Baby mit SEHR viel Temperament

Ihr Lieben,

Meine Tochter ist ein sehr temperamentvolles Baby. Sie brüllt beim Spielen viel und laut herum. Rast wie eine Wilde von einem Spielzeug zum anderen. Springt im Gitterbett gern völlig wild mit ihrem Köpfchen gegen das Gitter. Nimmt ihrem Bruder JEDES Spielzeug weg und brüllt aufgeregt herum, wenn sie ihn dann mit was anderem spielen sieht. Weint super schnell extrem laut los. Und steht STÄNDIG unter Strom - sie vibriert oder zittert förmlich vor Aufregung, wenn sie spielt.

Es lässt sich schwer beschreiben. Manchmal wirkt sie beinahe wie tollwütig 😅

Kennt das jemand und kann mir sagen, ob das mit hoher Wahrscheinlichkeit so bleibt? Mein Mann meinte heute zu mir, dass er befürchtet, sie könnte hyperaktiv sein 🙁

Bin dankbar für eure Erfahrungen.

Liebe Grüße
Miezii (💗💙 7M)

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Hallo,

also mein Sohn ist auch 7 Monate alt und speilt eher ruhig. Was mir bei ihm aber auch auffällt ist, dass er sich keine 5 Sekunden mit einem Spielzeug beschäftigen kann. Er nimmt es in die Hand, schlabbert es ab und wirft es direkt weg, krabbelt dann zum nächsten. So geht das die ganze Zeit. Ich limitiere das Spielzeug auch immer, damit er nicht überfordert ist aber auch wenn nur 3 Sachen da liegen, geht das so.

Was er auch immer macht: zu Mama krabbeln, sich hochziehen und dann wieder runter wollen, zum Spielzeug krabbeln, 5 Sekunden später wieder von vorne das Ganze 😅

Ich denke aber nicht, dass er sich deswegen schlecht konzentrieren kann, genauso würde ich bei eurer Maus darauf rückschliessen, dass sie hyperaktiv ist. Würde mir da keine Sorgen machen, sie ist doch noch so klein! :)

Alles gute!

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*nicht darauf rückschliessen

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Danke liebe e.ab 😊 Manchmal muss einem nur mal jemand sagen, dass man überbesorgt ist 😊

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Huhu,

Lies dir mal das Buch /Hör dir das Hörbuch von Jesper Juuul "selbstbestimmtes kind" an.
Vielleicht trifft das auf deine kleine zu 🙂

Dann können dir die Tipps sicher helfen

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Lieben Dank, werde mir das Buch bestellen 😊👍

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Hallo,

Bei unserem Kind 1 sind die "Hummeln in Hintern" bisher geblieben. Ich habe ihn damals deshalb in einem Waldkindergarten angemeldet, damit er draußen sein kann (das war ihm am liebsten - rumrennen, klettern, entdecken... Indoor war nicht so seins) und das war goldrichtig.

Er kommt auch Jahre später noch sehr schwer zur Ruhe (vor allem abends beim Einschlafen), schläft seit seiner Geburt viel weniger als laut Normtabellen für sein Alter eigentlich angemessen wäre (wenn wir ihn früher ins Bett bringen, wacht er eben morgens früher auf also braucht er schlicht weniger), möchte den ganzen Tag Action und lebt seine Gefühle sehr intensiv.

Das kann Phasenweise schon sehr anstrengend sein (vor allem zurzeit in der Wackelzahnpubertät, die bei uns echt intensiv ausfällt) aber er hat ein Herz aus Gold und bereichert unser Leben seit dem ersten Tag. Er ist sehr intelligent, sehr selbstständig und sehr kommunikativ - egal wo wir hinkommen, er hat direkt neue Freunde. Ich musste so wie meine Vorrednerin auch direkt an Jesper Juuls Konzept von autonomen Kindern denken als ich deine Beschreibung gelesen habe. Vielleicht ist das Buch tatsächlich mal eine gute Idee - es hilft vor allem später, sein Kind zu verstehen und - viel wichtiger noch - es so anzunehmen wie es ist.

LG :)

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Liebe awelina, wie immer eine gut tuende Antwort, danke 😊

Ich werde mir das Buch besorgen. Und ich nehme sie natürlich so an, wie sie ist, immer und jederzeit 💗

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Habe mir grad mal bei A... die Rezensionen zum Buch "Kompetentes Kind" angeschaut und viele bewerten negativ, da das Buch wohl sehr negativ sei und wenig konstruktiv. Rezensionen sind ja immer durchwachsen, aber trifft das aus deiner Sicht nicht zu?

