Mamas Wut – Von Gefühlen lernen
Ganz oft erzählen mir Mamas in meiner Arbeit (www.mastermum.at) von ihrer Wut. Eine Wut, die sie so nicht kannten, bevor sie Kinder hatten. Die sie hilflos macht. Und die mit vielen Schuldgefühlen verbunden ist. Weil sie immer noch ein großes Tabu-Thema ist und sie immer noch das Gefühl haben, allein damit zu sein.
Darum möchte ich euch heute einmal etwas ganz Persönliches erzählen. Von meiner Wut.
Meine Wut – große Gefühle
Es ist nämlich nicht so, dass ich dieses Gefühl nicht auch kennen würde….oh nein…ich kenne die Wut sogar sehr gut!
Ich habe mit ihr erst so richtig Bekanntschaft geschlossen als ich Mama wurde. Ich denke, dass sie davor immer andere Kanäle gefunden hat. Aber dann…ganz plötzlich…war sie auf einmal da. Auf den ersten Blick wegen einer Kleinigkeit. Auf den zweiten Blick wegen etwas ganz Wichtigem: Sie kam immer dann, wenn ich meine eigenen Bedürfnisse zu lange ignoriert hatte.
NIE hätte ich gedacht wie schnell, wie intensiv und wie heftig diese Wut kommen kann…wie eine große Welle, die plötzlich aus dem scheinbar so ruhigen Meer an den Strand donnert.
Mein Sohn war noch sehr klein und ich hatte wochenlang oder wohl eher monatelang nachts nicht mehr länger als 1 Stunde am Stück geschlafen. Ich war erschöpft. Ich war in Wahrheit am Ende meiner Kräfte. Ich brauchte dringend Ruhe. Und Schlaf. Und Zeit für mich. Stattdessen machte ich den Haushalt, versuchte stark zu sein und mir nichts anmerken zu lassen. Andere schafften es doch auch. Oder? Als es dann Zeit war für den Mittagsschlaf und mein Sohn nicht und nicht einschlafen wollte, lief mein Fass das erste Mal über. Ich wurde so unglaublich wütend, dass ich aus dem Raum lief und brüllte. Ich spürte, wie die Wut meinen ganzen Körper erfasste und ich innerlich bebte. Warum ließ mich dieses Kind nicht schlafen? Warum waren ihm meine Bedürfnisse so egal? Warum waren ALLEN meine Bedürfnisse egal?
Natürlich konnte mein Sohn gar nichts dafür. Und natürlich war es als Baby auch überhaupt nicht seine Aufgabe, meine Bedürfnisse zu stillen. Es war auch nicht die Aufgabe von irgendjemandem sonst. Meine Bedürfnisse konnte ich nur selbst ernst nehmen. Aber das wusste ich damals noch nicht in dieser Klarheit.
Als mein Mann abends heimkam und mich fragte, wie unser Tag war, brach ich in Tränen aus. Ich fühlte mich so schlecht. Ich schämte mich, dass ich mich nicht besser unter Kontrolle gehabt hatte. Wie konnte ich nur so wütend werden auf mein Baby? Was musste ich bloß für eine furchtbare Mama sein!
Ich war und bin keine furchtbare Mama! Es sind meine Gefühle!
Aber ich war damals eine Mama, die ihre Bedürfnisse bereits sehr lange ignoriert hatte. Die sich selbst nicht mehr wichtig genommen hatte. Die dachte, funktionieren zu müssen – statt sich eine Pause zu erlauben! Die irgendwie darauf wartetet, dass jemand kam und sagte: Du DARFST auch als Mama auf dich schauen! Aber der „jemand“ kam nicht J.
Stattdessen kam die Wut, die mir genau DAS lehrte: Wenn du vor deinem Kind nicht brüllen willst, wenn du nicht explodieren möchtest oder nur noch gereizt sein willst, dann MUSST du auf dich schauen! Mehr als je zuvor!
Mamas Wut – Von Gefühlen lernen / ein Beitrag von den Bloggerinnen Ruth (www.mastermum.at) und Daniela (https://diekleinebotin.at)
Hallo liebe Mamas!
Ruth und ich sind heute erreichbar, um mit Euch hier zu diskutieren!
Kennt Ihr Wut?
Wie geht Ihr damit um?
Ich freue mich auf Eure Inputs!
Daniela
diekleinebotin.at
Ich freu mich auch auf den Austausch mit euch und gerne auch eure Fragen wenn ihr mögt!
Liebe Grüße
Ruth
www.mastermum.at
Hallo ihr beiden,
Ich bin alleinerziehend und kenne diese Wut ;) ich kann die Kleine halt nicht mal eben meinem Partner geben und in Ruhe was essen oder duschen.
