Hallo zusammen,
ich habe zwei Kinder (fast 2 Jahre und fast 3 Monate alt) und denke eigentlich, dass ich viele Baby-bezogene Sachen ganz realistisch einschätzen kann. Ich frage mich nur immer wieder, wie war das denn früher mit den Babys. Meine Omas zum Beispiel (und die sind noch nicht so sehr alt und auch von der Art sehr jung geblieben), haben doch niemals stundenlang mit dem Baby auf der Couch gelegen, weil es nur mit Körpernähe schlafen konnte, oder haben das Baby bis 22 Uhr mit im Wohnzimmer gelassen oder tagsüber stundenlang getragen oder beschäftigt. Versteht mich nicht falsch, ich mache das alles genau so, wie es oben steht und bin Vollzeitmama, aber ich verstehe einfach nicht, wie das früher ging. Und die Kinder werden ja auch nicht Tag und Nacht gebrüllt haben, obwohl die Behandlung so anders war. Die Omas wissen zum Beispiel auch gar nichts von altersgemäßen Wachphasen und wundern sich dann immer, wenn ich nach 1,5 Stunden meinen Kleinen wieder zum Schlafen legen will, weil er müde ich, denn "er hat doch gerade eben erst geschlafen". Wenn ich dann mal nachfrage, dann kann sich immer keiner mehr so richtig erinnern, wie die Kinder früher über den Tag so beschäftigt oder auch Schlafen gelegt wurden. und es ist mir einfach ein Mysterium, wie das früher ging, ohne dass die Muttis den ganzen Tag nichts anderes als Babykümmerung gemacht haben.
Was meint ihr, was habt ihr so. dazu gehört oder haben die Omas einfach vergessen, wie anstrengend es. war?
Liebe Grüße!
Silopo - will nur mal drüber quatschen: Wie war das früher mit den Babys???
Meine Oma (84 Jahre alt) weiß noch wie es war und es ist weniger anstrengend, aber auch nicht erstrebenswert:
Die Babys wurden zum einen ja (war bei meiner Mutter auch noch so) den Müttern im KH nur zum Stillen gebracht und das von Beginn nur alle drei bis vier Stunden. Sie schliefen allein im Säuglingszimmer in ihren Bettchen. Meine Oma war eine Woche im KH, das war damals so. Ich vertrete ja die Theorie, dass den Kindern dadurch schon vieles abtrainiert wurde, verbunden mit Schreien natürlich :/.
Als meine Oma daheim war, legte sie meinen Vater in eine Wiege. Da lag er immer, außer er wurde gefüttert. Sie machte ihren Haushalt und wenn er nicht (nur alle drei Stunden!) Hunger haben (durfte) oder eine frische Windel brauchte, lag er da allein. Sie ließen ihn definitiv schreien, denn er war ja trocken und "satt", was hätte er sonst wollen können (Ironie off)? Sie hat mir auch erzählt, dass er so mit 8 oder 9 Monaten nachts oft länger nicht schlafen wollte. Also legte sie ihn einfach in die Küche auf den Boden und schloss die Tür....
Ich gehe davon aus, dass sie da nicht die einzige war. Sie bekam es so gezeigt und hinterfragte nicht.
Mit blutet da das Herz und ich könnte das nicht. Aber einfacher im Alltag war es sicherlich.
Huhu,
Ich habe das auch schon so oft gedacht, dass die Kinder schon in der Klinik „gelernt“ haben, dass es eben nur alle 4 Stunden etwas zu trinken und frische Windel und Mama Kontakt gibt und dann war das eben so. Kein Vorwurf an die Omas und Mütter, sie haben es ja auch so gesagt bekommen und dann war das so gültig. Aber einfach verrückt.
Das mit dem Krankenhaus kenne ich sogar noch von meiner Mutter. Ich bin um 11 Uhr Vormittags per Kaiserschnitt geholt worden und meine Mutter hat mich erst am nächsten morgen um 8:00 Uhr gesehen. Solange war ich im Säuglingszimmer, weil lt Krankenhaus die Mutter sich vom Kaiserschnitt/Vollnarkose erholen muss.
meine Schwiegermutter sagt immer: „die müssen ja auch mal schreien, dass trainiert die Lunge „ und die ist nicht sehr alt. Ich denke das dachten sich zb viele. Und wenn sie eben gefüttert und gewickelt waren dann hatten sie ja nix. Kann man auch nichts machen wenn sie schreien. Traurig aber wenn dir das alle so sagen glaubst du es wohl irgendwann. Zumindest die meisten…
Hunger, volle Windel oder vielleicht nochmal Bauchschmerzen sind bei meiner Oma immer so die einzigen Gründe, warum das Baby weinen könnte. Müdigkeit ist da irgendwie gar nicht präsent, wenn wenn es müde ist wäre, würde das Kind ja einschlafen 😅😅😅 also meine Kinder schlafen nicht einfach so ein und das ganze Thema Schlaf ist hier riesengroß - das Problem gab es scheinbar früher auch gar nicht
Oh ja Müdigkeit ist das schlimmste. Da wird hier am meisten geschrien.
