Haustier Hund

Ein guter Freund für Kinder

Mit einem Hund aufwachsen zu dürfen, ist für Kinder eine große Freude. Hier geht es um die Verhaltensregeln, die Kinder im Umgang mit Hunden kennen sollten und um die Frage, wie man einen Hund an ein Baby gewöhnt.

Autor: Jumana Mattukat

Kinder lieben sie

kleines Maedchen Hund

„Awauwau“ gehört mit zu den ersten Lauten, die ein Baby von sich gibt, während es aufgeregt und strahlend auf einen Hund zeigt. Egal, welcher Rasse zugehörig, ob groß oder klein - Hunde üben schon auf die Kleinsten eine große Faszination aus. Das Zusammenspiel von Kind und Hund kann sehr gut funktionieren, wenn dabei bestimmte Regeln beachtet werden.

Es gibt drei Situationen, in denen Kinder auf Hunde treffen können:

  • Kinder begegnen fremden Hunden, zum Beispiel beim Spaziergang
  • Kinder bekommen einen Hund als Haustier.
  • Kinder werden in eine Familie hineingeboren, in denen es bereits einen Hund gibt.

Kinder treffen auf fremde Hunde

In diesem Fall sollten Eltern Vorbild sein und Ihren Kindern – spätestens wenn sie selbst laufen können - vermitteln, wie man mit fremden Hunden umgeht. Die meisten Kinder begegnen den Tieren zunächst einmal mit dem notwendigen Respekt. Leider vermitteln viele Eltern aber mit „Hab keine Angst“ – ebenso wie die Hundebesitzer mit dem klassischen „Der tut nichts, der ist ganz lieb.“ - den Kindern, dass sie falsch daran tun, eine natürliche Zurückhaltung zu zeigen. Stattdessen sollten Sie ihrem Nachwuchs lieber die folgenden Regeln vorleben und erklären. Damit wecken sie Verständnis für das Verhalten der Tiere:

12 Regeln zum Umgang mit einem Hund

  • 1. Einem Hund darf man sein Futter nicht wegnehmen, außerdem sollte man ihn nicht beim Fressen stören.
  • Auch wenn Hunde heutzutage ihren Napf ganz einfach aufgefüllt bekommen, reagieren sie noch wie ihre Vorfahren, die Wölfe, nach mühevoller Jagd. Sie verteidigen ihre „Beute“ gegen jede Art von Störenfried. Jede Unterbrechung beim Essen betrachtet der Hund als Angriff auf sein Recht auf Futter. Er wird es deshalb mit Knurren und Beißen verteidigen.

  • 2. Vor einem Hund darf man niemals davon laufen, auch wenn man Angst hat.
  • Hunde laufen und jagen gerne. Wenn etwas vor ihnen davon läuft, dann können sie nicht anders, sie müssen hinterher und es sich schnappen! Dieses Verhalten ist angeboren. Außerdem sind Hunde sehr schnell, so dass es sich ohnehin nicht lohnt, vor ihnen davon zu laufen. Deshalb gilt: Besser still und ruhig stehen bleiben, wenn ein Hund hinter Ihnen her oder auf Sie zugelaufen kommt. Man sollte den Hund dann freundlich ansprechen, ihn dabei aber weder berühren noch direkt in die Augen schauen.

  • 3. Kein Hund ist wie der andere, deshalb sollte man jedem Hund erstmal vorsichtig begegnen.
  • Jeder Hund hat seine Eigenarten. Der eine ist verspielt und mag Kinder, der andere ist ängstlich und vorsichtig. Wer einen Hund kennen lernen möchte, sollte sich nicht auf ihn stürzen, sondern ihn von sich aus kommen lassen und an der Hand schnuppern lassen. Außerdem bietet es sich an, den Besitzer zu fragen, ob man den Hund streicheln darf.

  • 4. Wer mit einem Hund spielt, sollte darauf achten, seinen Zähnen nicht zu nahe zu kommen.
  • Alle Hunde spielen gerne. Es gibt für sie nichts Schöneres, als etwas zu fangen oder zu erjagen, um es dann festzuhalten, spielerisch darum zu kämpfen und es zu verteidigen. Dabei kann es schon mal passieren, dass der Hund aus Versehen mit den Zähnen daneben schnappt. Falls der Abstand nicht groß genug war und er doch zuschnappt: laut „Aua“ rufen und still halten. Gut erzogene Hunde lassen dann los.

