Ich komme mit seinem Kind nicht klar

Hallo,
ich bin 26 Jahre alt und seit circa zwei Jahren mit meinem Freund zusammen. Wir haben eine total schöne Beziehung, aber ich komme einfach mit seiner Tochter (6 Jahre) nicht klar. Ich habe echt alles versucht, um mit ihr auszukommen und sie zu mögen. Aber ich schaffe es leider nicht. Ich arbeite selbst mit Kindern (ab vier Jahre bis ins Teenageralter), verbringe super gerne Zeit mit meinem Cousin und Cousine und meinen zwei Nichten. Doch zu der Tochter meines Partners finde ich einfach keinen Draht. Sie benimmt sich absolut nicht ihrem Alter entsprechend, hat generelle Probleme im sozialen Umgang (geht erst seit diesem Jahr in den Kindergarten, weil die Schulen gesagt haben, dass sie noch nicht schultauglich ist). Sie schreit rum und flippt aus, sobald sie etwas nicht bekommt was sie möchte, ist total egoistisch (also wirklich so, dass ihr die Gefühle von anderen - auch den Eltern - total egal sind) und total unselbstständig. Sie schlägt ihre Eltern und hat auch schon ein Kind im KiGa verprügelt. Sie kann noch nicht alleine schlafen (mein Freund muss immer bei ihr schlafen, wenn sie da ist), sie kann sich nicht mal alleine im Bad Bett-geh-fertig machen oder fünf Minuten alleine in einem Raum bleiben (mein Freund kann meistens nicht mal ungestört auf die Toilette gehen oder so). Sprich es ist super anstrengend, weil mein Freund und ich nicht mal 5min für uns haben können, wenn sie da ist. Zusätzlich schläft sie erst um 23 Uhr. Ich arbeite also den ganzen Tag mit Kindern und habe dann aber erst so richtig mal meine Ruhe ab 23 Uhr. Das ist wirklich anstrengend. Sie ist immer von Mittwoch bis Sonntagnachmittag oder von Mittwoch bis Samstagnachmittag da. Sprich wir haben auch nie ein ganzes Wochenende mal für uns. Und ich kann ja nicht immer die Hälfte der Woche aus meinem Zuhause fliehen. Ich bin total am Limit und mein Freund auch, aber er schafft es auch nicht etwas in seiner Erziehung zu verändern oder sich gegen seine Ex (Mutter des Kindes) zu behaupten. Versprechen und Abmachungen werden regelmäßig gebrochen, weil Kind hier und Kind da. Nicht mal unseren Jahrestag konnten wir für uns genießen. Obwohl er es mir versprochen hatte. Seine Tochter führt sich so auf, dass ich sie nicht mal mit zu meiner Familie bringen möchte, weil es mir total unangenehm ist.
Ich leide total und habe jeden Mittwochmorgen einen Knoten im Bauch und bin dann bis zum Wochenende total angespannt und gestresst... Ich weiß nicht mehr, was ich noch tun soll.
Es tut mir auch total leid und ich habe wirklich alles versucht. Die Dinge aus allen Blickwinkel zu sehen, mich anzupassen, viel mit ihr gespielt (mit Partner und alleine), habe auch alleine mit ihr Ausflüge gemacht, rede viel mit meiner Mutter und einer Freundin die Sozialpädagogin ist... Aber das Kind hat einfach vor nichts und niemanden Respekt, akzeptiert keine Grenzen und es gibt immer Terror. Und ich kann die Erziehung oder besser gesagt die Nicht-Erziehung ihrer Eltern nicht ausgleichen. Das ist auch eigentlich nicht meine Aufgabe.
Sie bestimmt all unser Leben und ich fühle mich eingeengt. Meine Bedürfnisse, und unsere Beziehung stehen hinten an. Natürlich muss man zurück stecken, das ist mir alles total klar, aber diese Situation ist nicht tragbar.
Zur Einschätzung: Sozialpädagogen stimmen mir zu und sagen, dass das nicht (!) normal ist. Kindergarten hat schon öfter mit Jugendamt gedroht. Aber es ist egal, was ich sage. Mein Partner ist ein toller Mensch und meist auch ein toller Partner, aber er ist kein Vater und die Mutter leider auch nicht. Das macht es mir manchmal unglaublich schwer meinen Respekt ihm gegenüber zu wahren. Ich muss mich alleine deswegen schon teilweise aus der Situation ziehen.

