Kann ich meinem Partner sagen, dass ich seinen Sohn extrem anstrengend finde?

Hallo, ich (48) habe seit einem dreiviertel Jahr einen neuen Partner (50). Seine Tochter (13) lebt bei der Mutter, sein Sohn (9) bei ihm.
Ich mag seine Kinder und auch sie kommen mit mir gut klar.
Sein Sohn ist jedoch sehr hibbelig und aufmerksamkeitsfordernd.
Ich werde permanent angesprochen und soll ihm stundenlang zuhören bzw. mich mit ihm beschäftigen.
Ruhe ist nur, wenn er fernsieht oder Konsole spielt.
Er kann sich auch keine Minute selber beschäftigen, zumindest nicht, wenn ich da bin.
Ich habe selber einen Sohn (18) und kenne so ein Verhalten nicht.
Ich gebe zu, mich stresst das.
Ich mag schon nur mehr spät abends zu meinem Partner fahren, sodass der Kleine dann bald ins Bett geht.
Meinem Partner ist das Verhalten seines Sohnes aufgefallen und er merkt auch, dass es mir teilweise zu viel wird.
Er meint nur, dass ich mich da selber besser abgrenzen muss.
Und damit tu ich mich ein bisschen schwer.
Habt ihr Lösungsvorschläge?
Soll ich nochmals mit meinem Partner reden?
Wobei das eher schwierig wird, da er es als persönliche Kritik bzw. als Kritik an seinem Sohn auffassen wird.
Danke!

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Ich kann mir vorstellen, dass das keine einfache Situation ist. Ich kann aber auch deinen Partner ein Stück weit verstehen, dass er das nicht allein lösen kann.

Ich würde mit dem Sohn sprechen. Es ist okay zu sagen, was dein Bedürfnis ist und dass ist manchmal eben Ruhe, deinen Kaffee in Ruhe trinken, etc.

Unser Großer ist erst 4 aber vom Typ ähnlich. "Ich möchte jetzt gerne erst meinen Kaffee in Ruhe trinken, danach kannst du mir gern von XY erzählen", "das ist mir gerade zu viel, meine Ohren brauchen eine Pause", "Mir ist das gerade zu viel Nähe, ich brauche gerade ein bisschen mehr Platz um mich herum", etc. sind hier täglich im Einsatz.

Sein Bedürfnis zu erzählen, nach Nähe, etc ist okay, deins nach Raum für dich aber auch.

Wichtig finde ich, dass es "Ich" Botschaften sind. Nicht das Kind macht etwas falsch, sondern du brauchst gerade etwas anderes.

Eine Freundin hat eine Tochter die krass körperlich/kuschelig ist, das find ich oft grenzüberschreitend. Da sag ich dann oft "Du brauchst gerade Aufmerksamkeit, oder? Ich möchte aber gerade nicht so gern angefasst werden. Wie wär es, wenn du dich einfach neben mich setzt/meine Hand hälst (je nachdem womit ich gerade okay bin) und ich erzähl zu Ende. Nachher kannst du mir dann dieses oder jenes zeigen".

Je nachdem natürlich wie viel Nähe du zu diesem Kind zulassen kannst und möchtest. Das er nach deiner Aufmerksamkeit sucht, weil du die neue Person da bist, die der Papa lieb hat und er auch Teil sein möchte kann ich verstehen.

Bearbeitet von Jolana
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Dein Partner hat dir doch schon gesagt, wie du das lösen kannst. Du musst dich besser abgrenzen. Zeig dem Jungen deine Grenzen auf. Wenn er dich belagert und es dir zu viel wird, schick ihn weg oder verlasse du den Raum. Reagier einfach nicht mehr auf ihn, wenn er weiter an dir klebt. Das wird ihm dann schnell zu blöd wenn von dir keine Reaktion mehr kommt ;-)

