Die Freundin als Coach
In ihrem Buch "Tausche Abendessen gegen Coaching" empfiehlt Dr. Katja Kruckeberg Frauen und besonders auch Müttern, sich gegenseitig durch Coaching-Gespräche zu helfen. Eines ihrer Ziele ist es, Frauen dabei zu unterstützen, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Wir haben mit der Autorin gesprochen.
Frauen sollten sich gegenseitig coachen?
Tun Freundinnen das nicht ohnehin ständig?
Zum Glück nicht! Beim Coaching handelt es sich um eine eigenständige Gesprächsform – in der man ein paar grundlegende Regeln beachtet. Coaching kann wahre Wunder bewirken! Es unterstützt persönlichen Veränderungsprozesse, hilft Lebenskrisen zu überwinden und führt oft zu mehr persönlichen Chancen und einem gestärkten Selbstbewusstsein. Allerdings vor allem dann, wenn man es wohl dosiert einsetzt. Coaching sollte die Ausnahme sein und nicht die Regel – ich fände es persönlich ganz schrecklich, wenn wir uns andauernd im Alltag gegenseitig coachen würden.
Wie unterscheidet sich Coaching von einem Gespräch?
Beim Freundinnen Coaching gibt es einen konkreten Anlass und man verabredet sich ganz bewusst für ein Coaching. Es muss darum gebeten werden. Während des Gesprächs ist es wichtig, dass nur eine Person mit einem Thema für einen bestimmten Zeitraum im Mittelpunkt steht. Der Coach hört aktiv und wertfrei zu. Eigene Meinungen und Ratschläge, die oft gut gemeint sind, werden zurückgestellt. Als Coach stelle ich Fragen, über die meine Freundin vielleicht noch nicht nachgedacht hat und weniger Fragen, die meinem eigenen Informationsbedürfnis dienen. In den meisten Alltags-Gesprächen passiert das nicht, dass man nur einer Person zuhört: Normalerweise wechseln sich Gesprächsthemen ab. Mal steht die eine Person im Fokus des Gesprächs mal die andere.
Brauche ich lange, um in der Lage zu sein, meine Freundin zu coachen?
Nein! Wenn Sie drei Grundregeln des Coachings einhalten (1. Nacheinander statt durcheinander 2. Gutes, so wie möglichst wertfreies Zuhören 3. Kluge Fragen stellen) und sich ganz bewusst für ein Freundinnen-Coaching verabreden, werden Sie feststellen, dass Sie ein sehr gutes Gespräch führen, welches mit großer Wahrscheinlichkeit zu mehr Klarheit und „einer gesteigerten Lust vom Reden endlich ins TUN zu kommen“ bei der gecoachten Person führt.
Kann das wirklich jeder?
Coachen im Prinzip ja – therapieren nein. Und deshalb muss man zwingend zwischen Coaching und Therapie unterscheiden. Gegenstand eines professionellen aber auch des Freundinnen-Coachings sind nicht die typischen Therapie-Themen. Man sollte sich coachen lassen, wenn man den Drang verspürt, sich in eine positive Richtung weiterzuentwickeln. Nicht, wenn man mit starkem emotionalen Kummer oder tieferliegenden, persönlichen Themen kämpft. Dann ist einfach nur Freundschaft und Nähe gefragt und eventuell eben auch eine professionelle Therapie.
Warum überhaupt benötigen wir Coaching?
Und bei welchen Fragen bietet es sich besonders an?
Wir benötigen Coaching nicht per se. Es kann jedoch in verschiedene Lebenssituation als Katalysator für positive Veränderung dienen. Es hilft, die Themen des Lebens vertieft und oft aus anderen Perspektiven zu überdenken. Das ist oft der erste Schritt. Zudem ist Coaching oft die Wunderwaffe im Kampf mit unserem inneren Schweinehund. Meine Erfahrung zeigt: Im Coaching besprochene Ziele und Wünsche haben eine 80 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit auch umgesetzt und erreicht zu werden.
Typische Themen und Fragen im Freundinnen-Coaching wären:
- Wie kann ich mein Leben so gestalten, dass ich zufriedener und ausgeglichener bin?
- Wie schaffe ich es, mehr Zeit mit meinen Kindern zu verbringen und trotzdem meinen Job nicht zu vernachlässigen?
- Welche Möglichkeiten habe ich, mich beruflich zu verwirklichen?
- Wie setze ich einen besseren und gesünderen Lifestyle um? (z.B. wie motiviere ich mich, gesünder zu essen, mich mehr zu bewegen und tiefer zu entspannen?)
- Wie baue ich einen guten Freundeskreis in der neuen Stadt auf?
Eignet es sich gut für Mütter?
Ich glaube ja. Jede Mutter wird wahrscheinlich bestätigen können, dass sich mit der Geburt der Kinder grundlegende Aspekte des Lebens und auch der Wahrnehmung der eigenen Person verändern, die oft schwer zu beschreiben sind. Unter befreundeten Müttern müssen viele Dinge, die Kinder betreffend, gar nicht erst artikuliert werden. Das ist eine gute Grundlage, sich gegenseitig auch ab und zu mal im Hinblick auf andere Lebensthemen zu coachen.
Haben Mütter spezielle Anliegen?
Mütter sind grundsätzlich mit ähnlichen Chancen (zum Beispiel die große Liebe zum Kind) aber auch mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert (wie vereinbare ich Familie und Beruf / Familie und Freundschaften). Hier befriedigende Lösungen zu finden und auch umzusetzen ist sowohl für das persönliche als auch das familiäre Lebensglück oft entscheidend.
Welches andere Werkzeug zur Orientierung geben Sie mit auf den Weg?
Mein absoluter Favorit ist das Freundinnen-Neujahrs-Coaching. Das beschreibe ich auch in meinem Buch. Das Ganze funktioniert so: Einen Tag im Januar reserviert, die beste Freundin untergehakt, eine schöne Location ausgesucht und schon kann es losgehen in Sachen Leben, wie Sie es sich wünschen.
Führen Sie zu Beginn des Freundinnen-Coachings (für das Selbstcoaching gilt das gleichermaßen!) eine „Lebensinventur“ durch. Werfen Sie einen Blick auf die Bereiche Ihres Lebens, die nach wissenschaftlichen Studien für die Lebenszufriedenheit essentiell sind. Neben Familie, Freundschaften und Beziehungen sind das
- körperliches und seelisches Wohlbefinden
- Arbeit / ein produktiver Tagesablauf
- Lebensträume, Abenteuer und Lebensmotive
Anschließend können Sie mit Ihrer Freundin (oder auch mit Ihrem Lebenspartner) diskutieren, welchen Bereichen Sie im Jahr 2014 mehr Aufmerksamkeit schenken möchten.
Im Buch finden Sie hierfür die „Circles of Life“ ein Coaching-Tool, das hilft, bessere Entscheidungen im Leben zu treffen.