Regulationsstörung Erfahrungen

Hallo,
bei meiner 6 Monate alten Tochter wurde eine Regulationsstörung diagnostiziert. Sie saugt alles auf wie ein Schwamm und muss immer schauen, schafft es aber nicht, die vielen Reize zu verarbeiten. Deshalb ist sie sehr unruhig (schnelle Atmung, zitternde Hände und Arme, starke Körperspannung und bis sie 10 Wochen alt war jeden Abend stundenlanges Schreien). Durch diese Unruhe, die im Laufe des Tages immer schlimmer wird, hat sie auch sehr viel Mühe einzuschlafen und schläft sehr unruhig. Wir hatten auch schon einen Termin in einer Ambulanz für Regulationsstörungen, wo wir einige hilfreiche Tipps bekommen haben. Vielleicht gibt es hier ja jemanden mit ähnlichen Erfahrungen? Mich würde interessieren, wann es bei euren Kindern besser wurde und ob jemand eine Möglichkeit gefunden hat, seinem Kind mit der Anspannung/der Verarbeitung der Reize zu helfen. (Trage bringt nichts, die akzeptiert sie nur, wenn sie sehr gut drauf ist, sonst stresst sie das eher. Überhaupt mag sie Enge nicht, pucken konnten wir sie deshalb auch nie). Alles was empfohlen wird wie ruhige und strukturierte Tagesabläufe machen wir. Ich freue mich auf Erfahrungsberichte.

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Hallo Anja,

bei meinem Kind wurde auch eine Regulationsstörung diagnostiziert. Die von dir angesprochenen Probleme kenne ich. Wir mussten ihn auf dem Arm tragen. Schlafen hat nur mit stundenlangem Tragen funktioniert. Nachts dann auch noch einmal 2-3x für jeweils bis zu einer Stunde. Er ist jetzt 3,5 und inzwischen sehr unkompliziert, wenn wir darauf achten, dass er nicht hungrig und müde ist. Viel Input ist kein Problem und er lässt sich auch in schwierigen Situationen gut manövrieren, weil er eine sehr gute Bindung zu seinen Bezugspersonen hat.
Wann es besser wurde kann ich dir nicht genau sagen, weil ich nicht weiß, was du damit meinst. Das Verhalten ist in unterschiedlichen Dimensionen anstrengend gewesen.
- Einschlafbegleitung durch Tragen mit 16 Monaten, nachts konnten wir einige Monate später damit aufhören
- Schnuller mit anderthalb
Nächtliche Flasche mit 2 Jahren
Um die zwei Jahre kam noch einmal ein Schub, der heftig war, und wo er eine Stunde lang geschrien hat und dann vor Erschöpfung eingeschlafen ist. Seitdem das durch ist, ist es sehr nett und oft einfacher als ich es bei anderen Gleichaltrigen erlebe.

Insgesamt wurde es immer einfacher, je verständiger er wurde. Insgesamt ist aber trotzdem viel Sicherheit notwendig. Bei uns war körperliche Präsenz immer gut. Als Baby eben auf den Arm nehmen, als Kleinkind lange tragen und inzwischen auch immer noch Hand auflegen oder an die Hand nehmen in schwierigen Situationen. Das fällt uns Eltern aber recht leicht, weil wir das Kind gut lesen können. Andere merken es nicht und so sind Kita-Eingewöhnungen schwierig, auch weil uns Eltern nicht geglaubt wird. Neue Situationen müssen wir immer erklären (Wer ist da? Was passiert? Wie lange bleiben wir? Wo ist was?). Das geht aber automatisch, ohne dass wir uns Gedanken darum machen. Er ist 3,5 und inzwischen ist es richtig einfach, weil wir gut eingespielt sind. Und eine gute Portion Akzeptanz ist auch notwendig gewesen. Wir konnten das Kind nicht ändern. Sich darüber beklagen war sinnlos und hat nur unsere Stimmung herunter gezogen, also sind wir recht stoisch den Bedürfnissen gefolgt und haben auch oft über uns selbst gelacht, was für einen Zirkus wir aufgeführt haben. Als er 6 Monate alt war, mussten wir den ganzen Tag am Fenster stehen. Nach 6 Stunden habe ich an den Mann abgegeben. ;-)

