Hallo,
ich lese nun seit einiger Zeit hier mit und bin doch etwas erstaunt darüber, dass irgendwie immer dieselben Namen vorgeschlagen werden bzw als "verggebar" gelten. Alte deutsche Namen und Skandinavische sind wohl gut verggebar, alles andere irgendwie nicht. Oft kommt das Argument "ohne entsprechenden Hintergrund..." Und "Hochhausname" oder "LaLeLu-Namen". Ich frage mich, ob im Alltag dann wirklich so stark auf die Namen geachtet wird? Wenn euch eine Nadine gegenüber steht, fragt ihr euch, ob sie französischen Hintergrund hat? Oder ob, Taylors Eltern Harz IV beziehen? (Was ja auch nichts schlimmes wäre?)
Ich meine die Frage nicht böse oder aufmüpfig, es interessiert mich einfach weil es mir hier jetzt des öfteren aufgefallen ist.
Danke schon mal, für eure Antworten und allen ein schönes Wochenende! ☺
Wird wirklich so stark auf Namen geachtet?
Es gibt Menschen, die sich viel mit Namen beschäftigen und sehr viel Energie in die Namenssuche stecken. Die denken sich dann oft schneller ihren Teil. Sie finden Namen schneller langweilig, unpassend, mit Vorurteilen behaftet ...
Im richtigen Leben gibt es aber viele Menschen, die das viel entspannter sehen. Sonst wären ja auch viele Namen gar nicht so beliebt.
Ich bin auch so eine, die den perfekten Namen finden musste.
Wenn hier nach einem Namen gefragt wird, dann merke ich, dass ich oft härter urteile, als wenn mir ein Mensch mit diesem Namen begegnet.
Zum Beispiel der Name Lius. Wenn mich hier jemand fragen würde, würde ich wahrscheinlich sagen, dass ich den Namen langweilig finde und entweder U und I verstauscht werden oder ein N ergänzt werden muss.
Aber über unseren 1. Sohn haben wir einen kleinen Jungen namens Lius kennengelernt, und das war vom ersten Moment an okay. Ich habe nicht mit den Augen gerollt oder etwas in diese Richtung.
Gleiches erlebe ich auch in Bezug auf unsere Namenswahl, gerade bei unserem jüngsten Sohn. Was für abwertende Kommentare habe ich hier manches Mal gelesen. Das habe ich sonst nirgends erlebt. Wir haben viele positive Rückmeldungen bekommen und man merkt ja auch, wer aus Höflichkeit nichts sagt/lügt und wer nicht.
So sehe ich das auch. Zumal hier im Forum explizit um Rückmeldung gebeten wird, da kramt man also auch gezielt nach Assoziationen und möglichen Problemen. Im echten Leben denke ich mir zwar manchmal meinen Teil, aber viel mehr auch nicht und ich würde im Leben nicht auf die Idee kommen, den Eltern zu erzählen was ich von dem Namen halte.
Zumal man meist dann auch das Kind und sein Wesen dazu sieht und der Name in den Hintergrund rückt.
Aber: es heißt nicht ohne Grund "Nomen est omen". Es ist Fakt, dass sich statistisch gewisse Wahrscheinlichkeiten ableiten lassen, je nachdem wie jemand heißt. Da diese Vorurteile dann oft bestätigt werden, verfestigt sich das Bild mehr oder weniger stark. Die Kunst ist meiner Meinung nach, nach diesen ersten Assoziationen und Vorurteilen einen Schritt zurück zu machen und der Person wertfrei zu begegnen. Allerdings ist die Realität, dass viele Menschen das kaum reflektieren und eine Mandy bei Lehrer:innen von Anfang an schlechtere Karten hat als eine Katharina. Und da jedes Kind bestmögliche Chancen verdient hat, finde ich es schon wichtig, dass werdenden Eltern diese Verantwortung bewusst ist. Auch wenn es sehr schade ist.
Schön, dass du das sagst.
