Wie weit sollte man "Papa" für Kinder der Partnerin werden?

Hi an alle,
vermutlich muss ich ein bisschen ausholen.
Seit 1,5 Jahren bin ich mit meiner Freundin zusammen, glücklich wie noch nie.
Ich liebe sie über alles und die Beziehung ist ein einziger Traum.
Sie hat 3 Kinder in die Beziehung mitgebracht, ich meinen Sohn.

Anfangs war mein Verhältnis zu den beiden größeren (damals 14 und 16) sehr kühl, die mussten mit der Situation klar kommen.
Der kleine (7) hat sich schnell an mich gewöhnt und es hat nicht lange gedauert, bis ihm mal "Papa" raus gerutscht ist als er mich angesprochen hat.
Das hat er sofort gemerkt und es war ihm auch peinlich, aber ich habe damit gar kein Problem.

Die drei haben nach wie vor regelmäßigen, aber seltenen Kontakt zu ihrem Vater. Etwa alle 3 Wochen kommt er für ein paar Tage, dann ist er wieder weg.
Die beiden ältern nehmen ihm das zunehmend übel. Seine Freundin haben sie bisher nur einmal getroffen, haben also null bezug zu ihr.
Ich bin wesentlich öfter present als ihr Vater, der Kleine nennt mich immer öfter mal "Papa", auch wenn er immer gleich merkt ääähhhh jetzt habe ich Papa zu dir gesagt :D

Nun tut sich für mich eine Frage auf.
Mir würde es das Herz brechen, wenn mein Sohn einen anderen Mann Papa nennt und dieser Mann mehr Einfluss/Kontakt auf ihn hätte als ich. Das wird niemals passieren.
Darum war mein anfänglicher Gedanke, dass ich mich )in Respekt zum Vater) dahingehend etwas distanziere und einfach der Besucher von Mama bin wenn ich da bin.
Nun wurde mir aber bewusst: die Kinder orientieren sich immer mehr in meine Richtung, selbst die großen, die sich auch immer wieder durch die Blume beschweren, dass Papa nicht für sie da ist und es scheinbar auch noch nie war.
Ich selbst bin "all in", ich liebe meine Freundin wie gesagt von ganzem Herzen und ich habe die drei Kinder komplett ins Herz geschlossen, sie fehlen mir auch wenn wir uns mal eine Woche nicht sehen.
Scheinbar fehlen sie mir mehr als ihrem leiblichen Vater.

Ich weiß nicht, wie ich mich jetzt richtig verhalten soll. Ich würde es gerne den Kindern überlassen. Sprich, die Beziehung zu ihnen pflegen, die sie haben wollen (sowas merkt man ja).
Wenn ich ihnen das geben kann was ihnen fehlt, mache ich das liebend gerne und aus vollem Herzen. Aber als Mann und Vater habe ich da ein schlechtes Gewissen dem Vater gegenüber.

Was denkt ihr?

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Ist doch schön, wenn ihr als Patchworkfamilie zusammen lebt und die Kinder dich sogar langsam als Vaterfigur ansehen. Und das ohne Ermutigung von deiner Seite aus. Wenn deren biologischer Papa kommt, dann wird er ja auch sicher Zeit mit ihnen verbringen und ich bin mir sicher, dass du dich da dann auch nicht aufdrängst.

Aber "Besucher" spielen und Distanz wahren finde ich nicht richtig. Du bist kein Besucher, sondern der Partner seiner Ex und du lebst (da gehe ich mal davon aus) mit ihnen zusammen.

Und dass das Verhältnis zu ihrem biologischen Vater nicht gut ist, das liegt einzig und alleine an ihm. Du stehst nicht im Weg, aber du musst dich auch nicht in den Schatten stellen. Für Kinder ist eine Trennung immer schwierig und da bin ich froh, dass die Kinder jetzt jemanden im Leben haben, den sie so lieb haben, dass sie ihn als Vaterfigur ansehen.

Was wichtig ist und was du ja auch nicht machst ist, ihnen zu sagen, dass sie dich Papa nennen sollen. Das fände ich auch wie meine Vorposterin nicht richtig.

