Vaterliebe, Geschwisterliebe und kindliche Verhaltensweisen bei nicht biologischen Kind

Hallo in die Runde,
So ganz passt mein Anliegen hier nicht, aber ich denke, es gibt viele Ähnlichkeiten zu Patchworkfamilen: wir haben einen gemeinsamen Sohn und möchten jetzt noch einmal einen Versuch für Nachwuchs starten, sind aber auf eine Samenspende angewiesen. Mein Mann ist sich unsicher, ob er das Kind genauso wird lieben können wie sein eigenes. Wie ist das bei euch? Merkt ihr große Unterschiede? Kommt oft der Gedanke, "das hat es vom echten Vater?"
Und denkt ihr oft darüber nach, dass das Kind nicht von euch / eurem jetzigen Partner ist?
Übernehmen die Kinder Verhaltensweisen des sozialen Vaters? Meine Brüder zum Beispiel haben sich immer genauso hingesetzt wie unser Vater, haben ähnliche Hobbys und Beruf gewählt, das dürfte ja auch eher Prägung als genetisch bedingt sein.

Wie ist das für die Kids, vor allem, wenn sich nur der soziale Vater gekümmert hat und von Anfang an dabei war?

Für diejenigen mit gemeinsamen Kindern: sind die verschiedenen Väter ein Thema bei den Kindern?

Bitte entschuldigt meine vielen Fragen, aber sie kreisen mir jetzt ständig im Kopf herum.

Lieben Dank!

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Ich kann dir nicht wirklich einen Rat geben (weil ich nicht in der Situation war), aber:

"Mein Mann ist sich unsicher, ob er das Kind genauso wird lieben können wie sein eigenes."

das bereitet mir Sorgen. Kommt auch darauf an, wie stark unsicher er ist. Das Kind kann Gesichtszüge vom Samenspender haben und wenn dein Mann es daraufhin nicht lieben kann, ist das mehr als unfair dem Kind gegenüber. Ich würde mir das mit der Samenspende solange überlegen, bis dein Mann wirklich ein JA dazu hat.

Bearbeitet von Kris7
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Vielen Dank für deine ehrliche Meinung. Das gibt mir auch zu denken, aber ich denke, es ist auch einfach ehrlich. Er sagt, dass er alles daran setzen wird, das Kind genauso zu lieben wie unseren Sohn er es aber schlicht nicht weiß, ob es so sein wird.
Darum habe ich ja auch die Fragen gestellt.
Anfang Januar haben wir noch einen Termin beim Notar wegen der samenspende. Das wird nochmal ein Anlass sein noch mal intensiver über das Thema Vaterschaft zu reden.

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Hat dein Mann denn "ein eigenes "? Wenn er nicht immer zeugungsunfähig war und leibliche Kinder hat, solltet ihr wirklich vorsichtig sein.

Wenn die Samenspende seine einzige Chance ist, überhaupt Vater zu werden, kann es sein, dass er sich erst noch mit der Trauer über seine Unfruchtbarkeit auseinandersetzen muss, bevor er überhaupt offen für das Thema ist.

Ich würde jedenfalls die Äußerung, euer Kind möglicherweise nicht lieben zu können, sehr ernst nehmen und beim leisesten Zweifel lieber die Finger davon lassen.

Ich habe schon oft beobachtet, dass Eltern zu nicht leiblichen Kindern eine sehr gute und enge Bindung haben können, wobei das am ehesten funktioniert, wenn es keinen leiblichen zweiten Elternteil gibt.

Bearbeitet von TaxusBaccata
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Wir haben einen gemeinsamen Sohn, dann hat der Krebs endgültig alles bei meinem Mann kaputt bekommen...

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Puh, dann kommt zur Trauer auch noch die Verarbeitung der Erkrankung hinzu. Hat dein Mann professionelle Hilfe?

Ich bin da ehrlich gesagt eher skeptisch. Und zwar nicht wegen der Frage, ob man ein nicht genetisch eigenes Kind zwangsläufig weniger liebt, sondern wegen den Zweifeln, die dein Mann ja ganz klar benennt.

