Argumente gegen "veraltete" Empfehlungen in der Säuglingspflege

Hallo Urbinis,
in vielen Posts wird berichtet, dass häufig ungefragt Tipps aus der Verwandtschaft kommen. Ist mir auch schon passiert. Erkläre dann, welche Ansichten man heute vertritt. Habe nur mittlerweile festgestellt, dass ich viele der neuen Empfehlungen ad hoc nicht begründen könnte, was ja irgendwie auch dämlich ist.
Also meine Frage an alle, die sich irgendwie auskennen: Welche Argumente/Erkenntnisse sprechen heute für die nachfolgenden Themen:

- Füttern/Stillen nach Bedarf
- Beginn der Beikost Mittags
- keine Schmelzflocken/Karottensaft in die Flasche
- Durchschlafen hat nichts mit der Ernährung zu tun
- kein tägliches Baden
- Schreien von Babys ist nicht berechnend, also kann ein Kind anfangs nicht verwöhnt werden

ab Kleinkindalter:
- Milch ist kein Getränk
- kein Töpfchentraining

Würde mich freuen, wenn die ein oder andere mit ihrem Wissen mein Unwissen beseitigen könnte :-)

LG

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Huhu :3

Also ich antworte mal auf deine Sachen so wie ich die Argumentiere... Vielleicht hilft es schon:

* stillen nach Bedarf:

1. Ein Baby hat einen kleinen Magen weshalb die Dinge schneller verdaut sind weshalb Uhrzeiten Schwachsinn sind.
2. Wenn man Hunger hat, hat man nunmal Hunger. Wir Erwachsenen naschen schließlich auch zwischendurch.

*Beikost

Kann ich leider zu nichts sagen haben noch keine Beikost angefangen

* keine Schmelzflocken etc in die Flasche

Der Verdauungstrakt eines Babys/Kleinkindes ist noch nicht so ausgereift wie unseres weshalb das Bauchschmerzen und Verstopfungen auslösen könnte. (Gibt auch Studien die zeigen das es schädlich sein könnte)
Außerdem die Menschen die stillen können in ihre Brüste auch keine Zusatzdinge hinzufügen

* Durchschlafen

Die wenigsten Babys schlafen durch. Da ihre Mägen noch klein sind, verdauen die schneller weshalb die ruhig auch nachts kommen und eine Flasche wollen. Oder aber sie wollen kuscheln, brauchen Nähe usw. Schließlich waren sie auch lange Zeit in unserem Bauch ✌

*tägliches Baden

Kann ich nichts zu sagen bei uns gehört das zum Abendritual

* schreiende Babys.

Das schreien ist die einzige Kommunikationsmöglichkeit die Babys haben wenn etwas nicht stimmt. Weshalb man niemals schreiende Babys ignorieren sollte.

Kleinkind allgemein kann ich auch nichts sagen aber ich hoffe ich konnte dir helfen. :)

Liebe Grüße

Xenia mit Lio (20 Wochen)

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Hallo,

ich kann die Theorie "Durschlafen hat nichts mit Essen zu tun" nur bekräftigen.
Meine Maus hat von Anfang an ihre letzte Flasche (mit Mumi) um 19.30 Uhr bekommen. Es waren nie mehr als 100 ml, denn mehr hat sie einfach nie getrunken.
Und sie schlief mit 8 Wochen von 20 bis 6 Uhr durch - ohne eine einzige Unterbrechnung. Bei der Menge würde jetzt jede Oma sagen "Kann nicht sein. Das Kind wird nicht satt davon. ...." Aber meine Maus hat es allen gezeigt. Ich denke seit dem wirklich, dass es etwas mit Hirnreife zu tun hat. Andere Babys bekommen am Abend 250 ml oder mehr, und werden troztdem nach 2 Stunden wach und wollen wieder trinken.
Die These kann ich also wirklich widerlegen.

