Hallo zusammen,
normalerweise geistere ich nicht in diesem Forum herum. Aber ich hatte heute morgen ne hitzige Diskussion im Mutter-Kind-Schwimmen.
Da war ne Mutter, die sagte ihre Hebamme erzieht ihr wenige Wochen altes Baby ohne Windeln auf. Da wird halt das Baby alle 10 min zum Pipi machen gebracht.
Das ist doch kein Leben? Nicht für die Familie oder das Kind? Das muss doch nen Schaden kriegen, wenn es alle 10 min Pipi machen muss. Und den ganzen Tag nur Pipi, Pipi, Pipi. Was machen die denn nachts?
Würd gern googeln und näheres über das Thema erfahren. Denn ich hab mal was gelesen, dass wissenschaftlich bewiesen wurde, dass Baby, die windelfrei erzogen werden, an irgendwelche psychischen Folgeschäden leiden.
Weiss da jemand darüber Bescheid.
Auch Eure Meinung interessiert mich zu diesem Thema.
Sag schon mal
LG Jasmin und Mara 3 J.
Windelfreie Erziehung bei Babys
Hallo Jasmin,
ja - es gibt windelfreie Babys.
ABER: das funktioniert nicht so wie von Dir beschrieben Die Mütter halten das Kind nicht alle 10 Minuten über den Topf oder die Toilette
Schau mal hier:
http://www.topffit.de/
Das sollte Licht ins Dunkel bringen
Mein Ding wäre es nicht - aber interessant finde ich es schon.
Gruß
Karen + Luna (3 Jahre)
Die wollte mir aber tatsächlich verklickern, dass ihre Hebamme, dass Kind alle 10 min. aufs Klo bringt oder unterwegs halt auf ner Wiese oder Gebüsch pisselt.
Ein Dr. Wolfgang Bergmann hat wohl mal gesagt, dass es später zu Kontrollzwang führen würde.
Naja, ich denke, das kann man nicht verallgemeinern. Es kommt auf die Methode/die Eltern an, und wie man die windelfreie Erziehung angeht. Wenn Eltern es krampfhaft und zwanghaft versuchen und durchziehen wollen (z.B. auch gegen die öffentliche Meinung etc.), dann kann sich diese Zwanghaftigkeit natürlich aufs Kind übertragen. MUSS aber nicht zwangsweise...
Weltweit gesehen werden die meisten Menschen (aus Kostengründen) ohne Windeln groß gezogen, die werden ja nicht alle psychische Störungen haben
Bei meiner Tochter merke ich auch, wenn sie das große Geschäft machen muss. Wenn ich daheim bin, lege ich sie auf den Wickeltisch und warte bis sie fertig ist. Das hat aber keine ideologischen Gründe, sondern ich finds einfach arbeitssparend, wenn ich nicht den ganzen Hintern wischen, sondern nur geschwind mal abwischen muss...
Für mich wäre windelfreie Erziehung nichts, aber jedem das Seine...
LG Steffi
Hi,
also meine Meinung ist ganz klar: Wie soll man das denn bitte handhaben? Logisch, wenn ich irgendwo lebe, wo die Kinder den ganzen Tag ohne Klamotten rumrennen, Afrika z.B. dann mag das ja noch praktikabel sein, aber hier?
Ich kanns mir nicht vorstellen. Zwar hat meine Maus auch einen gewissen Rythmus gehabt als kleines Baby, aber gaaanz oft habs gar nicht mitbekommen wenn er musste. Pipi schon gar nicht.
Ich kanns mir nicht vorstellen das es funktioniert. Klar kommt der Faktor Bequemlichkeit mit dazu. Aber ich glaube auch kaum, das aus den Kulturkreisen, wo Baby´s windelfrei erzogen werden, viele 2-3 Stunden Autofahrt hinter sich bringen müssen.
Grüsse
Kunstfrau + Lenny +
Also ich finde das Windelfrei Getue irgendwie ziemlich albern.
