Geschwisterkind trifft Baby
Wenn Geschwisterkinder das neue Baby zum ersten Mal sehen, ist dies ein besonders spannender Moment für alle Familienmitglieder. Wie wird die große Schwester bzw. der große Bruder reagieren? Neugierig, stolz, entzückt? Oder aber ablehnend und eifersüchtig?
Magischer Moment des ersten Kennenlernens
In einer Umfrage im urbia-Forum berichten Mütter von den unterschiedlichsten Reaktionen ihrer „Großen“. Viele haben dieses erste Kennenlernen zwischen Baby und Geschwisterkind als einen magischen Moment in Erinnerung behalten. So auch Userin „kikaninchen“, die sich noch genau an den Gesichtsausdruck ihrer dreijährigen Tochter erinnert: „Ehrfürchtig, erstaunt und total glücklich!“ Voller Liebe blickte auch das Söhnchen von „gruener_urmel“ zum ersten Mal ins Krankenhausbett und sagte zu dem kleinen Menschlein darin: „Du bist meine Schwester - ich bin immer für dich da und passe auf dich auf.“ Eine Anekdote zum Schmunzeln weiß „klakie“ zu berichten: „Mein Sohn war damals drei Jahre alt, als ich mein zweites Kind zur Welt brachte. Als er sie zum ersten Mal sah, fragte er `Beißt die?´“
Einfach faszinierend!
urbia-Mama „kleine1102“ hat drei Kinder, sodass sie den Zauber der ersten Begegnung gleich zweimal miterleben durfte. Bei der Geburt der mittleren Tochter war die Älteste erst 25 Monate alt: „Das Kennenlernen in der Klinik war sehr rührend und irgendwie, als ob die beiden sich schon ewig kennen würden. Quasi Liebe auf den ersten Blick.“ Als dann die dritte Schwester das Licht der Welt erblickt hatte, standen die großen Mädels zu zweit neben dem Babybett: „Unsere Kleine hat geschlafen und ihre großen Schwestern haben sie dabei stundenlang ganz ruhig und fasziniert beobachtet. Sie haben sich kaum getraut zu sprechen oder sich zu bewegen. Völlig hin und weg von der Tatsache, dass unser Baby jetzt tatsächlich und endlich auf der Welt ist!“ Ähnlich hat es „nina_1981“ erlebt, die diesen magischen Moment in einem Foto festgehalten hat: „Wie sie da an diesem Bett stand: staunend, ungläubig, zurückhaltend und ganz still. Zuckersüß.“
Kontaktaufnahme erwünscht!
Die stolzen Geschwister sind meist ganz fasziniert von dieser neuen Welt, in die sie eintauchen, wenn das heiß ersehnte Baby endlich da ist. Nicht verwunderlich, wenn sie dann gleich den kleinen Wonneproppen streicheln, küssen, auf dem Arm halten oder füttern wollen. Diese Kontaktaufnahme sollte man den „Großen“ auch ruhig zugestehen. Mit etwas Hilfe und einem Kissen unterm Arm können sogar die Kleinsten schon ein Neugeborenes auf dem Schoß halten, um den Familienzuwachs „beschnuppern“ zu können. urbia-Userin „trickkiste“ schwärmt, wie stolz ihr fast fünfjähriger Sohn damals war: „Wir haben ihn auf das Bett gesetzt und ihm seinen kleinen Bruder in die Arme gegeben. Das Grinsen in seinem Gesicht war unbeschreiblich. Ich konnte nicht glauben, dass ein kleiner Junge so viel Empathie haben kann für ein Baby. Er wollte ständig für das Baby da sein, ihn umziehen, mit ihm spielen, ihn baden, auf ihn aufpassen...“ urbia-Mama „ultimo“ erinnert sich: „Als mein Mann das erste Mal mit unserem Sohn zu uns ins Krankenhaus kam, schaute er etwas skeptisch in den Rooming-In-Wagen. Als seine Schwester ihn dann groß anschaute, war's um ihn geschehen. Er war stolz wie Oskar, als er sie (mit Hilfe) auf den Schoß nehmen und dem Schwesterchen die Flasche geben durfte.“ Um der Eifersucht vorzubeugen, sollten die Geschwisterkinder von Anfang an bei der Babypflege helfen dürfen. „littlequeen“ berichtet, wie sie ihre 30 Monate alte Tochter einbezog: „Sie war beim Waschen von Anfang an für die Füße zuständig und gewickelt habe ich zu Beginn auf dem Boden, sodass die Große ihre Puppe direkt daneben wickeln konnte. Gestillt haben wir auch Tandem (also ich das Baby und die große Schwester ihre Puppe).“