Den Tipp mit den Schmelzflocken/Möhrensaft in die Flasche hab ich nie von meiner Mama oder Oma gehört. Sie kennen es auch nur mit Milch. Ich versteh das immer nicht, warum man so etwas machen sollte.

Was wir allerdings trotz der "neuen Ansichten" immer gemacht haben, ist jeden Tag baden. Meine Maus hat es einfach geliebt, mit uns in die Wanne zu gehen. Sie konnte super gut dadurch entspannen. Sie hatte aber auch nie Hautprobleme.

Auch das Füttern (Zwiemilch per Flasche) hab ich nach festen Zeiten gemacht, aber einfach nur, weil unsere Maus sich nicht selbst gemeldet hat. Sie hat nie Hunger angezeigt. Sie war allerdings immer sehr unruhig, wenn der Tag zu viel Action hatte, sodass wir relativ schnell einen festen Tagesablauf und damit auch feste Essens- und Schlafenszeiten eingeführt haben. Das hat sie ungemein beruhigt und ich hatte ein total ausgeglichenes und gut schlafendes Baby.

Ich kann nur sagen, dass nicht alles von "damals" schlecht ist. Man muss sich einfach dem Baby anpassen. Ich hab mir einfach alle Ratschläge angehört und mir das rausgepickt, was passen könnte. Und so klappte es ganz wunderbar.

Lg

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Herzlichen Dank, du sprichst mit aus der Seele!

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Hallo


Stillen nach Bedarf

Früher sagte man ja man soll das Baby alle 4 Stunden anlegen weil es nicht öfter Durst haben könnte und weil es angeblich solange dauert bis die alte Milch verdaut Ist, heute sagt man ja ca 90 min glaube ich. Warum soll man das Baby nicht trinken lassen wenn es Durst hat?

Beikost


Mittags damit man sieht wie das Baby auf die neue Nahrung reagiert und das Baby nicht in der Nacht Bauchweh hat.

Schmelzflocken/karottensaft

Ist nicht gut für die Verdauung, kann der Kleine Körper noch nicht ab. Und andere Sachen als Milch brauchen die Kleinen erst mit mehr Beikost dann am besten Wasser.

Durchschlafen


Hat mit der Entwicklung im Gehirn zutun, irgendwann werden sie schon durch Schlafen


Baden


Täglich soll nicht gut für die Haut sein und austrocknen.


Schreien

Babys haben immer ein Bedürfnis, was auch Nähe oder Langweile sein kann. Und die Kleinen denken noch lange nicht so.



Und ich würde mich da gar nicht rechtfertigen, mache es wie du denkst. Es ist deine Entscheidung und nicht die von deinen Verwandten.


LG

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Das meiste erklärt sich doch selber.
- Weil die Zwerge sehr gut selber wissen, wann sie Hunger haben oder nicht.
- Damit der Magen abends nicht so knalle voll ist. Kennt man ja von sich selber.
- Gegenfrage: Was soll das bringen?
- Ein Baby hat halt kein Zeitgefühl.
- Schädigt halt die Hautbarriere.
- Is doch super, das die Wissenschaftler das rausgefunden haben.

- Das mit dem Töpfchen fand ich auch spannend, kannte es ja nur so, wie ihr es früher gemacht habt. Aber das funktioniert wirklich. Okay, hätte ich die Windeln früher ohne Waschmaschine und Trockner waschen müssen, ich denke dann hätte ich auch das Töpfchen bevorzugt. Man hat halt rausgefunden, das nicht das Training sondern ein bestimmtes Hormon für ein trockenes Kind verantwortlich ist.

Ganz ehrlich, ich habe nie erlebt, das jemand da tiefgründige, wissenschaftliche Ausführungen hören wollte. Ich habe das immer mit Humor genommen. Und manchmal auch mit Mitgefühl, denn mal ehrlich...ist bestimmt nicht witzig, 2 Stunden mit einem brüllendem, hungrigem Baby, nur weil die Zeit noch nicht um ist. Oft habe ich gesagt, das wir es uns heute halt einfacher machen, das man eben keine Wissenschaft mehr daraus macht oder sich da groß reinreden lässt. Und ganz oft habe ich die alte Generation begründen lassen....sie haben genauso wenig antworten wie du. Probier es mal aus.