Bearbeitet von jacky58
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Da du vom Fach bist, weißt du wer hier Ursache des negativen Verhaltens der Tochter ist und du benennst es ja auch selbst. Ich finde es spannend, dass du ihn als tollen Partner bezeichnest. Ehrlich gesagt würde für mich zu einem guten Partner dazu gehören, dass er ein guter Vater ist. Denn wie du merkst leidest du unter dem Verhalten des Kindes und das ließe sich ändern, indem er ein guter Vater sein würde. Obwohl so eine Umstellung der Erziehung natürlich erst mal vieles anstrengender machen würde mit dem Kind. Zum zweiten möchtest du vielleicht mal eigene Kinder haben? Da weißt du nun ziemlich sicher, dass dieser Mann nicht der geeignete Kandidat ist.

Du bist mit 26 Jahren sehr jung, das Kind ist mit 6 noch jung. Gehen wir mal davon aus, dass dieses Mädchen tatsächlich einen Schulabschlusses und eine Ausbildung macht, obwohl die schulische Karriere vermutlich auch ein Problem werden wird, dann ist das Kind mindestens bis es 18 oder 19 ist bei euch. Und danach lebt es vielleicht nicht mehr bei euch, obwohl ich davon ausgehe, dass dieses Mädchen sehr lange zu Hause bleiben wird, aber es wird immer noch dein Leben bestimmen, weil sie vermutlich eine sehr unselbständige Erwachsene wird.

Du musst dir die Frage stellen, ob du das alles in deinem Leben akzeptieren kannst und als Teil deines Lebens annehmen kannst. Ein eigenes Kind würde ich in diesem Leben ausschließen, da es diesem Kind nicht gut gehen würde.

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Du hast vollkommen recht. Ich glaube das ist auch das, was mich teilweise so verletzt. Er merkt, dass es mir mit der Situation und dem Gefüge nicht gut geht und er ist trotzdem nicht bereit etwas zu verändern. Ihm ist alles zu anstrengend, was mit ihr zu tun hat.
Ich glaube ich hätte schreiben sollen, dass unsere Beziehung gut läuft, wenn wir unter uns sind.
Ich weiß nicht, ob ich die Situation auf Dauer so tragen kann. Ich hoffe natürlich, dass sich etwas ändert...
Ich habe nicht den Wunsch nach eigenen Kindern, aber vielleicht wäre das mit einer anderen Situation anders. Klar ist für mich auf jeden Fall, dass ich mit meinem Partner kein eigenes Kind haben möchte. Mir ist bewusst, dass es meinem Kind hier nicht gut gehen würde und er ist mit einem Kind schon komplett überfordert (was er sich oft nicht eingesteht).

Bearbeitet von jacky58
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Wobei ich sagen muss dass ich verstehen kann dass er vielleicht einfach überlastet ist wenn er das Kind jedes Wochenende hat und nie frei hat. Vielleicht braucht er da auch dringend Entlastung von der Kindsmutter?

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Naja im Endeffekt ist es wirklich egal ob das Verhalten normal ist oder nicht denn Fakt ist ja dass der Vater und auch die Mutter scheinbar nichts ändern möchten ( hast du schon mal eine Erziehungsberatung vorgeschlagen ?). Das heißt es wird die nächsten 10 Jahre so anstrengend bleiben, hoffe nicht auf wundersame Besserung, von alleine wird das nicht passieren.
Vielleicht kann dein Partner auf das Wechselmodell umsteigen damit ihr wenigstens jedes 2 Wochenende frei habt ? Evtl würde ich auch überlegen mir eine eigene Wohnung zu suchen weil es wie erwähnt nicht besser wird.

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Das stimmt natürlich... Erziehungsberatung habe ich schon mehrmals vorgeschlagen, aber die Eltern denken ja, dass sie soweit alles richtig machen...
Das mit der eigenen Wohnung habe ich mir auch schon oft überlegt und ich erwische mich auch dabei, wie ich meine alte Wohnung vermisse... Aber weder für mich noch für ihn käme so eine Art der Beziehung in Frage.

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Sehr als einzige Chance:
1. Betreuungszeiten adaptieren, so dass Kind im Wochentakt wechselt und somit jedes 2 WE frei ist.
2. Bei Kindesanwesenheit bist du in deiner Wohnung und lebst dein eigenes Leben. Falls dein Partner etwas erzählt, neutral zuhören oder - falls du merkst, du wirst emotional oder wütend oder „mischst dich innerlich gerade wieder ein“ - Stopp sagen, bitte erzähle mir das nicht.
3. Das zb 3 Monate mit bestem Willen, Konstruktivität und ohne Jammern/Selbstmitleid leben.
4. Am Stichtag X dir Zeit evaluieren: kann und will ich so leben?

