Kochbücher für Kinder
Backen, brauen, brühen, brodeln: In vielen Kinderbüchern wird gekocht und geschmaust, was das Zeug hält. Was in den Töpfen von der Maus, Tiger und Bär, Lausbub Michel sowie diversen Märchenwaldbewohnern landet, verraten sie in ihren Koch- und Backbüchern, die kleinen und großen Fans ordentlich Appetit machen.
- Helden an den Herd
- Essenszubereitung mit Wissensfaktor: Die Maus
- Was man alles aus Nudeln machen kann: Pasta satt mit Tiger und Bär
- Was in Schweden auf den Tisch kommt: Pippi, Michel und Findus
- Rezepte vom Bauernhof und aus der Kirchenmausküche: Lieselotte und Tilda Apfelkern
- Märchenwaldschmaus: Was bei Prinzessinnen auf den Tisch kommt
- Alle Zutaten für Themenkochwochen, Mottogeburtstage, Urlaubsvorbereitungen
Helden an den Herd
Nicht schon wieder Nudeln mit Tomatensoße. Nicht schon wieder Eierkuchen, Milchreis oder Fischstäbchen: Dieser Stoßseufzer klingt relativ häufig durch Küchen, in denen die überschaubaren Vorlieben minderjähriger Gaumen bekocht werden. Oft ist es gar nicht so einfach, den Nachwuchs zu überreden, neue Gerichte abseits der Dauerbrennerspeisekarte zu versuchen. Ein Trick ist, die Kinder beim Kochen und Backen mithelfen zu lassen. Ein anderer, zu Leibgerichten geliebter (Bücher-)Helden zu greifen, mögen sie aus dem Hundertmorgen- oder aus dem Märchenwald, aus einem schwedischen Erfinderhaushalt oder von einem deutschen Bauernhof kommen. Denn wenn die großen Vorbilder etwas gern essen, ist das für ihre Fans durchaus ein Anreiz, sich auch mal daran zu probieren. Zum Glück gibt es von vielen Bücher- und Fernsehstars eigene Koch- und Backbücher, die mehr Spaß in die Küche bringen und die ganze Familie glücklich machen können.
Essenszubereitung mit Wissensfaktor: Die Maus
Woher stammen Nudeln? Warum ist der Kürbis orange? Wer hat dem Sandwich seinen Namen gegeben? Wieso haben Nüsse eine harte Schale? Warum lieben wir Zucker so sehr? Frag doch mal die Maus!
Der orange Liebling aller Kinder weiß einfach alles und gibt sein Wissen, garniert mit allerlei Tipps, Tricks und Bastelideen, auch in diversen Koch- und Backbüchern weiter. Die sind deshalb nicht nur schöne Rezeptsammlungen, sondern spannende Nachschlagewerke rund um alles Essbare. Sowohl Erklärungen als auch Anleitungen werden auf gewohnt unterhaltsame, verständliche Weise ans Kind gebracht.
Für Einsteiger lohnt sich vor allem die praktische Geburtstags-Sonderausgabe „Kochen und backen mit der Maus“.
Was man alles aus Nudeln machen kann: Pasta satt mit Tiger und Bär
Während die Maus erklärt, warum Nudeln glücklich machen, beweisen Tiger und Bär eben jenen Fakt in „Das geniale Janosch-Nudelkochbuch“ mit lecker duftenden, schmackhaften Rezepten. Von Mafia-Carbonara über Cola-Lasagne und Gerupfte Hühner bis zu Penne mit Bratkartoffeln toben sich Janoschs Helden im vielfältigen Reich der Pasta nach Herzenslust und sehr einladend aus.
In ihrem zweiten Band „Die geniale Janosch-Bäckerei“ beantworten die Freunde unter anderem die Frage, wie es in Panama schmeckt. Wobei die Antwort eingefleischten Fans kaum schwer fallen sollte: Eingehüllt in Mandel-Marzipan kann der Panama-Kuchen garantiert auch den größten Bananenliebhaber restlos zufrieden stellen. Lavendelkekse versüßen derweil Mamas Entspannungspausen, Weltreise-Kekse langweilige Autofahrten, Mini-Christstollen den Weihnachtsteller und der Wilde Flammkuchen bereichert den Abendbrottisch.
