Hey Leute,
Ich hatte gestern eigentlich einen Tag, der ganz gut war. Aber als meine Maus mittags ihren Brei bekommen hat, war ich irgendwie genervt.
Sie wollte mehr rummatschen als essen, was ich auch nicht schlimm finde. Im Gegenteil, wenn sie versucht den Löffel zu greifen um ihn sich in den Mund zu schieben und dabei den halben Brei erwischt, ist das OK und ich lasse sie üben. Sie darf den Brei dann auch am Tisch vertreiben und sich austoben, ich will sie ja nicht nur ausschimpfen. Ich zwinge sie auch nicht zu essen, warte immer bis sie von sich den Mund aufmacht. Und wenn sie den Kopf wegdreht, kein Interesse zeigt, dann war's das. Zwischendurch ist das Lätzchen oder die Breischüssel interessanter. Ist ja eine neue Situation.
Aber gestern war ich plötzlich so genervt, dass ich sie einmal entnervt angemeckert habe. "Jetzt bleib doch endlich mal still sitzen und iss gescheit, meine Güte!" Oder so ähnlich. Es tat mir auch direkt leid, vor allem der Tonfall. Ich war nicht laut, nur genervt weil sie ewig nach unten geguckt hat und ihre Füße begrapschen wollte. Dass es mir leid tut habe ich ihr auch gesagt und mich dann gefragt, wieso ich so genervt war von jetzt auf gleich.... Wir haben schließlich Zeit, schmutzige Kleidung geht in die Wäsche...
Und dann kam die Angst... ich habe Angst so zu sein wie meine Mutter. Sie war immer sehr impulsiv, dabei oft laut und unfair. Ich erinnere mich an Situationen, da denke ich heute "ich war doch nur ein Kind"...
Goshy, niemals will ich so werden. Und trotzdem war da gestern dieser Moment, in dem ich irgendwie genervt war und es meinem zuckersüßen, unschuldigen Kind gesagt habe, obwohl sie nichts für meine Laune kann. 🥺
Ich bin sicher, solche Momente wird es immer mal vereinzelt geben. Und solange ich mich reflektiere, daran arbeite und mich entschuldige bin ich ja schon besser als meine Mutter. Und trotzdem könnte ich weinen, weil ich noch immer ein schlechtes Gewissen habe. Meine Maus hat ja nicht mal was davon mitbekommen, wurde nicht weinerlich oder so als ich sie anfepflaumt habe. Aber bald versteht sie es, wenn ich unfair bin.
Oh man, ich hoffe so sehr, nicht wie meine Mutter zu werden... 😥
Habt ihr denn auch sowas bei euch beobachtet? Verhaltensweisen oder Sprüche, die ihr nieeeee weitergeben wolltet, und dann passierte es doch?
Habt ihr noch Tipps für mich?
Danke und liebe Grüße!
Kassy
Ich war genervt.. Übernahme von Erziehungsmethoden der eigenen Mutter
Halli Hallo :)
Ich weiß leider ganz genau wovon du redest..
Auch ich "genoss" die Erziehung einer sehr impulsiven, schnell genervten Mutter, die mich, als ich klein war, eigentlich ständig nur entnervt anpflaumte...für Verhalten dass einfach nur normal für ein Kind war. Und auch ich hab mir geschworen nie nie niemals so zu werden und doch gibt es sie - die Momente in denen mein Ton ins genervte geht, nur weil mein 6 Monate alter Sohn gerade nicht so agiert wie ich es gern hätte. Und auch ich fühl mich im Anschluss unendlich schlecht. Wichtig ist das Reflektieren. Warum hab ich so reagiert? Hab ich mich dabei wohl gefühlt? Weiß Gott nicht. Also dran arbeiten, beim nächsten mal tief durchatmen und anders reagieren. Mutter sein ist in meinen Augen ein Lernprozess, wichtig ist eben sofort zu erkennen dass das schief läuft und an sich zu arbeiten.
Hi Kassy,
ja! Ich glaube auch, dass das ganz normal ist.
Wichtig ist, dass man sich das selbst nicht zu übel nimmt.
Oft haben wir Eltern zu wenig Geduld um das alles so zu begleiten, wie wir das eigentlich wollen würden.