Ich habe es tatsächlich schon öfter erlebt, dass selbst genetisch eigene Kinder dauerhaft abgelehnt werden, wenn der betreffende Elternteil, entsprechende Zweifel geäußert hat.

Bearbeitet von TaxusBaccata
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Als Kind eines Mannes, der mich aufgezogen hat, obwohl er nicht mein leiblicher Vater war, kann ich nur sagen, dass das Eltern-Sein nicht zwangsläufig mit den gleichen Genen zu tun hat, sondern vielmehr eine bewusste Entscheidung ist.

Wenn man sich zu 100% FÜR dieses Kind entscheidet, dann ist das ein lautes Ja. Und dann IST man Vater/Mutter dieses Kindes.

Ich habe meinen Papa über alles geliebt und für mich war er mein Papa. Weil er eine bewusste Entscheidung getroffen hat. Er wollte mein Papa sein, also war er es.

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Vielen dank für deine Antwort und deine persönliche Geschichte. Das macht mir viel Mut. Wir kennen selber drei Familien, Freunde bei denen es diese Konstellation gibt. Da ist der Papa eindeutig der, der die Kinder aufgezogen hat.

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Ich denk auch das JA ist entscheidend. Bei uns ganz andere Situation normale Patchwork Sache halt. Aber ich habe mich sehr bewusst damals dafür entschieden und obwohl die großen Kinder also nicht meine leiblichen sind und auch ganz klar ihre eigenen Mamas haben hab ich die nicht weniger lieb als meine kleine. Man muss da eine bewusste Entscheidung für sich treffen und dabei bleiben. Ein bisschen wie als ich dann schwanger war, da kommt auch der Punkt wo man denkt: ja ich will das. Es ist wichtig dass dein Mann sich da frei entscheiden kann, damit nicht im Nachhinein so ein: wollte eigentlich nicht so richtig, unter Druck, für dich gemacht... drauß wird. Alles gute

Bearbeitet von Ina-Li
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Meine Große ist nicht von meinem Mann, und wir haben 2 gemeinsame .

Meine Große und mein Mann??? Steck beide in Sack,hau drauf,triffst immer den richtigen. (Spass bei Seite)

Die sind sich so ähnlich. Wir sind zusammen,seit meine 8/9 war. Jetzt ist sie 16

Mein Mann hat sie genauso lieb,wie die anderen auch. Kein unterschied!

Mein Mann hat auch noch eine Tochter ,lebt bei Mama,auch 16,...würde genauso alles stehen und liegen lassen für sie,wie für meine Kids .

Eifersucht gibt es hier nicht

Meine große ist aber zum Beispiel ganz anders als ihr leiblicher Papa.

Den Rest müsst ihr jedoch entscheiden

Bearbeitet von 3Kids87
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Vielen Dank für deine Antwort! Das klingt sehr gut! Ich glaube auch, dass es auf jeden Fall gut klappen kann.

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Ich kann dir von uns berichten, dass ein nicht-biologischer Vater völlig egal ist. Mein ältestes Kind hat seinen biologischen Vater seit gut 18 Jahren nicht gesehen, er hat sich nie gekümmert. Seinen nicht-biologischen Vater sieht er als seinen Vater und benennt ihn auch bei fremden Menschen so, er sagt zwar nicht Papa, sondern den Vornamen aber das ist doch völlig egal. Mein Partner sieht ihn auch als Sohn und behandelt ihn auch nicht anders als unsere gemeinsamen Kinder. Einige Verhaltensweisen oder Bewegungsmuster hat mein Sohn von seinem biologischen Vater 🤷🏻‍♀️ (da schlägt voll die Genschiene durch, da er es sich nicht abgeschaut haben könnte)
Die Geschwister sehen sich auch als Geschwister und nicht Halbgeschwister
Ich muss gestehen, dass ich selbst schon an EZ-Spende gedacht habe, hätte es nicht nochmal mit dieser 🤰🏻 geklappt und keinen Moment mein Muttersein in Frage gestellt - klar ist es etwas anderes weil ich das Kind ausgetragen hätte… aber wer für ein Kind da ist, ist auch Mutter und Vater - egal ob „vollbiologisch“ ❤️