Beide Bücher sind bis ins Detail ausgesprochen liebevoll gestaltet, bereits das Durchblättern ist ein Genuss. Obwohl Kindern das sicher gefallen wird und sie bei der Herstellung und beim Vertilgen gern mithelfen, sind die Rezepte hauptsächlich doch eher was für große und jung gebliebene Janosch-Fans – und Eltern haben sich so was Schönes schließlich auch mal verdient.
Was in Schweden auf den Tisch kommt: Pippi, Michel und Findus
„Heut woll’n wir braten Pfannekraten, jetzt woll’n wir essen Pfannekessen, jetzt woll’n wir futtern Pfannekuttern.“ Wenn unter Begleitung dieser wertvollen lyrischen Schöpfung in der Villa Kunterbunt die Eier fliegen, ist Pippi Langstrumpf gerade dabei, für ihre Freunde Tommy und Annika Eierkuchen in die Pfanne zu hauen. Wie die bei ihr gemacht werden (und auch die herzhafte Speckeierkuchen-Alternative), verrät „Das Astrid Lindgren Kochbuch“, eine hübsch illustrierte Sammlung typisch schwedischer Rezepte aus Astrid Lindgrens grenzenlos beliebten Kinderbuchklassikern.
Ob Picknick oder Festschmaus, ob Karlssons Köttbullar (sprich: „Schöttbullar“) oder Lillebrors Zimtschnecken, Michels Blaubeersuppe auf Katthult oder Maditas Weihnachtsschinken auf Birkenlund, Mohrrübengemüse aus der Krachmacherstraße oder jede Menge Fisch auf Saltkrokan: Hier findet man garantiert alles, was Lindgrens Helden zwischen den Buchdeckeln gern verspeisen. Fast immer sind die Rezepte mit einem Zitat aus der jeweiligen Geschichte versehen, so dass Kinder auf Wunsch schnell die Textstellen nachschlagen können, aus denen das Gericht stammt. Das Buch „Bei Astrid Lindgren zu Tisch“ von Sybil Gräfin Schönfeldt enthält übrigens die authentischeren, da von der Familie Lindgren stammenden Rezepte. Der recht altbacken aufgemachte Band ist allerdings nur etwas für erwachsene Fans, denen Originalität über alles geht.
Wer Pettersson und Findus lieber mag, kann schwedische Küche genauso gut in einem Kochbuch des Erfinders und seines Katers kennenlernen, in diesem Fall praktisch aufgeteilt nach den Jahreszeiten: Gemüsetaler gibt es im Frühling, Blaubeerwähe im Sommer, Pilzomlette im Herbst und Pfefferkuchen im Winter. Jede Jahreszeit wird mit einer Geschichte eingeleitet. Das Buch ist umfangreich illustriert und lässt sich deshalb auch prima nach Küchenschluss anschauen.
Rezepte vom Bauernhof und aus der Kirchenmausküche: Lieselotte und Tilda Apfelkern
Auch bei der Postkuh Lieselotte dampft es im Einklang mit den Jahreszeiten auf dem Herd: Der noch recht neue Star am Kinderbücherhimmel lädt mit „Kinderleichten Rezepten vom Bauernhof“ umwerfend komisch zum Kochen und Backen ein. Die durchweg fleischfreien Rezepte sind wunderbar thematisch bebildert, allen voran durch die verrückte Hofhühner-Schar in ihrer rührigen Geschäftigkeit.
Eine Aufgabe der Eierleger ist es, die wichtigsten Zubereitungstipps rund ums jeweilige Gericht zu demonstrieren, so dass alle Nachwuchsköche leicht mit anpacken können. Obendrein werden letztere zwanglos darauf aufmerksam gemacht, wie gut es ist, frische, saisonale Zutaten für die Küchenschlacht zu besorgen – auch wenn man nicht auf einem Bauernhof wohnt.
