Das wundervolle Leben mit einem Schreikind

Hallo ihr Lieben,

Eigentlich sollte ich jetzt schlafen. Mein kleines Mädchen ist vor etwa 10 Minuten eingeschlafen und ab jetzt wird sie mich stündlich zum Stillen wecken.

Aber anstatt zu schlafen, fliegen mir etliche Gedanken durch den Kopf.

Meine Tochter ist nun 5 Wochen auf der Welt und unser Leben hat sich radikal verändert.
Die romantische Vorstellung, mit dem überteuerten Kinderwagen spazieren zu fahren, Verwandte zu Besuchen und voller Freude vom Kind zu berichten, haben sich binnen Tagen in Luft aufgelöst.

Nach genau 4 Tagen begann der Horror. Unser Kind entpuppte sich als Schreikind.
Vollkommen überfordert versuchten wir sie zu beruhigen, aber nichts half.

Nach etwa 10 Tagen schrieb ich hier das erste Mal - vollkommen verzweifelt.
Ich hätte ambivalente Gefühle. Ich liebte meine Tochter so unendlich und war doch so tief traurig.

Ich war eine schlechte Mutter, dass stand für mich fest.

Ich erzählte euch von den verletzenden Vergleichen mit anderen Babys und Mütter, von Ängsten und Kummer, von Verzweiflung.

Aber trotz vieler Ratschläge, nichts half.
Kein Medikament gegen Bauchweh, kein pucken, kein Singen, kein osteopath.
Ihr könnt euch nicht vorstellen, wieviel Geld wir innerhalb von wenigen Wochen Ausgaben.

Als die Kleine 2 Wochen alt war, schrie sie 14 Stunden am Stück und ich wurde das erste mal richtig wütend. Wieso schrie sie ? Was machte ich falsch.
Und dann kam die scharm. Wie konnte ich nur sauer auf ein Baby sein ? Sauer auf MEIN unschuldiges Kind.

Das war der Moment, in dem ich so sehr in Tränen ausbruch, dass ich sicherlich umgekippt wäre , hätte mein Freund mich nicht gezwungen, mich zu beruhigen.

Ich saß also weinend über mein schreiendes Kind und fühlte mich wie eine Versagerin.

Mein Freund nahm mir meine Tochter ab und ich versteckte mich im Bad. Mit letzter Kraft googelte ich die Nummer der Schreiambulanz und versuchte so ruhig sie möglich mein Problem zu erläutern. Die Dame hörte mir lange zu, ehe sie mich unterbrach und sagte ; "Sie halten gerade Ihre Tränen zurück, Frau B.".

Alle Dämme brauchen. Über eine Stunde telefonierten wir, während mein Freund versuchte unsere Kleine zu beruhigen. Wir vereinbarten ein Termin nach dem Wochenende, bis dahin würden wir telefonisch in Kontakt bleiben.

Währenddessen las ich viel über Schreikinder. Lernte viel über Reize, über Methoden. Und ja, ich lernte auch mein Kind besser kennen.

Auch die Ambulanz bestätigte mich. Das Gespräch war toll. Sie konnten mir zwar kein Zaubermittel gebe, aber mir meine Sorgen und Zweifel nehmen.

Ich begann zu akzeptieren, dass meine Tochter schrie. Ich nannte es von nun nicht mehr "schreien", sondern "erzählen". Sie erzählte mir halt viel.

Und trotzallem würden wir von sämtlichen Seiten bemitleidet.
"Ach ihr armen. Das wünscht man keinen, so'n Schreibaby".

Ich wollte nicht mehr bemitleidet werden. Mein Schreibaby ist das perfekteste und tollste, was uns passiert ist.

Gerade unsere grosseltern nervten mich mit Kommentare und Vergleiche mit anderen Babys, die sie kannten.
"Das Kind erzieht euch" und "d u musst lernen, sie abzugeben, auch wenn sie dann bei anderen schreit".
"Hör auf zu stillen und gib ihr die Flasche. Dann können andere sie füttern"
"Wir wollen mit ihr spazieren, ohne dich"
"Da muss euer Kind halt durch"
"Es weint nur, weil ihr so unentspannt seid"

Mein Instinkt sagte jedoch was anderes. Ich begann klare Worte zu sprechen.
Mein Kind wird soviel getragen, wie es möchte. Es bleibt bei Papa oder Mama auf dem Arm, auch wenn andere das für übertrieben halten. Besuche gerne, aber nur zwei Personen auf einmal.