  • 5. Greift ein Hund nach Ihnen, halten Sie still!
  • Das ist sicherlich nicht einfach, aber meistens will ein Hund nicht beißen, sondern nur etwas fest halten. Vielleicht hat er Angst und will nur die Hand festhalten, damit sie ihm nichts tut. Vielleicht haben Sie oder Ihr Kind ihn geärgert, ohne es zu wissen und nun will er zeigen, wer der Stärkere ist oder er will nur spielen und merkt nicht, dass er Sie verletzt. In jedem Fall darf man sich nicht bewegen, denn die Zähne stehen nach innen, so dass man an ihnen hängen bleibt, wenn man versucht, die Hand heraus zu ziehen. Etwas, das sich nicht bewegt, ist für den Hund uninteressant. Er wird loslassen.

  • 6. Kinder sollen nicht versuchen, raufende Hunde zu trennen.
  • Die meisten Hunde spielen gerne mit anderen Hunden, daraus kann ein ernster Kampf werden. Der Hund konzentriert sich so stark auf den Gegner, dass er nicht mehr merkt, dass er eine helfende Hand beißt. Wenn zwei Hunde raufen, sollten Kinder zwei Erwachsene zu Hilfe rufen, da auch Erwachsene es meist nicht alleine schaffen.

  • 7. Vermeiden Sie alles, was ein Hund als Bedrohung auffassen könnte.
  • Jeder Hund ist glücklich, wenn er in einer bestimmten Rangordnung leben darf und seinen zugewiesenen Platz hat. Hunde empfinden Kinder oft als Schwächere. Wenn ein Kind nun einen Hund bedroht, wird er versuchen, seine Stellung in der Rangordnung zu verteidigen. Wenn Kinder also einem Hund Angst machen, gibt es für ihn nur zwei Möglichkeiten: weglaufen oder kämpfen. Ein wütender Hund ist im Kampf kaum zu bremsen.

    Als Bedrohung könnte er auffassen, wenn man sich ihm mit einem großen Gegenstand nähert, wenn man ihm etwas von seinem Fressen wegnimmt, wenn man ihn erschreckt oder ihn streichelt, ohne, dass er das will.

  • 8. Einem Hund darf man nicht starr in die Augen schauen.
  • Das empfindet er als Drohung, denn wenn sich zwei fremde Hunde begegnen, ist das angeborene „Drohstarren“ ein wichtiges Kommunikationsmittel. Die beiden Hunde starren sich in die Augen, einer dreht den Kopf weg, der andere ist zufrieden, weil er sicher weiß, dass er in der Rangordnung höher steht. Beide Hunde sind froh, dass sie nicht kämpfen müssen. Wenn keiner den Kopf wegdreht, muss gekämpft werden.

  • 9. Egal wie lieb ein Hund aussieht, zu ihm gehen sollten - vor allem Kinder- nur wenn es der Besitzer erlaubt hat.
  • Vielleicht hat der Hund, der ganz brav und niedlich vor dem Geschäft wartet, mit Kindern schlechte Erfahrungen gemacht und empfindet sie als Bedrohung.

  • 10. Weder sollte man am Hundeschwanz ziehen, noch auf ihn treten.
  • Der Hundeschwanz ist ein wichtiges Kommunikationsorgan des Hundes, außerdem ist er sehr empfindlich. Deshalb mögen es die Vierbeiner gar nicht wenn man ihn anfasst. Stattdessen sollte man die Signale des Schwanzes deuten können, um den Hund besser zu verstehen.Wedeln bedeutet, dass der Hund sich freut. Ein eingeklemmter Schwanz heißt: „Vorsicht, ich habe vor etwas Angst.“ und ein hoch oder nach hinten gestreckter Schwanz: „Ich bin wütend, lass mich lieber in Ruhe!“

  • 11. Wenn Kinder mit einem Hund spielen, sollte ein Erwachsener dabei sein.
  • Aus dem Spiel kann leicht Ernst werden. Vor Erwachsenen haben Hunde mehr Respekt als vor Kindern, deshalb wird er tun, was der größere und kräftigere Mensch sagt.

  • 12. Hunde sollten gut behandelt werden.
  • Hunde haben ihre eigenen Bedürfnisse, die es zu respektieren gilt. Wenn sie schlafen wollen oder in Ruhe gelassen werden möchten, sollte man das beachten. Sie brauchen Zeit, neue Menschen kennen zu lernen, bevor sie von ihnen angefasst werden wollen. Hunde sollten beispielsweise auch nicht grundlos angeschrieen werden.

    Wer im Umgang mit Hunden all diese Regeln des “Verbandes des Deutschen Hundewesens“ (VDH) beachtet und damit seinen Kindern vorlebt, dürfte mit „normalen“ Hunden keine Probleme bekommen.

