Koliken Kummer

Hallo,
ich muss mir mal den Kummer von der Seele reden. Mein kleiner Junge ist etwas über 4 Wochen alt. Seit er 1,5 Wochen alt ist, kämpft er mit Koliken. Er hat furchtbare Blähungen und krampft zusammen, schläft kaum noch. Egal zu welcher Uhrzeit, er hat Schmerzen und es wird von Tag zu Tag schlimmer. Wir haben alles probiert, waren beim Arzt und Osteopathen. Jegliches „Wundermittelchen“ haben wir probiert. Massagen, Badewanne, Fliegergriff etc. Nichts verschafft ihm Linderung.
Er ist ein absolutes Wunschkind. Bevor er da war, saß ich viele Stunden in seinem Zimmer und habe mir voller Glück und Vorfreude vorgestellt, wie es wohl ist, wenn er da ist. Und jetzt liebe ich ihn abgöttisch, habe noch nie jemanden mehr geliebt, aber ich verwünsche jeden Tag, den er da ist. Er hat solche Schmerzen, die ich ihm nicht nehmen kann. Er leidet so sehr. Niemals hätte ich mich so auf mein Kind gefreut, hätte ich gewusst, wie qualvoll seine ersten Wochen sein werden. Ich versinke in seinen Qualen. Hasse jeden Tag, möchte nirgendwo hin, schaffe es oft nicht mal aufzustehen, um mir die Zähne zu putzen. Jeder Schrei dringt mir durch Mark und Bein, gibt mir das Gefühl, als Mutter zu versagen. Ich hatte früher eine Depression und spürte mich nun wieder abrutschen. Dabei muss ich für ihn stark sein, er braucht mich. Mein Mann ist zwar da und versucht alles, um ihm und mir zu helfen, doch lässt sich unser Sohn nicht von ihm beruhigen. Wie soll ich die weigern Woxhen überstehen? Wie soll ich meinen Sohn auch nur in den Arm nehmen mit dem Wissen ohnmächtig gegenüber seinen Schmerzen zu sein? Wie soll ich meinem Sohn erzählen, dass alles gut wird, wenn es doch noch schlimmer wird?

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Hallo!

Fühl dich erst einmal gedrückt.

Ich erinnere Micha ehr gut an die ersten Wochen unserer ersten Tochter. Sie hatte auch diese Probleme und war sehr extrem. Trotz voll Stillens hatte sie Verstopfung, Koliken und war ständig am schreien. Sie ist generell ein sehr anspruchsvolles Kind, immernoch. Mit 6 Wochen haben diese Koliken ihren Höhepunkt erreicht.

Eine Nachbarin von uns hat uns Windpulver empfohlen, das war unsere Rettung. Frage entweder deine Hebamme danach oder schau in der Bahnhofsapotheke nach. Danach ging zumindest der Stuhlgang gut voran. Geschrien hat sie trotzdem noch viel, wenn auch etwas weniger.

Sprich dringendst mit deinem Partner/Hebamme/Frauenärztin/Mutter oder wem auch immer über deine Gefühle.
Hole dir Hilfe ran, damit du das Geschrei nicht alleine ertragen musst. Somit kannst auch du gelassener bleiben und für deinen Sohn da sein. Hauptsache es ist jemand für ihn da, das macht es auch für die Kleinen leichter zu ertragen und sie fühlen sich nicht allein.

Hast du evtl ein Tragetuch zu Hause? Benutze dies oder leihe dir eins aus. Du kannst spazieren gehen. Oft hilft das den Kleinen oder auch der Mama sehr gut. Kuscheln und frische Luft tut gut.

Du kannst auch Ohrenstöpsel oder Kopfhörer mit Musik benutzen. Das lässt einen alles etwas einfacher ertragen. Du kannst für dein Kind da sein, musst dich aber diesen Qualen nicht aussetzen und kannst Gelassen bleiben.

Und zu guter letzt: Du bist nicht allein und alles geht vorbei. Unsere Tochter ist mittlerweile zwei Jahre alt und hat sich sehr gut entwickelt. Sie ist zwar noch anspruchsvoll, hat aber definitiv keine Koliken mehr und ein sehr gutes Verhältnis zu uns Eltern und allen anderen Familienmitgliedern.

Hol dir jede Hilfe die du kriegen kannst. Du musst da nicht allein mit ihm durch. Viele Hände tragen ein Kind und Liebe ist von keiner Ecke verkehrt.

Ganz liebe Grüße und viel Kraft!

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Vielen Dank für deine ausführliche Antwort und die lieben Worte. Was du schreibst, klingt zu 100% nach meinem Sohn. Windpulver habe ich bestellt, leider kommt es erst nach Weihnachten. Lieben Dank auch für die Tipps. Es ist gut zu hören, dass es besser wird und man nicht alleine ist.