Genauso wie man früher bestimmte Dinge gemacht, macht man sie heute....wer weiß was in 20 Jahren auf dem Programm steht. Ich habe es halt einfach nur als Ausstausch empfunden.

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Huhu,

Hier sind ja schon super Antworten 👍🏻
Ich habe nur noch einen kleinen Tipp, wenn man mal keine Lust auf lange Rechtfertigungen und Erklärungen hat. Sag einfach "das hat unser Arzt uns so gesagt/geraten".
Die meisten (älteren) Personen respektieren die Anweisungen der Ärzte... 😉

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Ab Kleinkindalter;

Topfchentraining

Wieso erst ab Kleinkindalter? Babys kommen sauber zur Welt, wir erziehen sie dazu, indem wir sie windeln, in die Hose zu machen, was den meisten Babys auch unangenehm ist, wenn man bedenkt, wie wir uns fühlen würden, wenn wir eine Windel und volle Klamotte an hätten und dann auch noch so bewegungseingeschränkt würden. Und dann versuch dir mal in die Hose zu machen. Das ist sehr anstrengend und unangenehm.

Kann hier nur empfehlen sich die Methode des "abhalten" zu googeln und umzusetzen.

Mein Baby ist 6 Wochen alt und wir praktizieren das "abhalten". Mein Baby trägt keine Windel und wir fahren damit sehr gut.

LG #winke

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Ich stimme dir zu, leider habe ich zu spät davon erfahren. Da war quasi das Kind schon in die Windel gefallen;-).
Bei dem Thema würde mich wirklich neugierig machen, was die alte Generation dazu sagt. Ich weiß, das "meine" alte Generation dafür überhaupt keine Zeit hatte, ich weiß wie ihr Alltag aussah...es hätte nicht geklappt. Früher liefen die Kinder ja mehr nebenher, zumindest in unseren Breitengraden. Meine 80jährige Tante fand die Variante "ohne Töpfchentraining" schon spannend. Windelfrei sagt sie klar, das sie das nicht hätte bieten können. Ich habe da ja auch keinen richtigen Plan von. Sie ist generell an den Neuerungen sehr interessiert und fand auch das windelfrei faszinierend.

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Ich versuch es mal...

Füttern/stillen nach Bedarf

Hunger ist Hunger, ein Bedürfnis, das jetzt sofort gestillt werden muss und nicht erst in 4 Stunden... Wir essen auch, wenn wir Hunger haben und nicht, weil jetzt die Zeit dafür ist... Antrainierte Zeiten unterdrücken das natürliche Hungergefühl und fördert so zb auch Übergewicht, weil gegessen werden MUSS, wenn Zeit dafür ist, egal, ob Hunger da ist oder nicht... Das behalten Erwachsene häufig so bei...

Beginn der Beikost mittags

Hab ich keinen Plan, wieso gerade mittags... Wir haben BLW durchgeführt und ihr zu jeder unserer Mahlzeiten was vom Familientisch angeboten... Mal wurde es angenommen, mal nicht... Mittlerweile isst sie komplett mit, schon seit Monaten...

Keine Schmelzflocken/Karottensaft in die Flasche

Unnötig ist da das größte Argument... Das wurde früher gemacht, damit die Kinder satter sind und Ruhe geben, Karottensaft gab "so eine schöne Farbe"... Mittlerweile völlig überholt und sogar schädlich... Der Verdauungsprozess beginnt schon im Mund durch das Einspeicheln der Nahrung... Dieses Einspeicheln wird durch das Saugen und gleichzeitige Schlucken aus der Flasche unterbunden und kann daher zu üblen Bauchschmerzen führen...

