Abendliche Unruhe = schwieriges Kind?

Hallo liebe Community,

mich würde mal interessieren, wie viele von euch in den ersten 3 Monaten mit abendlicher Unruhe/Schreiphase zu kämpfen hatten und deshalb ihr Baby als "schwierig" bezeichnen würden, oder auch ob ihr das "Schreien ohne Grund" gar nicht erleben musstet.

Ich höre nämlich immer: 'mein Baby war ein Anfängerbaby' oder 'es war ein schwieriges Baby', und ich wüsste gerne, woran man das fest macht und ob es einfach Eltern gibt, die darin noch kein schwieriges Kind sehen, weil es eben nur am Anfang und nur Abends so schlimm war,
oder ob man das Kind deshalb gar nicht mehr als einfach oder als Anfängerbaby bezeichnen kann/würde. Und haben diese Anfängerbabys wirklich soo selten geweint? Waren sie so gute Schläfer? Oder ist das eine total subjektive Wahrnehmung?


Wir sind noch ganz am Anfang und können das glaube ich noch gar nicht richtig beurteilen.
Unser kleiner schreit seit er 2 Wochen alt ist abends, ohne dass man ihm irgendwie helfen könnte. Es ist schon hart, aber weil er am Tag so ausgeglichen ist, ist es mittlerweile für uns aushaltbar. Am Anfang war ich aber sehr verzweifelt/überfordert und habe oft mitgeweint. Wir sind jetzt in Woche 6, und wenn man der Theorie glauben kann, somit beim Höhepunkt angekommen, bevor es hoffentlich dann wieder weniger wird und bis etwa zum 3. Monat ganz aufhören könnte. Wir drücken die Daumen!! Auch da freue ich mich über eure Erfahrungen mit der Situation, wenn ihr sie denn habt.

Herzlichste Grüße

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Ich glaube, dass das ein sehr subjektives Thema ist. Für den einen ist das Kind schwierig weil es 2 Mal die Nacht aufwacht. Für andere wäre das leicht, weil sie es gewohnt sind, 10 Mal und mehr die Nacht aufzustehen. Die Resilienz und das Stressempfinden ist ja bei jedem unterschiedlich.
Ich empfinde und empfangen unser Kind bis heute als wahnsinnig anstrengen weil er ein Ultra High Need Baby ist und quasi Tat und Nacht meckert und schreit. Auch mit 8 Monaten noch. Die Mutter, die genervt ist, weil ihr Kind 1 Mal nachts wach wird würde sich hier wahrscheiblich die Kugel geben. Die Eltern mit dem schwerst mehrfach behinderten Kind, dass auf intensive Pflege angewiesen ist, wären wahrscheiblich wahnsinnig froh in unserer Situation zu sein.
Und letztendlich braucht es doch garkeine Kategorien wie "Anfängerbaby" oder "schwieriges Baby". Jeder kommt mit einem eigenen Charakter und mit Stärken und Schwächen auf die Welt und lässt sich im Gesamten nur schwer einer Kategorie zuteilen - zum Glück :-)

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Du hast Recht, vor allem mit den Eltern, die dankbar wären einfach ein gesundes Kind zu haben, egal ob es dann mal schreit.
Ich bin als frisch gebackene Mutti einfach noch ein bisschen unsicher auf dem Gebiet, und man vergleicht sich dann schon mit den Erzählungen anderer, fragt sich aber gleichzeitig auch, ob wirklich alles gold ist, was glänzt oder wirklich alles so schlimm ist (eine Mutter hat mir Kleidung überlassen mit den Worten, sie bekommt definitiv kein weiteres Baby mehr, weil ihr jetziges so furchtbar ist).

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Hallo :)

Wir haben 2 Kinder im Alter von 3 Jahren und 1,5 Jahren.
Kind 1 hat ab Woche 2 bis zum 4. Monat jeden Abend herzzerreißend geschrien ohne dass wir ihm helfen konnten. Tagsüber war er pflegeleicht, aber er hat in dieser Zeit damals einfach abends 1-2h, selten auch länger, geschrien und nichts hat ihn beruhigt.
Heute, mit 3 Jahren, haben wir zwar schon ein paar Baustellen (Asthma, Polypen, Sprachverzögerung durch Paukenerguss wegen der Polypen) aber das ist nichts, was auf diese Schreiphase damals zurückzuführen wäre. Er ist allgemein eher schüchtern und zurückhaltend, aber motorisch war er Gleichaltrigen immer etwas voraus. Er hat schon früh mit Beikost begonnen und war/ist ein echt unkomplizierter Esser. Seit seinem 1. Geburtstag schläft er durch und seit dem 14. Monat problemlos im eigenen Bett in seinem Zimmer. Ausgenommen seine gesundheitlichen Baustellen war er nach der Schreiphase wirklich super pflegeleicht.

