Hallo Zusammen,
momentan häufen sich die Konflikte zu Hause bis ins unermessliche.. Jeden Tag gibt es Streit über Gott und die Welt. Der letzte Streit endete damit, dass ich die Nacht mit Baby auf der Couch verbringen darf.
Unsere Tochter (9Wochen) ist seit ihrer Geburt ein sehr nähebedürftiges Kind. Sie schläft tagsüber fast ausschließlich im Tragetuch, in ihren Wachphasen kann man sie aber schon 15-20min im Hochstuhl (natürlich mit Neugeboreneneinsatz) liegen lassen und sie schaut ganz interessiert und lacht sehr viel.
Nachts schläft sie im Beistellbett und wird so alle 2-3 Stunden wach - alles ok. Ich übernehme meistens die Kinder (haben noch eine 7 Jährige Tochter zu Hause). Mein Mann ist zur Zeit längerfristig krankgeschrieben (Depressionen, mein Mann erkennt dies aber nicht an) und hat mich anfangs echt super unterstützt.
So ab der 4-5. Lebenswoche nam dies stark ab (war OK für mich) und ich habe meine Routinen mit den Kids entwickelt und es lief - zumindest für mich und die Kinder. Ich habe immer wieder versucht meinen Mann mit einzubringen, es schien war so als hätte er kein Interesse daran. Er hielt sich halt aus den meisten raus.
Auf einmal änderte sich alles. Er kritisierte zunehmend meine Erziehungsmethoden und die Routinen mit der kleinen. Angefangen davon, dass das Tragetuch schädlich sei, über dass sie sie weniger Flaschenmilch bekommen soll (Sie trinkt so alle zwei bis drei Stunden 90ml), sonst würde sie zu dick werden. Es gibt noch zig andere Beispiele, die würden aber den Rahmen jetzt sprengen.
Ich habe ihm versucht es immer wieder sachlich zu erklären, sogar Beiträge und Studien rausgesucht. Er blieb bei seiner Haltung. Irgendwann wurde ich wütend, da ich der Meinung bin, dass er sich nicht einmischen braucht, wenn er eh nicht hilft. Immer wieder führte es zu Eskalationen.
In den letzten zwei Wochen versuchte er sich mehr einzubringen. Es lief anfangs ganz gut, auch wenn sie bei ihm sehr geschrien hat, ließ ich ihn machen. Irgendwann wurde ich stutzig, bin nach 15min ins Schlafzimmer und habe ihn dabei "erwischt", wie er unsere Tochter schreien lässt. Er hat sie ins Bett gelegt, saß daneben und schaute ihr dabei zu, wie sie am Spieß schrie. Er berührte sie nicht, er redete nicht mit ihr sondern schaute einfach nur sie an.
Ich sagte zu ihm, dass er sie hochnehmen und trösten soll (Ja sehr forsch, aber ich war sehr schockiert). Daraufhin kam nur: sie braucht einfach Ruhe sie schläft schon ein.
Weil er nicht reagierte, nahm ich sie auf den Arm und beruhigte sie. Ich bin dann ins Wohnzimmer und er kam mir wutentbrannt hinterher. Er schrie mich an, flippte komplett aus. Es stellte sich heraus, dass er es scheinbar immer so macht und ich erklärte ihm, dass seine Methode für mich und meine Tochter nicht in Ordnung sind und auch erklärt warum. Interessierte ihn nicht, stattdessen warf er mir vor, dass ich ja nicht helfen würde.
Dann lief er ins Schlafzimmer zurück, schmiss meine Decke auf die Couch und schloss sich im Schlafzimmer ein. Ich muss ehrlich zugeben, dass mir das egal ist, da ich hier wenigstens meine Ruhe habe. Aber mir grauts schon vor morgen und die nächsten Tage, Monate oder gar Jahre.
Wie seht ihr das? Ich muss ehrlich zugeben, einlenken möchte ich nicht. Vorallem nicht auf Kosten unserer Tochter und er sie regelmäßig schreien lässt und das noch als normal erachtet.
Was würdet ihr machen?
Mann lässt Baby schreien (Vorsicht langer Text)
Das dein Mann dich auf der Couch schlafen lässt, ist einfach nur respektlos.
Wäre das mein Mann, wären meine 7 Sachen gepackt und ich wäre weg. Dein Mann schein ja sehr uneinsichtig zu sein und lässt scheinbar überhaupt nicht mit sich reden.