Mein Sohn heißt Lius. Hier haben so viele Leute gesagt, das wäre ein Schreibfehler und Lalelu und so weiter. Aber nach seiner Geburt habe ich so viele positive Reaktionen auf seinen Namen bekommen!
Ja, bei mir geht bei Tayler, Tyron, Dustin und co die Schublade auf und ich weiß, dass es sehr vielen Leuten so geht.
Wir wohnen in einem guten Vorort und hier haben die Kinder nordische oder klassische Namen.
Nicht weit von uns entfernt, wenn auch in einem anderen Bundesland, ist ein sozialer Brennpunkt. Dort hört man bei den deutschen Familien viele französische, amerikanische oder italienische Namen. Und leider treffen die Vorurteile auch sehr oft zu. Da höre ich Namen wie Damon, Melody, Jerôme, Princess, Jayden etc
Natürlich gibt es Ausnahmen. Aber man macht es einem Kind mit so einem Namen nur schwerer.
Die Lalelu Namen sind nur verwirrend, weil es halt so viele ähnliche Namen gibt und viele können dann durcheinander kommen: Lana, Lara, Laura, Luna, Lisa, Lina, Linea, Linn, Lia, Linda, Leni, Lena, Lenja, Lea, Leana, Lenn, Leon, Lio, Liam, Lian, Lino, Lias, Leo, Lion, Luan, Luke etc
Im Grunde ist es mir egal wie jemand heisst, Geschmäcker sind ja sehr verschieden und das ist gut so. Wenn ich einen Namen "schlimm" finde behalte ich es für mich. Wenn mich jemand nach meiner Meinung zu einem Namen fragt, gebe ich immer ein positives Feedback auch wenn ich den Namen absolut unvergebbar ( in meinen Augen!!) finde. Mir ist nur aufgefallen das die Vorurteile die manche Namen bei mir auslösen fast alle bestätigt wurden 😬.
Wir haben uns damals bei der Namenssuche nicht so viel Gedanken gemacht wie ich es hier erlebe. Unser Sohn hat einen deutschen Rufname und einen Zweitnamen aus dem Land seines Vaters. Da er beide Staatsbürgerschaft besitzt fanden wir das richtig so.
Ich muss gestehen Ich habe im Nachhinein angefangen, wenn ich z. B. über Friedhöfe gehe, mir zu überlegen wie die Leute wohl waren und was sich die Eltern bei diesem Namen gedacht haben, wenn Ich einen speziellen Vornamen finde, das muss ja nicht unbedingt schlecht sein.
Ich z. B. finde die skandinavischen Namen zu 95% nicht schön und würde diese Namen nie vergeben, bei den altdeutschen Namen gibt es ein paar schöne und einige wo ich ehr schlucken muss. Ich finde es nur schlimm wenn Namen vom Schriftbild her verändert werden um spezieller zu seine oder die Eltern den Namen kaum selber aussprechen können ( oft dialektbedingt).
Ich denke es gibt schon gewisse stichhaltige Argumente. Ich kritisiere z.b. oft die Lalelu Namen und zwar aus folgenden zwei Gründen:
- Die Namen der Kategorie sind immens häufig und sehr ähnlich. Da fehlt mir die Individualität und es besteht grosse Verwechslungsgefahr zwischen all den Mia, Mila, Maleo, Mina,... ihr wisst was ich meine.
- Ich finde zu weiche Namen für Babys vielleicht süss aber für starke Erwachsene seltsam.
Und ja, ich denke Namen rufen definitiv auch im Unterbewusstsein Stereotypen hervor. Während eine Clarissa wohl eher das Vorurteil "brav, reiche Eltern, angepasst" hervorruft ist es bei Carla vielleicht eher "Bodenständigkeit, stark, weiblich". Diese Vorurteile sind natürlich individuell aber ich denke schon dass gewisse Namen eher in gewisse Kategorien geordnet werden.
Gerade im Berufsleben ist oft der Name das erste was man von einer Person hört lange bevor man sich persönlich kennenlernt. Wenn ich eine Mail an eine Mia schreibe stelle ich mir definitiv eine andere Person vor als wenn ich an eine Antonia schreibe.
