"Das ist nicht Schlimm!"

Wir hatten eine Interessante Diskussion hier.
Baby hat sich erschrocken, mein Freund tröstet sie liebevoll und sagt dabei "Keine Angst, das war nicht schlimm. Du hast dich nur erschrocken."

Was sagt ihr zu der Reaktion und weshalb?

Seine Haltung: Er nimmt den schmerz/angst/Schrecken war, aber möchte dem Baby helfen es einzuordnen. Dass es zwar für den Moment starke Gefühle sind, aber nichts, was schlimme Auswirkungen haben wird. Er sagt, wenn er eine für ihn dramatisch wirkende Verletzung hätte und jemand glaubhaft zu ihm sagen könnte "das ist nicht schlimm" (im Sinn von "es wird wieder gut"), würde ihn das sehr beruhigen.

Meine Haltung: Für das Baby ist es im Moment schlimm. Das möchte ich ihr nicht absprechen und halte ihre Gefühle aus bis sie zu Ende sind. Ich tröste und arbeite mit Ablenkung.

So. Grundsätzlich finde ich beide unsere Argumente sinnvoll und nachvollziehbar. Beide möchten wir natürlich dass sich unsere Tochter geliebt, war- und ernstgenommen fühlt.

Wie reagiert ihr in solchen Situationen?

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Nun ja, er hätte dem Baby auch die aktuellen Staumeldungen mitteilen können, denn das sprachliche Verständnis ist noch nicht so weit. Wichtig wäre nur, dem Kind Ruhe und Sicherheit zu vermitteln.

Ich finde es gibt kein richtig oder falsch. Ihr müsst auch nicht völlig gleich in allen Situationen agieren, spätestens wenn weitere Bezugspersonen hinzukommen, wird das Kind lernen müssen, dass nicht alle Menschen gleich reagieren.

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Uns ist schon klar, dass das Baby nichts versteht, keine Sorge. Der Tag wird aber kommen wo es das versteht. Es geht mir auch nicht darum, dass wir Dinge nicht anders machen wollen/können. Das tun wir bei einigen Dingen. Hier erscheint es mir aber relevant, sich etwas mehr Gedanken zu machen.

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Ich bin eher bei deinem Mann und tröste meine Kinder genauso. Seine Argumentation finde ich richtig. Dennoch ist es völlig ok, wenn andere es anders machen, die Gefühle meiner Kinder "länger begleiten" oder aber auch etwas forscher sind. Man muss nicht alles zerdenken oder in richtig / falsch einordnen. (Klar gibt es Grenzen, z.B. das Kind völlig ignorieren.) Wichtig ist doch, dass das Kind durch die Worte und Handlungen Sicherheit / Geborgenheit erfährt. Auch wenn es dann versteht, was gesagt wird, werden die Worte deines Mannes nicht schaden.

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Was soll er denn sagen? Das Baby hat sich erschrocken 🤷🏼‍♀️

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Mache ich auch manchmal so (wie dein Freund), je nach Situation eben und ehrlich gesagt, glaube ich kaum, dass sich ein Baby oder Kind mit so einem Verhalten nicht geliebt und wahrgenommen fühlt.
Das ist in meinen Augen wieder das berühmte Zerdenken

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Ja, wirklich, dem stimme ich 100% zu!

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Man kann ja grundsätzlich beides machen: Trösten, Gefühle wahrnehmen und dann Einordnung anbieten.

Ich finde den letzten Schritt schon wichtig, damit das Kind auch von euch von der Welt lernt. Vielleicht nicht im Sinne von „das war nicht schlimm“ sondern „Du hast dich erschrocken, weil das oder das plötzlich erschienen ist. Mach dir keine Sorgen, das ist nicht gefährlich. Mama/Papa passt auf dich auf.“

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Genau so sehe ich das auch. Man kann verbalisieren, dass man erkennt, dass das Kind sich erschrocken hat und dann dabei helfen, die Situation einzuordnen, indem man als Bezugsperson Sicherheit vermittelt.

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Ja hab da auch schon drüber nachgedacht. Weil mir das "ist nicht schlimm" sehr leicht rausrutscht und ich es bei einer Freundin auch sehr häufig höre und teils absprechend finde. Ich denke stand der pädagogischen Dinge wäre je nachdem: "oh du hast dich erschrocken. Das war aber zum Glück nicht gefährlich." Oder "oh, ist es so schlimm? Komm her". Ach keine Ahnung.

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Ich versuch mir gerade das "das ist nicht schlimm, alles gut" abzugewöhnen ...
Stattdessen: einfach sagen, was passiert ist und fragen wie es geht. Doll? Gehts schon? Wo genau?
Erschrocken?

So in der Richtung ... Wie du sagst, ist bei dem Kind in dem Moment eben nicht alles gut.

Ob das jetzt einen riesen Unterschied macht, weiß ich nicht. Klingt für mich aber vernünftig. Und unserem ersten Kind hätte es bestimmt geholfen.