Das liegt eben daran, dass wir zu wenig Schlaf bekommen, zu wenig Pausen haben und oft gestresst sind.
Das ist okay. Man darf Mal laut sein oder genervt. 😊
Mein großer ist mit 2,5 in der Autonomiephase. Den kann ich auch nicht so gut begleiten in deinen Wutanfällen, wie ich gerne würde. Dadurch, dass ich dauermüde bin und die Kleine auch sehr fordernd ist, bin ich einfach nicht so geduldig.
Ich gebe aber mein bestes. Wenn ich unfair bin oder laut geworden bin, dann kommuniziere ich das danach. Ich entschuldige mich und erkläre warum ich so wütend geworden bin.
Das klappt ganz gut.
Kopf hoch und liebe Grüße ☀️
Hallo,
dieses Buch „Hätte, müsste, sollte: Bedürfnisorientierung im Familienalltag wirklich leben“ behandelt genau deine Themen. Ich habe es selbst nicht gelesen, aber viel Lob gehört! Vielleicht liest du dir mal Rezensionen dazu durch. Und dass du reflektiert bist, ist schon mal super wertvoll! Wie deine Mutter wirst du dann ganz bestimmt nicht werden! Bzw. du wirst an dir arbeiten! 😊👍
„ Ich bin sicher, solche Momente wird es immer mal vereinzelt geben. Und solange ich mich reflektiere, daran arbeite und mich entschuldige bin ich ja schon besser als meine Mutter.“
Genauso ist es! Deswegen sei nicht so hart zu dir selbst.
Hallo,
ich kenne das nur zu gut. Ich hatte damals auch eine permanent überforderte und oft auch impulsiv und aggressive Mutter. Vieles von damals beeinflusst mich in unterschiedlicher Weise in der Erziehung meiner Kinder heute. Mein Mann beklagt beispielsweise, dass ich nicht ausreichend streng bin oder zu selten mit den Kindern schimpfe. Ich für mich habe festgestellt, dass ich mich teilweise zu sehr um sie kümmer und sie zu selten einfach machen lasse. Also sehr präsent bin anstatt sie einfach mal links liegen zu lassen, während ich Haushalt mache. Ich war damals als Kind oft auf mich allein gestellt und möchte nicht, dass meine Kinder sich so unerwünscht fühlen. Dann gibt es die Seite, die Du beschrieben hast. Man lernt Verhalten nun mal am Modell, wenn ich richtig sauer werde, reagiere ich leider ebenso Impulsiv wie meine Mutter damals. Wobei ich mich dann meist auch danach entschuldige und erkläre. Womit wir auch beim letzten Aspekt wären, ich verstehe meine Mutter mittlerweile mehr. Ihr Verhalten von damals hatte halt auch viel damit zu tun, dass sie alleinerziehend war und sehr wenig Geld hatte. Da habe ich mittlerweile auch etwas Verständnis aufbringen können, wobei das natürlich nicht alles entschuldigt. Liebe Grüße
Ich stimme den anderen zu. Alleine, dass du so reflektierst, zeigt, dass du anders bist als deine Mutter.
Ich wollte auch nie so werden wie meine Mutter. Und tatsächlich ist nicht alles falsch gewesen, was sie wie gemacht hat. Das weiß ich heute mit einem 12-jährigen Sohn zu Hause. Vor 12 Jahren dachte ich noch anders.
Also, sei nicht so streng mit dir
Wenn du nicht wie deine Mutter werden möchtest, dann wirst du das nicht zu 100%! Aber du bist jetzt auch Mutter, nur ein Mensch und hast du ein paar nerven. Die werden am einen Tag schneller strapaziert als an einem anderen und das ist völlig normal und menschlich. Einige Erziehungsmethoden übernimmt man von sich selbst, andere lernt man selbst oder übernimmt sie von bekannten oder aus Büchern. Also entscheidest du selbst wie du als Mutter bist. Trotzdem machen wir Mamas etliche Fehler pro Tag und ich finde es wichtig, dass wir uns die eingestehen und erlauben. Diesen Beruf kann man nicht vorher lernen, wir müssen ständig mit der aktuellen Situation umgehen.