Nikolausabend mit Kindern feiern
Wer war der heilige Nikolaus, dessen Fest wir am 6. Dezember feiern? Was hat er mit dem Weihnachtsmann und Santa Claus zu tun? Welche Bräuche und Rituale ranken sich um den Nikolausabend? Und wie können ihn Familien von heute mit neuem Leben füllen? urbia gibt Antwort.
Schutzpatron der Kinder und Seeleute
Mitten in der Adventszeit feiern wir am 6. Dezember hierzulande das Fest des heiligen Nikolaus. Der hat tatsächlich gelebt – und zwar im 4. Jahrhundert an der türkischen Mittelmeerküste. Zu Lebzeiten hat er vor allem als beliebter, großherziger und mitfühlender Bischof von sich Reden gemacht. Eine Geschichte aus seiner Heiligen-Legende erzählt, dass er armen Kindern das Leben rettete, indem er alles Gold aus seiner Kirche verkaufte und ihren Familien den Erlös übergab. Eine andere Geschichte erzählt davon, dass Bischof Nikolaus während einer Hungersnot alle kirchlichen Kornspeicher öffnen ließ, damit die hungernden Menschen kostenlos Brot backen konnten. Nach seinem Tod am 6. Dezember 345 wurde er heilig gesprochen. Noch heute ist der heilige Nikolaus in der katholischen Kirche der Schutzpatron der Kinder und der Seeleute. Das ist auch der Grund, warum sich im heutigen Europa bald ein Brauch etablierte, nach dem die Eltern ihren Kindern in der Nacht zum 6. Dezember Süßigkeiten, Obst und Nüsse in die Stiefel und Schuhe legten. Dass aus den Gaben „Äpfel, Nüss’, Kastanien“ – wie es in einem traditionellen Nikolaus-Lied heißt – im Laufe der Jahrhunderte Bücher, CDs, DVDs oder Spielzeug wurden, ist dem Wunsch der meisten Eltern zu verdanken, für den Nachwuchs nur das Beste zu wollen und zu kaufen.
„Warst Du denn auch schön brav?“
Das Brauchtum zum Nikolaustag ist regional sehr unterschiedlich ausgeprägt. Doch fast überall sind zwei Bräuche bekannt: Der Nikolaus liest aus einem großen Buch die Missetaten der Kinder vor und rügt sie dafür. Mancherorts stehen ihm dabei zur Abschreckung zukünftigen Ungehorsams regional verschiedene, unheimliche Gestalten wie Hans Muff, Knecht Ruprecht oder Bullerklas zur Seite. Viele Eltern und Kindergärten laden heutzutage einen ehrenamtlichen oder „Miet“-Nikolaus ein, den Kindern eine derartige „Predigt“ zu halten, die jedoch immer mit einer schönen Bescherung endet. Ein anderer, überall bekannter und beliebter Brauch ist das Füllen von Schuhen oder Stiefeln mit Geschenken. „Schiffchensetzen“ nannte man den seit dem 15. Jahrhundert bekannten Brauch, bei dem aus Papier oder anderem Material Nikolausschiffe gebastelt werden, in die der Heilige seine Gaben legen soll. Hintergrund für diesen Brauch ist wohl Nikolaus’ Funktion als Schifferpatron. Auch heute noch findet sich auf vielen Handelsschiffen ein Bildnis von Sankt Nikolaus. Das Nikolaus-Schiffchen wurde später durch Stiefel, Schuhe oder Strümpfe abgelöst, zu denen später noch der Gabenteller hinzukam.
In früheren Zeiten war der Nikolaustag auch der Tag der Bescherung. In einigen Ländern ist das noch heute so. Erst als sich die Reformatoren vehement gegen die Heiligenverehrung wandten, verlegte man vielerorts die Bescherung auf den Weihnachtstag – und Nikolaus wurde als Gabenbringer vom Christkind abgelöst. Zudem hat sich im 19. Jahrhundert der US-amerikanische Brauch um den Weihnachtsmann Santa Claus entwickelt, dem wir das heute weltweit dominierende Bild vom heiligen Nikolaus zu verdanken haben.