"Ich finde zu weiche Namen für Babys vielleicht süss aber für starke Erwachsene seltsam."
Das Argument lese ich total oft und frage mich immer wieder: Hat nicht jede "Namensrichtung" so ihre Zeit? Also irgendwann gab es mal Babys, die die Namen Andreas, Silke, Marion oder Wolfgang erhalten haben. Vielleicht fand man das damals auch süß und jetzt sind sie halt erwachsen und die wenigsten würden ihr Baby heute wohl so nennen 🤔
Sind dann nicht einfach in 20 Jahren lauter Leons, Milos, Minas und Ellies usw erwachsen? Und es klingt dann einfach total normal und nicht niedlich und nach Baby? 🙈
Also was ich sagen will:
In meiner Vorstellung wachsen Namen mit und jede Generation hat so "ihre" Namen (auch wenn sich natürlich aktuell ganz stark die Generation unserer Großeltern namentlich wiederholt) 😊
Zumindest die Namen der Generation meiner Großeltern wiederholen sich noch kaum. Damals hießen Mädchen z.B. Helga, Gerda, Waltraud, Hannelore, Ursula oder Ingrid.
Die, die jetzt so beliebt sind wie Klara, Martha, Ida, Johanna oder Frieda waren eher in der Generation meiner Urgroßeltern beliebt.
Ich denke auch, dass Namen erst wirklich wieder kommen, wenn die meisten älteren Vertreter verstorben sind und die neue Elterngeneration sie nicht mehr mit alten Menschen in Verbindung bringt.
Meine Mutter z.B. hatte eine alte Großtante namens Emma. Als unsere Nachbarn ihre Tochter Emma nannten, war sie total geschockt, weil das doch ein Name für alte Frauen und nicht für Babys ist. Ich fand den Namen schön, ich kannte aber auch besagte Großtante nicht mehr und hatte nicht die Konnotation "Alte Frau".
Ich indes habe eine alte Großtante namens Irmgard. Wenn jemand nun sein Kind Irmgard nennen würde, würde ich das auch komisch finden, da das für mich ein Name für alte Frauen ist.
Aber meine Kinder oder Enkel empfinden dann womöglich anders, weil sie keinen alten Irmgards mehr kennen.
Dafür sind dann die "weichen" Namen heutiger Kind für meine Urenkel "Alt-Frauen-Namen".
Im echten Leben denke ich mir ganz viel zu den entsprechenden Namen, positiv wie negativ aber ich spreche es nur seltenst aus.
Und hier - wer sagt, dass er Namen nur mit bestimmtem Hintergrund mag, einen Namen als sozial stigmatisiert empfindet oder den Klang als zu weich und gelallt empfindet (lalelu), der äußert seinen Geschmack, danach wurde ja schließlich auch gefragt. Anscheinend ist hier eine bestimmte Richtung stärker vertreten.
Wer denkt, dass das nicht seinem Umfeld entspricht, kann ja auch gerne in anderen Foren oder im echten Leben nach Meinungen fragen.
Niemand sollte (hier, wo man sich eh nicht persönlich kennt und wo explizit danach gefragt wird) seinen Geschmack verheimlichen.
Hi,
im Grunde ist es ja wurschtegal, was irgendwelche Muddis von bestimmten Namen halten. Interessant ist es dann, wenn es um wichtige Entscheidungen im Leben geht.