Vorbereitung auf die neue Situation
Ein Kind am Babyglück teilhaben zu lassen, fängt aber schon an, bevor das Neugeborene auf der Welt ist. Andreas Engel, Stellvertretender Vorsitzender der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung, rät: „Man muss die Geschwisterkinder schon in der Schwangerschaft einbeziehen und vorbereiten, nicht erst am Tag der Geburt. Man kann sich mit den Kindern deren Babybilder anschauen oder spezielle Bilderbücher zu diesem Thema. Ebenso kann man die Geschwister mit zum Ultraschall nehmen oder sie am Bauch der Mama hören und fühlen lassen.“ Der Diplom-Psychologe empfiehlt, die älteren Geschwister auch in die Vorbereitungen einzubinden: „Wenn man beispielsweise Babyhemdchen kauft oder einen Kinderwagen aussucht, sollten die Kinder teilhaben dürfen. Mit Spielkinderwagen und Puppen lässt sich der Umgang mit einem Säugling auch schon ein wenig üben, damit sie sehen, wie es ist, wenn das Baby da ist.“
Die Zweijährige von „kleine1102“ war von Anfang an live dabei: „Sie hat bereits verstanden, dass da ein Baby in Mamas Bauch wächst und dieses durch meinen Bauchnabel an ihrem Schmusetuch riechen, an ihrem Schnuller nuckeln und von ihrem Essen abbeißen lassen.“ Als dann Tochter Nr. 3 im Anmarsch war, wurden die großen Schwestern wieder ganz selbstverständlich mit einbezogen: „Sie durften mit zum ‚Baby-Fernsehen’ bei der Frauenärztin, sie haben den Kugel-Bauch eingecremt, dem Baby ‚da drinnen’ Spieluhr-Musik vorgespielt und ihm etwas erzählt.“
Was erwartet das Geschwisterkind?
In den meisten Fällen sehen die Geschwister das neue Baby im Krankenhaus zum ersten Mal, bei einer ambulanten Geburt findet diese Premiere zu Hause statt. Egal wo, ein „Massenauflauf“ aus Freunden oder Großeltern sollte vermieden werden, damit die frischgebackenen Geschwister Zeit haben einander in Ruhe zu beschnuppern und kennen zu lernen. Gerade bei Besuchen in der Klinik müssen die Kinder aber darauf vorbereitet sein, was sie dort erwartet, sonst könnte sie die Krankenhausatmosphäre auch erschrecken. Sie sollten zudem damit rechnen, dass Mama noch etwas müde und erschöpft ist und vielleicht noch eine Kanüle in der Hand hat. Gab es bei der Geburt Komplikationen, hängt das Neugeborene eventuell selbst an einer Infusion oder an Überwachungsgeräten. Je nach Alter und Charakter des Geschwisterkindes müssen diese behutsam auf solche beängstigenden Anblicke vorbereitet werden.
Auch unerwartete, ablehnende Reaktionen sind häufig und ganz normal
Trotz aller Vorbereitung können Kinder auch anders als erwartet auf das neue Geschwisterchen reagieren. Immerhin ist ihnen diese neue Situation unbekannt und sie ahnen nur, dass sie die Mama ab sofort teilen müssen. Vielleicht fürchten sie unbewusst, dass ihnen dieses kleine Wesen den Platz in der Familie und die Aufmerksamkeit von Oma und Opa streitig macht. Kein Wunder also, wenn ältere Brüder oder Schwestern nicht sofort mit Liebe und Entzücken überschäumen, sondern sich erst einmal eifersüchtig oder gar ablehnend verhalten. Diplom-Psychologe Andreas Engel rät Eltern, auch mit solchem Verhalten bei der ersten Begegnung zu rechnen: „Manche Kinder reagieren uninteressiert oder mit Eifersucht auf das neue Baby. Eltern müssen das akzeptieren und sollten Verständnis dafür haben. Man darf nicht nur das Neugeborene in den Mittelpunkt stellen, sondern sollte von Anfang an die Beachtung zwischen den Kindern aufteilen. Immerhin muss sich die ganze Familie erst auf die neue Situation einstellen." Gemischte Gefühle der Schwester oder dem Bruder gegenüber sind völlig natürlich und werden in der gesamten Kindheit immer mal wieder vorkommen, nicht nur am Tag des Kennenlernens.