Who is who? Nikolaus, Santa Claus und Weihnachtsmann
Doch im Gegensatz zum heiligen Nikolaus ist der Weihnachtsmann eine reine Märchengestalt. In den USA heißt er Santa Claus, in Russland Väterchen Frost. In den erfundenen Geschichten um seine Person wohnt er am Nordpol, wo ihm Elfen und Wichtel dabei helfen, die Weihnachtsgeschenke für die Kinder zu basteln. In der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember macht er sich demnach mit einem Rentierschlitten auf den Weg zu den Kindern in aller Welt. Er klettert durch die Schornsteine der Häuser und legt die Geschenke vor dem Kamin oder unter dem Weihnachtsbaum ab. In Deutschland war das Märchen vom Weihnachtsmann lange Zeit nahezu unbekannt. Erst durch Hollywood-Filme und die Werbung wurde die Figur auch bei uns heimisch, denn in unserer Kultur bringt traditionell das Christkind die Geschenke. Keiner hat es je gesehen, es ist wohl ein himmlisches Engels- oder Elfenwesen mit Flügeln. Es soll an die Geburt des Jesuskindes im Stall erinnern, wird aber meist mit weißem Kleidchen und goldenen, langen Locken dargestellt – und damit eher als Mädchen.
Santa Claus von Coca Cola eingekleidet
Eine entscheidende Rolle bei der Verbreitung der Weihnachtsmann-Tradition hat die Marke Coca Cola gespielt: Die Firma kam im Jahr 1931 auf die Idee, den Weihnachtsmann als Werbefigur für sich einzusetzen. Dazu sollte der schwedische Zeichner Haddon Sundblom eine Weihnachtskampagne für die Koffein-Brause entwerfen. Bei seiner Suche nach neuen Ideen sah Sundblom einen alten Auslieferungsfahrer mit einem langen, weißen Bart. Der lieferte die Vorlage für das Weihnachtsmann-Image, wie es heute noch transportiert wird. Hatte der Weihnachtsmann als Märchenfigur vorher mal einen grünen, mal einen blauen oder manchmal auch einen roten Mantel an, so kleidete der Werbezeichner seinen „Cola-Claus“ in einen roten, mit weißem Pelz abgesetzten Anzug mit passenden Stiefeln. Kein Wunder, sind doch die Firmenfarben von Coca-Cola weiß und rot. Seither grinst der gemütliche Typ mit dem Wohlstandsbäuchlein von so vielen Werbeplakaten auf der Welt auf die Menschen herab, dass er damit unser Bild vom Weihnachtsmann nachhaltig prägte.
Frische Ideen für den Nikolausabend
Nikolaus im Wald oder Park
Statt wie üblich die Kinderschuhe oder -stiefel am Nikolausabend vor die Wohnungstür zu stellen und meist eilig besorgte Geschenke hineinzustopfen, können Familien den Nachmittag und Abend auch einmal etwas anders gestalten. Da die Aktion ein bisschen Vorbereitung bedarf, kann man sich die Arbeiten und Besorgungen auch mit anderen Familien teilen: Ein Erwachsener verkleidet sich als Nikolaus und legt auf einem Weg im Wald oder Park Spuren für die Kinder. Einen kleinen roten Apfel hier, eine Nuss oder einen Schokoladentaler in Goldpapier dort. Die Kinder bleiben auf Nikolaus’ Fährte und sammeln dabei Essbares oder kleine Geschenke ein. Am Ziel kann man ein kleines Briefchen vom Nikolaus mit vielen Grüßen vom eiligen Nikolaus anpinnen, der schon wieder anderswo Kinder glücklich macht.
Wir suchen den Superstar!
Von wegen Lieder singen mit der Familie ist spießig! Wie wär’s mal mit einem albernen Nachmittag, an dem jedes Kind und jeder Erwachsene ein Lied singt, ein Gedicht vorträgt oder eine Geschichte erzählt oder vorliest? Das Ganze nimmt man mit Mikro auf Handy, IPod oder gleich am Computer auf und brennt das Ergebnis auf CD. Eine Aktion, die garantiert Spaß bringt und eine Geschenk-Idee dazu. Denn die CD kann man dann zu Weihnachten Verwandten und Freunden der Familie schenken.
