Hallo Forumsgemeinde!
Ihr kennt das sicher alle: Die Meinung der (Schwieger)eltern zum Umgang mit dem Baby. Meine sind da leider auch nicht anders ("lass sie doch mal schreien", "das Kind braucht Brei ab 3 Monaten" etc. pp.).
Jetzt habe ich mal genauer nachgefragt, wie sie eigentlich damals (1975 ff.) mit mir umgegangen sind.
Ohne es böse zu meinen, damals war das halt so, haben meine Eltern:
* mich auch mal schreien gelassen
* mich von Anfang an im eigenen Zimmer schlafen lassen
* mich nicht immer gleich hochgenommen und getröstet, wenn ich geweint habe
* mich nie rumgetragen
und so weiter.
Abgesehen davon, dass auch später in meiner Kindheit noch so einiges schiefgelaufen ist, frage ich mich nun schon, ob mir davon nicht Schäden geblieben sind.
Ich habe kein großes Selbstwertgefühl, obwohl ich erfolgreich und beliebt bin.
Ich neige zu Depressionen und Ängsten.
Ich tue mich schwer, Menschen zu vertrauen ...
und so weiter.
Kann da was dran sein an dem Zusammenhang?
fragt neugierig
Barbara
Ob da was dran ist? Babyerziehung in den Siebzigern
ja das hängt auf jeden fall damit zusammen!!!!!
nicht schreien lassen, fördert das urvertrauen und somit auch bewusstsein, das immer jemand für einen da ist-daraus wiederum entwickelt sich selbstbewusstsein und gesundes vertrauen zu anderen menschen!
mir geht es nämlich leider wie dir
und deswegen lasse ich mein baby NIE schreien!
und sie schreit auch nur, wenn sie was hat..
wenn man die oft schreien lässt, kann es sogar oft passieren, das das gegenteil passiert und das schreien immer mehr wird-weil ja niemand kommt, der einen "rettet" und darum ist das baby traurig
Danach müsste ja die gesamte Generation nen Schaden haben...
Wie machen die Nicht-Schreien-Lasser das eigentlich beim Windeln wechseln etc? Mills schreit dabei gerne wie am Spiess, aber vermeiden kann ich das auch nicht.
Ich glaube, dass viel kaputtgeht in so einem Baby, wenn es kein stabiles Urvertrauen aufbauen kann. Und wie soll das gehen, wenn keiner kommt, wenn man weint, man alleine schutzlos rumliegen muss usw. ?
Andrea
hi!
ich bin eigtl auch der meinung, dass schreien lassen nicht ok ist. aber ich wurde sehr behütet behandelt, nach aussage meiner mutter/oma nie schreien gelassen, und ich habe trotzdem ne leichte panikstörung, viel misstrauen usw. - es muss also nicht unbedingt immer eine direkte korrelation geben, sind eben viele faktoren, die das spätere verhalten bedingen.
lg
katalina
Ich denke, fast alle Frauen haben es damals so gemacht, wie es ihnen nunmal geraten wurde. Wie falsch usw. es war wurde ja erst im Nachhinein bekannt.
Was ich mich frage: Wie sieht es denn 30 Jahre später für unsere Kinder aus? Was haben wir bloß alles in gutem Gewissen nicht richtig gemacht?
Letztendlich sind die Kinder in den Brunnen gefallen und Selbstvertrauen usw. kommen mit Sicherheit auch durch andere Sachen, als durch das wohl nicht allein sein im 1. Lebensjahr.
Meine Mutter hats auch nicht anders gemacht und uns schreien lassen. Trotz allem bin ich nicht mißtrauisch oder hab ähnliche Ängste, wie Du.
Lg,
Sandra
du hast teilweise recht
aber mein mutterinstinkt sagt mir schon, das ich ein baby nicht schreien lasse :-P
und den instinkt hätte ich auch schon vor 30jahren gehabt und mir da genau so wenig rein reden lassen :-P
(so wie meine schwimama bei ihrem großen)
selbst als ich noch kein kind hatte und mich nicht mit dem thema babys auseinander gesetzt hatte und noch nie etwas vom thema schreien lassen wusste, bin ich sogar bei anderen babys sofort los, wenn es geweint hat (natürlich nur, wenn die mutti grad verhindert war-toi dusche etc)
Schon, DEIN und auch MEIN Instinkt sagen das.
Aber soll man nun seiner Mutter einen Vorwurf machen, nur weil sie das so gemacht haben, wie der Arzt empfohlen?