Bearbeitet von Kris7
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Wir wohnen nicht so direkt zusammen, ich bin grob geschätzt 30% der Zeit da, wenn mein Sohn nicht bei mir ist.
Es liegen fast 100km zwischen uns. Würden wir näher beinander wohnen, wäre ich schon zu ihnen gezogen, aber aktuell bleibe ich hier, für meinen Sohn.

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Wenn der Vater die Kinder nur 2 Tage im Monat sieht und auch sonst nicht der engagagiertste Vater zu sein scheint, dann brauchst du dir doch keine Sorgen darüber machen, dass er sich auf den Schlips getreten fühlt ? Verstehe da kein schlechtes Gewissen...

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Es sind schon mehr als 2 Tage, würde jetzt mal schätzen 5-8 pro Monat im Schnitt.

Aber ich bin eben einfach öfter da und generell einfach presenter in ihrem Leben.

Die Hoffnung ist ja immer noch gewesen, dass er wieder in die Nähe zieht und auch wieder seine Pflichten als Papa übernimmt. Aber diese Hoffnung schwindet immer mehr.
Ich will dem aber auch nicht im Weg stehen.

Schwierige Situation für mich.
Wenn es nur nach mir und meinem Gefühl ginge, könnten mich alle 3 liebend gerne nur noch als Papa ansprechen und ich würde diese Rolle Vollumfänglich einnehmen, ich würde platzen vor Stolz.

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Hi du,
Wenn den Kindern das „papa“ rausrutscht. Okay. Aber biete es nicht an! Du bist nicht der Papa! Klar bist du engagiert und die Kinder richten sich auf dich ein und nehmen dich als Vorbild - das ist richtig und wichtig! Auch für die Beziehung zu euch als Familie.
Aber nein! Biete es den Kindern nicht an, dass sie dich Papa nennen können/sollen.
Wie du schon schreibst würde es dir das Herz brechen, wenn dein Kind zu jemandem anderen Papa sagt, also lass es auch bei den Kindern deiner Freundin.
Mein Mann hat auch zwei Kinder aus erster Ehe, als seine Ex ihn rausgeschmissen hat, war sofort ein neuer „Papa“ da, der auch von den Kidds so genannt werden sollte… das ist zwar nun schon 8 Jahre her, aber mein Mann sagt, dass es ihm damals fast das Herz rausgerissen hat, als er das mitbekommen hat. Also… sei nett zu dem anderen Mann und lass ihm das Papa!

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Hallo du,

mein Papa ist für meine beiden Stiefgeschwister auch der Papa geworden. Selbe Geschichte wie bei euch. Der leibliche Vater hat sich kaum gekümmert, die Kinder regelmäßig bei abgemachten Terminen vor der Haustür sitzen lassen etc.
Als mein Papa in ihr Leben gekommen ist, waren die beiden 12 und 8. Relativ schnell hat er keinen Unterschied mehr zwischen den beiden Kindern und mir als leiblicher Tochter gemacht.
Hat sie bei den Hausaufgaben betreut, von der Schule geholt, war auf Elternabenden, war mit ihnen gemeinsam beim Sport und hat sie bei Turnieren angefeuert. Der leibliche Vater hat immer zugesagt und ist nie erschienen.

Aber er wollte nie Papa genannt werden und hat das auch so durchgezogen. Ich denk mal aus ähnlichen Gründen, wieso du dich dabei komisch fühlst. Aber letztendlich kannst du Papa sein, auch wenn du nicht Papa genannt wirst.

Mittlerweile gibts bei uns Enkelkinder und er ist jetzt einfach der Opa für uns alle. Da gibts nun keine Unterschiede mehr.

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Finde ich sehr schön wie das bei euch gelaufen ist :)

Ja, ist ähnlich wie bei uns aktuell. Wobei ihr Vater sie nicht versetzt, er kommt halt einfach generell nicht so oft her (ist nach der Trennung fast komplett ans andere Ende von Deutschland gezogen).

Ich würde nie forcieren, dass sie mich Papa nennen, aber ich würde es ihnen auch nicht verbieten.
Wenn sie mich so sehen, dann würde ich das annehmen. Ich habe die drei sehr lieb gewonnen.

