Hallo,
ich lese hier sehr gerne im Vornamen Forum, aber bei manchen Namensideen stellt es mir echt die Haare auf. Ich weiß dass Vornamen etwas sehr subjektives sind und natürlich jeder einen anderen Geschmack hat, aber viele Vornamen klingen für mich persönlich nur noch erfunden.
Ich frage mich, ob Deutschland wirklich so groß ist, dass in unserer Region der Namen nicht verbreitet ist. Auch verstehe ich nicht warum immer so gerne nordische Namen genommen werden. Wenn ich ein Land gerne bereise, ist es für mich kein Grund meinem Kind einen Namen aus diesem Land zu geben. Ich finde man sollte sich überlegen, wo man seinen Lebensmittelpunkt hat und auch einen Namen wählen, dessen Schreibweise bekannt ist. Ich würde es als Strafe sehen, wenn ich meinen Vornamen ein Leben lang buchstabieren müsste.
Außerdem möchte ich meinem Kind auch einen Namen geben, der nicht nur süß ist, sondern auch mit 40 oder 70 Jahren noch passt. Das stelle ich mir persönlich bei Lia oder Lino schwierig vor.
In unserem Freundes-, Bekannte- und Arbeitskreis kommen solche erfundenen Namen auch nicht vor.
Bin ich hier die absolute Minderheit, die so denkt oder wird in diesem Forum einfach nur nach sehr seltenen Namen gesucht?
Seltene Vornamen
Hier würden ein paar konkrete Beispiele doch sehr helfen - was klingt denn erfunden? Beziehungsweise kann ich nicht ganz nachvollziehen, wo da die Grenze sein soll - ist Sven okay, auch wenn man nicht aus Skandinavien kommt, er aber in Deutschland ganz geläufig ist?
In 80 Jahren werden all die Rentner-Linos und Lias und Milas und Milos völlig selbstverständlich sein. Genauso wie sich alle daran gewöhnt haben, dass kleine Kinder plötzlich wieder Erwin, Adelheid und Lisbeth heißen. Oder dass es 50jährige Jennifers und Sabrinas gibt.
Ich glaube, dass Menschen schon immer Namen vergeben haben, die keinen germanischen Ursprung haben und das sehr sehr viele Menschen auch gar nicht wissen, wenn ein Name nicht " Deutsch" ist.
Und nur weil jemand die Namen nicht kennt oder noch nie gehört hat, sind sie ja nicht zwangsläufig ausgedacht.
Man braucht sich nur im Urlaubsort in Deutschland mal eine Zeitung kaufen und dort die Todesanzeigen ansehen...dann stellt man sehr schnell regionale Unterschiede fest.
Mein Vorname bspw hat einen deutschen Ursprung und den gibt es auch schon ewig-- trotzdem ist er in B-W und Bayern so unbekannt, dass ich im Urlaub öfter darauf angesprochen wurde, ob der Name " aus dem Ausland" kommt...
Da könnte ich auch darauf kommen, dass die Leute die das fragen, nur in ihrer " Blase" leben und nur die " typischen" Namen für Süddeutschland kennen und deshalb keine Ahnung von Namen haben ...
Hier mal ein paar Beispiele aus den letzten Threads
Nolan kenne ich als Marke
Logan Film
Siljan See
Holm Stadt
Taavi
Das sind für mich definitiv keine gängigen Namen.
Nolan ist z.B. Nummer 65 als Vorname in den USA, also nicht total selten.
"Ich frage mich, ob Deutschland wirklich so groß ist, dass in unserer Region der Namen nicht verbreitet ist."
=> Ja, Deutschland ist tatsächlich so groß und so vielfältig. Die Namen, die für meine Freundin in Ostfriesland geläufig und langweilig sind, finden die Leute hier abgedreht. Dafür sind hier Namen geläufig, die sie nicht kennt. Sogar "nordische" Namen, die hier im Süden im Trend sind, klingen für sie fremd.
=> Und nicht nur regional gibt es Unterschiede, auch von Stadt zu Land. Ich stamme aus einer Kleinstadt in NRW. Da waren einige ausländische Namen super geläufig, die hier im Süden kaum vorkommen. Was auch dazu geführt hat, dass die Namen bei uns viel weniger einen Stempel hatten. Kevin soll Assi sein? Ich hatte allein 3 in meinem Abijahrgang ...