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Liebe Miezii,
ich habe auch so ein Exemplar Zuhause. Mein Sohn (7 Monate) muss immer in Action sein. Er kommt nur in der Trage beim Schlafen zur Ruhe. Sonst hält er keine Sekunde still. Mal kuscheln, zusammen ein Buch angucken, ruhig auf meinem Schoß sitzen etc. das alles funktioniert nicht. Er bewegt sich immer! Auch beim Wickeln, was mich täglich mehrmals zur Weißglut bringt. Er ist laut und zeigt seine Gefühle promt und intensiv. Ich dachte auch schon an Hyperaktivität. Aber nein! Ich glaube nicht, dass er hyperaktiv ist und auch deine Tochter ist es bestimmt nicht. Sie sind einfach, wie du es schon geschrieben hast, temperaturvoll und haben einen hohen Bewegungsdrang. Mein Sohn ist zudem sehr willensstark, hat ein hohes Durchhaltevermögen und eine große Anstrengungsbereitschaft. Er ist neugierig, offen und extrovertiert. Ich liebe es, wenn er vor Freude laut los lacht, andere mit seinem Lächeln begeistert, neue Umgebungen und Spielsachen interessiert und ausgiebig erkundet. Ich bin stolz auf ihn, dass er so mutig ist und sich motorisch so super entwickelt und andere Mütter staunen lässt, was er schon alles kann. Ja, es ist oft nicht einfach mit ihm - sondern verdammt anstrengend. Aber ich versuche es immer positiv zu sehen und weiß, all diese Eigenschaften werden ihn zu einem starken, selbstbestimmten Mann heranwachsen lassen. Was ich damit sagen will: Wir Mütter und Väter sollten aufhören, unsere Kinder zu pathologisieren, immer nur die vermeintlich negativen Eigenschaften zu sehen. Stattdessen sollten wir anfangen, unsere Kinder als die Persönlichkeit wertzuschätzen, die sie sind. Jede "schlechte" Angewohnheit lässt sich als etwas wertvolles umdeuten. Auch wenn das oft nicht so leicht fällt. Ein Versuch ist es dennoch wert 😊
Ich wünsche euch alles Liebe

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Ein ganz toller Beitrag, der mich wieder zum Wesentlichen zurückholt. Liebsten Dank 👍😊

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Hey Miezii,
ich hatte deinen Beitrag schon vorher gelesen, komme aber erst jetzt dazu, dir zu antworten.
Ich habe ja schon häufiger meine ältere Tochter mit deiner verglichen und auch jetzt beim Lesen musste ich wieder an Ähnlichkeiten denken.
Meine Tochter war in dem Alter nicht so motorisch aktiv wie deine, aber dennoch passt die Beschreibung „unter Strom stehen“ gut zu ihr.

Auch heute (4 Jahre) habe ich häufig das Gefühl, dass sie unter Druck ist. Es fällt ihr schwer, nur eine Sache zu Zeit zu machen. Da müssen wir sie immer wieder erinnern. Sie hüpft ständig zwischen Aktivitäten. Weint bei vermeintlichen Kleinigkeiten sehr schnell und sehr laut. Auch ihre Wutanfälle haben es lautstärketechnisch in sich…
Gleichzeitig ist sie aber sehr geräuschempfindlich und schnell reizüberflutet. Beim Einschlafen hat sie sich durch Gezappel lange Zeit selbst wach gehalten, obwohl sie eigentlich müde war. Das ist in den letzten Monaten besser geworden. Ins Bett möchte sie trotzdem nie 😅
Es fällt ihr so schwer, zur Ruhe zu kommen, obwohl sie sehr häufig gerade Ruhe und eine Pause dringend nötig hätte 🙈

Soviel zum Anstrengenden. Denn so stark ihre unangenehmen Emotionen sind, so stark sind auch ihre angenehmen. Sie freut sich über Kleinigkeiten wie Bolle. Lacht aus vollem Hals. Ist extrem hilfsbereit, empathisch und sehr sozial. Integriert sich super gut in Gruppen und passt sich schnell an „Systeme“ an (im positiven Sinne), weil sie sehr feinfühlig für ungeschriebene Regeln und Normen ist. Grad waren ihre beiden besten Freunde in der Kita über Wochen nicht da und sie war sozusagen alleine. Die Erzieherin erzählte, dass meine Tochter sich jedoch einfach sehr clever in das Spiel anderer Kinder integrieren könne und daher ein beliebter Spielpartner sei. So hat sie auch in dieser Zeit ganz fix neuen Anschluss gefunden.

Ich mache mir immer wieder Sorgen um sie, gleichzeitig platze ich auch häufig vor Stolz… Vielleicht gehören diese Gefühlsschwankungen auch einfach zum Elternsein dazu, aber irgendwie glaube ich manchmal, dass dieses Kind ein leicht reagibles und schnell sehr hoch fahrendes emotionales System hat und dementsprechend im Gegenüber auch eher starke Gefühle auslöst. Ich hoffe du verstehst, wie ich das meine 😅

Bottom Line: Ja, ich kenne das. Und ja, bisher ist es so geblieben. Aber mit fortschreitendem Alter ist es trotzdem einfacher geworden. Mehr Impulskontrolle, mehr Sprache und dadurch mehr Verständnis, mehr emotionale und soziale Kompetenz.

Obwohl ich in aller Regel kein Fan von semi-wissenschaftlichen Konstrukten bin, fand ich das Buch „So viel Freude, so viel Wut“ von Nora Imlau ganz hilfreich. Vielleicht ist das ja auch was für dich.

Liebe Grüße!