Theorie und Praxis…zwei verschiedene paar Schuhe

Hallo ihr lieben,

Seit einigen Monaten befinde ich mich nach langer Beziehungspause, wieder in einer Partnerschaft.
Mein Partner bringt einen 2 jährigen Knirps mit in die Beziehung.
Wir beide sind Ende 30 und Leben zusammen.

Ich selber habe keine Kinder.

Mir ist bewusst, dass es nicht einfach wird. Und vor allem der balancier Akt zwischen uns drei Erwachsenen. Da ich ein gebranntes Kind bin und mein Selbstwert auch nicht immer der beste ist. (Arbeite ständig daran.) Der Kontakt, den er zu seiner Ex hat, ist auch nicht immer einfach.

Neben den Herausforderungen, dass es für mich neu ist, ist es auch für meinen Partner alles neu und schwierig. Wir haben uns ziemlich zeitig nach der offiziellen Trennung kennengelernt. Geburtstag, Weihnachten ect. alles Dinge die dieses Jahr anders laufen. Denkt man zumindest.

Feiertage/ Heiligabend

Ich wünsche mir, so wie die meisten denke ich, Heiligabend mit seinen Partner/seinen liebsten zu verbringen. Und nicht wieder alleine da zu hocken.
Nunja , es wurde erwähnt, dass es durchaus sein könnte, dass er Heiligabend mit seinen Knirps und seiner noch Frau verbringen könne.

Ich habe meine Meinung dazu geäußert, dass ich es nicht cool fände, da der kleine durch aus auch bei uns am 1oder2 nochmal feiern könnte.
Gerne auch am 24.12.
Und auch wenn es hart klingt, er leider auch nicht alles aufrecht erhalten könne wie vorher als die Ehe noch funktionierte und auf happy Family machen. Neben bei aber eine neue Partnerschaft eingehen. Bei allen muss man leider abstriche bzw. Opfer bringen.

Das sehe er anders und macht es nur dem kleinen Willen.

In solchen Momenten fühle ich mich wie ohnmächtig.

Fühle mich jedes Mal wie die dumme, wenn ich meine Gefühlslage kommuniziere.
Wir haben zwar immer schon eine offene Kommunikation gehabt, allerdings sind solche Themen immer eine Herausforderung. Mittlerweile frage ich mich, ob es nicht besser ist meinen Unmut runter zu schlucken.
Da es so rüber kommt, als würde ich ihm den Kontakt zu seinen kleinen nicht gönnen.
Was absolut nicht so ist. Hab den kleinen auch in mein Herz geschlossen und wünsche für alle nur das Beste. Aber für mich doch auch….

muss ich wirklich alles tolerieren und runterschlucken? Gute Miene machen, obwohl ich innerlich zerrissen werde, konnte ich leider noch nie gut.

Wie meistert ihr solche Situation?
Wie schafft ihr es darüber zu stehen?
Sich selber zurück zu nehmen?
Und alles so meinen und umsetzen, dass ihr innerlich nicht blockiert seid.

Btw. Er ist sehr emphatisch und steht auch jedes mal zwischen den Stühlen. Er will es auch nur allen recht machen.

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Ihr lebt zusammen und er will Heiligabend mit der Ex verbringen…. Nein, finde ich nicht ok dir gegenüber.
Dem Kind wird zudem „heile Familie“ vorgespielt. Dann wird es nicht das letzte Weihnachten sein, dass so läuft.

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Tja.... " richtig" und "falsch" gibt es diesbezüglich nicht. Es gibt nur "( nicht)richtig für ihn/ dich".
Für mich wäre das nicht richtig gewesen, wenn mein Mann mit der Ex und den gemeinsamen Kindern gefeiert hätte. Andererseits würde ich, sofern meine Ehe scheiterte und ich einen neuen Partner hätte, auch nicht auf meine Kinder verzichten wollen.( Dass das zweierlei Maß ist, ist mir bewusst).
Die Frage ist wie dein Partner sich das perspektivisch vorstellt. Da kommen noch viele Weihnachtsfeste bis das Kind groß ist und von sich aus( vielleicht) nicht mit den Eltern feiern will.....Was ist mit Ostern, Silvester, dem Geburtstag des Kindes,.....- alles in trauter Dreisamkeit? Und wie stellst du es dir vor? Könntest du damit leben? Oder gibt es eine gemeinsame Lösung wie z.B. dass du auch dabei wärst? Und im nächsten Jahr eine Feier bei Euch mit der Ex und dem Sohn? Eine gemeinsame Bescherung der beiden mit Kind amfrühen Abend und der Rest des Tages ist exklusiv für Euch beide?