Meine Oma hat letztens auch gesagt, dass sie sich nicht erinnern kann , jemals so viel mit ihren Kids herumgelaufen zu sein (ich hatte Mini gerade mal wieder auf dem Arm und musste quasi um den Kaffeetisch herum laufen, damit er sich beruhigt .)
Eventuell waren die Leute damals auch einfach entspannter als heute.das überträgt sich. Sie lebten oft in Generationen zusammen und hatten so sicher auch mehr Unterstützung. Und man vergisst einfach schnell.Die Hausmuttis waren ja oft lange zuhause und sind nicht wieder arbeiten gegangen. Dann behält man oft wie „einfach“ es später war und vergisst wie anstrengend ein Baby war.
Hi,
Wie es bei meinen Eltern als Babys war, möchte ich ehrlich gesagt gar nicht wissen. Mir reicht schon, dass meine Mutter hin und wieder erzählt wie oft sie von ihrem Vater übel geschlagen wurde (Gürtel, Stock usw.)
Ich war laut ihr ein Schreibaby und es hat sie viele Nerven gekostet, das einzige, das half war wippen im Maxi Cosi oder Autofahren.
Notfalls den ganzen Tag rumtragen, wie ich es mit meiner mache ist ihr jedenfalls fremd, da kommt immer nur, "du kannst sie ja nicht ewig tragen" usw 😅
Das diese Erziehungsmethoden, die ich hier schon lese, sich doch bis in die 80er gehalten haben, lag unter anderem an so tollen Erziehungsratgebern wie " Die Mutter und ihr erstes Kind" da sind genau solche Sachen wie schreien kräftigt die Lunge usw beschrieben.
Schlimm ist das Ganze, weil dieser Ratgeber zur NS Zeit geschrieben wurde (von einem Lungenärztin) und man ja gewisse Eigenschaften bei den Kindern erreichen wollte (bindungsarm = gute Soldaten).
Natürlich werden nicht alle Eltern so gehandelt haben aber es gibt sicherlich genug. Leider gibt man dieses Verhalten und Ansichten ja an die Kinder weiter. Das ist dann das "Bauchgefühl" das oft im Bezug auf Kindererziehung erwähnt wird und so kann es sich über Generationen hinziehen.
LG PP mit Piranha ❤️ 7 Monate
Die Tochter der Buchautorin Johanna Haarer hat mal ein Interview gegeben, wo sie von einem sehr gestörten Verhältnis zu ihrer Mutter berichtet. Und trotzdem war dein genanntes Buch DER Ratgeber überhaupt.
Ich weiß. Total gruselig.
Gut das wir heute weiter sind und mit wissenschaftlichen Erkenntnissen belegen können anstatt Hörensagen, auch wenn es sicherlich einen kleinen Teil gibt, bei dem das nicht ankommen wird.
Meine Großmutter war selbst Kindermädchen gegen Ende des 2. Weltkriegs und kurz danach. Sie hat gelernt, dass es Kindern schadet, wenn man sie zu viel hoch nimmt. Also wickeln, baden und füttern ja, aber wer das Baby danach nicht sofort wieder ablegt, der bekommt ein verwöhntes Kind und ist selbst schuld, wenn es anstrengend ist. Meine Mutter hat sich durch diese Aussagen ihrer Schwiegermutter sehr beeinflussen lassen, da sie ein eher unsicherer Mensch ist und es selbst nicht besser wusste. So wurden diese Ansichten also auch teils in die nächste Generation weiter getragen.
Die Mutter einer Freundin ist auf dem Dorf groß geworden. Sie wurde meist den ganzen Vormittag (frisch gewickelt und gefüttert) allein zu Hause in ihrer Wiege liegen gelassen, während die Eltern auf dem Feld beschäftigt waren. Nach 3 bis 4h kam dann wieder jemand vorbei. Da das Baby noch nicht mobil war "konnte ja nichts passieren".