Dieses Baby ist 9 Wochen erst auf der Welt, natürlich brauch es Nähe. Es gibt eine Phase die heißt Urvertrauen vs Urmisstrauen. In dieser Phase lernt das Baby bzw. Wird gezeigt, reagiert jemand wenn ich ein Bedürfnis habe und es mit weinen äußere, entsteht ein Vertrauen zu seinen Bezugspersonen. Wird es schreien gelassen entsteht ein Misstrauen -und ja, ich sage das jetzt mal so schroff - und der erste Stein für Probleme in der weiteren Emotionalen Entwicklung ist gelegt. Ein Baby schreien zu lassen ist mit das schlimmste was man machen kann. Bitte lass das nicht mehr zu und da solltest du auch definitiv nicht einlenken.
Ich würde mich an deiner Stelle trennen. Dein Mann wirkt wie ein A**** und das wird noch zu vielen Problemen führen.
Übel.
Ich weiss nicht, ob dieses Verhalten (Baby schreien lassen, sich selbst ins Zimmer sperren, dich auf die Couch ausquartieren) den Charakter deines Mannes widerspiegelt oder Ausdruck seiner Krankheit, wie du sagst scheinbar Depression, ist.
Die vorläufige Konsequenz wäre die gleiche, nämlich, dass sich unsere Leben inhaltlich vorläufig Trennen würden. Ob das räumlich in eurer aktuellen Wohnung möglich ist oder ein Umzug nötig ist, kannst nur du wissen. Gäbe es vielleicht Eltern oder Geschwister, bei denen du mit den Kindern unterkommen könntest? Dort würde ich dann einen längeren "Urlaub" einplanen (um mal das Wort Trennung und Besuchsumgang zu vermeiden).
Langfristig würde ich dem Mann, wenn er sich wieder besser und/oder seine Depression behandeln lässt nochmal eine Chance geben, wenn sein Verhalten denn durch die psychische Erkrankung ausgelöst ist und nicht sein Charakter schon immer so war.
Hast du eine Hebamme? Oder einen Kinderarzt, mit dem du offen sprechen kannst?
Falls nicht: bei uns gibts beim Landratsamt offene Hebammensprechstunden, und auch das Angebot bei Familienproblemen in der Babyzeit zu beraten.
Wäre super, wenn jemand mit Ahnung die Situation beurteilen und mit deinem Mann sprechen könnte.
Ich würde meine Hebamme oder den Kinderarzt auf ihn ansetzen. Sie sollten ihm klarmachen können, dass Schreien lassen ganz schlimm ist und nicht geht. Zusätzlich können sie ihm erklären, dass Pre nach Bedarf gegeben wird und Tragetücher überhaupt nicht schaden, wenn sie richtig gebunden werden.
Entweder er zeigt dann Einsicht und lässt sich auch endlich behandeln oder es käme zur Trennung.
Im Übrigen würde ich mir so ein respektloses Verhalten (aus dem Schlafzimmer schmeißen) nicht bieten lassen. Mit Baby auf dem Sofa zu schlafen ist nämlich hinsichtlich des plötzlichen Kindstodes ein Risiko.
Sofern dein Mann tatsächlich depressiv ist, ist das eine psychische Erkrankung, die große Auswirkungen haben kann.
Am Ende kann aus der Ferne niemand einschätzen, ob die von dir beschriebenen Dinge auf eine Erkrankung zurück zu führen sind oder so im Charakter und den grundlegenden Überzeugungen deines Mannes angelegt sind. Du lebst mit ihm zusammen. Stell dir diese Frage.
Ist es die Erkrankung?
Dann würde das für mich heißen: temporär eine häusliche Situation herstellen, in der dein Mann einen Rückzugsraum hat. Ihn nicht mit den Kindern allein lassen. Medizinische bzw. psychologische Hilfe organisieren. Auch Männer können in der Belastungssituaion nach der Geburt eines Kindes übrigens eine postpartale Depression entwickeln. Sprich ggf mal deine Hebamme an, was du beobachtest. Vielleicht hat sie eine Idee.
Ist es ein grundlegendes Problem?
Dann würde für mich an dieser Stelle eine Trennung im Raum stehen. Und ich würde vermutlich meinem Mann klar kommunizieren, dass er x Tage Zeit hat um auszuziehen, damit du und die Kinder nicht aus der gewohnten Umgebung gerissen werden. Dies wäre für mich insbesondere auch dann langfristig die Wahl, wenn mein Mann nicht bereit wäre anzuerkennen, dass er Hilfe braucht. Das ist schwer für psychisch erkrankte Menschen und es ist auch nicht immer “fair” als zweite Person dieses Eingeständnis zu fordern. Aber: hier sind Kinder im Spiel. Und ihr Schutz hätte für mich Vorrang.
Alles Gute für euch.