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Also da finde ich, dass man im ersten Jahr nach der Trennung schon noch eine Ausnahme machen kann, bei einem so kleinen Kinde erst recht. Und dein Freund wird ja wohl nicht den ganzen Tag/Nacht dort sein, sondern Kaffee, Bescherung, eventuell noch Abendessen mit dem Kind, dann geht so ein kleines Kinde ja auch irgendwann ins Bett... danach kommt er zu dir und ihr macht euch einen schönen Restabend.

das traditionelle Weihnachtsessen kann ja dann auch am 1. oder 2. Feiertag stattfinden. Für die Zukunft würde ich eine Regelung anpeilen dass der Heiligabend abwechselnd das Kind bei Vater und Mutter verbringt, aber auch hier finde ich (und habe das bei mir selbst auch so gehalten) wenn es funktioniert kann man da auch einen gemeinsamen Teil planen, natürlich dann unter Einbezug der neuen Partner, so weit das möglich ist. Also mein Ex war durchaus noch an einigen Heiligabenden mit neuer Partnerin bei den Kindern und mir beim essen...

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Ich bin eher ein Feiertagsmuffel, aber Weihnachten / Bescherung mit Kindern ist toll. Und das wird das erste Weihnachtsfest sein, dass der Sohn Deines Partners bewusst erlebt. Ich hätte für nix auf der Welt bei meinen Söhnen darauf verzichten wollen. Nochmal feiern ist ein eher dünner Abklatsch - da ist irgendwie die Magie weg.

Ich gehe davon aus, dass der Kurze nicht bis in die Puppen durchmacht - sprich Dein Partner kann doch später am Abend nach Hause kommen und Ihr könnt da Euer Weihnachten feiern (Weihnachten unter Erwachsenen ist eh nur noch halb so magisch).

Kann es sein, dass es Dir in erster Linie darum geht, so wichtig zu sein wie das Kind? Bist Du nicht. Du bist wichtig, aber anders wichtig. Und das ist gut so.

Grüsse
BiDi

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„ Kann es sein, dass es Dir in erster Linie darum geht, so wichtig zu sein wie das Kind? Bist Du nicht. Du bist wichtig, aber anders wichtig. Und das ist gut so.“

Was soll sowas immer? Liebe TE, wenn Deine Beziehung in Ordnung und gefestigt (ich weiß jetzt nicht, wie lange Ihr Euch kennt bzw. zusammen seid und ob man noch von Verliebtheit oder schon von Liebe sprechen kann) ist, dann bist Du genauso wichtig wie das Kind, nur eben auf einer anderen Ebene. Diese Liebe, die Dein Partner für sein Kind empfindet, kann man mit der Liebe, die er für Dich hoffentlich empfindet, nicht vergleichen. Demzufolge gibt es da auch keine Rangordnung.

Und ich finde auch, dass man sich in einer PW-Beziehung als BM / Partnerin des KV nicht immer und überall dem „alten“ Familienkonsteukt unterzuordnen hat. Das ist für meine Begriffe die völlig falsche Herangehensweise und wird mit ziemlicher Sicherheit dazu führen, dass du unglücklich in deiner Beziehung werden wirst. Dein KV ist natürlich noch neu in der Thematik und es muss sich alles erst einfügen. Vielleicht wäre ich auch in diesem Jahr an Deiner Stelle noch einverstanden, dass er bei der KM an Heilig Abend mitfeiert, vielleicht auch nur zum Kaffeetrinken und dann Bescherung und dann kommt er zu Dir nach Hause. Aber ich würde klarstellen, dass das nicht zur Regel werden sollte und man dann in Ruhe überlegt, wie das ab nächstem Jahr für alle zur Zufriedenheit laufen könnte. Sowas muss sich eingrooven und natürlich hat das auch viel damit zu tun, wie das Verhältnis untereinander (KV/K.M/du) sich gestaltet.
Eins ist für mich aber klar: wenn ein Mann seine „alte Familie“ immer und überall über seine aktuelle Beziehung stellt und man sich als Partnerin immer nur zurückzuhalten hat, dann wird das auf Dauer nicht funktionieren. Ein Mann, der das so möchte, kann das natürlich gern so machen. Aber er sollte dann keine dritte Person (eine neue Partnerin) in diese Sache mit hineinziehen. Dann soll er Single bleiben.

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Doch, es gibt eine Rangordnung. Diese ergibt sich dadurch, dass der Mann das Kind in die Welt gesetzt hat und damit eine Reihe von Verpflichtungen eingegangen ist, die in Tiefe und Relevanz mit der Bindung an eine Partnerin nicht vergleichbar sind. Die absolute Abhängigkeit eines Kindes, der Umstand, dass man ihm durch die Trennung schon sehr grossen Schaden zugefügt hat, der Einfluss, den die Eltern auf das Aufwachsen des kleinen Menschen haben usw. Für mich hat das Verhältnis zu den Kindern IMMER Priorität.

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Ich finde Deine Gefühle und Bedürfnisse nachvollziehbar und gerechtfertigt. Und ich denke nicht, dass Du sie einfach schlucken solltest

Ich finde aber auch die Gefühle und Bedürfnisse Deines Partners nachvollziehbar und gerechtfertigt. Insofern werdet Ihr miteinander reden und zu einer Lösung kommen müssen, mit der beide klar kommen.