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Ich schließe mich den anderen an. Dein Partner hat dir ja sogar das "Okay" gegeben, dich abzugrenzen - du musst also nicht mal angst haben, dass du am Ende womöglich "die blöde" bist, wenn du das auch tust. Also sag dem Kind einfach, wenn es dir zu viel wird. Das halten Kinder ganz gut aus und muss manchmal einfach sein. So lernen Kinder ja auch ein Stück weit zu erkennen, wann sie Menschen mit ihrem Gerede eher langweilen und wann ernsthaft und aufmerksam zugehört wird.
Mein Neffe kann auch unfassbar viel erzählen, wenn ihn etwas begeistert - aber wenn er mir bereits seit 20 Minuten einen Monolog über Minecraft hält, dann wird mir das auch zu viel und ich sag ihm irgendwann "hey, freut mich, dass dich das so begeistert, aber ich hab jetzt genug gehört. Geh doch mal was spielen/dich anders beschäftigen." Das ist für ihn nicht einmal dramatisch, sondern wird einfach hingenommen.
Dem Partner sagen, dass der Sohn anstrengend ist, finde ich verkehrt. Bzw. unnötig, wenn du das bereits getan hast und der Partner ja gesagt hat, dass du dich besser abgrenzen sollst. Dann liegt das Problem ja weniger bei ihm und seinem Sohn als bei dir. Ich würde auch erwarten, wenn ich einen erwachsenen Partner habe, dass er es schafft meinem Kind seine Bedürfnisse selbst mitzuteilen und nicht dass ich da immer eingreifen muss. Den Partner wiederholt damit zu konfrontieren ... naja, wäre ich an dieser Stelle dein Partner, würde ich mich wohl auch wahlweise angegriffen fühlen oder mich fragen, was du eigentlich erwartest. Dass ich dich vor einem 9jährigen Kind "rette"?

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Danke für eure raschen Antworten.
Ich muss da offenbar wirklich lernen, meine Grenzen besser aufzuzeigen.
Das wird wahrscheinlich eine Challenge, da er nur schwer ein „Nein“ akzeptiert.
Und ich bin auch gespannt, wie der Vater reagieren wird. Er hat ja schon angemerkt, dass der Kleine vielleicht ADHS haben könnte…

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Ist denn sein Sohn ab und zu auch bei der Mutter? Kann es sein, dass er die Mutter vermisst und versucht in Dir einen Ersatz zu finden? Mit 9 Jahren kann man auch mit Kindern schon vernünftig reden. Ich würde ihn nicht wie im vorherigen Thread geschrieben einfach ignorieren, dass finde ich Kindern gegenüber nicht gerecht, aber ich würde mit ihm ein ruhiges Gespräch führen. Ihm erklären, dass es Dich stresst, wenn er die ganze Zeit an Dir klebt.... Frag doch mal warum? Ob er nicht alleine sein mag? Wenn Du Deine Ruhe brauchst, dann erkläre ihm das vernünftig und bitte ihn mal eine Zeit in seinem Zimmer zu spielen oder ein Bild zu malen oder vielleicht für die Schule zu üben.

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Zu allen klugen und konstruktiven Beiträgen hier möchte ich ergänzen, dass ich auch den Vater in der Pflicht sehe, seine Partnerin zu schützen. Er muss dafür sorgen, dass ich sein Sohn sozial adäquat verhält. Und dazu zählt, dass er der Partnerin seines Vaters nicht auf die Pelle rückt. Der Vater darf die Erziehung seines Sohnes nicht auslagern.

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Ist sicher richtig trotzdem muss man auch anmerken dass es nicht immer an der Erziehung liegt und das es auch Kinder gibt die halt einfach so sind. Vor allen wenn mögliches AdHs im Raum steht ist das halt auch ein Prozess und nicht einfach mit " mehr Erziehung " in den Griff zu bekommen

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Das Kind ist alle zwei Wochen bei der Mutter, mag aber meistens nicht zu ihr.
Er ist bei meinem Partner definitiv besser aufgehoben.
Das mit dem selber beschäftigen wird schwer.
Ich habe noch nicht erlebt, dass sich der Bub einmal eine halbe Stunde alleine beschäftigt, weder im Wohnzimmer, geschweige denn im Kinderzimmer.
Ruhe herrscht maximal, wenn er eine halbe Stunde fernsehen oder mit der Switch spielen darf.

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