Mit Kindern über den Terror sprechen
Terroranschläge in Europa, Kriege weltweit und die Sorge vor Attentaten in Deutschland: Kinder haben viele Fragen und wollen über ihre Ängste sprechen. Wie könnt ihr die richtigen Erklärungen und Antworten finden, ohne eure Söhne und Töchter noch mehr zu ängstigen?
Falsche Botschaft: „Du brauchst keine Angst zu haben!“
Schlimme Nachrichten in Radio und Fernsehen, ernste Gespräche unter Erwachsenen. Viele Kinder wissen von den Terroranschlägen in Brüssel und sind verunsichert: Kann so etwas Schlimmes auch im Kindergarten oder in der Schule passieren? Muss ich jetzt Angst haben? Passt ihr gut auf mich auf? Selbst kleine Kinder merken, dass die Eltern besorgt sind und können deren Reaktionen nicht einordnen. Doch auch wenn wir unsere Kinder vor schlimmen Schlagzeilen bewahren wollen, so müssen wir Eltern doch mit ihnen über ihre Ängste und Gefühle reden – und das ohne gut gemeinte, aber falsche Botschaften wie: „Du musst keine Angst haben!“ Damit signalisieren wir den Kindern nicht nur, dass ihre Gefühle falsch sind, sondern auch dass überhaupt keine Gefahr besteht.
Wie Eltern den richtigen Ton finden
Allein schon die Tatsache, dass Eltern sich Zeit dafür nehmen, mit ihren Kindern über schlechte Nachrichten und ihre Angst zu reden, wirkt tröstend auf sie. Denn damit zeigen Väter und Mütter, dass sie die Gefühle der Kinder ernstnehmen. Aktiv zuhören, ist hier die Devise: Mit offenen Fragen wie „Was macht dich denn traurig?“ oder „Wovor hast du denn Angst?“ kommt das gemeinsame Gespräch in Gang. Fragen Kinder danach, ob ein Terror-Anschlag auch bei uns passieren kann – z. B. beim nächsten Konzertbesuch, beim Fußballspiel oder im Bahnhof – ist eine Antwort wie „So etwas kann bei uns nicht passieren“ unangebracht. Bereits Grundschüler kontern das garantiert mit der Gegenfrage: „Wieso bist du dir da sicher?“ Besser ist auch hier, das Kind ernst zu nehmen und Verständnis für seine Sorgen zu äußern. Zudem können Eltern auch erzählen, dass die Wahrscheinlichkeit, selbst von einem Anschlag getroffen zu werden, immer noch sehr gering ist.
Kinder wollen Eltern als Beschützer
Kinder sehen ihre Eltern als ihre Beschützer an – und sie sollten auch wissen, dass Vater und Mutter immer auf sie aufpassen. Das heißt aber nicht, dass Eltern den Kindern alles Schlimme im Leben ersparen oder von ihnen fernhalten können. Älteren Kindern könnt ihr auch erklären, dass hier bei uns Polizei und andere Behörden für unsere Sicherheit zuständig sind und alles dafür tun, um hierzulande Terroranschläge zu vereiteln. Wichtig zu wissen: Kinder behalten ihr Urvertrauen, so lange es ihren Eltern gut geht und sie mit ihnen zusammen sind. Dann spüren sie auch keine drohende Gefahr für sich.
Wenn Kindergartenkinder sich fürchten
Kurz nach den Pariser Attentaten im November 2015 erzählten Erzieher und Eltern, dass die Kleinen auf einmal keine Lust mehr auf Kämpfe hatten oder in den Schränken daheim nach Bomben suchten. Das sind eindeutige Zeichen dafür, wie sehr die Nachrichten auch Kindergartenkinder verunsicherten. „Hier im Kindergarten und auch zu Hause kann dir nichts passieren“, muss deshalb nach einem Attentat wie dem von Paris oder Brüssel die eindeutige, positiv gewendete Botschaft gegen die Angst der Kinder lauten. Wenn Kindergartenkinder weiter nachfragen, kann man erklären: „In Brüssel, eine Stadt, die weit weg von hier ist, haben böse Menschen andere getötet und ihnen wehgetan. Die Polizei hat sie verhaftet und ins Gefängnis gebracht.“ Wundert euch aber nicht, wenn die Kleinen sofort danach über ein anderes Thema reden wollen oder mit dem Spielen anfangen, denn im Kindergartenalter läuft Verstehen und Verarbeiten meist ohne viele Worte ab. Manche Kindergartenkinder wollen auch mehr kuscheln als sonst und brauchen jemand, der ihnen körperliche Nähe und damit Schutz bietet.
Wenn Kinder nach den Motiven der Attentäter fragen
Ob Kinder es tatsächlich verstehen, wenn Eltern ihnen die Motivation der Terroristen erklären wollen, hängt vor allem vom Alter ab. Schon Grundschulkinder wissen, dass es verschiedene Religionen gibt, deren Prinzipien und Werte in Büchern wie der Bibel, der Thora oder dem Koran niedergeschrieben sind. Hier kann man dann erklären, dass die Attentäter sich zwar auf den Islam und den Koran beziehen, aber dessen Inhalte völlig falsch auslegen und sich darin irren, andererseits aber glauben, dass sie alleine alles richtig machen. Und dass ihr Irrglaube nichts mit dem Leben und Glauben der Moslems gemeinsam hat.
Symbole helfen gegen die Unsicherheit
Nicht nur Kinder fühlen sich verunsichert, sind traurig, wütend und empört. Auch viele Eltern können schlecht mit dem Gefühl einer latenten Bedrohung umgehen. Gemeinsam mit ihren Kindern können Eltern aber nach Ideen suchen, die Trost geben, Gemeinschaft stiften und dem lähmenden Gefühl der Ohnmacht eine kreative Aktivität entgegenzusetzen: Zum Beispiel eine Trost-Kerze anzünden, ein besonderes Nachtgebet zusammen sprechen, ein Bild malen und das Ergebnis auf Trauerseiten im Netz posten.