Wenn die holunderblütenweiße Kirchenmaus Tilda Apfelkern aus dem Heckenrosenweg ihre 85 „Rezepte zum Glücklichsein“ enthüllt, zeigen sich ganz eindeutig anglophile Vorlieben: Apfel-Crumble, Englisches Frühstück, Sandwiches, Scones und Trifle entführen in die meist gehaltvollen Köstlichkeiten der britischen Küche. Dazu gibt’s alles, was die kleinen Mägen von Tildas Freunden übers Jahr hocherfreut: die Eichhörnchen beispielsweise steuern allerlei Nussiges bei, Igel Rupert Kürbissuppe und Kartoffelsalat. Auch herzhafte Snacks wie Robin Rotkehlchens knusprige Käseblättchen für Tildas allseits beliebte Picknicks fehlen nicht. Kleine Illustrationen und Notizen der Küchenchefin runden die meist einfach nachzumachenden Rezepte ab. Nur die streng geheimen Anleitungen zu ihrer ganz ausgezeichneten, selbst gemachten Orangenmarmelade, Ur-Maus Eusebias Festtagskuchenrezept aus uralten Zeiten oder Urgroßtante Emilys Paradiesapfelkuchen mit Sahnehäubchen bleiben leider weiter unter Verschluss…
Märchenwaldschmaus: Was bei Prinzessinnen auf den Tisch kommt
„Rapunzel, Rapunzel, lass Dein Haar herunter“: Wenn dieser Ruf erschallt, sollte er eigentlich kraus gezogene Stirne hervorrufen. Rapunzel ist nämlich eigentlich Feldsalat, und dem müsste es schwer fallen, das Haar aus dem Turm zu werfen. Abgesehen vom Gemüse lohnt sich kulinarischer Besuch im Märchenwald natürlich immer, schließlich müssen hier nicht alle bei Wasser und Brot darben, sondern werden auch zünftige Festbankette veranstaltet. Zutaten für ein solches lassen sich in „Heute back ich, morgen brau ich…“ von Anna und Annie Pavlowitch erschmökern. Es ist zwar nur für Erwachsene, die aber erfreut das kleine Büchlein mit Rezepten aus Wald und Wiese, garniert mit appetitlichen Fotos und kreativen Namensschöpfungen, bestimmt – und warum sollen sich Mama und Papa nicht auch mal einen märchenhaften Abend gönnen? Ein noch größerer Augenschmaus ist das Buch „Tischlein deck dich! Rezepte aus der Märchenküche“ der französischen Zuckerbäckerin Christine Ferber. Zwar lassen sich sicher nicht alle hier gezeigten traumhaften Meisterwerke einfach so von Hobbybäckern nachmachen; aber von Feenfingern bis Wolfszähnen sehen alle schlicht zum Anbeißen aus. Das gilt ebenso für Ferbers Buch „Alice im Schlaraffenland“.
Junge Hoheiten mit unstillbarem Disney-Faible sind die Zielgruppe des „Kochbuchs für kleine Prinzessinnen“. Hier stehen die noblen Herrschaften aus einschlägigen Trickfilmen höchstselbst in der Küche: Schneewittchen zaubert einen Beeren-Smoothie, Cinderella berichtet von ihrer Kuchenkatastrophe und Tianas Glitzersterne sind fast zu schön, um gegessen zu werden. Für 3,99 Euro erwartet die kleinen Gourmets ein knallbuntes Buch mit Ringbindung und abwaschbaren Seiten, einer recht überschaubaren Anzahl an Rezepten, einigen Prinzessinnen-Geschichten, Bastel- und Dekovorschlägen und enorm viel Raum für Bewertungen, Besserungsvorschläge und eigene kreative Ideen. Lesen und Schreiben sollten die Möchtegern-Blaublüterinnen also schon können, um wirklich etwas davon zu haben. Nach dem gleichen Prinzip ist das Buch „Backen mit Winnie Puuh“ aufgebaut. Den Kindern wird’s sicher gefallen. Weniger Disney-verliebte Eltern könnten die Vorlagen pädagogisch wertvoll nutzen, um das Potential für spätere Koch- und Bäckerkarrieren auszutesten.