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Es freut mich sehr, dass Eure Patchworkfamilie so gut funktioniert.

Ich bin in eine ähnlichen Situation aber die Mutter der Kinder. Meine Söhne 19 und 16 haben meinen neuen Partner vor 4 Jahren kennengelernt. Ich hatte mich vor ca. 7 Jahren von meinem Mann getrennt. Die Kinder waren völlig fein mit der Trennung - er hat uns nicht gut behandelt. Bevor ich meinen neuen Partner kennengelernt habe, war ich zwei Jahre mit den Kindern alleine (ehrlich gesagt, war ich auch in meiner Ehe vorher immer mit den Kindern alleine). Die Kinder wollten mir schon einen neuen Partner suchen, meinten immer... Mama schau mal, der ist nett :-).. voll süß. Der Papa hat sich nie wirklich gekümmert und auch nie seine Vaterrolle übernommen.
Als mein neuer Partner meine Kinder kennengelernt hat waren sie 12 und 15. Beide waren komplett offen und mein neuer Partner ist ein sehr kinderlieber Mensch und auch sehr umgänglich. Die haben sich von Anfang an super verstanden. Als mein Ex Mann das mitbekommen hat, wollte er plötzlich wieder mehr Kontakt zu den Kinder. Ich habe immer gesagt, er soll das mit den Kindern klären, ich habe kein Problem damit. Das große Problem, dass mein Ex, wenn er mal die Kinder hat, sie ständig anschreit, Streitereien führt über Banalitäten... und die Jungs absolut keinen Bock mehr darauf haben.
Mein großer Sohn trifft sich einmal im Monat zum Essen mit ihm und mehr Kontakt will er auch nicht mehr.

Mein neuer Partner ist wie ein bester Freund für meine Jungs geworden und hat sicher mehr die Vaterrolle im Herzen übernommen. Er hält sich aber aus der Erziehung komplett raus. Da ich so lange alleine mit den Jungs war und sie sind beide super Jungs geworden, lässt er mir komplett freie Hand und mischt sich nicht ein. Wenn ihn mal was stört, dann spricht er mit mir und ich kläre das mit den Jungs. Klar macht er auch Ansagen wie räumt mal den Geschirrspüler aus.. etc. und das respektieren sie auch und es ist fein für sie.

Was ich sagen möchte: Die Kinder haben nur einen biologischen Vater, aber im Herzen kann der Vater eine andere Person sein. Wichtig ist Vertrauen. Und ganz wichtig, dass Du Dich nicht als Vater aufspielst, dann kann der Schuss schnell nach hinten losgehen vor allem bei den älteren Kindern.

Du machst das scheinbar bis jetzt ganz toll und wenn sie Dich als Ersatzvater ansehen, dass hast du alles richtig gemacht.

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Ich habe (denke ich zumindest) noch nie den Anschein bei den Kindern erweckt, dass ich jetzt hier der Stiefvater bin, der sich überall einmischt.
Das habe ich auch nicht vor und das werde ich auch nicht machen.
Ich habe da auch mit ihr gesprochen, dass ich mich nicht in Erziehungsfragen einmische.
Sie frägt mich öfter mal nach meiner Meinung, aber vor den Kindern würde ich jetzt nie Ansagen machen.

Man merkt einfach ganz extrem, dass den Kindern dieses Famlienleben fehlt und dass es ihnen gut tut, wenn ich da bin.
Mittlerweile hat sich das total schön eingespielt.
Der Kleine rennt immer zur Tür wenn ich komme und ich glaube am liebsten würde er mich drücken, traut sich aber nicht.
Der Große hat vor einiger Zeit angefangen mit mir sofort über Gott und die Welt zu reden wenn ich da bin. Er spricht auch mit mir über seine Zukunftspläne, über die Ausbildung etc.
Die Tochter ist etwas zurückhaltender, aber das ist einfach auch ihre Art. Auch mit ihr verstehe ich mich super.

Deine Antwort hat mir wirklich geholfen. Ich mache einfach weiter wie bisher und richte mich nach den Kindern.
Sie dürfen entscheiden, wie meine Rolle in ihrem Leben aussieht.