Kind 2 hatte diese Schreiphase nicht. Er hat als Baby sehr selten geweint und ich wüsste nicht, dass er mal längere Zeit nicht zu beruhigen gewesen wäre und sich in Rage schrie. Er ist von Anfang an ein kleiner Sonnenschein, immer fröhlich grinsend unterwegs. Er hat zwar auch eine gesundheitliche Baustelle, die tut aber bzgl der Entwicklung nichts zur Sache. Allerdings hab ich mir bei Kind 2 schon mehr Sorgen um alltägliche Dinge wie essen & schlafen gemacht. Er lässt sich mit mittlerweile 1,5 Jahren nicht abstillen, egal was ich versuche (und ich bin nicht konsequent genug, sein quengeln zu ertragen). Das Essen lief bis zum 13. Monat echt gar nicht, erst seit Kurzem isst er am Tisch mit. Brei war schon immer uninteressant und Familienkost hat er lange, lange verschmäht. Er möchte auch nicht im eigenen Bett schlafen und wird auch immer noch 2-3x pro Nacht wach.

Du siehst, das Dauer-fröhliche Kind ohne Schreiphase verlangt mir heute mehr ab als das Kind mit Schreiphase;) meiner Erfahrung nach sagt es absolut nichts darüber aus, wie sich ein Kind entwickelt. Meine Jungs sind total verschieden, das ist aber echt reine Charakter-Sache und hat nichts mit der Schreiphase zu tun.

Haltet durch, es wird tatsächlich bald besser :)

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Danke für deine Nachricht! Das ist schön zu hören, dass sich die kleinen noch ganz anders entwickeln können.
Wir halten durch und drücken die Daumen, dass es bald etwas einfacher wird :)

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Also ich stecke auch gerade mit meinem 2. Kind in der Schreiphase und kannte diese bis dato noch gar nicht! Mein erstes Kind hatte sie nicht und wäre mein erstes Kind wie mein zweites, wäre er vermutlich Einzelkind geblieben!

Es stresst mich dermaßen, dass ich meine Tochter abends und Nachts nicht zur Ruhe kriege. Ich bin ehrlich, ich muss mich stark zusammen reißen, dass ich nicht wütend werde. Es geht stundenlang mit dem Schreien und zappeln, und der Schlafmangel macht mich fertig.
Es stört die Bindung leider sehr. Vielleicht weil ich es noch nicht akzeptieren kann, dass es einfach so ist wie es ist :-(
Ich hoffe so sehr, dass es besser wird!!! Ich würde mir echt die Kugel geben, wenn es so viel länger dauert. Ich zähle jetzt schon die Tage bis zur 12. Woche und kann die Zeit überhaupt nicht genießen. Ich kann nicht mehr verstehen, wie jemand die Babyzeit toll finden kann!!! Obwohl ich mit meinem Sohn so ein friedliches Baby hatte und die Zeit damals wirklich angenehm war. Es macht so viel kaputt... Klar schlimmer geht immer. Aber für mich ist das schon die Grenze um ehrlich zu sein

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Interessante Frage. Ich denke auch, Leute verwenden die Begriffe eher nach der Frage, wie es ihnen mit dem Baby geht. Ich habe vor kurzem durch Zufall (ging um eine Frage hier) eine Doktorarbeit quer gelesen, in der es um die Frage „Baby schreien lassen“ ging.

Hier wurde einen amerikanische Studie zitiert, nach der Eltern befragt wurden, ob ihr Kind viel oder wenig schreit und dann sollte angegeben werden, wie viele Stunden es am Tag schreit und dann kam heraus, dass die Kinder von den Stunden her gleich lange schreien, egal ob ihr Eltern „schreien viel“ oder „schreien wenig“ angekreuzt haben. Das fand ich erstaunlich.

Ich habe den Begriff „Anfängerbaby“ auch mal verwendet. Und wurde dann von unserem Kinderarzt aufgezogen, dass er das so oft hören würde und sich fragen würde, was das heißen soll.