Um sich hingegen für „Der süße Wolf. Ein Märchen-Koch-und Backbuch frei nach den Gebrüdern Grimm“ erwärmen zu können, darf man kein altmodischer Märchenfan sein und nur wenig Wert auf Originaltreue legen. Wenn zum Beispiel „Hänsel und Gretel“ in der hier niedergeschriebenen Nacherzählung nicht auf eine Hexe, sondern eine nette alte Frau treffen, die mit ihnen Zimtplätzchen backt, deren Rezept (Name: „Geschwisterliebe“) die Familie mal reich machen wird, gehört schon einige Offenheit für solch arg freizügige Interpretationen dazu – und gegebenenfalls viel Geduld für die Nachfragen von kleinen Märchenfans, die das alles doch ganz anders kennen.
Alle Zutaten für Themenkochwochen, Mottogeburtstage, Urlaubsvorbereitungen
Mit Maus, Janosch und Lieselotte lässt sich also einige Abwechslung auf den Tisch bringen und in Kindern Lust auf Essen abseits des bekannten Einerleis wecken. Vielleicht auch mal in Themenkochwochen: Eine „Schwedische Woche“ mit Pippi, Michel und Findus ist gleichzeitig eine appetitliche Erkundung der Landesküche wie auch der Kultur. Wer beispielsweise nachliest, was es mit Petterssons leckeren „Luciabrötchen“ auf sich hat, findet direkt zum schönen Lichterfest der schwedischen Kinder am 13. Dezember. Vermeiden sollte man hingegen wohl, die Martinsgans mit Nils Holgersson in Verbindung zu bringen… Auch für Kinderpartymottos, Reisen durch die Jahreszeiten, die Vorbereitung eines Urlaubs oder zur Annäherung an das ein oder andere Märchen bieten die Kochbücher jede Menge Spielraum.
Kochbücher für die ganze Familie
- Die Maus: Kochen und Backen mit der Maus. Geburtstags-Sonderausgabe. Zabert Sandmann. 2011. ISBN: 978-3898832892. 10 Euro.
- Janosch: Die geniale Janosch-Bäckerei. Vehling. 2011. ISBN: 978-3-407-73026-8. 9,95 Euro.
- Janosch: Das geniale Janosch-Nudelkochbuch. Vehling. 2011. ISBN: 978-3407730251. 9,95 Euro.
- Mamke Schrag, Andreas Wagener: Das Astrid Lindgren Kochbuch. Oetinger. 2008. ISBN: 978-3-7891-8419-2. 16,90 Euro.
- Sven Nordqvist (Bilder), Anne Tüllmann (Rezepte): Kochen mit Pettersson und Findus. Oetinger. 2004. ISBN-13: 978-3789143212. 12,90 Euro.
- Alexander Steffensmeier: Kochen und Backen mit Lieselotte. Kinderleichte Rezepte vom Bauernhof. Sauerländer. 2009. ISBN: 978-3794176458. 14,90 Euro.
- Andreas H. Schmachtl: Tilda Apfelkern – Rezepte zum Glücklichsein. Ein Koch- und Backbuch für dich und liebe Freunde. Arena. 2010. ISBN: ISBN-13: 978-3401093840. 13,99 Euro.
- Anna und Annie Pavlowitch: Heute back ich, morgen brau ich… Eine kulinarische Märchenreise. Dörfler. 2007. ISBN: 978-3-89555-497-1. 4,99 Euro.
- Christine Ferber u.a.: Tischlein deck dich! Rezepte aus der Märchenküche. Gerstenberg. 2009. ISBN-13: 978-3836925990. (nur gebraucht)
- Christine Ferber u.a.: Alice im Schlaraffenland. 94 traumhafte Rezepte. Gerstenberg. 2011. ISBN-13: 978-3836926607. 19,95 Euro.
- Disney: Kochbuch für kleine Prinzessinnen. Parragon. 2011. 978-1445439846. 3,99 Euro.
- Disney: Backen mit Winnie Puuh. Parragon. 2011. 978-1445439853. 3,99 Euro.