=> Und auch "sozio-ökonomisch" gibt es Unterschiede. Nathanael, Josias, Simeon, Salome ... Für mich in meiner "Christenbubble" absolut normal und geläufig. Mir fallen mit jedem dieser Namen mindestens 2, eher mehr Namensträger ein. Mein eigener Name (Rahel) - da komme ich kaum hinterher, so viele wie ich kenne. Während meine Lehrer teilweise fragen mussten, wie man diesen Namen denn bitte ausspricht.
"Auch verstehe ich nicht warum immer so gerne nordische Namen genommen werden. Wenn ich ein Land gerne bereise, ist es für mich kein Grund meinem Kind einen Namen aus diesem Land zu geben."
=> Warum wurden in den 70er Jahren gerne französische Namen gewählt? Oder in den 80ern und 90ern Englische (und Französische)? Das ist einfach Geschmackssache. Und wie viele Namen sind wirklich so nordisch. Bin gerade mal die Top-100 durchgegangen, also insgesamt die 200 beliebtesten Vornamen. Da waren 20 bis 30 Namen dabei, die ich als wenigstens einigermaßen "nordisch" empfinde.
=> Ich glaube, der Grund ist weniger, dass die Eltern das Land gerne bereisen, als dass sie die Namen klanglich einfach schön finden, und mit etwas Positivem verbinden.
=> Warum sollten wir denn nicht aus der Fülle der Namen schöpfen? Wie viele Namen sind denn wirklich deutschen Ursprungs, oder wenigstens germanischen Ursprungs?
=> Was ich tatsächlich nicht verstehen kann, ist, wenn man einen ausländischen Namen vergibt, nur um den falsch auszusprechen. Ich denke da an Louis "LU-is", Malin "MAAA-lin", Kjell "K.jell", Liam "LI-am" ...
"Ich finde man sollte sich überlegen, wo man seinen Lebensmittelpunkt hat und auch einen Namen wählen, dessen Schreibweise bekannt ist. Ich würde es als Strafe sehen, wenn ich meinen Vornamen ein Leben lang buchstabieren müsste."
=> Ja und Nein.
=> Den Lebensmittelpunkt sollte man schon miteinbeziehen. Dung funktioniert in Vietnam wahrscheinlich deutlich besser als hier in Deutschland. Ein englisches th oder ein französisches J werden in Deutschland auch schnell zu einer phonetischen Herausforderung. Wenn auch im englischen Sprachraum Aidan absolut geläufig ist, kommt hier Aiden deutlich häufiger vor.
=> Aber es gibt unzählige Namen, mit uneindeutiger Schreibweise. Hanna oder Hannah? Carl oder Karl? Isabel oder Isabelle? Will man auf die auch alle verzichten? Gerade bei denen, wo es schnell gesagt ist? Gut, ich gebe zu, dass Yannick wegen der vielen Schreibweisen von unserer Liste geflogen ist, aber der ist wie Aaliyah und Annabell da ein Sonderfall.
Und was ist mit Namen, bei denen einem gar nicht bewusst ist, dass manche Leute damit überfordert sind. Wie oft wurde ich schon gefragt, wie man Rahel schreibt. Ein völlig normaler Name, der gesprochen wie geschrieben wird und meiner Meinung nach gehört die biblische Rahel zur Allgemeinbildung.
Oder Namen mit ähnlichen Varianten. Mirjam, die schnell mit Miriam verwechselt wird, obwohl man es anders spricht. Amelia und Emilia, zwei unterschiedliche Namen, die aber fast gleich ausgesprochen werden.
Da schränken wir uns doch enorm ein, wenn wir die alle streichen.
=> Worin ich dir recht gebe: Unnötig komplizierte Schreibweisen. Wenn die Schreibweise eigentlich eindeutig ist und man doch eine andere wählt. Meine Eltern haben das - mit guten Gründen - getan und bereuen es mittlerweile. Die eine Schwester hat ihre Schreibweise mittlerweile geändert.
