Sohn vom Partner, komme nicht mehr klar

Liebe community,

dies ist das erste mal dass ich in so ein online forum schreibe. Das zeigt meine Verzweiflung und ich bin dankbar über Eure Meinungen und Austausch.

Mein Freund und ich sind ca 3 Jahre zusammen. Er hat einen 11 jährigen Sohn ich eine 7 jährige Tochter. Ich überlege gerade ernsthaft die Beziehung zu beenden weil ich mit dem Verhalten seines Sohnes nicht mehr zurecht komme.

Sein Sohn hat es sehr schwer gehabt in den ersten Jahren denn die Mutter ist plötzlich weggebrochen und mein Partner war sehr überfordert mit der alleinigen Erziehung. Der Kleine war viel alleine. Ich bringe schon immer viel Verständnis und Mitgefühl auf, wenn sein Verhalten verzogen, agressiv, linkisch oder verletzend ist und versuche eine freundschaftliche Bindung mit ihm aufzubauen was viel Energie kostet, da er in meinen Augen ganz essentielle verhaltensregeln für ein harmonisches Miteinander nicht gelernt hat .
Das schlimmste ist dass er zu meiner Tochter nicht nett ist. Wenn Sie zu zweit sind (und er jmd zum spielen braucht) verstehen Sie sich ganz gut, aber er bestimmt das. Er schließt sie aus, verarscht sie und fischt in ihrem engste Kreis nach Freunden. Neulich gab es sogar eine Rangelei bei der meine Tochter leicht verletzt wurde! Meine Tochter ist traurig deshalb und traut sich aber oft nicht mir das zu sagen weil sie nicht möchte dass ich traurig bin (sagt sie). Ich bekomme das dann über meine Schwester oder meine Eltern gespiegelt bei denen sie sich beschwert. Dadurch bin ich in einen fürchterlichen Konflikt geraten.

Mein Partner ist die Liebe meines Lebens, ich werde so traurig wenn ich daran denke dass wir uns trennen müssen. Aber ich kann meiner Tochter das nicht länger antun. Wir leben Gott sei dank nicht in einem Haushalt und so können wir uns gut rausziehen, aber das hat doch so keine Zukunft.

Ich habe es bisher vermieden meinem Freund reinen Wein darüber einzuschenken wie sehr wir unter dem Verhalten seines Sohnes leiden, aber gestern ist es einfach aus mir heraus gebrochen. Mein Freund ist aus allen Wolken gefallen und bestürzt darüber wie schlimm ich seinen Sohn finde. Er geht natürlich nachvollziehbar in Schutzstellung und meint dass meine Tochter ja auch eine Dramaqueen wäre und das doch alles nicht so schlimm sei. Jetzt bin ich die böse Stiefmutter die nicht klarkommt. Das fühlt sich so scheiße an. Der kleine kann ja nichts dafür...aber ich halte dieses Verhalten einfach nicht mehr aus.

Ich würde mir gerne Hilfe suchen und wende mich daher an dieses Forum. Hat jmd ähnliche Erfahrungen gemacht? Wo können wir Hilfe finden? Meint ihr dass es überhaupt eine Chance gibt so eine Situation im Patchwork zu lösen?

Danke für Eure Zeit und konstruktive Rückmeldungen

Anna

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Ich kann verstehen, dass dich das arg beschäftigt, aber ich finde es ungeschickt, dass du das nicht jeweils situationsbezogen geklärt hast.
Dass nun alles aus dir herausgebrochen ist, ist zwar verständlich, aber für denen Partner natürlich nun ein Riesenbatz auf einmal.
Ich würde daher noch mal das Gespräch suchen. Worte wie Dramaqueen würde ich mir absolut verbitten! Dein Kind leidet und das ist ernstzunehmen, Ende.
Aber genauso solltest du dann darauf achten, auch sein Kind nicht mit ähnlich abwertenden Worten zu betiteln.
Bleibt sachlich.
Schildere die Situation, zeige auf, was nicht geht und erwarte ganz deutlich von ihm, dass er sein Kind da erzieht.
Das kannst du auch erwarten.

Bevor du jetzt die Beziehung gleich beendest, würde ich erstmal abwarten, ob sich das nicht vielleicht ändert - denn du hast es ja noch nie angesprochen. Die Chance auf Änderung solltest du schon gewähren.