Alles Gute

Bearbeitet von -Lil-
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Zu 1. Das möchte ich auch und er auch, aber er will sich gleichzeitig nicht mit der Kindesmutter auseinandersetzen... Habe ihm jetzt schon gesagt, dass er das dann über das Jugendamt regeln muss. Mal schauen, ob die nächsten Monate endlich was passiert. Ich warte schon so lange... Dass es überhaupt ein Wechselmodell gibt, hat 1.5 Jahre gedauert....
2. Wir wohnen zusammen, also ist es sehr schwer sich davon die ganze Zeit rauszunehmen. Vor allem geht es hier teilweise so schlimm zu, dass man auch keine Ruhe hat, wenn man ins andere Stockwerk geht. Aber ich versuche das mit dem Stopp sagen schon sehr. Dadurch, dass sie mehr hier ist als bei ihrer Mutter (obwohl sie eigentlich dort lebt), macht es halt psychisch einfach sehr anstrengend.
3. Das habe ich alles schon versucht und Selbstmitleid habe ich gewiss nicht. Ich habe auch schon versucht mit niemandem überhaupt über diese Situation zu reden, aber mich belastet das einfach so sehr, dass ich einfach das Bedürfnis hatte das hier zu teilen. Ich will nicht jammern, ich habe nur nach Hilfe, Tipps, andere Sichtweisen und Unterstützung gesucht.
4. Ich denke, den werde ich mir bald setzen.

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Beim Patchwork muss man regelmäßig für sich prüfen, ob man ein Teil davon sein möchte oder lieber geht, denn es gibt hier deutlich mehr Faktoren, die du nicht beeinflussen, kontrollieren oder beeinflussen kannst auch wenn du dich auf den Kopf stellst.

Letztlich steht das Kindswohl immer an erster Stelle, erst danach kommen die Bedürfnisse aller beteiligten Erwachsenen. Selbst wenn sich dein Freund auch mal mehr Zeit mit dir allein wünscht wie ein freies Wochenende, löst dass ja noch nicht das Problem mit dem Kind. Dein Mann müsste wahrscheinlich eher mehr Energie und Zeit in die Erziehung investieren 🫤

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Das stimmt natürlich, aber das bedeutet nicht, dass man zum Einen alles dem Kind hinterher trägt, den Hintern abwischt und sich das Leben komplett von ihm bestimmen lässt. Das ist in keiner Familienkonstruktion gesund, für keinen (!) und zum Anderen nicht genug Verantwortung übernimmt und sein Kind nicht erzieht. Das Kindeswohl steht an erster Stelle, aber dann muss ich es auch erziehen und das bedeutet auch nicht, dass die Bedürfnisse der Erwachsenen gar nichts wert sind. Ist aber hier der Fall.
Bedürfnisorientierte Erziehung bedeutet, dass auch mal die Eltern sagen können: "Hey, jetzt beschäftigst du dich mal 10min alleine (in dem Alter definitiv machbar). Wir brauchen jetzt kurz Zeit für uns". Nur um jetzt mal ein ganz banales Beispiel zu nennen.
Ich hoffe ich habe mich jetzt gut ausgedrückt, ich bin ziemlich müde. Tut mir leid. Danke auf jeden Fall für deinen Kommentar!

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Aber man muss nun mal auch akzeptieren wenn jemand anders erziehen möchte und seinem Kind alles hinterhertragen will. Kann man doof finden bringt aber halt nichts

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Wieso bist du mit deinem Freund überhaupt zusammengezogen, wenn die Situation mit dem Kind so schlimm war? Oder war das damals noch nicht absehbar?
Ich würde mir eine eigene Wohnung suchen und dann macht ihr halt "living apart together".
Da dein Freund ja keinerlei Motivation hat, an der Situation was zu ändern.
Außerdem würde ich mir überlegen, ob ich nicht selber das Jugendamt einschalte. Dem Kind tut man doch auch überhaupt keinen Gefallen.

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Das war damals noch nicht absehbar. Sie war anfangs erst gar nicht und dann nur wenig bei uns. Deswegen konnte ich das leider nicht abschätzen. Weder wie das Kind so richtig ist, noch wie mein Partner als Vater ist.
Ich habe mir schon so oft überlegt, das Jugendamt einzuschalten und war schon paarmal kurz davor. Aber wenn ich das mache, kriege ich richtig Probleme... Ich war aber schon bei Erziehungsberatungsstellen und co. Allerdings hilft das natürlich wenig, wenn mein Freund nicht auch dazu bereit ist.