Ich meine, woher soll denn das Baby wissen, wann es pieseln muss. Das kommt doch halt einfach so. Und ich denke, dass es wichtigeres gibt, was Babys lernen sollen und wollen als mit 5 monaten auf´s Töpfchen zu gehen und der Mama klar zu machen "Ich muss mal".
Das ist doch im ersten Jahr total nebensächlich.
Ausserdem werden irgendwann alle Kinder sauber. Da muss man sich doch nicht so n Stress machen.
LG Jana mit Ben (9 Monate)
Hallo zusammen!
Mein Kind ist tagsüber windelfrei. Sie fühlt sich sauwohl und schimpft abends, wenn sie für die Nacht eine Windel anziehen muss. Diese bleibt dann acht!!! Stunden trocken, obwohl sie zwischendrin mindestens dreimal stillt. Sie mag nicht in die Windeln machen.
Das mit den psychischen Störungen kann man so generell gar nicht sagen, das ist plakative Freudsche Hobbypsychologie. Klar, wenn man ein Kind aufs Töpfchen zwingt wie es teilweise z.B. in den 60ern üblich war, mit Am-Tischbein-Festbinden und Ähnlichen Horrordingen, dann trägt das Kind sicher Schäden davon. Aber dann ist mit dem Rest der Erziehung auch einiges im Argen, der Schaden kommt dann nicht nur vom Töpfchentraining.
Ich nenne es lieber "Ausscheidungskommunikation" als "Töpfchentraining". Babys sind sich durchaus bewusst, dass da was passiert. Natürlich haben sie nicht in dem Maße eine Kontrolle über ihre Schließmuskeln wie wir Erwachsenen, aber acht Stunden in der Nacht trotz merhmaligem Wecken und Stillen zeigt schon eine Kontrolle, oder?Letztens standen wir in einer laaaaaaaangen Schlange an der Supermarktkasse, sie wand sich im Tragetuch und fing an zu motzen, und ich sagte zu ihr: "Warte noch einen kleinen Moment, gleich sind wir draußen, dann kannst du Pipi machen." Und fünf Minute später hielt ich sie dann auf dem Parkplatz ab, das klappte wunderbar.
Alle zehn Minuten muss das nicht sein, aber es gibt so eine Stunde am Tag, in der das Baby schon so oft pullern kann. Besonders, wenn Babys müde sind, pullern sie dauernd. Dann wechsele ich halt alle zehn Minuten die Hose. Wenn meine Tochter müde ist, mag sie nämlich nicht abgehalten werden. Und ich zwinge sie zu nichts, dann wäre das Ziel ja komplett verfehlt – die liebevolle Kommunikation.
Ja, Kommunikation! Denn ich merke gut, wenn sie mal muss. Morgens windet sie sich im Bett und grunzt im Schlaf, und tagsüber quäkt sie auf eine bestimmte Weise. Im Tragetuch windet sie sich und schluchzt kurz auf, damit ich sie rausnehme (Babys haben nämlich den Instinkt, die tragende Person nicht anzupullern). Selbstverständlich erwische ich nicht alle Pipis – ich werde ja auch nicht jedes Mal da sein, wenn sie mal stolpert oder ein Wort falsch ausspricht, auch wenn ich mich bemühe, für sie da zu sein. Ihr Kacki erwische ich zu 100%, von feuchten Püpsen mal abgesehen.
Natürlich ist es in unserer zivilisierten Welt nicht so 1:1 umsetzbar wie bei den Naturvölkern (oder den Affen), wo die Mutter das nackige Baby sich einfach vom Körper pflückt, einen halben Meter von sich weghält und danach wieder in den Arm, die Trageschlinge oder ans Fell nimmt. Aber man kann das modifizieren. Ich habe einen kleinen Topf für unterwegs (das Kind mitten in der Stadt an einen Baum zu halten finde ich total bescheuert, in der Tiefgarage oder auf dem Parkplatz hinterm Auto ist das noch was Anderes), der ist aus China importiert. Dort käme nämlich niemand auf die Idee, ein Baby ständig in Windeln zu packen. Auch nicht in den Großstädten. Die Kinder haben geschlitzte Hosen an, damit man sie nicht ganz aus den Klamotten pellen muss. Hierzulande gibt es Hosen, denen man den Schlitz nicht ansieht, weil die Stoffbahnen überlappen. Das ist für dieses Klima praktischer und sieht auch schöner aus.
