Hallo in die Runde,
Seit fast fünf Jahren bin ich Bonuspapa zweier toller Kinder. Ich habe das Glück, dass beide - Junge wie Mädchen - mich respektieren und gerade die Kleine hat einen Narren an mir gefressen.
Es wäre also alles super, doch zerreißt mich der ständige Spagat, welche die Rolle mit sich bringt. Zum Ex meiner Partnerin darf ich in Gegenwart der Kinder nichts sagen, weil ich diese dann in einen Loyalitätskonflikt treibe. Verstehe ich! Aber in Fragen der Erziehung liege ich oft über Kreuz und würde mich anders verhalten als meine Partnerin. Aber klar, sie hat als leibliche Mutter das entscheidende und letzte Wort.
Leider kommt es oft zu heftigen Konflikten deshalb und hat meine Partnerin auch das Gefühl, zwischen allen Stühlen zu sitzen. Mir geht's ähnlich, aber mich immerzu zurücknehmen und die Faust in der Tasche machen kann es doch auch nicht sein...
Wie geht ihr damit um?
Ständiger Spagat als Bonuspapa
Also, dass du zum Vater der Kinder nichts sagst, sollte selbstverständlich sein und auch so bleiben.
Ich bin mir sicher, dass die zweite Frau meines Ex auch regelmäßig innerlich hochgegangen ist, sie war so absolut das Gegenteil von mir.
Auch deine Partnerin hat an der Erziehung ihres Ex nur noch wenig mitzumischen.
Bleibt euer Leben. Was das Zusammenleben aller unter einem Dach betrifft geht es dich sehr wohl was an. Hier könnt ihr festlegen wo du mitmischen kannst.
Was bleibt denn dann noch: Schule, Medien....?
Was sind denn die großen Themen wo du so gern mitreden willst?
Wie meine Vorschreiberin schon sagte: Vor den Kindern kein schlechtes Wort über den Vater zu reden, ist selbstverständlich.
Wenn sie findet, dass die Kinder die Hausaufgaben dann machen können, wenn sie wollen oder ihnen erlaubt, sich die Haare blau zu färben, geht dich das erst mal wenig an. Finden kannst du es aber selbstverständlich wie du willst.
Allerdings gibt es Umstände in der Erziehung, die auch dein Leben beeinflussen und da steht es dir durchaus zu, mitzureden. Ein Beispiel wäre, dass du die Kinder nach einer Zwischenmahlzeit auffordert, Teller und Besteck in die Spülmaschine zu räumen und ihre Krümmel in der Küche zu entfernen.
Oder Rücksicht zu nehmen, wenn du z.B. tagsüber schlafen müsstest, weil du Nachtschicht hast.
Was sind denn Eure Konfliktpunkte?
Hallo,
> Aber in Fragen der Erziehung liege ich oft über Kreuz und würde mich anders verhalten als meine Partnerin.
ich bin Trennungsvater und habe eine tolle Frau an meiner Seite, die in die Rolle einer Bonusmama gewachsen ist.
Meine Auffassung dazu:
- Die leiblichen Eltern treffen gemeinsam Entscheidungen über wesentliche Weichenstellungen, zB Schulwechsel, etc. Da sind Bonus-Eltern raus, auch wenn ihr als Paar natürlich darüber sprechen solltet. Und wenn es dich ebenfalls betrifft, etwa weil du auch von der Schule abholst, dann ist es auch nur angemessen, dich dazu anzuhören.
- Jeder Haushalt hat andere Regeln. Was bei dem leiblichen Papa gilt, muss bei euch nicht richtig sein und umgkehrt.
- Die Erwachsenen im Haushalt machen die Regeln gemeinsam. Durchsetzen darf, wer zuerst dran ist - "Berührt geführt". Keine Kritik untereinander vor den Kindern und auch kein Aufheben von Entscheidungen - genau wie in jedem anderen gute kooperierenden Elternpaar. Lagebesprechung wie es hätte besser laufen können verschieben auf eine Zeit ohne Kinder.
- Das "echte" Elternteil hat bei Leitplanken und Kernentscheidungen für das Zusammenleben im Haushalt und die eigene Umgangszeit der Kinder das letzte Wort, sollte aber schon die Bedürfnisse des Bonus-Elternteils berücksichtigen.
Beispiel: Ihr entscheidet, "Kein Essen im Wohnzimmer" wollt damit nämlich sagen, "Keine Schmiererei auf dem Sofa". Wer das sieht, darf Chips, Eis und Krümel-Schoki beschlagnahmen, Kids zum Händewaschen schicken und danach das Sofa entkrümeln lassen. Auch ans Händewaschen, Zähneputzen, Hausschuhe anziehen, Müll raustragen etc darf natürlich erinnert werden.
Also ja, die Mutter hat das letzte Wort. Aber du lebst im Haushalt und hast da bei manchen Dingen nicht minder mitzusprechen, sofern diese dich oder euer Zusammenleben betreffen. Das hat sie zu respektieren und zu berücksichtigen.
> Leider kommt es oft zu heftigen Konflikten deshalb ....
Da brauchen wir dann doch mal Beispiele. Da wird es wohl nicht immer nur um Marmeladen-Schmierfinger auf dem Sofa gehen. Hast du ein Bepspiel aus dem gemeinsamen Zusammenleben und vielleicht eines, was dich weniger direkt betrifft, du aber das Gefühl hast, dass deine Meinung hätte gehört werden sollen?
Und wie oft und wie lange sind die Kinder bei euch - 7-7-Tage-Modell oder ganz überwiegend bei der Mutter (also bei Euch) und die Kids kommen nur nach jedem zweiten WE völlig verzogen zurück?
> Zum Ex meiner Partnerin darf ich in Gegenwart der Kinder nichts sagen,...
Ja. Ist halt richtig so. Es ist manchmal auch schwer. Lebe einfach vor und setzt die Regeln im Haushalt, die du / ihr für dich / euch als richtig erachtet. Das sollte deine Partnerin auch mitmachen. Darin liegt dann zwar auch immer eine verdeckte Kritik am Ex, der es womögich anders handhabt, aber das ist OK, weil es für Euer Zusammenleben wesentlich ist. Euer Leben, eure Regeln. Den Ex zu beschimpfen ist da nicht dein Job. Allerdings sollte dir deine Partnerin das ein oder andere berechtigte Kopfschütteln verzeihen. Kinder haben auch Streitigkeiten und dürfen auch wissen, dass auch Erwachsene unterschiedlicher Meinung sein können.
Ich finde es ein bisschen merkwürdig, dass ihr da nach der langen Zeit offenbar kein gemeinsames Modell gefunden habt. Mein Mann hat sich in Sachen Erziehung auch sehr lange rausgehalten, wir mussten erstmal ausloten, wie das alles für uns am besten funktioniert und wo er Verantwortung übernehmen will. Aber inzwischen leben wir hier seit Jahren als Familie und natürlich haben er und mein Sohn eine belastbare Beziehung, in der er auch Ansagen machen kann.