Sterne suchen – Geschenke finden
Schneide aus buntem oder glänzendem Tonpapier Sterne aus und hänge sie bei schlechtem Wetter in Wohnung oder Haus an für Kinder gut sichtbare Plätze. Ein Stern muss eine besonders auffällige Farbe haben, also zum Beispiel Gold, Silber oder Glitterpuder tragen. Wenn es draußen schön ist, kannst du die Sterne auch an kahle Sträucher und in Hecken hängen. Nun dürfen die Kinder auf die Suche gehen. Wer die meisten Sterne einsammelt, bekommt eine kleine Überraschung. Wer den glänzenden Stern erwischt, darf bestimmen, was es am nächsten Tag zum Essen gibt.
Süßes selbstgemacht
Marzipankartoffeln
Zutaten:
100 g Marzipanrohmasse, 1 EL Puderzucker, 30 g dunklen Kakao, 1 Untertasse
So geht’s:
Die Marzipanmasse durchkneten, den Puderzucker dazugeben und daraus kleine Kugeln formen. Dann den Kakao auf die Untertasse geben und die Kartoffeln so lange darin wälzen, bis sie ganz eingehüllt sind.
Zitronensterne
Zutaten:
Stern-Förmchen zum Ausstechen, 200 g Butter, 400 g Mehl, 2 Eier, Saft einer halben Zitrone, 4 Päckchen oder Fläschchen Zitronenaroma, 1 Päckchen Vanillezucker, 3 TL Zitronensaft, 1 Prise Salz, etwas Mehl, 2 Eigelbe, 2 EL süße Sahne, 100 g Hagelzucker
So geht’s:
Die Butter in kleine Stückchen zerteilen und mit den Saft einer halben Zitrone in eine Schüssel geben. Dann Mehl und Zucker darüber streuen und die Eier dazu geben. Nun noch das Zitronenaroma, den Vanillezucker und die 3 TL Zitronensaft hinzufügen. Dann das Ganze kneten – aber nicht zu lange. Jetzt den Teig in Klarsichtfolie wickeln und mindestens eine Stunde in den Kühlschrank legen. Danach rausnehmen und noch 15 Minuten ruhen lassen. Die Arbeitsfläche mit Mehl bestreuen und den Teig darauf mit einem Nudelholz oder anderen Teigroller ausrollen, bis er ungefähr 4 mm dick ist. Die Stern-Förmchen in Mehl tunken und Sterne ausstechen, die anschließend auf ein gefettetes Backblech gelegt werden. Die zwei Eigelbe mit der Sahne vermischen und das Ganze mit einem Küchenpinsel auf der Oberfläche verstreichen. Dann etwas Hagelzucker darüber streuen. Auf dem Backblech bei ungefähr 200 Grad rund 8 Minuten backen.
Feine Nussplätzchen
Zutaten:
Plätzchen-Förmchen zum Ausstechen, 250 g Mehl, 1 TL Backpulver, 150 g Zucker, 1 Päckchen Vanillezucker, 3 Tropfen Bittermandel-Öl, 4 EL Dosenmilch, 100g Butter, 200 g gemahlene Haselnüsse, Tütchen mit Haselnusskernen
So geht’s:
Alle Zutaten bis auf die Haselnusskerne in eine Schüssel geben und einen Teig daraus kneten. Anschließend den Teig dünn ausrollen und daraus runde Plätzchen oder andere Formen ausstechen. Die fertigen Plätzchen kommen auf ein gefettetes Backblech und werden mit etwas Dosenmilch bestrichen. Jetzt nur noch die Haselnusskerne in die Mitte drücken und das Ganze bei etwa 200 Grad etwa 15 Minuten lang backen.
Schöne Lieder…
Niklaus, Niklaus, heiliger Mann (unbekannter Autor)
Niklaus, Niklaus, heiliger Mann,
zieh die Sonntagsstiefel an,
reis damit nach Spanien,
kauf Äpfel, Nüss, Kastanien.
Bring den kleinen Kindern was,
lass die Großen laufen,
die können sich selbst was kaufen.
Stell das Schimmelchen untern Tisch,
damit es Heu und Hafer frisst.
Heu und Hafer frisst es nicht,
Zucker und Plätzchen kriegt es nicht.
Lasst uns froh und munter sein (Traditionell)
Lasst uns froh und munter sein
Und uns recht von Herzen freun!
Lustig, lustig, traleralera!