Für längere Autofahren bekommt meine Tochter natürlich eine Windel. Aber für die Dreiviertelstunde zu meinen Eltern z.B. ist das nicht nötig. Da gehen wir vorher mal auf Klo und hinterher direkt, dann muss sie nicht in die Hose machen.
Übrigens ist diese Theorie, dass ein Kind erst mit ca. zwei Jahren überhaupt Kontrolle über seine Schließmuskeln haben kann, typisch westeuropäisch und US-amerikanisch. Frag mal eine russische Mutter – die werden in den meisten Fällen sagen, Windeln seien maximal sechs Monate nötig! Zwei Drittel der Babys auf dieser Welt wachsen windelfrei auf. Die haben davon bestimmt keinen Schaden.
Ein ganz wichtiger Aspekt dabei ist für mich der Umweltfaktor. Ein westliches Baby braucht zwischen 5000 und 10000 Wegwerfwindeln, bevor es per definitionem trocken und sauber ist. Für 100 Zellstoffwindeln muss ein Baum gefällt werden. Schon allein für die Herstellung der Windeln für ein einzelnes Baby müssen also 500 bis 1000 Bäume sterben. Vom Müllproblem wollen wir jetzt mal gar nicht erst anfangen. Selbst sogenannte biologisch abbaubare Windeln (gibt es in Deutschland eh nicht) brauchen schon unter Laborbedingungen zwei bis drei Jahre zum Verrottten, in einer normalen Müllkippe fast genauso lange wie herkömmliche Wegwerfwindeln. Die Dinger sind eher was für's gute Gewissen und für's Portemonnaie der Hersteller. Und Stoffwindeln sind von der Ökobilanz her beim 1. Kind genauso gut oder schlecht, das beginnt sich, auch vom Finanziellen, erst ab dem zweiten Kind zu rentieren.
Ich habe mein Kind übrigens nicht von Anfang an abgehalten, damit habe ich gewartet, bis sie sichere Kopfkontrolle hatte. Vorher habe ich sie nackig auf einer Wickelunterlage strampeln lassen, ihr Ausscheidungsmuster beobachtet (ja, Neugeborene pieseln echt fast alle zehn Minuten, aber je älter sie werden, desto größer werden die Abstände) und das Pipi mit Moltontüchern aufgefangen.
Ich persönlich finde es wesentlich weniger zeitaufwändig, das Kind abzuhalten, als ihr beim Wickeln den verschmierten Popo sauberzuwischen. Gerade morgens, wenn sie ihr großes Kacki macht, ist das wesentlich schonender für ihr zartes Hinterteil, nur mit drei Blättchen Klopapier abgewischt zu werden. Und ich habe sie eh die meiste Zeit um mich, da ist das kein Extraaufwand, auf ihre Signale zu achten. Ja, wenn ich hier am Rechner sitze, dann verpasse ich schon mal Signale. Vor drei Wochen hat sie gar keine gegeben, da war sie zu beschäftigt damit, zu lernen, sich auf den Bauch zu drehen und hatte keinen Bock auf Abhalten. Aber jetzt ist es noch deutlicher.
Sie findet es auch schön, sie freut sich so, wenn die Windel morgens abkommt, sie hat so viel mehr Bewegungsfreiheit. Und ich wechsele viel lieber Hosen als Windeln.
Ich habe auch Stoffwindeln, die habe ich am Anfang für Unterwegs benutzt, aber da ich diese auch nach einem Pipi wechsele, kann ich genauso gut auch bloße Hosen nehmen.
Puh, das war jetzt lang. Wer noch was wissen will, kann gerne nachfragen, mir geht grad ein bisschen die Puste aus.
LG,
Julia mit windelfreier Malin (4 Monate)
Darf ich mal fragen, warum Du das machst?
Den Umweltaspekt hast Du ja schon genannt (wobei ich Dir wiedersprechen muss, es GIBT biologisch abbaubare Windeln in Deutschland, z.B. beim Müller-Markt).
