Alles über Zeckenbisse
Frühling ist Zeckenzeit. Regelmäßige Kontrolle der Haut ist jetzt sehr wichtig, im Zeckenbisse frühzeitig zu entdecken. Zecken können FSME und Borreliose übertragen. So kannst du dich und deine Kinder schützen.
Zeckengebiete: Zecken lauern überall
Kaum klettern die Temperaturen dauerhaft über zehn Grad, ist keiner mehr vor ihnen sicher: Die Zecken beenden ihre Winterpause und werden wieder munter. Ihr Durst nach Menschen- und Tierblut ist groß. Das wäre eigentlich kein Problem, denn ein Zeckenbiss ist weder zu spüren, noch sind es mehr als ein paar Tröpfchen Blut, um die uns der "gemeine Holzbock" erleichtert. Doch einige Zecken können ernstzunehmende Krankheitserreger übertragen: Viren, die eine Hirnhautentzündung, die so genannte FSME (FrühSommerMeningoEnzephalitis) verursachen, und Borrelien, das sind Bakterien, die eine so genannte Lyme-Borreliose auslösen können. Vor der FSME, für die in Zeiten des Klimawandels längst nicht mehr nur wie in der Vergangenheit in Süddeutschland ein Risiko besteht, kann eine Impfung schützen. Eine Borreliose, die einen überall erwischen kann, ist nur nach Ausbruch der Krankheit durch Antibiotika behandelbar.
FSME-Fallzahlen gesunken: Impfung bleibt wichtig
Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) wurden im Jahr 2015 in Deutschland 220 Fälle von FSME gemeldet (Datenstand: 20. April 2016), im Jahr zuvor waren es noch 265 Erkrankte. Solche Schwankungen von Jahr zu Jahr sind normal und hängen unter anderem vom Wetter ab - sind aber zum Teil auch auf die steigende Zahl an Vorsorge-Impfungen zurückzuführen. Es wurden insgesamt 86 (Vorjahr: 99) verschiedene Kreise als Infektionsort genannt. Die meisten Fälle kamen aus Bayern (126), Baden-Württemberg (52), Hessen (7) und Sachsen (5).
In anderen Bundesländern spielte die Infektion mit maximal drei Fällen kaum eine Rolle. Wie sich die Bestände in den kommenden Monaten entwickeln werden, ist stark von der Witterung abhängig: Als größter Feind der Zecke gilt längere Trockenheit. Grundsätzlich liegen die Risikogebiete vor allem im Süden Deutschlands und in Baden-Württemberg, Bayern, Südhessen und im südöstlichen Thüringen. In Sachsen zählt der Vogtlandkreis zu den Gefahrengebieten. Eine Landkarte der aktuellen FSME-Risikogebiete gibt es beim RKI.
FSME-Schutzimpfung für Erwachsene und Kinder
Die Experten des RKI empfehlen denjenigen eine Schutzimpfung, die in den Risikogebieten leben, arbeiten oder auch nur kurz Urlaub machen und in freier Natur Kontakt zu Zecken haben könnten. Derzeit gibt es für die so genannte Dreifachimpfung gegen FSME in den erwähnten Risikogebieten für Kinder recht gute Impfquoten, die Erwachsenen nehmen diese Vorsorgemöglichkeit jedoch häufig nicht in Anspruch. Dabei gilt die Infektion für Erwachsene als gefährlicher als für Kinder.
Impfen in der Schwangerschaft?
Bei dem Impfstoff handelt es sich um einen so genannten Totimpfstoff. Generell ist daher eine Impfung in der Schwangerschaft zwar nicht vollständig ausgeschlossen. Allerdings waren schwangere Frauen nach Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts in die Studien mit FSME-Impfstoffen nicht einbezogen. Es liegen also keine Daten bzw. Erfahrungen dazu vor, so dass die Impfung nur mit sehr strenger Indikationsstellung erfolgen sollte. Das bedeutet, ein Arzt muss sorgfältig den mit einer Impfung verbundenen Nutzen gegenüber einem möglichen Risiko für den Fötus abwägen.
Impfen nach Zeckenbiss?
Wie sinnvoll oder hilfreich eine Impfung nach erfolgtem Zeckenbiss wäre, wurde nach Informationen des Robert-Koch-Instituts noch nicht ausreichend erforscht. Es besteht zwar die Möglichkeit, dass eine Impfung kurz nach Biss eine vorbeugende Wirkung haben könnte, und es gibt bisher keine Hinweise, dass diese dann mit mehr und stärkeren Nebenwirkungen als sonst verbunden wäre. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass durch die Impfung bei vielleicht bereits erfolgter Infektion mit FSME eine Diagnose der Krankheit erschwert werden könnte. Eine eindeutige Impfempfehlung bei bereits erfolgtem Zeckenbiss gibt das RKI daher nicht. Auf den Webseiten des RKI heißt es aber: "Wenn jedoch das fortbestehende Infektionsrisiko als hoch eingestuft wird oder z. B. zeitnah ein Aufenthalt in einem Gebiet mit hohem Infektionsrisiko geplant ist, kann es – unabhängig vom theoretisch möglichen Nutzen einer aktiven Impfung unmittelbar nach einem Zeckenstich – in Einzelfällen durchaus sinnvoll sein, auch sofort nach einem Zeckenstich gegen FSME zu impfen."
