin.
Jetzt ist meine Frage, ist das Jugendamt wirklich so zimperlich, wenn schon bekannt ist, dasselbe zwei Kinder damals an Pflegeeltern verloren hat, dass sie uns ganz genau beäugen und beim allerkleinsten Fehler uns gleich mit Kindesenzug drohen?
Ich selbst hatte noch nie Kontakt mit dem Jugendamt, weshalb es gar nicht zu Rechtfertigen wäre oder macht das keinen Unterschied?
Dankeschön im Voraus!
Kann das Jugendamt unangemeldet kommen und Kind entziehen?
Das Jugendamt ist erstens nicht böse oder nimmt gerne Kids aus ihren Familien und zweitens haben die sich ebenfalls an Regeln und Gesetze zu halten. Natürlich kann da ein gewisser Ermessensspielraum genutzt werden, wegen Krümeln auf dem Tisch ist aber noch keinem das Kind entzogen worden (auch wenn das vielleicht mal so behauptet wird...)
Dito!
Ja, das Jugendamt kann unangemeldet kommen, wird aber eher die Ausnahme sein.
Nein, das Jugendamt entzieht euch nicht die Kinder, weil nicht gesaugt wurde. Das Jugendamt bietet erst einmal Hilfe an bzw. vermittelt diese, wenn es Bedarf dafür feststellt.
Die Kinder aus einer Familie nehmen ist immer der letzte Schritt.
Frag doch deinen Mann noch einmal, was damals der genaue Hintergrund war. Es war sicher mehr als nur etwas Unerfahrenheit bei finanziellen Dingen.
So ist es.
Ein Kind wird nur bei KWG (Kindeswohlgeährdung) aus der Familie genommen und finanzielle Probleme gefährden nicht das Kindeswohl, außer natürlich es wird mit vorhandenem Geld alles lieber gekauft als Nahrungsmittel &co für das Kind und das Kind bekommt somit nichts zu essen.
Exakt.
Ich vermute dein Mann sagt dir nicht die ganze Wahrheit. Das Jugenamt entzieht sicherlich nicht wegen ein paar finanziellen Schwierigkeiten direkt die Kinder. An deiner Stelle würde ich wissen wollen, was damals wirklich war und deinen Mann bitten die Akten anzufordern.
Das Jugenamt kann unangemeldet kommen, ja. Kindesentzug ist aber die aller, aller letzte Massnahme.
Dein Mann erzählt dir einen von Pferd.
Wegen finanzieller Probleme wird sicher kein Kind aus der Familie genommen. Da gibt es andere Hilfen.
Ich war 18 als ich den Großen bekam, dazu alleinerziehend und am Existenzminimum. Ich hab nicht einmal das JA gesehen 🤷♀️
Bevor du dir Gedanken um die Krümel auf dem Tisch machst, solltest du mit deinem Mann ein ernstes Gespräch führen und die Wahrheit einfordern.
Hallo Mel,
erstmal ruhig Blut! Wie meine VorposterInnen bereits schrieben: Das Jugendamt nicht Kinder nicht wegen ein paar Cent zu wenig aus einer Familie.
Die Inobhutnahme ist 1. sehr teuer, 2. gibt es kaum Pflegestellen und 3. ist sie in der Tat das härteste Mittel das angewandt werden kann. Vorher MUSS jedes mildere Mittel geprüft und erprobt werden ( ausgenommen Gefahr von Leib und Leben für das Kind, dann kann die Prüfung im Nachhinein stattfinden ).
Mich würden Fragen umtreiben wie: Warum hat mein Partner nie versucht seine Kinder zu sich zu holen?
Und ja, auch gebe den VorrednerInnen recht, dass die finanziellen Probleme nicht alles gewesen sein können. Da müssen andere Hilfen bereits abgelehnt oder nicht ernst genommen worden sein.
Du bist ja aber auch da... und so wie es sich liest hast du den Anspruch an dich der Aufgabe mehr als gerecht zu werden.
Das Jugendamt kann beraten, Hilfen einleiten und anbieten und ein Erziehungspartner sein. So sollte man es im besten Falle sehen.
Entweder hat dein Mann eine gestörte Erinnerung (Verdrängung) oder er erzählt dir nur die halbe Wahrheit.
Nein, das Jugendamt holt garantiert keine Kinder von den Eltern weg, wenn diese unerfahren oder finanziell knapp sind und ein "paar Krümel" auf dem Boden sind....dann hätten sie verdammt viel zu tun. Sie nehmen die Kinder aus den Familien, wenn eine Kindeswohlgefährdung besteht und diese hat viele Gesichter.
Alarmglocken gehen bei mir allerdings an, wenn ich höre, das die Kinder seit Jahren in der Pflegefamilie sind und nie den Weg zurück zu mindestens einem Elternteil gefunden haben....also auch nicht zu deinem Partner. Deswegen sehe ich da sjetzt nicht so locker, wie meine Vorschreiberinnen....denn du kennst die Wahrheit nicht. Wenn also dein Partner maßgeblich an der Kindeswohlgefährdung beteiligt war, dann kann sich das jetzt wiederholen. Also laß dir um Himmels Willen alles schiftliche aus der Zeit zeigen und mach dir dein eigenes Bild, denn Fakt ist, er hat dir nicht alles erzählt. Und das er sich da jetzt wieder den Kopf darüber zerbricht, das lässt mich aufhorchen.
Nicht das du da plötzlich mit Dingen konfrontiert wirst, von denen du bisher nicht mal was geahnt hast.