Ich machte es daran fest, dass ich trotz allem, was wir schon an Stress hatten (schwere Erkrankung und OP schon mit 2 Wochen, Schiefkopf mit Physio, Ostheo, konsequenter Seitenlagerung), ich immer das Gefühl hatte, dass unser Baby selber einfach ein freundliches, gelassenes und leicht zufriedenzustellendes Baby ist.

Die kompletten ersten drei Monate waren die Nacht hart, er wachte alle 1-2 Stunden auf - trotzdem empfand ich ihn als einfaches Baby. Wir hatten nie Schreiattacken, wo er „grundlos“ länger als 10 Min geschrieen hat. Wenn er geschrieen hat, gab es immer einen erkennbaren Grund. Ich denke schon, dass das sehr viel ausmachte!

Heute mit 6 Monaten empfinde ihn übrigens als sehr anstrengend - bei uns wurde es iwie schwieriger, weil er immer unzufriedener wurde, der Schlaf sich wieder verschlechtert hat, er sich immer weniger allein beschäftigt und viel mehr getragen werden will. Ich denke, es kommt wegen all der Veränderung (Brei, Robben, mehr wahrnehmen) und hoffe, es ist eine Phase die wieder geht… wir werden sehen.

Vergleichen bringt übrigens gar nichts. Kinder und Eltern (!) sind einfach als Menschen viel zu verschieden.

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Das mit der Angabe der Stunden, die die Babys schreien, und dass sie egal wie sie bezeichnet wurden gleich lang waren, ist echt spannend! Die Studie passt ja dann genau auf meine Frage. Hast du da zufällig einen Link dazu?
Dann scheint es ja wirklich so zu sein, dass manche"Schreibabys" vielleicht gar keine sind und andersrum.
Ich glaube auch, dass es viel ausmacht, ob das Baby sonst im Großen und Ganzen zufrieden scheint. Wenn es den ganzen Tag einen unzufriedenen Eindruck macht (das muss ja nichtmal so sein) ist der Druck glaube ich schon belastender

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Ich hoffe, das war auch tatsächlich die Quelle (habe mich quer durch gelesen), aber die genannte Doktorarbeit heißt „Remember the Time you Cried”
Schreienlassen im Säuglings- und Kleinkindalter und der Einfluss von emotionaler und körperlicher Zuwendung auf das kindliche Stressverhalten“ (2021) von Maute, Uni Konstanz, und steht als Voll-PDF im Netz. PDFs verlinken geht glaube ich nicht?

Hier gehts aber im Schwerpunkt um Forschung zur Praktik „schreienlassen“. Sie zitiert hunderte von Studien, und es geht auch viel um kulturelle Unterschiede im behandeln und wahrnehmen vom Babygeschrei - es scheint so zu sein, dass westliche Eltern da nicht so viel tolerieren können wie andere Kulturen. Ich lese auch nochmal quer, falls es doch wo anders stand, schicke ich nach.

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Huhu, meine Tochter ist aktuell 7 Wochen alt. Eigentlich ist sie ziemlich unkompliziert außer sie hat Bauchweh. Ab und zu schreit sie aber auch wie dein Kind abends gerne mal 1-2 Stunden. Nicht jeden Tag eher seltener aber meist ist es dann vor dem schlafen gehen. Entweder hat sie auch da Bauchweh oder verarbeitet da den Tag. Sie lässt sich dann auch kaum beruhigen aber als anstrengend würd ich sie wegen dem ab und an abends schreien nicht betiteln. Nachts kommt sie meist zwischen 3&4 und dann zwischen 6&7. ich würde bei meinem eigentlich eher Richtung „Anfängerbaby“ gehen da sie tagsüber super pflegeleicht ist und ich sie auch gut mal ablegen kann ect.