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Genauso geht´s mir auch mit dem Abgewöhnen, fühlt sich für mich auch richtig an.
Manchmal rutscht es mir noch raus, aber ich versuche immer dran zu denken und mit der Zeit wird es dann denke ich auch Gewohnheit :)

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Ja, wenn das Kind hinfällt, soll man nicht sagen „nichts passiert“ aber in diesem Fall hat das Kind/Baby sich erschreckt, sich erschrecken ist nicht schlimm, es ist natürlich, passiert uns allen.

Man kann auch wirklich alles zerdenken, aber in dem Fall ist es doch wirklich ein bisschen zu viel

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Ich bin ganz klar auf deiner „Seite“. Erstgenommen fühlt sich euer Kind wahrscheinlich spätestens in der Autonomiephase nicht mehr, wenn Papa sagt, „es ist doch nicht schlimm, dass du den roten Becher wolltest und ich dir den blauen gegeben habe.“ Das kann sich nämlich sehr wohl sehr schlimm anfühlen für 2-Jährige.
Außerdem kann er ja schlecht seine Interpretation von „schlimm“ auf andere Menschen übertragen. Unabhängig vom Alter bewerten Menschen das ja unterschiedlich. Und eurer Kind soll ja lernen, seine eigenen Gefühle wahrzunehmen und zu bewerten, und sich nicht von anderen vorschreiben lassen, wie es sich zu fühlen hat.

Ein guter Mittelweg wäre z.B. bei einer Verletzung: „oh weh, du hast dich verletzt. Ja, ich glaube dir, dass das weh tut. Wir kühlen das jetzt. Das verheilt wieder. Wenn xy ist, ist es wieder weg.“ Das nimmt das Kind ernst, und gibt Zuversicht.

Bei nem erschrockenen Baby reicht meiner Meinung nach: „du hast dich erschrocken. Ich bin da.“

Und bei nem Kleinkind im Wutanfall ist eh gar nichts recht. Da reichts, wenn man das Gefühl wahrnimmt und benennt bzw dem Kind hilft, das zu benennen.

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Schlimm bedeutet nun einmal schlimm. Wörter sind nun einmal definiert. Natürlich muss ein Kind das unbedingt den blauen Becher will aber den roten bekommt lernen, dass dies nicht schlimm ist. Es darf meckern, motzen und weinen und wird getröstet, aber es ist nicht schlimm und es bedarf auch keiner anderen Becherfarbe.

Man braucht sich wirklich nicht über die Kinder zu wundern, wenn sie mit Phrasen, denen sie in ihrer Ausschweifung nicht einmal mehr folgen können, zugetextet werden. Aber wahrscheinlich ist das auch einfach eine andere Art der Ablenkung.

Der Papa hat nicht gesagt, dass nichts passiert ist. Er hat gesagt, dass es nicht schlimm ist. Das Kind hat sich erschrocken. Es ist nichts schlimmes, wovor das Kind Angst haben müsste, es ist aber auch nicht schlimm, dass es sich erschrocken hat und es ist nicht schlimm, dass es weint. Es ist nicht schlimm trifft somit sogar mehrfach zu.

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Exakt! Ich stimme dir absolut zu. :)

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Ich finde das total okay. Es ist ja wirklich nichts Schlimmes passiert. Hauptsache, das Kind fühlt sich getröstet und wahrgenommen. Mit dem Satz spricht man dem Kind nicht seine Gefühle ab.

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Mein 2,5 Jähriger hat diesen Satz letztens mit gegenüber genutzt, als ich mir echt mies weh getan habe. Obwohl ich mich sehr bemühe, dass er diesen Satz nicht zu hören kriegt, ist er wohl doch in seinem Wortschatz angekommen:
Ich muss sagen, ich hab mich ganz und gar nicht getröstet oder wahrgenommen gefühlt.
Ebenso wenig hilft es mir normalerweise, wenn mein Partner meine Probleme/ Schmerzen o.ä. als "nicht so schlimm" einordnet. 🤷

Seitdem bin ich noch viel vorsichtiger mit diesem Satz.

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Es ist aber doch schon ein riesiger Unterschied, ob man Gefühle (es tut mir wahnsinnig weh) oder eine Situation (eine Bothmaschine macht Lärm und man erschreckt sich) mit "ist nicht schlimm" beschreibt. (Das waren jeweils nur Beispiele). Das eine redet meine Gefühle klein, das andere schätzt Gefahren oder Situationen ein. Und ja, da besteht ein deutlicher Unterschied.

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Meine Mutter sagt zu allem „das ist nicht so schlimm“. Das sagte sie schon immer.
Auch wenn meine Kinder sich weh tun und deutliche Schmerzen haben , kommt dieser Satz! Und ich hasse es! Für das Kind ist es nämlich schlimm.

Natürlich gibt es Situationen wo es auch passend sein kann. Und dein Baby versteht es eh noch nicht.