Weihnachten hatten wir komischerweise auch das Thema aufm Tisch. Und komisch: Meine Mutter hat immer die Klappe gehalten!
Egal, hab sie trotzdem lieb!
Es kann sein, dass da was dabei ist, aber man darf da sicher nicht alles darauf zurückschieben!
Wenn ich denke, welch für ein Mensch ich noch vor 10 Jarhen war, das graue Mäuschen mit gesenktem Kopf, das meint niemand sieht es und keiner will was mit ihm zu tun haben......
Ich hab gekämpft und gesehen, wer mir wirklich glut tut und hab sehr tolle Freunde bekommen (leider wohnen die meisten ein Stück von mir entfernt und nicht um die Ecke),
Jetzt bin ich 2 fache Mama und es geht mir gut! Nie Aufgeben, den Aufgeben tut man einen Brief und nicht sich selbst! An sich arbeiten und schauen, was einem wirklich gut tut! Ich muss auch immer wieder mit mir kämpfen, aber wenn man es mal im Griff hat, dann ist es dann umso schöner!
Wie müsste die GEneration unserer Eltern sein, wenn alles so wäre? Meine Mutter hatte 10 GEschwister, was meinst du wie oft da mal ein Baby geweint hat?
Lg
girl
PS. Meine OMa hat heute zu mir gesagt, wenn sie mich sieht fragt sie sich, ob sie bei ihren Kindern den alles falsch gemacht hätte.....
Hallo Barbara,
find ich wirklich mal spannend, die Frage.
ich lese hier sehr viel von anderen müttern in meinem Alter (Jahrgang 1977), daß deren Mütter und Schwiegermütter solche Ratschläge geben.
ich bin dann doch oft sehr verblüfft, denn unsere Eltern haben doch die 68er mitgemacht, sind für andere Lebensverhältnisse, für freies Denken eingetreten und fanden das "Private politisch".
Ich mußte weder als Baby noch später alleine sein, wenn ich weinen mußte oder es mir schlecht ging, weder meine Mutter noch meine Schwiegermutter würden mir je dazu raten. Bei uns ist Liebe, Aufmerksamkeit für die Bedürfnisse des anderen, gegenseitiger Respekt (auch vor der Autonie des anderen- daher kommen natürlich auch keine "tips", ratschläge oder vorwürfe, wenn ich etwas anders handhabe, als sie vor über 30 jahren) und Wertschätzung vorhanden.
Ich kann wohl wirklich von mir behaupten, daß ich vieles leichter hatte als andere- ich hatte wenig Problem mit meinem Selbswert (die schwierigen Phasen der Pubertät mal ausgenommen:), ich hatte weder schul- oder andere Leistungsprobleme und ich bin eigentlich ein sehr zufriedener Mensch.
ich glaube nicht, daß die ein kausaler Zusammenhang ist mit den Monaten als Baby- aber es spiegelt sich doch eine generelle Einstellung gegenüber einem andern Menschen (und dem eigenen Kind im besonderne, daß einem doch sehr nahe sein sollte) wider, wenn Eltern es aushalten, daß ihr baby weint und sie es nichtrtrösten, wenn sie nicht das bedürfnis haben, ihren säuglich nahe bei sich zu haben und ihn zu tragen und zu trösten und sich mit ihm zu beschäftigen.
Ich glaube nicht ,daß sich eine solche Einstellung grundsätzlich ändernt, nur weil einige Zeit vergeht unddas Kind nun kein baby, sondern ein Kleinkind, ein Kindergartenkind ode rein Schulkind wird.
Daher denke ich sehr wohl, daß unser Selbstwert, die art und weise, wie wir uns sehen und was wir uns "wert" sind, wie wir mit uns umgehen und wie wir andere einladen mit uns umzugehen geprägt ist von der ersten und wichtigsten Begegnung in unserem Leben- davon, wie unsere Eltern mit uns umgegangen sind, als wir anfiegen ein Selbstbild zu entwickeln.
Ich habe viele Jahre in der Jugendhilfe gearbeitet, mit Kindern, Jugendlichen und deren Eltern, die ich in wirklich kritischen Lebensstuationen begleitet habe. Mißhandlungen, Mißbrauch, Mißachtung waren da normal- ich kenne da also einiges.