Unsere Regeln würden hart kritisiert, aber wir merkten einen Erfolg. Zwar waren wir "Helikoptereltern", dafür reduzierte sich das schreien stetig.

14 Stunden, 12 Stunden, 8 Stunden, 5,3,2,1 Stunde.

Wir begannen unsere Kleine zu tragen und nicht mehr in den Wagen zu legen. 35 Grad und ich lief mit dem Tragetuch umher. Auch das würde kritisiert, aber plötzlich schien unser wundervolles Kind ruhiger zu werden

Sie begann uns zu vertrauen. W8r begannen unseren Istinkten zu folgen.

Ich Weine viel und oft, schämte mich für mich, machte mich selbst schlecht. Meine Schuldgefühle gegenüber meiner Schwiegermutter war sehr gross, wenn ich Besuch von ihr ablehnte. Aber ich verstand, dass all die Gefühle normal sind

Wir haben uns viel Hilfe geholt und viel Geld ging drauf. Aber wir haben einen Weg gefunden.
Wir können wieder lachen und unser Kind wirkt zufriedener, auch wenn wir dafür die verrücktesten Sachen machen


Wir haben immer noch kein entspanntes Baby, dass man ablegen kann. Ich kann immer noch nicht duschen gehen, wann ich möchte. Manche Tage sind immer noch schrecklich und von ewigen Attacken geprägt.
Aber ich möchte gar kein anderes Kind. Niemals würde ich sie eintauschen, gegen ein "leichtes" Baby.

Meine Tochter ist nicht kompliziert, sondern toll ,grossartig und schön.
Sie muss gar nicht besser sein, als andere Babys..Wieso auch? Sie ist doch nur ein kleines Wesen, dass nach Schutz sucht.

Und auch wenn alle mich bemitleiden und meine Tochter als anstrengend empfinden, ich bin glücklich

Mein Freund und ich Lieben sie, genauso wie sie ist.

Wir haben kein Schreikind, sondern eine Erzähltochter, die wir endlich verstehen

Alles liebe

1

Das hast du so schön und so voller Liebe geschrieben, dass bei mir die Tränchen kullern!

Ihr macht das toll und eure wundervolle Erzähltochter kann sich glücklich schätzen solche Eltern zu haben!

Alles Liebe für Euch
Nadine

2

Wie schön du schreibst. Ich musste wirklich weinen...

Wir haben vor 1 Jahr das gleiche mitgemacht. Freunde von und machen es nun auch mit, sie waren auch verzweifelt. Das wichtigeste ist es zu akzeptieren und die Vorstellung des perfekten Kindes abzulegen.

Es war sehr hart, aber Mama
Und Papa haben es geschafft. ich habe auch absolut meinem Instinkt vertraut und meine Tochter bekommt die Zuneigung und Nähe die sie braucht. Bis heute hat sie vielleicht 10 mal im teuren Kinderwagen gelegen.

Es wurde täglich besser und nach 6 Monaten hörte das « Erzählen » auf. Heute passiert es nur ab und zu nachts.

Wir lieben unser Mädchen über alles. Sie ist heute ein super tolles freundliches ausgeglichenes Kind.

Ich wünsche Euch viele schöne gemeinsame Stunden ❤️

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Ich heule Rotz und Wasser bei deinem Text 😭❤️❤️ sooo wunderschön geschrieben!! Ihr habt wirklich eine großartige Tochter und sie hat großartige Eltern!! Ich wünsche euch alles Gute mit eurem kleinen süßen wertvollen Schatz!!!

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Hallo. Ich find deinen Beitrag richtig toll. Klos im Hals. Ich hab zwar kein Schrei (erzähl)Baby,aber hatte deinen Beitrag "damals" schon gelesen und finde es richtig toll wie ihr das meistert. Eines kann ich dennoch sagen,so wie du es auch sagst,hört auf euch und nicht auf andere. Egal was sie sagen.