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Danke für deine Antwort! Wie kommt es, dass dein Sohn den Vornamen benutzt? Fühlt er sich damit wohler und war das schon immer so?
Mein Mann benutzt interessanter Weise auch die Vornamen seiner Eltern, meinte aber, dass er es bei unserem Kind total komisch fände, nicht immer Papa genannt zu werden.

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Er war 3,5 Jahre alt als wir zusammen kamen. Es ist von Anfang an so gewesen, er hat such gefragt, ob er ihn Papa nennen könnte. Das hätte er natürlich gedurft. Aber es ist tatsächlich immer beim Vornamen geblieben. Ebenso ist es bei den Eltern meines Partners, er hätte sie Oma/Opa nennen können, aber er benennt sie ebenso beim Vornamen.

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Ich hatte einen Bruder, der nicht Kind meiner Eltern war. Optisch fiel es sofort auf, aber er war meinem Vater in so vielen Sachen, so ähnlich, dass es schon eher erschreckend war.

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Ich würde mich da sehr gut beraten lassen.

Es geht nicht nur um den Vater. Es geht auch sehr darum, wie sich ein Kind fühlt, wenn es erfährt, dass sein Papa nicht sein Papa ist, vom Bruder aber schon.

Das kann auch für ein Kind eine riesen Bürde sein und je nach Charakter auch zu psychischen Problemen beim Kind führen.

Daher würde ich mich vorher sehr genau in alle Richtungen beraten lassen und dann eine gut überlegte und vor allem 100 Prozent gemeinsame Entscheidung treffen.

Nichts überstürzen und sehr, sehr gut alles abwägen.

Bleiben Zweifel, dann weißt Du im Grunde Deines Herzens schon die richtige Antwort (Dein Text drückt das ganz klar aus).

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"Nur" einen sozialen Vater zu haben statt den leiblichen ist das eine. Ich sehe aber noch eine andere Schwierigkeit, ihr habt dann ein eigenes und ein "nicht ganz" eigenes Kind, das finde ich heikel. Klar, kommt auch drauf an ob ihr dem Kind gegenüber ehrlich seid.

Ich habe einen Schulfreund, er und sein Bruder wurden adoptiert, also die beiden sind nicht leibliche Geschwister.
Später ist dann die Mutter doch noch schwanger geworden. Anscheinend fühlten sich die beiden Jungs nicht gleich geliebt oder minderwertig. Sein Bruder ist wirklich nie klar gekommen im Leben, er selber hat seine leiblichen Eltern gefunden, hat seinen kompletten Namen (Vor und Nachname) der Eltern angenommen und auch den Kontakt zu den Adoptiveltern abgebrochen.

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Ich glaube, wenn dein Mann sich für diesen Weg entscheidet, dann wird es kein "Problem" mit der Liebe des Kindes geben.

Er hat sich dann für diesen Weg entschieden. Es kam nicht plötzlich "mit", wie es ja oft im Patchwork der Fall ist. Im Vergleich zum Patchwork gibt es bei der Samenspende nicht auch noch ein drittes/viertes Elternteil, welches beim Kind mitbestimmen möchte und sogar noch einen höheren rechtlichen Stellenwert hat. Das nimmt schon richtig viele Probleme aus der Situation.

Wichtig ist, dass ihr für das Kind so früh wie möglich mit völlig offenen Karten spielt, von Anfang an immer wieder erzählen, wie es entstanden ist (natürlich Kind gerecht) und auch immer erzählen, warum? Dann sollte es für das Kind auch okay sein, es bleibt ja trotzdem ein Wunschkind - nur auf unkonventionellem Weg gezeugt.