Nein, keine Kritik meinerseits und ich habe andererseits auch nicht vor meine Tochter "Windelfrei" zu erziehen. Bin einfach nur neugierig, was Menschen dazu bewegt, "andere" Dinge zu tun.
LG Steffi
Oh, dass es die abbaubaren Windeln hier gibt, wusste ich gar nicht. Aber Müller ist ja auch eher im süddeutschen raum, oder? Hier gibt es nämlich nut Moltex Öko, von denen lediglich die Verpackung kompostierbar ist. Das hielt ich nämlich auch für eine schöne Alternative.
Zu Thema: Zum ersten mal von Windelfrei gehört habe ich in der 6. oder 7. SSW. Da habe ich (übrigens auf der urbia-Startseite!) einen Link zu http://www.topffit.de gefunden. Damals dachte ich noch, ein Baby gehöre mit sechs Monaten abgestillt und in den Schlaf geferbert, aber topffit fand ich schon interessant.
Im Laufe der Schwangerschaft habe ich den Gedanken daran dann erstmal zurückgestellt und mich mit den verschiedenen Wickelmöglichkeiten beschäftigt – Wegwerfwindeln, Stoffwindelsysteme, die Frage, ob es kompostierbare Windeln gibt (wir haben im Haus nämlich wegen der Nachbarn ein ziemliches Mülltonnenplatzproblem), und dann kam mir das Thema wieder ins Bewusstsein.
Inzwischen hatte ich mich schon übers Stillen, Tragen im Tuch, Schlafen... informiert, und damit kam auch das Thema Windelfrei wieder ins Bewusstsein zurück. Mein Erzeihungsstil nennt sich "attachment parenting" (ich weiß, schreckliches Wort, aber es gibt keine vernünftieg deutsche Entsprechung), und da ist Ausscheidungskommunikation ein großes Thema. Dann habe ich auch eine Mutter kennengelernt, mit deren sieben Monate altem Baby das ganz hervorragend klappte.
Ich besprach das Ganze mit meinem Mann, und wir beschlossen, die Kleine windelfrei zu lassen, sobald sie vier, fünf Wochen alt sei. Als sie dann noch keinen Tag alt war, wollte ich ihre Windel wechseln und sah, dass sie an den Beinen knallrote Striemen hatte. Außerdem war es shr warm. Mein Baby schwitzte so, und die Windeln schnitten ein! Also ließ ich sie tagsüber ohne Windel und fing das Pipi mit Tüchern auf. Dann fiel mir noch auf, dass sie ohne Windel ihre Beine viel besser in der physiologischen Anhock-Spreiz-Haltung halten konnte. Zwei Wochen ging das gut, dann wurde es wieder kühler und regnerischer, und ich machte nur ein, zwei Stunden täglich windelfrei, weil es mir zu kalt war, sie die ganze Zeit unten ohne liegen zu lassen. In dieser Zeit begannen die berüchtigten "Dreimonatskoliken", die wie weggeblasen waren, als der Jahrhundertsommer kam und sie den ganzen Tag windellos rumliegen durfte (bzw. im Tuch getragen wurde). Da war sie so acht oder neun Wochen alt.
Sie fühlt sich einfach sauwohl so und ist in ihren Bewegungen durch nichts eingeschränkt, da die Unterhosen jede Bewegung zulassen. Einen wunden Popo hatte sie nur nachts, als sie da noch in die Windel gemacht hat, aber seit die Windel nachts trocken bleibt, ist das auch nicht mehr.
Nachts bekommt sie noch eine Windel, damit wir alle entspannter sind. Sonst würde ich sie ständig zum Klo tragen und wieder völlig wach machen, was ja um sieben Uhr morgens nicht ganz so schlimm ist wie um drei Uhr nachts. Es wäre zwar echt nicht nötig, aber der psychologische Effekt... (mehr auf mich als auf die Kleine) In absehbarer Zeit werde ich diese Windel aber auch durch eine Schurwollhose ersetzen und eine Liegelindunterlage ins Bett packen.