Und eine andere Frage stellt sich mir....wenn du noch nie etwas mit dem Jugendamt zu tun hattest, woher sollten sie dann von deiner Schwangerschaft wissen? Ich weiß von urbia, das es Ecken in D gibt, wo das Jugendamt einen "Willkommensbesuch" macht, aber auch da erfahren sie frühestens nach der Geburt, das ein Baby da ist.
Das sind nicht nur Ecken, sondern in NRW beispielsweise faktisch Standard. Hier mal ein Beispiel vom Kreis Unna
https://www.kreis-unna.de/Gesellschaft/Familie/Familienb%C3%BCros/?&La=1
Nach der Geburt ihres Kindes erhalten alle Eltern bzw. Erziehungsberechtigten Post mit Glückwünschen und der Ankündigung eines Besuches durch die Fachkraft des Familienbüros. Der Besuch ist ein Angebot des Familienbüros und kann freiwillig in Anspruch genommen werden.
Oder hier, direkt daneben, Stadt Dortmund
https://www.dortmund.de/de/leben_in_dortmund/familie_und_soziales/familienportal/familienbueros/willkommensbesuche/index.html
Ich lebe selber in NRW, nein es ist dort kein faktischer Standard....außer die Eltern sind selber noch nicht volljährig.
Hier in der Gegend kommt und kam kein Jugendamt zur "Begrüßung".
Mein Cousin und seine damalige Freundin wurden mit 17 bzw. 15 Eltern. Das zweite Kind kam zwei Jahre später. Beide hatten noch keine Ausbildung und von Sozialhilfe - war es damals noch - gelebt. Anfangs haben sie noch bei meiner Tante gewohnt, alles andere als eine ideale Umgebung für ein Kind. Sie hat geraucht, war nicht sehr darauf aus, den Haushalt zu machen und ja, alles nicht ideal. Das Jugendamt hat die Familie regelmäßig besucht und Hilfe angeboten, wenn gewünscht. Zu keiner Zeit stand im Raum, dass eines der Kinder oder beide zu einer Pflegefamilie kommen sollten. Nicht einmal angesprochen wurde es.
Eine gute Freundin ist Pädagogin und arbeitet für das Jugendamt als Notfallpflegestelle. Ich hatte mich damals bei meinem Cousin etwas gewundert aufgrund der Wohnsituation, dass das Jugendamt sich daran nicht stört und sie hat mir damals auch gesagt, was hier bereits einige geschrieben haben: Es ist das allerletzte Mittel, Kinder aus der Familie zu nehmen. Egal, wie die äußeren, finanziellen Umstände sind, das ist kein Grund, Eltern ihr Kind zu entziehen und damit dem Kind die Eltern. Das wird nur gemacht, wenn das Kindeswohl akut gefährdet ist und dafür braucht es sehr, sehr viele Krümel in der Wohnung, die sich vermutlich auch erst bewegen müssen. Wenn die finanzielle Lage natürlich so schlimm ist, dass die Familie obdachlos wird, sieht die Sache möglicherweise anders aus, aber auch dann wird erst alles getan, eine Unterkunft für die Familie als Ganze zu finden.
Ich mein, die Sache beschäftigt deinen Mann ja auch - warum weiß eigentlich das Jugendamt von deiner Schwangerschaft?. Das gibt mir zu denken. Jemand, der ein reines Gewissen hat und weiß, es lag damals 'nur an den Umständen', der muss sich doch keinen Kopf machen? Für mich spricht das eher für Schuldumkehr. Ich hab nix falsch gemacht, das war nur das böse Jugendamt. Die Mitarbeiter dort sind aber in aller Regel objektiv und wissen, was sie machen. Zudem sind sie an gesetzliche Vorschriften gebunden und wollen - und können - kein Kind aus Jux und Dollerei, weil ihnen sonst die Action im Job fehlt, ein Kind aus der Familie nehmen. Im Gegenteil belastet das auch viele Jugendamt-Mitarbeiter, das ist ja nichts Schönes.
An deiner Stelle würde ich mal ganz sachlich mit deinem Mann sprechen. Biete ihm an, mit ihm den Schriftverkehr von Damals (Beschluss, Anhörungen etc.) noch einmal durchzugehen. Eventuell unter Beiziehung eines Anwalts, damit der Sachverhalt gründlich aufgearbeitet werden kann. An deiner Stelle würde ich für mein Kind absolute Sicherheit haben wollen, dass es da von Seiten deines Mannes nichts gibt, das sich wiederholen könnte. Das würde mir deutlich mehr Sorgen bereiten als etwaige Willkür des Jugendamtes.
Hallo,
der leibliche Vater meiner großen Pflegetochter hat vor einigen Jahren mit seiner neuen Lebensgefährtin ein Baby bekommen. Das Jugendamt hat einen Kontrollbesuch gemacht und gut wars.
Ich bin Bereitschaftspflegemama, zu mir kommen u.a. Kinder, die gerade aus den Familien genommen wurden. Und glaube mir: Wegen Krümeln o.ä. wird kein Kind in Obhut genommen. Da gehört eine Menge mehr dazu.
Und wenn es wirklich nur Kleinigkeiten sind oder schnell zu behebende Probleme, dann gehen die Kinder auch innerhalb eines angemessen Zeitrahmens wieder zurück zu ihren Eltern, sobald diese ihre Probleme angegangen sind. Und rein wegen finanziellen Problemen gehen keine Kinder in eine Pflegefamilie! Anscheinend hat dein Freund überhaupt keine Einsicht, was alles schiefgelaufen ist, wenn er das so darstellt. DAS würde mir tatsächlich mehr Sorgen machen.
Liebe Grüße
Delenn