Helfer auf vier Pfoten

Zur Verbesserung der Verständigung zwischen Kind und Hund unterstützt der Verband die Initiative „Helfer auf vier Pfoten“. Dieses Projekt will Kindern helfen, sicherer im Umgang mit Hunden zu werden. Dazu besuchen speziell ausgewählte Hunde mit ihren Haltern Kindergärten und Schulen. In den Einrichtungen haben die Kinder dann die Möglichkeit, konkrete Situationen mit dem Hund zu üben. Wie gibt man zum Beispiel ein Leckerli, wie lässt man den Hund an der Hand schnuppern oder wie streichelt man einen Hund am besten? Dabei lernen die Kleinen die „Hundesprache“ und verstehen, dass sie mit dem Hund kommunizieren können. Der Hundebesuch soll nicht nur Ängste abbauen, sondern auch die persönliche Entwicklung der Kinder fördern und den Umgang der Kinder untereinander verbessern. (Unter www.helfer-auf-vier-Pfoten.de können sich interessierte Kindergärten oder auch Hundebesitzer über diesen Besuchsdienst informieren.)

Warum Hunde Kindern gut tun

Über den zufälligen Kontakt mit Hunden hinaus, wünschen sich viele Kinder einen Vierbeiner als Haustier. Unter Pädagogen ist unumstritten, dass Haustiere Kindern gut tun. Sie loben, dass Kinder beispielsweise durch Tiere lernen, Verantwortung für ein anderes Lebewesen zu übernehmen oder dass Tiere sogar entspannend und Stress reduzierend wirken. Tiere wecken darüber hinaus Neugier und regen die Aufmerksamkeit an. Außerdem gehen sie mit Menschen Vorurteilsfrei um und können sie sogar aus der Isolation holen. Tiere schaffen zudem Erfahrungsräume, durch die Kinder Selbstvertrauen aufbauen können. Antriebslose Kinder werden aktiver, hibbelige Kinder werden meist ruhiger und ausgeglichener. Statt vor dem Fernseher zu sitzen, tollen die Kinder mit dem Hund in der Natur herum. Dieser Bezug zur Natur ist gerade für Stadtkinder von Bedeutung. All diese Punkte sprechen eindeutig für die Anschaffung eines Haustieres.

Nach Ansicht von Dr. Christian Große-Siestrup, Privatdozent an der Charité Berlin, sind Hunde aber vor allem für die Entwicklung des Sozialverhaltens förderlich: „Das soziale Gedeihen des Menschen hängt stark von sozialen Kontakten der unterschiedlichsten Art ab. Zu einem Hund geht das Kind natürlich eine ganz andere Beziehung ein als zu seinen Eltern oder Geschwistern.“ Insofern sei der Hund alleine durch seine Andersartigkeit eine Bereicherung. „Kinder saugen soziale Informationen geradezu auf.“ Diese Informationen bekämen sie in der Kommunikation mit dem Tier, das die besten Voraussetzungen liefere: “Die soziale Intelligenz von Hunden wurde lange unterschätzt. Viel stärker noch als Menschenaffen reagieren sie auf Gefühlsregungen des Menschen“, erklärt der Wissenschaftler. So könne der Hund lernen, im Umgang mit Kindern behutsam zu sein. Er versuche, nicht so heftig zu reagieren wie er es eigentlich aufgrund seiner arttypischen Merkmale tun würde.

Im Gegenzug lernen Kinder klare Signale zu senden, um richtig verstanden zu werden. „Sie müssend deutlich sagen, was sie wollen, da geht nichts hintenrum“, erläutert der Veterinärmediziner. Der Zugewinn an Sozialkompetenz durch den Hund, komme letztendlich auch im menschlichen Zusammenleben positiv zum Tragen. Dr. Christian Große-Siestrup bringt es auf den Punkt: „Der Hund ist eben durch seine ähnliche Geschichte und durch seine Nähe zum Menschen bestens geeignet als Haustier.“

Mein Kind wünscht sich einen Hund

Wenn eine Familie nun also darüber nachdenkt, einen Hund anzuschaffen, sollte sie sich erst einmal ganz ehrlich fragen:

  • Habe ich für den Hund genügend Zeit, also nicht nur für die täglichen Spaziergänge, sondern auch für die Pflege und Erziehung des Hundes?
  • Ist der Hund in der Regel nicht zu lange alleine zu Hause?
  • Ist wirklich die ganze Familie mit der Anschaffung einverstanden? Wie steht es um das familiäre Umfeld?
  • Lässt der Mietvertrag Haustiere überhaupt zu?
  • Wie viele Urlaube sind geplant und was bedeutet das für den Hund?
  • Ist sich die Familie über die Kosten im Klaren? Neben dem Futter sind auch Hundesteuer, eine Tierhalter-Haftpflicht-Versicherung, Tierarztkosten und Kosten für die Pflege fällig.

