Der Post von Turoqueen macht mich nachdenklich. Was sind denn bildungsbürgerliche Namen, gibt es solche in euren Augen überhaupt?
Was macht Namen dazu (oder fern)?
Bildungsbürgerlich
Ich finde die ganze Debatte immer echt schwierig. Denn letztlich befeuert man damit ja gerade das, was man doch eigentlich vermeide sollte: Dass Menschen in Schubladen gesteckt werden.
Vermutlich gelten "langweilige", alte Namen als Bildungsbürgertum: Katharina, Friedrich, Ludwig und so weiter. Desdemona, Ophelia, Lysander, Hamlet und Co. sind dann natürlich Ausdruck der eigenen Belesenheit und schreien "Bildungsbürgertum", aber ich würde sie deshalb nicht besser finden. Im Gegenteil, wenn ich es bewerten müsste, würde ich sagen: Da will jemand, dass alle merken, in welcher Schicht er sich gerne sehen möchte.
Ich bringe das Beispiel meiner eigenen Tochter hier öfter, denn die hat einen - in unseren Augen - ganz normalen, bekannten Namen griechischen Ursprungs. Von der Richtung her sowas wie Helena. Und nun kannst du raten, wie der hier schon alles genannt wurde: Prinzessinnenhaft, Hochhaus, langweilig, mal was neues, billig, edel, gewollt, einfallslos, zu häufig, total selten... Es ist doch echt egal. Namen werden immer verschieden wahrgenommen, und man selber findet auch vieles nicht toll. Sofern ein Name nicht objektiv wirklich schlimm ist, falsch geschrieben / ausgesprochen wird oder für das Kind eine ewige Last sein darstellt - who cares...
Sehe ich ähnlich. Für mich sind falsche Schreibweisen und so vielleicht ein Zeichen von einer Uninformiertheit (die nicht unbedingt mit Bildung zu tun haben muss, aber kann), aber einen Namen an sich als bildungsbürgerlich und fern zu markieren finde ich auch schwierig. Kommt hier aber immer wieder. Bin noch nicht lang im Forum hier aber lese das sehr oft.
Ich gestehe, dass bei mir bei einigen Namen auch schubladen aufspringen und ich da hart mit mir selbst ins Gericht gehen muss. Es wird aber besser 😊
Bei manchen Namen bestätigt es sich, bei vielen aber nicht.
Und - der Name meiner Tochter wäre der typische Name, der hier als "Singsangname" deklariert würde - und das, obwohl er echt selten ist und wir ihn alle hart aussprechen, so wie die eigentliche Aussprache auch gedacht ist.
Dass den mal jemand als Singsangname bezeichnen würde, wäre uns nie eingefallen...
Daher plädiere ich dafür, den Namen zu vergeben, der einem gefällt, solange er nicht wirklich völlig abgespaced ist und wie frei erfunden klingt.
Ich finde "bildungsbürgerliche" Namen sind klassische/ alte Namen so etwas wie Sophie, Anna, Paul, Johannes.. im Prinzip alle "normalen" Namen. Bildungfern empfinde ich Namen, die falsch geschrieben sind, oder falsch ausgesprochen. Da kann man sich natürlich auch wirklich drüber streiten, was jetzt falsch ausgesprochen ist. Ich finde englische Namen (vor allem Doppelnamen) gehen schnell in so eine Richtung, wenn man dazu so gar keine Wurzeln hat, bzw den Namen deutsch ausspricht. Aber klar da gibt es natürlich auch Ausnahmen.
Aber es kommt natürlich auch sehr auf den Träger an.
Naja, Anna, Paul und Johannes kenne ich auch und gerade aus bäuerlichen Familien, die ich nicht wirklich dem Bildungsbürgertum zurechnen würde.
Generell denke ich, dass es große regionale Unterschiede innerhalb Deutschlands gibt, nicht nur bei der Namensgebung allgemein, sondern auch bei den Assoziationen mit bestimmten Namen: In Ballungsräumen sind die Leute generell offener für ausländische und generell ungewöhnlichere Namen und die Zuordnung zu irgendwelchen Milieus ist schwieriger.
Ich würde höchstens bei einer Tschaklien oder Tschennifa denken, dass die Eltern nicht wissen, wie der Name geschrieben wird und sich auch nicht informiert haben, bildungsfern zu sein scheinen.
Bei einer Jacqueline oder Jennifer denke ich das nicht.
Das Thema ist doch jetzt wirklich schon 1000 mal durchgekaut worden und ich denke, die meisten haben da eine gewisse Vorstellung von, nur dass man sich halt über einzelne Namen nicht einig ist.
Für mich ist bildungsbürgerlich z.B Maximilian, Johann, Laurenz, Konstantin, Charlotte, Johanna, Sophia, Marlene...
Ich finde dieses Thema auch wirklich schwierig. Schon das Wort „bildungsbürgerlich“ oder „bildungsfern“. Auch die Schulnoten für die Namen vergeben. Klar, jeder hat seine Meinung und wenn man hier im Forum nach Meinungen zu Namen fragt, muss man halt damit klarkommen. Manchmal muss ich aber echt schlucken und wenn ich die Namen von meinen Kindern sehe und die Meinungen dazu, dann tut es manchmal ganz schön weh 🙈 Meine Tochter hat wohl einen „bildungsbürgerlichen“ Namen und mein Sohn - einen „bildungsfernen“, langweiligen, mit Schulnote 5 und da gehen bei vielen irgendwelche Schubladen auf 🧐 Wir haben uns nie Gedanken darüber gemacht, uns haben die Namen gefallen, ich finde, die Namen passen zu unseren Kindern. Wir sind eine ganz normale Familie, ich habe studiert, mein Mann ist Handwerker, ich finde uns nicht „bildungsfern“. Und nein bei mir geht auch nicht irgendwelche Schublade auf, wenn ich Chantal oder Jeremy höre und auch nicht bei Leonard oder Leopold.