Mein zweites Kind war als Baby sehr viel einfacher und ist es bis heute noch, dennoch kamen wir nie dazu eine Methode zu entwickeln sie zuverlässig zu beruhigen, sodass sie bis heute in schwierigen Situationen sich selbst reguliert und wir wie die Deppen daneben stehen, weil wir nichts tun können. Das fühlt sich für mich wesentlich schlechter an, als aktiv etwas tun zu können.

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Vielen Dank für deine Antwort. Stundenlanges Tragen und am Fenster stehen kenne ich nur zu gut ;) Leider hat sie im Moment eine Phase, wo sie oft auch nicht gern getragen wird. Dann weiß ich gar nicht mehr, wie ich ihr durch die Unruhe und die Anspannung helfen soll, weil sie dann auch nicht gestreichelt werden möchte und jede Positionsänderung sie stresst.
Mit „besser werden“ meinte ich, ob es einen Zeitpunkt gab, wo man gemerkt hat, dass die Kinder nicht mehr so überfordert waren und die Unruhe nachgelassen hat. Für mich ist es einfach so schlimm, ihr in solchen Momenten, wenn sie so angespannt ist und zittert und schnell atmet nicht helfen zu können. Ich würde mir einfach wünschen, dass ihr unsere Nähe soviel Sicherheit gibt, dass sie „loslassen“ kann. Aber vielleicht kommt das ja noch. Laut dem Psychologen in der Ambulanz ist sie sicher gebunden.
Auf jeden Fall ist es schön zu lesen, dass sich bei euch alles so gut entwickelt hat. Das gibt mir Hoffnung :)

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Das wurde besser seitdem er laufen konnte. Insgesamt hat es immer beruhigt, wenn er etwas selber machen konnte. Ihn hinsetzen, ohne, dass er dies selbst konnte, ging gar nicht. Aber als er sich selbst hinsetzen konnte, war alles prima. Der erste richtige Durchbruch kam dann beim Laufen. Bisschen besser wurde es schon beim selbstständigen Essen von Maisstangen. Allerdings wollte ich die nicht immer geben, wenn er unzufrieden war. Das hätten wir in Ausnahmesituationen noch weiter auskosten können.

Die von dir angesprochene Unzufriedenheit kenne ich nur zu gut. Ich habe eine ganze Fotoserie vom grimmigen Kind, wie er den Flieger gemacht hat, weil er nicht weg kam, aber wollte. ;-) Beim zweiten Kind, dem ausgeglichenen, habe ich auf all die Probleme gewartet, aber sie kamen nicht.

Hast du schon probiert Musik zu hören und zu tanzen und zu singen, also herumzualbern? Anne Kaffeekanne hören, mitsingen und dabei das Kind fliegen lassen, war hier der Hit. Da gibt es aber bestimmt auch noch andere Lieder. Super war auch sich vor das Kind hinstellen und irgendwelche Faxen machen. Mein Mann hat den O-Ball immer mit den Armen um sich herum wandern lassen und dabei ein bisschen im Takt gewippt. Das Kind hat sich nicht mehr eingekriegt.

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Hallo meine Liebe,

bei uns ist es auch so. Ich hoffe, dass es einfach irgendwann weg geht. Wir machen alles mögliche wie Osteopathie etc. Es wird irgendwie schlimmer mit zunehmendem Alter. Baby ist 8 Monate alt.
Liebe Grüße

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Hallo,

Danke für deine Antwort. Inwiefern wird es bei euch schlimmer? Es heißt ja immer, dass es mit der Zeit besser wird.

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Schlafen , vor allem nachts ist schlimmer und brüllen, dass niemand beruhigen kann. Osteopathie hilft aber schon. Vielleicht ist das was für euch. Können auch die Zähne sein, die drücken, was es jetzt besonders schlimm macht.

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