Bald ist Nikolausabend da,
bald ist Nikolausabend da!
Dann stell ich den Teller auf,
Niklaus legt gewiss was drauf.
Lustig, lustig, …
Wenn ich schlaf, dann träume ich:
Jetzt bringt Nikolaus was für mich.
Lustig, lustig, …
Wenn ich aufgestanden bin,
lauf ich schnell zum Teller hin.
Lustig, lustig, …
Niklaus ist ein guter Mann,
dem man nicht genug danken kann.
Lustig, lustig, …
…und Gedichte
Nikolaus (unbekannter Autor)
Durch den Tannenwald
in der Weihnachtszeit
geht ein Mann, uralt,
ob es stürmt oder schneit.
Er ist ein guter Mann,
das sieht ihm jeder an!
Komm zu uns nach Haus,
lieber Nikolaus!
Am Nikolaus-Abend (von Otfried Pörsel)
Gestern Abend, etwa um acht,
da lag ich im Bett und hab mir gedacht:
„Heut schlaf ich nicht,
zieh lieber die Bettdecke vors Gesicht
und blinzele vorsichtig durch einen Schlitz.“
Ich war schon ganz hibbelig,
so richtig kribbelig
vom langen Warten.
Da geht auf einmal die Türe auf
und herein kommt verstohlen,
auf leisen Sohlen
jemand geschlichen.
Legt auf den Teller was drauf,
husch, husch – und ist schon entwichen.
Alles war dunkel im Zimmer,
kein bisschen Schimmer,
kein Lampenschein drang herein.
Ich gucke mir fast die Augen aus,
war er’s nun wirklich, der Nikolaus?
Verflixt!
Jetzt weiß ich ein ganzes Jahr
Wieder nicht, ob es der Nikolaus war!
Nüsseknacken (Albert Sergel)
Holler boller, Rumpelsack,
Niklas trug ihn huckepack,
Weihnachtsnüsse gelb und braun,
runzlig, punzlig anzuschaun.
Knackt die Schale, springt der Kern,
Weihnachtsnüsse ess ich gern.
Komm bald wieder in dies Haus,
guter alter Nikolaus.
Nikolaus, du guter Mann… (unbekannter Autor)
Nikolaus, du guter Mann,
hast einen schönen Mantel an.
Die Knöpfe sind so blank geputzt,
dein weißer Bart ist gut gestutzt,
die Stiefel sind so spiegelblank,
die Zipfelmütze fein und lang,
die Augenbrauen sind so dicht,
so lieb und gut ist dein Gesicht.
Du kamst den weiten Weg von fern,
und deine Hände geben gern.
Du weißt, wie alle Kinder sind:
Ich glaub, ich war ein braves Kind.
Sonst wärst du ja nicht hier
Und kämest nicht zu mir.
Du musst dich sicher plagen,
den schweren Sack zu tragen.
Drum, lieber Nikolaus,
pack ihn doch einfach aus.
Buchtipps
- Ida Bohatta: Sankt Nikolaus. arsEdition 2011, 20 S., ab 3. ISBN 978-3-760-76906-6.
Bilderbuchklassiker zum Anschauen, Vorlesen und Verschenken.
- Lena Klassen: Die Erzählung vom heiligen Nikolaus. Gabriel Verlag 2011, 32 S., ab 4. ISBN 978-3-522-30256-2.
Das Leben des heiligen Nikolaus von seiner Jugend bis zu seiner Zeit als Bischof.
- Barbara Cratzius: Heute kommt der Nikolaus. Butzon & Bercker 2011, 16 S., ab 4. ISBN 978-3-766-61501-5.
Hübsch illustriertes Bilderbuch, das in kurzen Texten die Geschichte vom heiligen Nikolaus erzählt. Mit buntem Griffregister zum schnellen Finden der Lieblingsstelle.
- Applaus für den Nikolaus: Ein musikalisches Hörspiel über Bischof Nikolaus. Von Hans-Jürgen Netz. Hörspiel-CD. Lighthouse Home Entertainment 2009, 1 CD, ab 5. ISBN 978-3-896-17201-3.
In lebendigen Szenen und Liedern wird das Leben und Wirken von Bischof Nikolaus und seinem Einsatz für die Armen kindgerecht und spannend erzählt.