Trotzdem schockt es mich massiv, wenn ich Eltern aus meinem (eher weiterem) Bekanntenkreis sehe, wenn sie ihrem Kleinkind auf die Finger klopfen, wenn dieses etwas anfaßt, was es nicht soll oder wenn ich hier lese von Müttern, die denken, es wäre ungebürhlich einem Formusmitlgied zu widersprechen, aber kein Problem damit haben, ihr Kind zu "klapsen" (was für ein Wort?!)...
Soweit also mein Erguß zu dem Thema:)
lisasimpson
Für jedes Kind ist etwas anderes richtig und anderes falsch. Es gibt sehr sensible Kinder und recht robuste Exemplare.
Früher war das so "normal" ich bin auch so aufgezogen worden, sogar noch extremer und habe eigentlich keine besonderen Schäden davongetragen (behaupte ich mal so )
Ich lass heute meinen Kleinen aber auch nicht schreien (O-Ton von Schwiegeroma - mensch habt ihr eine verzogene Göre, der will ja immer nur bei Mama und Papa sein - und das mit 4 Monaten - wie kann der nur...)
Und?
Ich erfahre es in 30 Jahren, ob er einen seelischen Knacks davongetragen hat - ich mach meine Erziehung wie ich es mit meinem Gewissen und Verständnis vereinbaren kann und fertig...
Und genauso wurden wir damals erzogen - ich bin von Oma erzogen worden weil Mama eine Ausbildung machen "musste" - war Befehl von Oma, damit das Kind (ich) versorgt bin, falls mein Vater abhaut - praktische Frau gewesen, oder?
Was sie praktisch gemacht hat (hatte 7 Kinder, mein Onkel ist nur 4 Jahre älter als ich):
Während morgens und abends der Stall gemacht wurde (rund 2 Stunden) wurden die Kinder in den Laufstall gesetzt - ne Puppe dazu und Radio an - fertig.
Als Babies und im Krabbelalter hat man uns in die Ferkelsteige vom Schweinestall gesperrt (allerdings ohne Ferkel ).
Im Haus wurden die Kinder mit einem Kälberstrick an den Tischfuss gebunden, damit sie nicht in der Küche unter Ihren Beinen rumgepuzzelt sind -
ich glaub der würde heute sofort das Sorgerecht entzogen - es sind aber fast alle gute und rechte Leute geworden - aber Schwund gibts überall - die älteste Tochter der Oma ist psychisch krank und immer mal wieder in der geschlossenen Anstalt, ein Sohn starb, weil er unter den Traktor kam - kurz später starb der zweite am plötzlichen Kindstot.
Glaubst du nicht, sie hätte das anders gemacht, hätte sie gewusst, dass es falsch ist? Sie hat alle Ihre Kinder und Enkel über alles geliebt und sich für uns alle ihren rechten Arm abgeschnitten. Für sie war das normal und meine Charakterfehler würde ich nie auf die Erziehung zurückführen - nur auf mich selber.
Fehler erkennt man leider immer erst wenns zu spät ist
jo meine eltern waren da ähnlich, da gab es auch so sachen wie "kind in die küche stellen im stubenwagen, türen alle zu dann hörte man im wohnzimmer/schlafzimmer von dem geschrei nix".
ich denke schon das es auswirkungen auf das spätere leben hat, wenn das urvertrauen durch solche aktionen gestört ist. warum sonst ist unsere generation so "beziehungsgestört" ?
und das was du über dich schreibst, mangelndes selbstbewußtsein, ängste, depressionen, schwierigkeiten vertrauen zu fassen, das ist doch ein problem was ziemlich viele menschen heutzutage haben.
Weißt du, ich glaube, diese Frage ist wirklich unglücklich in dieses Forum gestellt. Hier wimmelt es ja nur so von selbsternannten Hobby-Psychologen, die drei Kindererziehungsbücher gelesen haben und jetzt Profis sind. Ich bin seit 14 Jahren Erzieherin und denke, dass es zu jeder Zeit eine gewisse Mode gibt, was in der Erziehung so gemacht wird. Das kommt auch auf das gewünschte Ergebnis an. Die Nachkriegsgenerationen wollten ihre Kinder möglichst unauffällig. Heute wollen wir die besten, schnellsten, klügsten, stärksten Kinder, die in Grund und Boden gefördert werden und auf die uneingeschränkt eingegangen wird. Den Kindern heute wird nahezu jede Frustration aus dem Weg geräumt, jedes negative Erlebnis sofort von Mama abgefedert.
Das hat Vorteil, sicher. Und wie jede andere Methode auch: Nachteile.
Unsere Kinder werden sich vermutlich genauso über unsere Methoden beschweren.