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Ich persönlich sage über meinen kleinen, dass er ein Anfängerbaby ist. Er ist recht pflegeleicht, eigentlich sehr zufrieden immer, lacht viel und weint eigentlich kaum noch, spielt alleine ist auch nicht sehr anhänglich und lässt sich ablegen. Er ist jetzt 7 Monate.
Aber in der Zeit zwischen 2 und 3 Monaten hat er auch jede Nacht vorm schlafen gehen gut 1-2h geschrien. Da hab ich ihn wirklich schreiend durch die wohnung getragen und nix hat geholfen, also wirklich nichts. Mit ca 12 Wochen hatte er eine Woche in dem man ihn keine 5min ablegen konnte und er hat eigentlich dauerhaft gequengelt. Ich vermute da sind ihm auch die Zähne eingeschossen.
Das macht für mich aber noch kein schwieriges Baby. Für mich waren das lediglich schwierige Phasen, die aber vermutlich jeder durchsteht.
Wir hatten auch Phasen, in denen er super schlecht geschlafen hat und auch jetzt ist er nicht der allerbeste Schläfer (zumindest nachts). Für mich klappt das aber so und ich bin nicht müde - ich weiß es ginge auch noch schlimmer. Trotzdem ist er insgesamt (und das sagen mir auch viele Außenstehende) mit eins der bravsten Babys, die ich je erlebt hab.
Seine Grundzufriedenheit ist auch bisher geblieben. Motorisch ist er nicht der schnellste aber sein Gemüt ist so entspannt. Er hat eine wahnsinnig hohe Frustrationstoleranz, das konnte ich schon so oft beobachten. Ihn lockt nichts so leicht aus der Reserve, wenn er irgendwas nicht schafft. Er kann das dann gut einfach akzeptieren und probiert es einfach zu einem anderen Zeitpunkt nochmal. Ich finde er kommt sehr nach seinem Vater :) der ist genauso unaufgeregt und genügsam☺️
Man konnte mit meinem Kleinen auch immer alles machen und ihn immer überall mitnehmen, da er überall seine Naps machen kann solange die Trage dabei ist.
Ich glaube aber auch, dass der Kleine so ruhig ist, weil ich seeeehr an Routinen festhalte - er braucht das einfach.

Bearbeitet von bestofcats
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Also ich Knall meinen Sohn aktuell Abends, wenn Schlafenszeit ist in die Trage und gehe mit ihm raus. Unterm gehen wiege ich ihn bei jedem Schritt hin und her. Manchmal braucht er 5 min. manchmal 30 min. bis er schläft. Ich denke es hängt auch davon ab wie viel man für sein Kind macht und auf welche Ratschläge man hört aller "machst du's einmal, musst du's immer machen" oder "verwöhn" ihn nicht.

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Diese abendliche Schreistunde hat nichts damit zu tun ‚wie viel man für sein Kind macht‘

Solche Sprüche sollte man sich wirklich sparen, das verunsichert nur andere.

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Ich verstehe was du sagen willst. Trotzdek sollte man nicht jegliche Schuld auf das Kind wälzen.

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Laut meiner Hebamme sind Neugeborene und Babys die ersten Monate abends fast alle so!
Da ist der Tag dann einfach zuviel, das muss alles verarbeitet werden und das gleiche gilt für die Eltern ja auch, da sind die Nerven langsam aufgebraucht.
Deshalb würde ich trotzdem nicht von schwierigen Kindern reden.
Unsere hat das auch oft, da kommt man dann auch zu nichts weil nur tragen und stillen hilft, natürlich zehrt das an den Nerven, aber insgesamt ist sie meist gut drauf. Trotzdem gibt es gute und schlechte Tage und Nächte.

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Danke! Man macht sich einfach Sorgen. Wo man sich vielleicht einzuordnen hat (ich weiß das ist eihentlich total doof) und ob man in seinem Fall noch irgendetwas besser machen könnte oder weniger besser ist... Ich habe leider auch keine Hebamme als Hilfe. Wenn dann das Baby auf einmal so loslegt, ist man erst mal erschrocken. Es ist beruhigend, dass das so normal zu sein scheint

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Das ist die sogenannte Hexenstunde. Haben sehr viele Babys.

Unsere hatte das auch. Wir dachten die ersten 3 Tage ‚Oh Gott, Schreibaby??‘

Aber wenn man dann einfach akzeptiert, dass du nichts machen kannst dann wird’s leichter.
Wir sind am besten damit gefahren sie dann zwischen uns zu legen und sich ausschreien zu lassen mit einer Hand auf ihr.
Denn egal was man sonst tut, das verschlimmert es nur.

Und nein, ich würde ein Baby deswegen absolut nicht als ‚schwierig‘ bezeichnen. 🥲 da gibt es wesentlich schlimmeres.
Unsere Tochter würde ich trotzdem als Anfängetbaby bezeichnen.

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Vielen Dank für deine Worte :)
Die Erfahrung haben wir auch gemacht, egal was wir versucht haben, wir haben es damit nur in die Länge gezogen. Wenn er sich einfach mal mit uns ausweinen darf, ist es schneller überstanden. Leicht ist das natürlich trotzdem nicht auszuhalten, aber ich glaube es wird besser, wenn man sich damit arrangiert hat