Was Du vermeiden solltest ist, Deinen Wert von seinem Wunsch, den Heiligabend mit seinem Kind zu verbringen, abhängig zu machen. Du bist nicht weniger wert, nur weil er dieses besondere Ereignis mit seinem Kind und (unvermeidbar) mit seiner Frau verbringen möchte. Denn sie will ja auch nicht auf dieses Erlebnis mit ihrem Kind verzichten. Ich finde es ehrlich gesagt ziemlich cool, dass die beiden offensichtlich Paarebene und Elternebene schon trennen können.

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Auch für mich wäre das ein absolutes NO GO. Es wäre was anderes, wenn er noch nicht in einer Beziehung wäre und die Drei zusammen feiern für das Kind. Aber er ist in einer neuen Beziehung und muss sich sortieren.

Natürlich ist das schwer nach der Trennung plötzlich an dem ein oder anderen Feiertag das Kind nicht bei sich zu haben, aber das ist nun mal so. Dem Kind eine heile Familie vorzuspielen, die es nicht mehr gibt, finde ich absolut falsch.

Ich habe mich mit meinem Ex Partner geeinigt, dass wir es im Jahreswechsel machen. Ein Jahr Heiligabend sind die Kinder bei mir und am 1. Feiertag bei ihm und im Jahr darauf umgedreht. Zudem wechseln wir zum nächsten Anlass. Dh. wenn ich die Kinder Heiligabend hatte, dann übernimmt er Ostern die ersten zwei Tage und ich die letzten zwei Tage. Kindergeburtstage habe immer ich organisiert, da die Kinder überwiegend bei mir leben und er sie nur jedes zweite Wochenende hat. Dafür kommt er aber am Geburtstag und holt sie ab und unternimmt etwas mit ihnen. Die Party dann zum Wochenende übernehme ich. Das läuft jetzt schon einige Jahre und es ist gut, weil die Kinder den Rhythmus verstehen und sehen, dass beide sich engagieren.

Ich finde es wichtig nach einer Trennung faire Absprachen zu treffen und die Leben zu trennen.

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Hallo, ich habe ebenfalls ein Kind aus erster Ehe und schnell nach Trennung meinen jetzigen Mann kennengelernt.
Ich verstehe dich und finde das Verhalten deines Partners nicht ok.
Ich käme niemals auf die Idee mit meinem Ex und unserer Tochter etwas zu unternehmen/zu feiern ohne, dass mein neuer Partner dabei ist. Einzige Ausnahme sind Elternabende in der Schule o.ä., wo eben tatsächlich die Erziehungsberechtigten die Anwesenden sein sollten.
Alles andere feiert unsere Tochter entweder doppelt bzw. im einen Jahr mehr dort, im nächsten mehr beim anderen oder aber (bei nicht wiederholbaren Ereignissen wie Einschulung) feiern wir alle gemeinsam, also inkl. meinem neuen Mann und der neuen Frau meines Ex und den Halb- und Stiefgeschwistern meiner Tochter. Das ist für mich eine Herausforderung, weil ich meinen Ex am Liebsten garnicht sehen würde, aber da springe ich über meinen Schatten, sind ja nur seltene Ereignisse.
Ich finde nicht, dass du deine Gefühle einfach runterschlucken musst.

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Hallo,

ich finde es super befremdlich, wenn Expartner weiterhin auf heile Welt und happy family machen. Das Kind macht sich womöglich Hoffnung, dass die Eltern wieder zusammen kommen bzw hat so ein kleines Kind gar nicht die Möglichkeit zu verstehen, dass Mama und Papa getrennt sind - meine Meinung.

Wir leben hier seit Jahren Patchwork im großen Stil. Viele Kinder, viele Erwachsene involviert.

Hier wird jährlich getauscht: Dieses Jahr haben wir die Kinder am 1.+ 2. Weihnachtsfeiertag + Silvester. An Heiligabend sind die Kinder bei der Mutter. Nächstes Jahr ist das Ganze genau umgekehrt. Das machen wir so an Weihnachten, Ostern, usw...

Wir haben hier alle ein tolles Verhältnis und alle kommen prima miteinander aus.. aber es muss einfach Grenzen und klare Strukturen geben, sonst wird es immer auf einer Seite Groll geben.

Liebe Grüße

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Ich bin selbst Trennungskind und bei mir lief das so ab als ich klein war:
Ich wurde Heiligabend morgens zu meinem Vater gebracht, dort gab es dann Mittag und gegen 15 Uhr wurde ich dann zu meiner Mutter gebracht. 1 Weihnachtsfeiertag war dann bei Oma / Onkel mütterlicherseits. 2 Weihnachtsfeiertag dann bei meinen Großeltern väterlicherseits.
Ein gemeinsames Feiern meiner Eltern gab es nie und hätte ich auch seltsam gefunden.

Bearbeitet von Feaa