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Huhu,

Erstmal: fühle dich ganz ganz doll gedrückt!!
Du versagst nicht, sondern gibst alles was du hast und kannst, allein deine Sorgen und Mitgefühl sprechen doch dafür das du eine tolle Mutter bist!!
Als Mama hat man das Gefühl jeden Kummer und Schmerz heilen zu müssen, jedes bisschen an Weinen oder Unruhe richtig zu deuten um auch ja auf alle Bedürfnisse direkt eingehen zu können…

Aber manchmal hilft nur da sein, aushalten, liebevoll begleiten.

Du bist nicht allein! Auch hier war es anfangs sehr herausfordernd. Mini ließ sich nur von mir beruhigen, bei meinem Mann hat er die ersten Wochen nur geweint und geschrien. Wir waren völlig verzweifelt, mein Mann dachte schon er wird „nie“ eine Bindung aufbauen können, ich hatte null Entlastung… In solchen Momenten wird der Druck so enorm, weil man das Gefühl hat alles lastet auf den eigenen Schultern!
Nun heute lieben dich die zwei heiß und innig, es wird nur geblödelt und gelacht :)
Es braucht Zeit.
Auch die Koliken. oder wie manche auch sagen die Anpassungsstörungen.. es braucht Zeit. Ich war auch so massiv gestresst, mir graute es vor jedem Abend, denn Mini hat einfach stundenlang durchgeschrien bis er total erschöpft war. Es war das Allerschlimmste.

Meine „kleinen“ Tipps:
- Oropax oder gute Kopfhörer mit Musik die dich entspannt oder die dir ein gutes Gefühl gibt
-Atemübungen!!
-hör dir eine Meditation an die Beruhigung verschafft oder positive Affirmationen, dass kann helfen negative Gedankenspiralen zu blockieren

Verschaff dir Verschnaufpausen wenn nix mehr geht. Auch du darfst an der frischen Luft durchatmen, selbst wenn dein Baby bei Papa weint.

Das ist anfangs manchmal wirklich das nackte Überleben!!!

Es wird besser, definitiv. Wann genau ist bei jedem Baby unterschiedlich, bringt nix sich auf ein gewisses Wochenalter zu versteifen und zu freuen. Es kommen sich immer wieder stressige Phasen, aber man lernt und übt sich darin ruhig zu werden, zu begleiten und ja auch mal selber Frusr und Wut und Hilflosigkeit zu spüren unf loszulassen!

Wegen deinen früheren Depressionen: hat du eine Hebamme die sich mit dir austauscht? Beobachte dich genau und teile dich mit!! Ja man kann eine Wochenbettdeoression entwickeln, meistens ist aber auch eh alles so anstrengend und belastend das man das Gefühl hat es läuft nicht richtig bzw. normal.
Sicher kennst du deine typischen Anzeichen. Was hilft dir in solchen Situationen? Am besten wäre auch sich präventiv jetzt zu kümmern, vllt auch mit deinem Hausarzt zu sprechen.

Aber auch hier: ich hatte super Angst vor einer Depression, hatte auch in der Vergangenheit psychisch zu kämpfen. Es war Hauptsächlich nur die Angst, ich war komplett stabil. Da waren nur diese Sorgen „bald nicht mehr zu können und was dann?“
Es hat sich nicht bestätigt, es war nur eine von vielen Horrorszenarien die ich mir ausgemalt hatte.

Ich hoffe dieser Text hilft dir ein bisschen.
Fühl dich umarmt ❤️

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Danke für deine ausführliche Nachricht und die lieben Worte. Ich bin froh zu hören, dass auch andere dieselben Erfahrungen gemacht haben. Lieben Dank auch für die Tipps. Meine Hebamme ist informiert und versucht auch ihr bestes, um mich zu unterstützen.

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Achja ganz vergessen:

regelmäßig Abhalten war unser gamechanger 🙏🏼 hat zwar die Koliken nicht in Luft aufgelöst, aber zwischendurch Erleichterung verschafft.

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Ich verstehe dich gut. Meine Tochter hatte auch sehr viele Schmerzen.
Ich habe voll gestillt. Als sie 8 Wochen alt war hatte ich mich durchgerungen eine eliminationsdiät zu machen.
Und das war es, aus irgendwelchen gründen hatte sie Probleme mit dem was ich gegessen hatte.
Bei mir war es Gluten und Milchprodukte.
Hülsenfrüchte inklusive Nüsse hatte ich auch weggelassen.

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Hallo, das klingt schlimm.
Mein Neffe hatte auch so starke Bauchschmerzen und die Hebamme hat meiner Schwester dann "Windi" empfohlen, die gibts bei DM, sind so kleine Einwegkatheter die dem Kind eingeführt werden zum Druck ablassen. Man solls nur nicht ständig machen, damit das Kind nicht aufhört sich selbst anzustrengen, sondern nur bei Schmerzen. Das hat ihm dann sehr gut geholfen.