Meine Tochter ist jetzt 6 Monate alt und lernt viel neues. Sie zieht sich schon hoch auf die Füße, sitzen üben etc., dafür ist sie wieder megaaa anhänglich geworden.
Ich "darf" das Zimmer nicht verlassen, nicht kochen, essen, telefonieren ohne das richtig gebrüllt oder geweint wird.
Manchmal läuft das Fass über, da würde ich am liebsten schreien. Da sag ich dann mal HEY in nem lauten Ton und sie guckt mich so süß mit ihren Augen an, da kann ich sie dann nur in den Arm nehmen und trösten.
Ansonsten wenn sie nur meckert und ich gerade auf klo bin z.b. versuche ich in mich zu gehen und es aus zu blenden.
Mich in Sie hinein versetzten hilft auch sehr. Sie hat nur mich, versteht die Welt noch nicht und hat nichts böses im Sinn. LG
Hallo
Ich weiß gerade nicht, ob ich weinen oder lachen soll.
Du hast mir aus der Seele geschrieben!!
Meine Tochter ist jetzt 9 Monate alt, und sie ist nachts immer noch 6-8 mal wach. Sie wühlt und wälzt sich so lange, bis sie wach wird.
Dazu kommt, dass sie momentan nur auf einem schläft und sich so gut wie gar nicht ablegen lässt!!
Gestern hatte ich 2 Stunden Terror , bis sie endlich eingeschlafen ist. Es war das Erste Mal seit langem, dass mir selbst wieder die Tränen liefen und ich mich für meine Gedanken hasste, mich fragte, ob ich so ein schlechter Mensch bin, dass ich so einen schlechten/ schlimmen Schläfer bekommen habe.....
Was hat bei euch letztendlich gehholfen? Wie lange ging es bei euch?
Ich Weiss manchmal nicht mehr was ich tun soll....
Liebe Grüße
Hallo. Das war bei meinem sohn auch lange so. Und plötzlich schlief er alleine ein und wurde höchstens einmal wach. So schlimm er damals geschlafen hat. Jetzt ist er 3 und seit ca 1 1/2 ist er der beste schläfer überhaupt.
Danke für die Antwort. Also heißt es noch abwarten und durchhalten
Hallo.
Danke für den tollen beitrag.
Ja ich kenne das auch. Erst vor ein paar tagen habe ich schreiend und weinend das schlafzimmer verlassen. Mein sohn ist 3 und wird gerade im kindergarten eingewöhnt, meine tochter krank und zahnend hatte schon seit zwei stunden gebrüllt. Mein mann die letzten wochen wegen arbeit kaum zuhause. Glücklicherweise war er an diesem tag da und konnte kurz übernehmen. Nach 10min war die verzweiflung und wut verflogen und ich konnte die kleine maus zwei weitere stunden in den schlaf tragen. Diese 10min waren so hilfreich. Einfach mal kurz durchatmen und wieder darauf besinnen, dass die kleinen zwerge das tollste sind was einem passieren konnte, auch wenn es manchmal zum davonlaufen ist.
Man darf auch mal als mama wütend werden. Die kinder bekommen so viel liebe von mir, dass sie mir diese aussetzer sicher auch verzeihen werden. Schön zu wissen, dass man nicht alleine ist.
Danke auch dir, liebe Julia!
Wie du sagst: Auch als Mama darf man seine Gefühle (alle!!!) haben und zeigen. Und ein bisschen Abstand - oft reichen eben ein paar Meter oder ein anderer Raum - wirkt Wunder!
Du bist die beste Mama, die du sein kannst.
Ich verstehe dich sehr sehr gut, auch mein Mann ist zeitweilig nicht viel da....
Alles Liebe!
Daniela
Liebe Julia,
danke für deinen ehrlichen Beitrag.
Wenn ich ihn lese denke ich mir sofort: Wir Mamas haben tatsächlich Superkräfte! Was wir alles meisten ist unglaublich.
Aber irgendwann müssen wir uns auftanken, unsere Kräfte neu aufladen - sonst sind wir selbst erschöpft und können auch an unsere Kinder nichts mehr weitergeben.
Schön, dass du an deinen Mann abgeben kannst und auch spürst, dass du das brauchst!
Selbstliebe ist nicht nur als Mama das Wichtigste, was wir für uns tun können - sondern auch das Wichtigste, was wir unseren Kindern mitgeben können. Gut auf uns schauen, liebevoll mit uns umgehen und uns immer wieder Pausen gönnen wenn es zu viel wird!
Alles Liebe euch und toi toi toi für die Eingewöhnung
liebe Grüße
Ruth
www.mastermum.at
Sehr schöner Artikel, weil er so wahr ist.