Früher wusste man wenig über die Bedürfnisse von Babys, erst in den letzten Jahrzehnten wurde diesbezüglich viel mehr geforscht. Heute wissen wir, dass Babys nicht zufrieden alleine 4h in ihrer Wiege liegen, sondern dass sie lediglich gelernt haben, dass schreien ihnen auch nichts bringt und deshalb ruhig sind.
Außerdem wusste man auch sehr wenig über die Psyche und dass das Wohlbefinden im Erwachsenenalter durchaus mit diesen Erlebnissen zusammenhängen kann. Damals galt: Wenn das Baby körperlich gesund ist, ist alles bestens.
Auch im Kleinkindalter wussten diese Kinder ja bereits, dass es wenig bringt zu quengeln.
Das stimmt. Meine Oma ( 84) hat mich gleich geschimpft als sie beim ersten Besuch im Wochenbett gesehen hat, das ich mein Baby auf dem Arm habe. Ich würde es verwöhnen...
Also meine Mutter hat noch den "alten" Kinderstil der Großeltern gefahren. Also, Kind wird irgendwo abgelegt und gut ist, dann werden die anfallenden Tätigkeiten erledigt und das Kind liegt hat lirgendwo. Ganz einfach. "Und die Kinder werden ja auch nicht Tag und Nacht gebrüllt haben" - Doch, genau so wird es über mich berichtet. Dann hat man mich eben in das Nebenzimmer geschoben und die Tür zugemacht. "Kinder schreien halt". Als ich etwas älter war (1-2 Jahre) hat man mir halt eiskaltes Wasser ins Gesicht geschütet wenn ich zu viel gebrüllt habe, hat gewirkt.
Auch wen ich die Art der Kinderpflege keinesweges empfehlen möchte und manches davon heute als Kindesmisshandlung angesehen werden könnte, ist im Kern schon etwas dran. Ein Säugling der schreit wird keinen Schaden nehmen wenn man ihn mal ein paar Minuten schreien lässt. Man muss auch nicht sofort aufspringen und los rennen sobald das Kind irgendetwas will. Man muss einen Säugling auch nicht den ganzen tag bespaßen und rumtragen. Ich finden ein Mittelweg zwischen der heutigen "Kinder über allem" und der damaligen "das Kind liegt halt rum" -Einstellung wäre da genau richtig.
Das IST Kindesmisshandlung.
Schreien oder quengeln lassen?
Da ist ein gewaltiger Unterschied drin.
Wer das Geschrei seines Kindes ertragen kann, bitte. Ich kann und konnte das Geschrei nicht ertragen. Das hoch nehmen und zuwenden ist nicht zuletzt Selbstfürsorge. Nicht umsonst ist Babygeschrei so nervtötend, damit es eben nicht alleine gelassen wird.
Und btw aus meiner Klebetochter ist nach dem stundenlangem Stillen und Tragen und zusammen schlafen ein tolles Kind geworden, dass nach zwei Wochen ohne Tränen in die Kita eingewöhnt wurde. Sie weiß eben, dass sie nicht alleine gelassen wird.
Meine Oma, Jahrgang 39, erzählt immer wieder, wie schlimm das war nach der Geburt von meinem Papa...
Ihre Mutter war da und hat dann immer gesagt, die 4 Stunden seien noch nicht um, sie darf noch nicht zu ihm. Als Ur-Oma dann endlich nach einigen Wochen weg war, hat meine Oma meinen Papa dann von vorne bis hinten "verwöhnt", getragen, geschaukel, nach Bedarf gefüttert und alles so, wie wir es heute auch machen. Bei meinem Onkel hat sie sich dann nicht mehr reinreden lassen 😀
Sie findet übrigens auch die Trage klasse, die wir haben und meint selbst, damit wäre es viel leichter gewesen in Haus und Garten, aber mit sowas durfte man ja nicht gesehen werden... Da ist man ja, wie "eine Wilde"...
Meine andere Oma, auch Jg 39, gelernte Säuglingspflegehelferin, hat da ganz andere Ansichten, wobei sie bis in die 90er auf der Wöchnerinnenstation gearbeitet hat und natürlich eeeeeeetwas neumodischer "unterwegs ist"... meint sie... Da ist Ohren zu und durch, ABER sie haben alle 4 meine Eltern nicht geschlagen und waren/sind super liebevoll mit ihren Kindern/Enkeln/Urenkeln 😀
Früher hatte man andere Erziehungsziele wie heute. Heute wollen wir dass unsere Kinder eine glückliche Kindheit haben, eine gute Bindung zu uns und soziale Menschen werden. Früher war das anders. Das Ziel war es Soldaten zu erziehen, die ohne Skrupel töten können. Kinder durften keine Bindung zu den Eltern haben, denn das würde sie verweichlichen. Kinder durften keine Gefühle oder gar Bedürfnisse haben, denn sie sollen lernen zu gehorchen. So war nicht nur die Erziehung sondern auch die damaligen Ratgeber. "Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind" von Johanna haarer zum Beispiel. Unsere urgroßeltern und großeltern haben es genau so gelernt dass Erziehung so funktioniert und haben es teilweise an unsere Eltern weitergegeben. Erst später folgte das Umdenken. Man kann es ihnen nicht übel nehmen, denn sie wussten es nicht besser.