Die beiden stören sich daran deutlich mehr als ich. Denn: Bei mir fragen die Leute eh und mit "wie man's spricht" ist der Name schnell erklärt. Bei "nur T, kein H. Nein, kein H, nur T. Ohne H" kommt bei ihnen am Ende doch ein th raus. Oder ihre eigene Angabe wird von Behörden "verbesssert". Das ist echt ätzend und unnötig. Sie haben beide viele Tränen deswegen vergossen.
"Außerdem möchte ich meinem Kind auch einen Namen geben, der nicht nur süß ist, sondern auch mit 40 oder 70 Jahren noch passt. Das stelle ich mir persönlich bei Lia oder Lino schwierig vor."
=> Da stimme ich dir zu. Ich melde mich hier auch regelmäßig gegen Anni, Lenny und Co. zu Wort.
=> Auf der anderen Seite werden diese Namen irgendwann total normal sein. Als Kind dachte ich auch. "Opa René, Oma Nicole ... Das klingt doch bescheuert!" Heute kenne ich Renés, Nicoles, Guidos ... die Großeltern sind und es klingt überhaupt nicht mehr komisch.
"In unserem Freundes-, Bekannte- und Arbeitskreis kommen solche erfundenen Namen auch nicht vor."
=> Was verstehst du unter "erfunden"? Jeder Name wurde irgendwann mal erfunden. Ja, manche Namen empfinde ich auch so. Manche wider besseren Wissens. Manche empfinde ich so, weiß aber, dass ein Kind damit trotzdem ohne größere Probleme durch's Leben gehen wird, weil sie einfach in den aktuellen Trend passen.
=> Und manchmal geht es mir auch so, dass ich bei solchen Kommentaren nur über die Allgemeinbildung der betreffenden Person die Augen rolle. Man muss Jerobeam von Israel oder den seleukidischen Fürst/Verwalter Lysias sicherlich nicht kennen. Aber wenn solche Kommentare in Bezug auf Namen wie Erasmus, Rahel oder Philemon kommen, dann habe ich manchmal schon meine Anfragen.
"Bin ich hier die absolute Minderheit, die so denkt oder wird in diesem Forum einfach nur nach sehr seltenen Namen gesucht?"
=> Natürlich wird hier überwiegend nach ungewöhnlicheren Namen gesucht. Sonst könnte man einfach in die Vornamensstatistik gucken, sich auf jeden X-beliebigen Spielplatz setzen oder durch die Babygalerie im Krankenhaus vor Ort klicken. Um auf die Idee zu kommen, dass ich Felix oder Sophie vergeben könnte, brauche ich kein Forum, die Namen sind so geläufig, dass sie mir selbst einfallen und dass ich selbst weiß, dass ein Mensch damit gut durchs Leben geht. Ein Forum brauche ich, wenn ich speziellere Anforderungen habe (zweisilbig mit 5 Buchstaben und Konsonantenendung; Bedeutung xy) oder, wenn ich ausgefallenere Namen suche oder wissen will, wie sie anderweitig ankommen. Oder bei ausländischen Namen, wenn man selbst die Wurzeln hat. Ob das jetzt englische, portugiesische oder türkische sind. Es macht einfach einen Unterschied, ob man die Sprache kann und die Namen im Alltag oft erlebt hat, oder ob man wenig Bezug zur Sprache hat.
Oder, wenn ich Kinderbibelsozialisiert von kleinauf den Namen Sebulon kannte, dann kann ich überhaupt nicht einschätzen, ob er für andere Leute "ungewöhnlich, aber greifbar" oder "ist das ein Name?" ist.
In Bezug auf
Lia
Ich bin mit dem Namen der Schauspielerin Lia Wöhr aufgewachsen-- als ich Kind war, war sie für mich schon " alt" ( Im TV).
Sie ist 1911 geboren.
Von daher-- der Name ist sehr alt und es gibt viele ältere Frauen die so heißen und deshalb ist es eben ein alter Name wie Greta etc der jetzt wieder aktueller ist. Aber im Altenheim wird er nicht selten sein und die Unterscheidung in " ist zu niedlich" für Erwachsene ...werde ich nie verstehen, denn dann könnte man auch sagen " ist zu hart fürs Baby" oder " klingt zu ernst " für einen fröhlichen Menschen.