Alles alles Liebe euch. Lg

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Wunderschön geschrieben und ich wünsche euch eine wunderschöne Zeit mit eurer Tochter! 😘

P.S. Du bist so eine starke Frau, behalte dir das und sag es dir immer wieder!

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Das hast du wirklich toll geschrieben 💕 ich wünsche euch mit eurer Erzahltochter alles gute für euren gemeinsamen Weg und bin mir sicher, dass ihr den, egal wie es weiter geht, meistern werdet :)

Liebe Grüße
Kolalalu & Leia Elena (3 1/2 Wochen alt und auch gerne am erzählen)

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Das hast du sooo schön geschrieben!

Meine Tochter ist heute 5 Jahre alt und war auch ein Schreibaby. Es war so anstrengend! Ich war oft verzweifelt. Sie war nur bei stundenlangem Stillen oder beim Tragen halbwegs zufrieden. Es wurde nur sehr langsam besser, eigentlich war das ganze erste Jahr durchweg anstrengend und erst im Kleinkindalter langsam entspannter.
Und soll ich dir was sagen? Mein grenzenloser Einsatz hat sich sooo sehr gelohnt. Sie ist heute ein tolles und entspanntes Kind, wir haben ein ganz enges Band und sie ist mein ein und alles!!!

Unser 2. Kind ist kein Schreikind, aber erzählt auch seeehr viel :-) aber Dank unserer Maus weiss ich, es wird irgendwann besser und ist jetzt mit knapp einem Jahr schon deutlich entspannter als zu Anfang.

Beide Kinder sind die fantastischsten Menschen, die ich je kennen gelernt habe, auch wenn ich täglich laute Feedback Gespräche bekomme :-)

Euch alles Liebe und haltet weiter durch, Es lohnt sich so sehr!

PS. Erzählbaby ist eine tolle Bezeichnung. Übrigens redet meine Tochter heute noch von morgens bis abends unentwegt. Vielleicht gibt's da ja wirklich einen Zusammenhang? :-)

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Liebe Mami mit Erzähltochter 😍
Du hast hier einen wirklich sehr schönen Beitrag verfasst, ich bin zu tränen gerührt!
Ich finde es sehr schön, solche Beiträge zu lesen und mit dem Begriff "Erzähltochter" hast du mir ein Schmunzeln ins Gesicht gezaubert.
Macht weiter so!
Ihr seid bestimmt gaaaaanz tolle Eltern für die kleine, süße Maus 🤗🤩
LG

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Klingt wie ein Befreiungsschlag!!! Toll geschrieben. Du hast eine super Einstellung und dein Baby kann so stolz auf dich sein!!!

Ich kenne all diese Sprüche von anderen. Mein Favorit: "Dein Stress überträgt sich auf das Baby". -.-
Wir hatten auch ein "Schreibaby" wie andere sagen würden. Für mich existiert sowas aber nicht. Es gibt immer einen Grund warum ein Baby schreit, auch wenn dieser Grund banal zu sein scheint oder einfach das Bedürfnis nach Nähe ist. Es herauszufinden ist oft schwer und manche kriegen es vielleicht nie raus, was das Kind möchte.
Bei uns waren es aber tatsächlich Koliken. Wir hatten auch alles durch. Auch Sab Simplex als unwirksam abgeschrieben, bis wir den Versuch unternahmen es bei jeder Mahlzeit vorher zu geben. Auch Wenn ich 11 mal am Tag gestillt habe. Nach 2-3 Tagen hatten wir ein neues Kind!
Heute ist sie 10 Wochen alt, bekommt immernoch manchmal Anfälle und kriegt bei jeder zweiten Mahlzeit SabSimplex. Was noch hilft ist ein Gymnastikball. Das Hüpfen wirkt Wunder und beruhigt sie sofort.

Ich bin mir sicher ihr macht das ganz toll! Schön dass ihr euch nicht verunsichern lässt von anderen. Ihr wisst am besten was gut für eure Baby ist!!!

Alles gute!