Eine sehr liebe alte Verwandte (damals 92) hat mir vor 4 Jahren erzählt, wie es bei ihr war.
Ihr Mann bzw. ihre Schwiegermutter haben das Baby in ein anderes Zimmer gelegt und die Tür abgeschlossen, damit sie ja nicht zum schreienden Baby geht. Das Baby sollte lernen, dass Mama nicht kommt und es sollte sich das Schreien abgewöhnen.
Die junge Mutter hat sich wohl jeden Abend in den Schlaf geweint, weil sie sich nicht getraut hat, sich gegen ihren Mann und ihre Schwiegermutter durchzusetzen und das Baby auf den Arm zu nehmen. Sie sagte, dass Ihre Kinder stundenlang gebrüllt haben abends und nachts.
Häufig haben ja tagsüber die Omas die Betreuung übernommen und da haben die frisch gebackenen Mütter gar nicht so mitbekommen, was das alles gelaufen ist.
Meine Mutter hat auch erzählt, dass sie meine jüngere Schwester häufig abends schreien lies, weil sie mich und die ältere Schwester mit Abendessen versorgen musste. Sie hatten in ihrer Wohnung eine Zwischentür, die sie dann geschlossen hat, damit sie das Schreien nicht hört. Meine Mutter war unter der Woche allein mit uns drei Kindern und wir sind alle drei innerhalb von weniger als 4 Jahren geboren, also sehr nah beieinander.
Heute hat sie ein furchtbar schlechtes Gewissen, weil sie fest davon überzeugt ist, dass das mangelnde Selbstwertgefühl meiner jüngeren Schwester durch die stundenlange Schreierei begünstigt wurde.
Gleichzeitig bewundert sie mich, wie ich es schaffe, die Bedürfnisse meiner Kinder zu befriedigen, ohne dabei selbst zu Grunde zu gehen.
Kita gab es damals erst mit 4 und dann auch nur von 9-12.
Ich erinnere mich, wie ich das erste Mal meine Schwester (Baujahr 82) im Krankenhaus sah. Mein Vater zeigte durch ein Fenster in einen großen Raum, voll mit Babybetten. Und sagte "das da ist Deine Schwester". Und ich sah gefühlt 100 Babys, keine Ahnung, wen er da meinte.
Als ich mit meinem Schreibaby bei meinen Eltern zu Besuch war, und während des Frühstücks das Baby wippte, hat er mir vorgeschlagen, das Baby doch schreiend im Kinderwagen ins Schlafzimmer zu stellen, damit man in Ruhe frühstücken könne. Auf meinen entgeisterten Blick hin meinte er, wieso, das haben wir bei Euch früher auch so gemacht.
Das war alles Ende 70 / Anfang 80.
Meine Mutter findet auch immer wieder, dass ich meine Kinder verziehe, weil die nicht alleine einschlafen können. Als mein Baby mit 9 Monaten nicht durchschlief, teilte mein Vater mit mir, dass ich eindeutig etwas falsch mache, das sei nicht normal.
Gleichzeitig höre ich von meiner Tante, dass sie mich nachts manchmal bei sich hatte, weil ich ohne Nähe nicht schlafen konnte. Es kann also auch nicht sein, dass man da immer nur schreien gelassen wurde. Auch meine Mutter ist nachts bei schreiendem Baby aufgestanden und hat es rumgetragen. Vermutlich war das Problem also eher bei langem Geschrei, wenn es keine eindeutige Hilfe gab. Dann wurde schreien gelassen.
Das ist wirklich interessant, bei mir war es genau umgekehrt. Ich Jahrgang 82 wurde nicht schreien gelassen. O Ton meine Mutter, das Geschrei halt doch kein normaler Mensch länger, als 3 Minuten aus. Also wurde bei mir alles gemacht, das s ich mich beruhige....meine Mutter ist nachts oft aufgestanden und hat mich rumgetragen etc...