Meine Mutter sagte schon immer, dass Kinder einen an seine Grenzen bringen.
Bis mein Sohn da war, habe ich diesen Satz nicht in seiner ganzen Tragweite erfassen können. Vor drei Jahren wurde mir dann klar, was mit diesem einfachen Satz eigentlich ausgedrückt wird und was es für mich als Mutter und meine Familie bedeutet, ein Kind zu haben.
Verzwickt an diesen Bedürfnisausbrüchen ist, dass unsere Kinder uns spiegeln.
Wenn mein Sohn spürt, dass es in mir brodelt und dass ich nicht in mir ruhe, ist auch er unruhig und alles andere als pflegeleicht. Daraus kann sich eine Abwärtsspirale entwickeln, die ich auch nur aufbrechen kann, wenn ich stark bin. Ist man in so einer Situation nicht.
Dann heißt es, einfach den Tag irgendwie herumbringen..
.. Zum Glück wurden diese Tage weniger, je älter er wurde.
Liebe Lelamari,
danke auch dir für die Zeit und die Worte, ich finde es wunderschön, dass du das so erkennst!
Unsere Kinder sind tatsächlich immer unser Spiegel und genau das ist es, was uns zeitweilig sehr triggert. Das zu erkennen ist schon ein ganz wichtiger Schritt....
Alles Liebe!
Daniela
diekleinebotin.at
Hey, alle miteinander.
Ich bin bis heute alleinerziehend mit inzwischen 14 Jahre altem Teenager.
Und auch ich habe die Nerv- und Quengelzeiten durchgestanden, ohne Unterstützung. Eine echte Hilfe war mir die "Micky Maus": Ich habe mir damals für die Brüllattacken einen riesigen Ohrenschutz zum Aufsetzen gekauft, im Baumarkt. Somit hat die Brüllfrequenz nicht mehr an meinen Nerven gesägt, vor allem wurden meine Ohren geschont, wenn ich meine (damals) Kleine durch die Gegend getragen habe.
Die High-End-Version waren dann große Sennheiser-Kopfhörer mit Lounge-Musik, ganz dezent. Die softe Berieselung hat echt mein Gehör und meine Nerven gerettet.
Das hast du wirklich schön beschrieben!! Ich kann das voll unterschreiben.
Ich habe zwei Töchter, eine ist 6 Jahre alt, die andere 4 Monate. Die Kleine bringt mich bisher noch nicht ganz so sehr an meine Grenzen, aber die Große hat es schon recht früh geschafft und tut es bis heute. Ich bin eigentlich ein sehr geduldiger Mensch und wütend wurde ich bis ich Kinder hatte kaum mal, da musste schon sehr viel zusammen kommen.
Aber seitdem ich Mutter bin erfasst mich bei extremer Müdigkeit und Genervtheit so eine unbändige Wut, dass ich das Gefühl habe, etwas kaputt schlagen zu müssen. Wie hier schon jemand schrieb, aus dem Zimmer gehen und bis 10 zählen hilft mir da gar nicht. Die Wut ist immer noch da. Und steigert sich immer weiter. Was ich bis jetzt gelernt habe und versuche bei der kleinen anzuwenden (bei der großen sind es dann andere Aspekte, die mich zur Weißglut treiben, da muss ich wohl noch eine Methode finden) ist dass ich mir versuche darüber klar zu werden, warum ich so wütend bin. Sprich, bin ich wütend oder fühle ich mich eigentlich hilflos. Oder welches Bedürfnis ist es, was ich gerade habe, dem ich gerade nicht nachgehen kann. Und das spreche ich dann auch laut aus. Und zwar sobald ich merke dass ich genervt bin und nicht erst nach einer Weile. Das hilft. Zumindest bisher. Und auch nur bei der Kleinen. Bei der Großen tobe ich nach wie vor wie ein Rumpelstilzchen durch die Gegend und plage mich mit Schuldgefühlen rum. Natürlich reden wir nach so einem Streit über die Situation und ich entschuldige mich, aber ich würde mir wünschen, das endlich mal in den Griff zu bekommen. Ich will so nicht sein!
Danke für deine ehrlichen Worte, liebe @lopster!
So oft entsteht die Wut wie bei dir aus einem Gefühl der Hilflosigkeit oder Überforderung und wird durch Müdigkeit und Erschöpfung noch weiter verstärkt.
Es klingt aber so, als hättest du für dich in manchen Situationen schon einen guten Weg gefunden, damit umzugehen? Schau mal, wovon sich die Situationen mit deiner älteren Tochter unterscheiden?
Ich wünsch euch alles Gute
Ruth
www.mastermum.at
Danke dir. Das ist in der Tat eine gute Frage, da muss ich mal in mich gehen.