urbia-Mama „jujo79" erzählt, dass ihre Kinder unterschiedlich auf den dritten Nachwuchs reagierten: „Der Große war da sechs und unsere Tochter vier. Wir haben viel darüber geredet, wie es sein wird und unser Großer hat ganz routiniert getan, weil er ja schon alles 'kannte'. Als wir dann aber mit dem Baby nach Hause gekommen sind, war er derjenige, der diese nächsten Tage sehr reserviert war und eher auf Abstand ging, als sei es ihm etwas unheimlich. Das Weinen konnte er nicht so gut ertragen und war immer ziemlich verunsichert. Ganz anders die Schwester: Die wich dem kleinen Bruder kaum von der Seite und war von Anfang an verliebt. Beim großen Bruder hat es ein paar Tage gedauert, dann fand er es auch schön."
Auch bei urbia-Userin „pinacolada68008" verlief die Geschwisterliebe nicht wie erhofft: „Wir hatten uns das alles so nett gedacht. Dem Großen erzählt das da ein Baby im Bauch ist, das Baby brachte auch ein tolles Lego Duplo Auto mit... Aber da meine beiden nur 23 Monate auseinander waren, hat mein Sohn irgendwie gar nicht begriffen, was da passierte. Ein, zwei Jahre später sagte er dann zu seinem Vater: 'Weißt du, Papa, wann ich wirklich richtig sauer auf euch war? Als ihr ins Krankenhaushaus gefahren seid und die Lina ausgesucht habt!´"
Der fünfjährige Sohn von „natsl-chan" konnte sich anfangs ebenso nicht recht mit dem Familienzuwachs anfreunden: „Beim ersten Aufeinandertreffen hat er die Kleine einfach ignoriert und war besorgt um mich, weil ich ja im Krankenhaus war. Ich bin am gleichen Tag deswegen auch wieder nach Hause gefahren. Am Abend kam er dann mit seinem damaligen Lieblingsstofftier 'Schnuffel´ und teilte uns mit, dass Schnuffel das Baby nicht mag und möchte, dass es wieder verschwindet. Das war hart und bis er warm mit ihr geworden ist, hat es einige Tage gedauert. Heute sind die beiden aber ein Herz und eine Seele."
Geschenke vom/ fürs Baby?
Zur Geburt wird der Neuankömmling von Verwandten und Freunden reich beschenkt. Deshalb sorgen einige Eltern dafür, dass das Baby dem großen Bruder bzw. der großen Schwester auch ein Geschenk „mitbringt". Davon berichtet zum Beispiel „baby.2013": „Die Kleine hatte ein Päckchen für die Große neben sich liegen. Es war ein Steiff-Pony. Noch heute (sie ist inzwischen 8,5 Jahre alt) erzählt sie, dass sie das damals von ihrer Schwester bekommen hat, als diese zur Welt kam. Natürlich weiß sie, dass das Pony nie in meinem Bauch war, aber das ist unwichtig!" Umgekehrt sind es oft die Geschwisterkinder, die gerne ein kleines Begrüßungsgeschenk für das Baby aussuchen, so auch die Tochter von „kleine1102": „Sie hat für ihr Schwesterchen ein ähnliches Schmusetuch ausgesucht, wie sie selbst eines hat und ihr das geschenkt, als sie auf der Welt war." Manche Kinder malen dem neuen Erdenbürger auch gerne ein Bild als kleinen Willkommensgruß. Das Kunstwerk der großen Geschwister kann dann einen Ehrenplatz im Kinderzimmer des Babys bekommen oder die Wand über dem Wickeltisch schmücken – darüber freut sich auch die Mama, wenn sie mit dem neuen Familienmitglied heimkommt!