Gibt es dazu nicht sogar Studien? Dass ein klassischer Maximilian in der schriftliche Bewerbung eher gewählt wird, als ein zB Marcel?
Ich denke immer - ich bin wirklich ein Namennerd/freak - an mein Kind bei der Namensvergabe und ja in Österreich gibt es ganz klar Kevinismusnamen und Konstantinschubladen. In meinem Namensduden auch schön erklärt, warum Namen wie Emilia und Theodor boomen. Das sind zwei Namen die eher mittlere-oberschicht wählt und dann von bildungsfernen Familien „nach gemacht“ wird, ergo davon gibt es mehrere und somit boomt ein Name.
Ich denke man ist immer besser daran seinem Kind einen Namen aus den Top 20-30 zu geben, als was exotisches und total seltenes. Wir haben hier den Vornamen Atlas, wo man sogar sieht in welchem Bezirk (Bundeslandteile) der Name seit 1984 bis heute jährlich vergeben worden ist.
Wegen Schreibweise… und aussprechen ja ich informiere mich da halt. zb Luis.
Viele wollen diesen doch boomenden Namen was besonders verleihen und schreiben dann die französische Form Louis. Sagen aber nicht „Lui“ sondern, Luis - wird niemand stören außer Namenfreaks. Dieses Kind fängt dann auch noch mit Nachnamen mit S an - ein No go für mich.
Genauso wie die ganzen Namen mit vielen Selbstlauten Malia, Milou,… das sind Trendnamen - aber ich kann sie schwer einordnen.
Mir hätte ja zB Mario sehr gut gefallen, aber nach Gesprächen mit anderen, ist mir der Name zu negativ behaftet bzgl Dominik, Marcel, Pascal, Patrick, Manuel,… und ja ich will, dass mein Kind einen Namen trägt den man kennt, max. 2 Schreibweisen bekannt sind und in jedem Alter passt.
Letztens auf Instagram Lelio & noch was relativ niedliches gelesen. Ein erwachsener Mann namens Lelio???
Ich finde viele Eltern sind bei der Namenswahl zu egoistisch und wählen nur nach ihrem Geschmack und denken nicht an das Kind.
Ich finde das auch schwierig. Ich kenne viele Eltern, die Namen wie Sophie, Charlotte etc. bewusst als Klassenmarker vergeben. Ich finde es nicht unproblematisch, da damit auch bestimmte Anforderungen was Leistung angeht an das Kind mitschwingen können. In unserer Kita ist Charlotte sowas wie eine Sammelbezeichnung für Kinder akademisierter Eltern, die wichtig finden, dass alle wissen, dass sie einen Uni-Abschluss und guten Job haben. Ob die Wahrnehmung in Zukunft auch so stark sein wird, weiß ich nicht, es gibt so eine Namensvielfalt heutzutage, 'auch' in akademisierten Kreisen. Ich denke oft, die richtig Reichen machen sowas nicht mehr, die haben es nicht nötig. Ich kenne eine (nicht ungebildete) Millionärin, deren zwei Kinder haben Namen, die hier als bildungsfern eingestuft würden. Ihr ist das egal, sie fand die Namen schön und muss sich nicht darum kümmern, was andere denken oder ob das Kind damit einen Job bekommt. Die Kinder sind Teenager und 'trotzdem' gut in der Schule und werden sicher auch ein gutes Leben haben werden. Ich finde den Gedanken eigentlich befreiend, sich bei der Namenswahl nicht davon einschränken zu lassen, ob der Name schreit 'Ich werde mal promovieren'.
Ja, in der Kita mag das noch so sein. In der Schule trennt sich aber schnell die Spreu vom Weizen und die Eltern können es nur noch bedingt beeinflussen. Dann kann es schon vorkommen, dass eine Charlotte oder ein Maximilian auf der Mittelschule landen und ein Leon oder eine Celina auf dem Gymnasium
Ich mache mir schon sehr viele Gedanken um den Namen für meine Tochter. Natürlich möchte ich einen Namen, wo die Schreibweise relativ klar ist (im Falle Celina wäre es ja nur mit C oder mit S) und wo die Aussprache auch eindeutig ist. Aber gleichzeitig möchte ich natürlich auch nicht, dass mein Kind schon vor einem Kennenlernen in eine Schublade gesteckt wird wie es z.B. bei einem Kevin der Fall ist... Das macht die Namenssuche sehr, sehr schwierig.
Lustig
In der 5 Gym Klasse vom Kurzen ist eine Charlotte, eine Lotte und eine Lotta.
In der 11 Gym Klasse der Großen ist ein Maximilian.
Leon - aus der ehemaligen 4 Klasse des Kurzen - ist in der Oberschule gelandet- jetzt Klasse 5.
Und eine 17 jährige Celina - Freundin der Großen - hat die 11 Gym Klasse abgebrochen und macht jetzt ein FSJ.
Von daher....
Ich glaube als bildungsbürgerlich gelten so klassische Namen wie Katharina, Sophie, Alexander. Als bildungsfern würde ICH Kevin, Chantal, Jacqueline, Justin o.ä. einordnen (sofern bei Kevin oder Justin kein offensichtlicher Bezug zum englischsprachigen Raum besteht).
Im Grunde ist sowas aber natürlich immer sehr subjektiv. Ich würde z.B. niemals auf die Idee kommen so Namen wie Laura, Celina, Simon, Julia oder David als bildungsfern einzustufen, aber manche tun das. Wobei viele wohl auch "bildungsfern" mit "gängige Namen" gleichsetzen