2

Du beschreibst da ein Verhalten, welches auch unter Geschwistern vorkommt. Würdest du dich auch von deinem Partner trennen, wenn es euer Sohn wäre?

Ich verstehe, dass da das Mamaherz blutet, tut es bei mir auch wenn sich unsere Kinder mal so benehmen (selbes bzw ähnliches Alter wie der Junge).

Ich würde meine Tochter bestärken mir das immer zu sagen, dass ich interagieren kann und den Jungen dann mit erziehen.
Und erst wenn das keine Früchte trägt oder der Partner sich dagegenstellt würde ich über eine Trennung nachdenken.

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*hust*

Meine Schwester hat mir auch damals (richtig mies übrigens) die beste Freundin "ausgespannt", aber wir waren immerhin fast gleich alt. Natürlich hasse ich sie dafür nicht bis an mein Lebensende, aber da diese Freundin öfter mal, wenn ihre Eltern auf Dienstreise waren, mehrere Tage bei uns übernachtete, war es für mich eine RICHTIGE Quälerei, wenn es dann nonstop zwei gegen eine ging - und das ging immer und immer wieder von meiner Schwester aus. Wenn ich das nur schreibe, kommt der Schmerz von damals ein Stück wieder hoch und die alte Wut, die ja auch noch da ist. Im eigenen Zuhause gemobbt zu werden...

Willst du das für deine Tochter, wenn sie mal so alt ist wie ich heute? Dass sie irgendwann als Erwachsene das Thema nur so am Rande erwähnt und dann wieder diesen Stich ins Herz bekommt wie ich gerade? (Keine Sorge, ich bin wieder ok, war nur gerade eben der erste Moment).

Wenn der Bengel es mit elf nötig hat, sich mit Siebenjährigen anzufreunden, nur damit deine Tochter sie dann verliert, braucht er meiner Meinung nach auch nicht geschont zu werden. Irgendeine schlechte Erfahrung hat doch jeder von uns, der eine ist halt ein Trennungskind, der zweite war als Kind über Weihnachten im Krankenhaus und der dritte wollte im Kindergarten nur ganz nett "mit dem Lars mitspielen", hat sich zu ihm gesellt, und dann hat der Lars ihm ohne Vorwarnung mitten auf die Nase gehauen, die entsprechend geblutet hat....

Aber egal wie schlimm es für den Jungen war: das ist kein Freibrief für ihn, sich wie die Axt im Walde aufzuführen.

Ich würde ihm, wenn deine Tochter Spielbesuch hat, klipp und klar sagen, dass er die beiden in Ruhe lassen soll, da stört ein dritter nur. Geht er trotzdem hin, warte fünf Minuten, geh zum Zimmer deiner Tochter, klopf an und hol ihn raus: Du kommst jetzt bitte mit, Kevin, und putzt das Bad / machst das Katzenklo / lernst für die Mathearbeit, was auch immer. Und wenn er fragt, warum: sag ihm ruhig, er kann mal drüber nachdenken, und wenn er es weiß, kann er es dir sagen. Wenn die Zeit, die er zu Badputzen braucht, zum Nachdenken nicht ausreicht, kann er ja gern noch die Wäsche falten oder sein Zimmer aufräumen, das hat es auch dringend nötig.

Und wenn es gar nicht anders geht, müsst ihr euch ja nicht gleich trennen, dein Partner und du, aber du solltest ihm schon ganz klar machen, dass du bereit bist, zur Not mit deiner Tochter auszuziehen, weil sie nicht darunter leiden darf, dass ihr drei (Mutter, Stiefvater und Stiefbruder) eure Bedürfnisse auslebt.

auch wenn sie nicht SEINE Tochter ist, sie ist DEINE, und DU als Mutter bist dafür verantwortlich, sie zu schützen. Und wenn er dich dabei nicht unterstützt und seinen Sohn mal erzieht (was ja natürlich nicht heißt, dass er ihn drei Wochen bei Wasser und Brot in den Keller sperren muss oder so), müsst ihr eben weg, weil man sich ja nicht dauerhaft aus dem Weg gehen kann, wenn man zusammen wohnt. Was sich ja beide Kinder schließlich nicht ausgesucht haben (was kein Vorwurf ist, denn bei leiblichen Geschwistern kann man sich ja auch nicht aussuchen, ob a) welche da sind oder kommen und b) wie diese so drauf sind.