Durchschlafen hat nichts mit der Ernährung zu tun

Bedingt richtig, satte Kinder schlafen besser... Allerdings schlafen überfütterte Kinder auch schlecht... Durchschlafen ist gegeben, wenn das Kind 6 Stunden am Stück schläft... Legt man die Kinder also um 18 Uhr ins Bett und sie schlafen bis 24 Uhr, haben sie quasi durchgeschlafen... Tja, allerdings die Eltern nicht, denn sie gehen schließlich nicht um 18 Uhr mit ins Bett... Übrigens schläft niemand wirklich richtig durch, auch wir wachen bis zu 28 Mal in der Nacht auf, bekommen das aber in der Regel nicht mit, bzw sind wir da im Halbschlaf...

Kein tägliches Baden

Zuviel Baden zerstört den natürlichen Säureschutzmantel der Haut, die haut wird also trocken... Dafür nutzt man dann rückfettende Badezusätze und cremt hinterher, aber daran gewöhnt die Haut sich und man muss immer mehr gegen trockene Haut gegenan arbeiten... Ein Teufelskreis, den man häufig schon im Kindesalter in Gang setzt!

Schreien von babys ist nicht berechnend

Nein, denn zu solchen komplexen Gedankengängen sind Babys nicht fähig... Hier (ich glaub im Kleinkindforum) war letztens das perfekte Argument dazu: wie kann man einem Kind zutrauen, so komplex zu denken (wenn ich schreie, kommt Mama), welches sein Gesicht hinter seinen Händen versteckt und dann glaubt, es sei unsichtbar für die Mitmenschen?

Milch ist kein Getränk

Milch zählt auch in Erwachsenenalter nicht zu Getränken, sondern zu den Speisen... Allerdings geht man da von normaler Kuhmilch aus... Im Babyalter ist Milch, egal ob Muttermilch oder Milchersatz, durchaus auch ein Durstlöscher...

Kein Töpfchentraining

Auch hier wieder: unnötig! Kinder werden trocken, wenn sie die nötige Reife dazu haben und nicht durch Training... Durch Training kann man im Gegenteil wieder mehr zerstören, weil einfach der Reiz volle Blase - Toilettengang - Blase entleert sich zerstört wird... Nächtliches Trockensein ist übrigens nicht trainierbar, nächtliches Trockensein ist hormonell gesteuert (ADH) und diese Hormone bilden sich zwischen dem 2. und dem 7. Lebensjahr... Und selbst über das 7. Lebensjahr hinaus ist es nicht unüblich, dass das Hormon noch nicht gebildet wird, auch da gibt es Spätzünder...

Ich bin nun kein Experte, aber das ist das, was ich mir in meiner bisherigen Zeit als Mutter angelesen habe... Falls was nicht stimmt, dürft ihr mich gerne berichtigen...

LG

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Wenn man anfängt sich für die eigene Erziehung zu rechtfertigen hat man schon verloren..

Was sollen solche Diskussionen? Willst du ernsthaft deiner Mutter, Tante oder Oma erklären warum alles falsch war was sie damals mit ihren Kindern angestellt haben? Wissenschaftlich untermauert?

Mach einfach was du für richtig hälst. Das einzige Argument das du brauchst " das ist mein Kind. Ich mach das halt so und nicht anders.."

Lg

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Ich will mich nicht rechtfertige. Hab nur für mich festgestellt, dass ich nicht gerneinmal Dinge anwende, dich ich nicht begründen kann. Deswegen die Frage.
Allen anderen danke für die zahlreichen hilfreichen Antworten.

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Hallo,

ich begründe das nicht! Die Tipps werden ja auch nicht begründet, sondern als Tatsache in den Raum gestellt!

Prinzipiell gehe ich mit solchen Ratschlägen neutral um. Lächeln, nicken, Ja sagen, Thema wechseln. Meist ist dann gut. Bei hartnäckigen Fällen, wenn derjenige partout seinen Willen durchsetzen will, gibt's ne freundliche aber deutliche Ansage.

Viele Grüße
Kleine Kampfmaus + Maxi (11 J) + Marie (25 Wochen)