In Bezug auf
Lebensmittelpunkt
Das ist in meinen Augen totaler Blödsinn, da man sein Leben ja planen kann, aber es geht ja nicht immer nach Plan-- und wer garantiert dir, dass du auch in 10 Jahren noch dort lebst, wo du lebst?
Meine Freundin ist damals in NDS mit ihrem Mann zusammengekommen - der wurde dann beruflich nach Bayern versetzt. Die Kids haben halt Namen, die hier ganz normal sind- in Bayern eher weniger.
Hätte sie also hier wohnen bleiben sollen um den Kids zu " ersparen" ihren Namen öfter mal erklären zu müssen?
Oder dann dem 3 Kind in Bayern geboren einen - für die Ecke-- typischen Namen zu geben?
Denn nach " deinen" Kriterien sind es Namen, die nicht " typisch" Deutsch sind- aber für die Eltern eine bestimmte Bedeutung haben.
In Bezug auf
Schreibweise
Es gibt aber eben sehr viele Namen die verschiedene Schreibweisen haben und beide sind geläufig. Auch in einer Region.
Hier gibt es Thade und Tade...und Talke und Taalke ...oder Thorsten und Torsten...
Da gibt's halt keine " richtige" Schreibweise und man " hört" es halt auch nicht unbedingt raus..
Wir hatten damals Nadja und Nadia in der Klasse - da war dann durch die Aussprache klar, wie man es schreibt.
Oder Corina und Corinna .. das hört man- wenn man drauf achtet.
Als zugezogene Hessin sei mir die Korrektur erlaubt: Lia ist ja "nur" der Spitzname - getauft wurde sie auf den Namen Elisabeth.
Ja- aber bekannt war sie halt als Lia...und sie ist ja nicht die Einzige, wo der " Spitzname" populärer war/ ist als der Taufname.
Wie bei Loki ....
Oder Romy Schneider....
Da sagt ja auch keiner den Geburtsnamen.
Ich habe nach dem Abi im Seniorenheim gearbeitet und dort das erste Mal eine Lia kennengelernt. Eine 98-jährige Dame. Ein schöner Name, der doch zu jedem Alter passt.
Mein Sohn hat einen eher seltenen ursprünglich norwegischen Namen, der aber in Norddeutschland verbreitet ist und den man auch im restlichen Deutschland zumindest schon einmal gehört hat. Er ist in Aussprache und Schreibweise völlig unkompliziert.
In Norddeutschland sind "nordische" Namen (was auch immer das im Detail bedeutet) naturgemäß weiter verbreitet als anderswo, weil es mehr Kontakte nach Schweden, Dänemark, in die Niederlande etc gibt.
Wir haben einen norddeutschen Nachnamen, der zum Beispiel auch niederländisch oder schwedisch sein, passt also.
Auf unserer Liste für ein geplantes zweites Kind stehen ebenfalls skandinavische und althochdeutsche Namen.
Viele in Deutschland verbreitete Namen, auch die sogenannten"altdeutschen" sind oft lateinischen, griechischen oder hebräischen Ursprungs. Oder noch etwas anderes.
Sollen nur tatsächlich deutsche Namen vergeben werden? Oder nur welche, die seit mindestens 200 Jahren häufig sind?
Ich halte nichts von ausgedachten Namen, willkürlichen Schreibweisen, zu vielen y, pseudoitalienische Modenamen, etc, aber ich finde es schön und gut, dass auch regional unterschiedliche und generell eher seltene Namen vergeben werden.
Wäre doch sonst langweilig.
Zu den vielen tollen Sachen, die schon gesagt wurden, möchte ich noch ergänzen:
Vergiss nicht, daß hier auch einige Namensbegeisterte unterwegs sind, die sich einfach gern über Namen austauschen und in ihrer Freizeit (alte) Namensbücher lesen und über verfallene Friedhöfe schlendern
Es kann auch eine Freude darin liegen, Namen einfach mal wieder gegen's Licht zu halten, sie hervorzuholen, sie zu betrachten, den passiven Namensschatz zu erweitern.
Vieles ist meiner Meinung nach Ignoranz oder Absicht, wenn man bestimmte Namen IMMER falsch ausspricht. Manche Leute wollen einfach keine ausländischen Namen richtig aussprechen um einem gleich zu zeigen, was sie davon halten