Ab wann ist Trotz „normal“?

Wir haben prinzipiell ein sehr ausgeglichenes und ruhiges Baby. Es lacht viel, freut sich über jeden, fremdeln hatte sie recht früh aber ging auch schnell vorbei. Sie ist jetzt 10 Monate alt und zeigt schon sehr deutlich wenn ihr was nicht passt (wenn man ihr was wegnimmt oder sie wo nicht hinlässt zB). Sie zieht eine Schnute und keppelt dann los und wirft sich rückwärts auf den Boden. Wenn es ganz schlimm ist beißt sie dann weinend irgendwo hinein (in sich, in mich… was hat gerade da ist). Ich frage mich ob das normal ist oder ob wir ein besonders wütendes Kind haben? Sie ist sonst immer am lachen und sie hat nie viel geschrien, außerdem ist sie erst 10 Monate alt. Deshalb wundert mich das dass sie jetzt schon so wütend werden kann.
Jeder hat sie immer als besonders „brav“ beschrieben und jetzt frage ich mich ob sie so ein „im supermarkt auf den boden werfen“-kind
wird (so war ich nämlich!) wird? 😄Wie sind da so eure Erfahrungen?

Bearbeitet von magdi123
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Tja, die entdeckt gerade ihren Willen. Also das was über Bedürfnisse wie Schlafen, essen, Nähe, Beschäftig etc hinausgeht.
Und sie entdeckt dass wenn sie ihren Willen nicht bekommt, sich das ganze nicht wirklich gut anfühlt. Trotz ist das mit Sicherheit nicht.
Sie ist bloß mit der Regulation dieser neuen Emotionen noch überfordert. Jedes Kind hat halt seine Art zu regulieren.
Normalerweise gerade bei älteren kann man Alternativen zur Regulation aufzeigen. Hier würde ich sagen sie darf ruhig in einen Beißring etc beißen, aber wenn sie sich selbst oder andere beißen will, würde ich einfach ruhig "nein" sagen und sie wegnehmen oder kurz wegsetzen. Mit der Zeit kommen mehr Alternativen hinzu sich selbst zu regulieren. Meine Tochter haut auch mit fast 4 noch sehr gerne auf Kissen etc wenn sie wütend ist.

Also um deine Frage zu beantworten: Ja es ist normal. Versuch einfach jetzt schon sie da ruhig zu begleiten damit sie lernt ihre Emotionen zu regulieren auf Dauer.

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Hab eben noch deine Ergänzung zum Supermarkt gelesen. Und ja. Meiner Erfahrung nach, fällt der Apfel oft nicht weit vom Stamm. Meine Tochter hat allerdings mehr das Temperament meiner Schwester. 😅 Die Frustrationstolleranz ist aber wie bei mir seeeeehr gering.
Falls sie so wird. Kein Drama. Daneben setzen, Sturm abwarten, in den Arm nehmen, erklären warum sie xy nicht haben darf, und grundsätzlich Blicke anderer Eltern ignorieren. 😉 Braucht Übung, aber die bekommt man schon genug. Ist zumindest bei mir so. Mit fast 4 ist es aber auch langsam entspannter.

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danke für deine antwort!
trotz war vielleicht das falsche worte aber du hast eh verstanden was ich meine :)
das mit dem beissring werde ich machen! ich will nicht dass sie zur beisserin wird (also andere kinder beißt 😳).
sie schwankt da auch so in den emotionen von lachen zu schreien wieder zu lachen dass ich manchmal selbst nicht weiß was jetzt eigentlich gerade los ist 😄
ich glaube es frustriert sie gerade generell ziemlich viel. sie versucht überall rauf und hin zu kommen, schafft es aber natürlich nicht immer.

bezüglich supermarkt: für mich war sie BIS JETZT eben immer genau mein gegenteil und eher wie mein mann aber das scheint jetzt doch etwas anders zu kommen 😄 meine mama meint aber ich war sonst ein liebes kind und immer lieb mit anderen aber wenn ich was nicht bekommen habe, wie ich es wollte gab es großes drama.

Bearbeitet von magdi123
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Ich finde das Wort "Trotz" so schwierig. Wenn dir jemand etwas wegnimmt oder jemand den Weg versperrt, obwohl du zu einem wichtigen Ziel musst, dann bist du auch verärgert, oder? Und trotzdem würde ich dich dann nicht trotzig nennen.

Mein erstes Kind war gefühlt eigentlich ab Geburt in der Autonomiephase. Mit 8 bis 10 Monaten hatte er definitiv schon sehr klare Vorstellungen und war sehr frustriert, wenn er etwas nicht durfte. Mit 13/14 Monaten hat er "Ja" und "Nein" gelernt und sich wohl gedacht, jetzt da er unsere Sprache spricht, werden wir immer auf ihn hören. Als das nicht der Fall war, war er ganz außer sich und hatte einen Emotionsausbruch nach dem anderen.

Uns ging es ähnlich wie dir. "Wenn das jetzt schon so läuft, wie wird es dann erst mit 2 Jahren?" Wir haben uns umsonst Sorgen gemacht. Seine Emotionsausbrüche haben wir gelernt verständnisvoll und einfühlsam zu begleiten (muss man ja tatsächlich erstmal lernen, beim zweiten Kind fällt es uns sooo viel leichter). Gleichzeitig haben wir bestimmte Grenzen kosequent umgesetzt. Und dann ging es nach und nach bergauf. Der Kleine hat gelernt Grenzen zu akzeptieren, hat zunehmend Übung im Umgang mit Emotionen bekommen und so ab 2 Jahren war das bei ihm eigentlich ziemlich easy, da hatten wir diese Themen längst durch.

Also früh anfangen heißt nicht, dass es insgesamt schlimmer laufen muss!

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Ja, so um den Dreh werden sie einfach manchmal zum Zorngimpel.
Da stellen die meisten Kinder fest, dass sie einen eigenen Willen haben und dass der eben nicht immer erfüllt wird. Das muss man erstmal verkraften können.
Meine Große ist gerade zwei geworden und mit ihr ist auch der Zorngimpel gewachsen. Mittlerweile versteht man nur besser warum sie plötzlich sauer wird. Ändern kann man das aber nicht.
Die Madame war übrigens auch ein total ausgeglichenes, fröhliches und sonniges Baby.
Das ist sie zwar jetzt auch noch aber manchmal wachsen da doch Hörner durch die Locken 😅🤷🏻‍♀️

Wir saßen übrigens schon überall (einkaufen, Stadt, Spielplatz, Restaurant, Kirche usw) mit ihr auf dem Boden und haben sie beim Regulieren unterstützt.
Groß werden ist einfach unfassbar anstrengend und ich finde Verständnis ist das wichtigste was man ihnen in solchen Situationen entgegenbringen kann. Zusätzlich noch schimpfen hilft gar nichts.
Meine Empfehlung zum besseren Verständnis: das gewünschteste Wunschkind der Welt treibt mich in den Wahnsinn. Hat mir sehr geholfen mein Kind zu verstehen.

Bearbeitet von Inaktiv