Vor Jahren wurde eine Arbeit einer Studentin veröffentlich, die Vorurteile von Lehrer*innen ggü. gewissen Namen untersucht hatte, daher rührt wohl die Aussage „Kevin ist kein Name, sondern eine Diagnose“. Wie valide ihre Untersuchung ist, weiß ich nicht, denke aber nicht sehr. Ihr Ergebnis war, dass Lehrer*innen bei der Durchsicht fiktiver Klassenlisten sehr wohl Vorurteile ggü. gewisser Namen hatten und SuS mit gewissen Namen leistungsschwächer und verhaltensorigineller einschätzten. Aber was sich aus diesen Vorurteilen in der Praxis dann entwickelte, hatte sie nicht untersucht. Dazu gibt es wohl auch eine Studie, in der sich zeigte, dass Namen in seltenen Fällen doch einen Einfluss z.B. auf die Bewertung haben können. Für mich und meine Kolleg*innen (mach das schon eine Weile, hatte also schon etliche) kann ich sagen, dass Namen wurscht sind, man nimmt sie irgendwann nicht mehr wahr. Wir benachteiligen unsere Justins, Chantals und Kevins nicht und auch nicht unsre Hussains, Emres oder Ilaydas. Es bestätigt sich aber, dass gewisse Namen in gewissen Elternhäusern gehäufter vergeben werden.
Wie es im Berufsleben ist, weiß ich nicht, da sagen die paar Personaler, die ich kenne, dass Vornamen für sie keine Rolle spielen würden, könnte mir aber tatsächlich vorstellen, dass Vornamen, die auf einen bestimmten Migrationshintergrund schließen, doch nachteilig sein könnten, aber das ist sicherlich branchenabhängig. Wir bekommen aber unsere SuS mit ordentlichen Abschlüssen und Arbeitstugenden allesamt problemlos unter.
Ich arbeite an einer weiterführenden Schule, da kommen Hänseleien wegen der Vornamen auch eher selten vor, aber vielleicht ist es eher ein Problem in der Grundschule.
vlg tina
Vielen Dank für deine ausführliche Antwort, aus der Sicht einer Lehrkraft ☺
Nun, dies ist ein Vornamen Forum in dem nach Meinungen gefragt wird.
In der Realität fragen mich deutlich weniger Menschen nach meiner Meinung zu ihrer Namenswahl - und ja, im Fall der Fälle würde ich genauso antworten.
Im RL habe ich auch tatsächlich Probleme mit zu ähnlichen Namen (lalelu) - ich komme da wirklich durcheinander.
Das Forum hier scheint zwar bestimmte Tendenzen zu offenbaren, ist aber mMn aus mehreren Gründen nicht realitätsnah:
1. Wird hier explizit nach Meinungen und Geschmäckern gefragt, tw. weil man im Reallife nicht fragen möchte!
2. Es ergeben sich somit ganz neue Gedanken und Assoziationen, die, weil danach gefragt wird, auch recht unverfroren mitgeteilt werden. Viele Beiträge sind sehr überlegt formuliert, einige aber doch auch sehr aus der eigenen Gefühlswelt heraus geboren.
3. Die Beiträge sind nicht regional gefiltert, so dass Namen, die in einem Bundesland vielleicht kaum vorkommen, in anderen so oft vorhanden sein können, dass sie als "zu oft gehört" abgelehnt werden.
4. Ich finde, ein Name muss zur Familie passen. Nicht zu den Vornamen der Eltern, sondern zu ihrer Persönlichkeit. Ich z.B. bin einfach keine Typ für eine Larissa oder eine Charlotte, auch nicht für einen Alexander oder Leopold, obwohl ich z.B. letztere Namen sehr schön finde. Das würden wahrscheinlich nicht nur mein Mann und ich so sehen, sondern auch unsere Freunde. Nur können es andere Leute eben nicht wissen, weil sie mich nicht kennen und nur ihrem Geschmack folgen und sich bei jemandem, der sein Kind Wilhelmine oder Kalle nennt, unwillkürlich ein fiktives Bild macht.
Vorteile, die ich bei Nachfragen hier im Forum sehe:
1. Es werden immer wieder auch neue Namen zur Diskussion gestellt, was ich persönlich sehr spannend finde.
2. Manche Bedenken bzgl. Reimlauten, ungünstigen Spitznamen o.ä. hat man vielleicht einfach nicht auf dem Schirm.
3. Es kommen wirklich oft liebevoll geschriebene persönliche Eindrücke zu Namensvorschlägen, so dass es auch einfach Freude macht, sich auszutauschen, gerade wenn man dies im direkten realen Umfeld vermeidet, weil der Name nicht vor der Geburt genannt werden soll.