Kennt ihr diese Gefühle??

Ich bin vor bald 1 Jahr nach einer Fehlgeburt von Zwillingen endlich Mama einer entzückenden Tochter geworden. Die Schwangerschaft war wegen Corona, Heparinspritzen bei Gerinnungstörung, geplantem frühen Kaiserschnitt bei Vorderwandplazenta und tief liegender Plazenta mit Verdacht auf Plazenta accreta und Angst, dass was schief geht, leider nicht so erholsam. Dann kam eine über 6 Wochen hinziehende Infektion der Narbe und schließlich noch kurzzeitige große, medizinisch begründete Angst, dass meine Tochter eine Muskelerkrankung hat und ggf. unheilbar krank ist. Letztendlich hat sich das nicht bestätigt und mit Physiotherapie ist jetzt alles gut.

Jetzt ist das alles ausgestanden und im August beginnt die Kita und ich soll ab September wieder arbeiten gehen. Ich bin noch kurz vor dem Beschäftigungsverbot befördert worden und habe jetzt einen Posten, der wesentlich mehr Verantwortung und Selbstständige Entscheidungsfindung beinhaltet.
Ich fülle mich von Woche zu Woche schlechter und bin traurig. Ich habe Angst vor dem Wiedereinstieg in die Arbeit, bin traurig meine Tochter weniger zu sehen auch wenn ich die Kita für sie toll finde und es ihr in der Entwicklung so viel bringen wird. Ich bin traurig, weil sie schon so groß 😉 ist und sehne mich manchmal danach zurück sie nochmal als Neugeborene zu haben und diese Zeit bewusster genießen zu können ohne Angst um sie und ohne Narbeninfektion. Jetzt bin ich vor 1 Woche Tante geworden. Meine Schwägerin war ungeplant schwanger und dort war alles immer unaufgeregt und völlig entspannt bis sie dann doch in der 34 SSW entbunden hat. Meine Nichte ist zum Glück gesund und alles ist gut. Und trotzdem war ich die ganze Zeit eifersüchtig, dass bei ihnen alles so nebenbei gut läuft. Ich bin eifersüchtig, dass sie eine vaginale Geburt hatten und denke mir, dass es nicht gerecht ist, dass sie so viel Glück haben und das Kind jetzt auch noch als Frühgeburt null Probleme hat. Nicht falsch verstehen…bin ja froh, dass es ihr toll geht und habe auch ein schlechtes Gewissen weil ich so fühle und denke…aber kann an den Gefühlen auch nichts ändern. Dabei habe ich ja auch ein gesundes Kind aber bei uns ist es immer steiniger verlaufen bis dahin und ich bin auch Jemand, der immer vom Schlimmsten ausgeht und sich selbst damit stresst.
Ich glaube, dass sich da zu viel in mir aufgestaut hat und ich das mal aufarbeiten sollte…Aber kennt das Jemand von Euch von sich oder bin ich ein emotional labiles Monster?
Wär dankbar übt Eure Erfahrungen/Sichtweise der Situation!
Danke

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Huhu,

Atme tief durch. Ich kann dich verstehen. Ich hatte praktisch das selbe wie du.

Ich hatte vor 2 Jahren eine Totgeburt eines Mädchens, dann eine MA und ein Jahr später bin ich Mama meines Sohnes geboren. Er ist genau 355 Tage nach dem ET meiner Totgeborenen Tochter geboren worden. Was ihren ET sehr wehmütig macht.

Bei ihm hatte ich auch alles mögliche. Heparin spritzen, ASS zu mit nehmen, SSD mit Insulin, Bluthochdruck, Wassereinlagerungen. Dann ab der 22. SSW angst, dass was mit seinem Gehirn nicht stimmt (Die angst ist inzwischen fast vorbei, aber das ging echt lange!). Dann musste ich ab der 24. SSW bis zur 36. SSW im KH liegen, ich hatte zwischendurch einen Fruchtblasenprolaps und eine drohende Frühgeburt in der 30. ssw.
Dann musste ich doch bei 40+0 eingeleitet werden, das ging dann 5 Tage lang, aber es tat sich nichts untenrum und wurde doch nen KS.

Natürlich bin ich neidisch auf andere, aber nicht weil ich ihnen das nicht gönne, sondern weil ich das gerne für mich hätte.
Aber: Letztendlich zählt das Ergebnis. Die wenigsten Frauen sind gerne schwanger. Selbst die, die ich kenne und die ihre 3. Problemlose SS hatten, erzählen mir (schon vor meiner SS Problematik), dass sie gerne das Kind hätten ohne die Probleme der SS. Denn auch die haben mit Symptomen zu Kämpfen, die sie sonst nicht hätten.

Jetzt hätte ich gerne ein 2. Kind. Aber ich weiß, dass bestimmte Sachen sich definitiv wiederholen werden, was ich jetzt schon lamentiere, aber was soll ich machen, wenn mein Körper nun mal so gestrickt ist. Ich vergönne es den anderen nicht.
Hart war nur meine Totgeburt, weil meine Cousine Zeitgleich schwanger war und wir in einem 10 Tage Abstand den ET hatten. Sie ebenfalls ein Mädchen bekam. Und es war echt hart dann zu sehen, wie bei ihr alles super lief und ich nichts mehr hatte. Aber wenn nach der ganzen Mühe doch ein gesundes Baby da ist, dann nehme ich diese Mühe gerne auf mich. Auch wenn sie nicht angenehm oder schön ist.