Auch wenn die Kinder beteuern, dass sie bei jedem Wetter mit dem Hund Gassi gehen, sollten sich Eltern darüber im Klaren sein, dass sie es sind, die in letzter Konsequenz für das Haustier verantwortlich sind. Deshalb sollte dem Kind nicht leichtfertig der Wunsch erfüllt werden.

Welcher Hund ist für Kinder geeignet?

Ist sich der Familienrat auch nach der kritischen Prüfung der Lebensumstände einig, stellt sich die Frage nach der geeigneten Rasse. Immerhin hat man hier die Auswahl aus über 300 Arten! Diese unterscheiden sich in Größe, Aussehen, Charakter und Temperament. Auch wenn man schon ein Bild von seinem Traumhund hat, muss man überlegen, ob der Traumhund zu den eigenen Lebensumständen passt.

Hierbei gibt Udo Kopernik, Pressesprecher des VDH (Verbandes des Deutschen Hundewesens) zu bedenken: “Hat man eine eher kleine Wohnung, sollte man lieber keinen allzu großen Hund nehmen, der alleine beim Schlafen schon viel Platz wegnimmt.“ Außerdem sollte man sich unter anderem folgende Fragen stellen und beantworten: Wie viel Auslauf wird der Hund haben? Passt er gut ins Auto, soll er mit ins Büro genommen werden, etc.

Für Familien eignen sich grundsätzlich Hunde, die dem Menschen sehr nah sind, also Hütehunde, die früher mit Schäfern zusammengearbeitet haben, zum Beispiel Collie oder Bria. Da diese Rassen aber auch zu Dominanzverhalten neigen, sollte man bei der Wahl dieser Hunde schon Erfahrung mit deren Erziehung haben.

Weniger geeignet sind nach Meinung des Hundeexperten die so genannten Schutzhunde wie der Pyränen Berghund oder die Rassen Kuvacz oder Kangal – vor allem dann nicht wenn die Familie wenig Hunde-Erfahrung hat.

Udo Kopernik rät zu Jagdhunden: „Retriever und Labrador sind dazu da, die erlegte Beute ranzuschleppen. Da sie also apportierbar sind, kann man viel mit ihnen spielen. Außerdem eignen sie sich gut für Kinder, weil sie gutmütig, unternehmungslustig und leicht zu lenken sind.“ Diese Eigenschaften machten sie aber auch besonders beliebt, so dass die Nachfrage größer als das Angebot der Züchter sei.

Hier warnt der VDH-Sprecher: „Vorsicht vor Massenhändlern, denn wenn deren Hunde nicht vernünftig auf Menschen geprägt sind, kann es zu Beißunfällen kommen.“ Vernünftiger sei es, die nötige Geduld aufzubringen und auf ein passendes Tier zu warten, auch wenn dies bis zu ein Jahr Wartezeit bedeuten könne.

Bei den Mitgliedsvereinen des VDH kann man sich nach geeigneten Züchtern erkundigen. Ausgerüstet mit der nötigen Erfahrung und Kenntnissen über die Rassenmerkmale, können sie im Gespräch mit der Familie die passende Rasse herausfinden. Außerdem stehen die Züchter auch nach dem Kauf des Hundes bei Fragen und Problemen zur Verfügung.

Hund schon da - Baby kommt

Wer schon einen Hund hat und ein Baby erwartet, sollte den Hund schon vor Ankunft des Nachwuchses mit Babys und Kindern in Kontakt bringen Dadurch könne sich das Tier daran gewöhnen, Rücksicht zu nehmen. Ist das Baby dann da, sollte man dem Hund als Vorbild dienen und Fürsorge fürs Baby vermitteln. Dabei sei es wichtig, möglichst normal zu agieren: „Hunde sind durchaus in der Lage, das Lebewesen als neues Familienmitglied zu akzeptieren, wenn man nicht gerade damit umgeht wie mit einem Heiligtum.“ Udo Kopernik rät zu Gelassenheit: „Die Zunge des Hundes darf dann schon mal übers Gesicht gehen, denn damit zeigt der Hund seine Fürsorge für das Baby.“ Nur wenn der Hund allzu sehr vernachlässigt werde, wenn er also beispielsweise nicht mehr spazieren geführt werde, weil das Baby da ist, könne es problematisch werden. Dann werde das Tier versuchen, die alte Rangordnung wieder herzustellen. Das könne dann zu einer Gefahr fürs Kind werden.

Letztendlich gilt für alle drei Fälle der Begegnung von Hunden und Kindern: Wenn Eltern und Kinder die natürlichen Bedürfnisse des Hundes kennen und ernst nehmen, steht der Verbindung Hund-Kind nichts im Weg!

Weiterführende Links:

Verband für das Deutsche Hundewesen

Besuchsdienst im Kindergarten

Verein Leben mit Tieren