Schutz durch Kleidung
Neben einer Immunisierung stellt geeignete Kleidung den wirksamsten Schutz dar: geschlossene Schuhe, Stümpfe, lange Hosen und lange Ärmel. Außerdem sollte man sich nach Aufenthalten im Freien am ganzen Körper nach Zeckenbissen absuchen. Bei Kindern setzen sich Zecken besonders oft am Kopf fest, insbesondere am Haaransatz.
Was man sonst noch über FSME wissen sollte
In den FSME-Risikogebieten sind nach Angaben des Robert-Koch-Instituts bis zu fünf Prozent der Zecken mit dem FSME-Virus infiziert. Das heißt also: Nicht jeder Stich einer Zecke führt zur Ansteckung. Außerdem wichtig zu wissen: Von Mensch zu Mensch wird die FSME nicht weitergegeben. Wurde der Erreger durch einen Zeckenbiss übertragen, treten bei ca. 30 Prozent der Infizierten etwa sieben bis 14 Tage nach dem Biss grippeähnliche Krankheitserscheinungen mit mäßigem Fieber auf. Bei 10 Prozent der Erkrankten kommt es schließlich in der zweiten Krankheitsphase zu der gefürchteten und mitunter lebensbedrohlichen Hirnhautentzündung mit Erbrechen, Kopfschmerzen und Koma.
Zeckenimpfung: Kein Schutz gegen Borreliose
Die zweite Krankheit, die durch Zecken auf den Menschen (aber auch auf Haustiere) übertragen werden kann, ist die so genannte Lyme-Borreliose, auch Wanderröte genannt. Rund 10 bis 35 Prozent der Zecken sind mit den Borrelien befallen. Nach einem Zeckenstich ist nach Angaben des Robert-Koch-Instituts bei 1,5 bis 6 Prozent mit einer Infektion zu rechnen. Bei einigen (aber durchaus nicht bei allen, die sich infiziert haben) greift der Erreger die Nerven an und kann - bleibt er unbehandelt - Lähmungen, Hirnhautentzündungen, Gelenk- und Hautveränderungen verursachen.
Einmal erkannt, lässt sich die Erkrankung - auch bei Kindern und Schwangeren - gut mit Antibiotika behandeln. Erstes Stadium der Wanderröte ist das Erythema migrans: ein kreisrunder, roter und juckender Hautausschlag, der sich wenige Tage oder auch erst Wochen nach dem Zeckenbiss von der Einstichstelle her ausbreitet und dann ringförmig wegwandert. Das Erythema migrans wird häufig begleitet von grippeähnlichen Symptomen, wie Kopfschmerzen, Fieber und Abgeschlagenheit. Unbedenklich hingegen ist eine Rötung der Biss-Stelle direkt nach der Entfernung des Blutsaugers, die durchaus auch länger anhalten kann.
Aber: Nicht jeder Zeckenstich löst ein Erythema migrans aus. Es gibt auch Fälle, wo eines Tages eine Borrelieninfektion als Ursache einer Krankheit festgestellt wird und sich der Patient an keinen Zeckenstich erinnern kann. Pro Jahr erkranken nach Schätzungen rund zwischen 40.000 und 80.000 Menschen an Borreliose, einer Erkrankung, vor der man sich nicht durch eine Impfung schützen kann.
Tipps zum Zecken entfernen
Läuft die Zecke noch auf der Haut, hilft ein Klebeband, sie einzufangen. Hat sie sich jedoch schon festgesaugt, ist es ganz wichtig, sie möglichst schnell zu entfernen. Der Grund: mit zunehmender Länge des Saugaktes steigt die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung der Bakterien. Im Klartext: wird die Zecke schon nach wenigen Minuten wieder entfernt, gibt es praktisch kein Infektionsrisiko. Wer sich also nach dem Spaziergang gleich nach Zecken absucht, kann das Risiko einer Borrelienerkrankung gering halten. Sinnvoll ist es auch, Kinder, die gern im Freien spielen, jeden Abend nach Zecken abzusuchen und die gegebenenfalls zu entfernen. Anschließend sollte die Biss-Stelle desinfiziert werden. Und eine Zecke zu entfernen, ist gar nicht so schwer. Am besten verwendet man dazu eine feine, spitz zulaufende L-förmige oder gebogene medizinische Pinzette. Ideal sind in Apotheken erhältliche spezielle Zeckenpinzetten/Zeckenzangen oder so genannte Zeckenkarten, mit der die Zecke ganz leicht aus der Haut herausgeschoben werden kann. Dabei ist es wichtig, die Zecke so nah wie möglich an der Haut zu fassen und dann mit gleichmäßigem Zug langsam und vorsichtig herauszuziehen - die Drehrichtung ist dabei egal -, so dass nichts in der Wunde übrig bleibt. Schlecht sind Methoden, bei denen die Zecke erst mit Öl, Klebstoff oder Creme getötet wird. Der Grund: im Todeskampf scheidet die Zecke vermehrt erregerhaltigen Speichel aus und das Infektionsrisiko einer Borreliose steigt.
Bleibt dennoch ein Rest der Zecke in der Haut stecken, sollte dieser ebenso mit einere sauberen Pinzette oder sterilisierten Nadel entfernt werden. Gelingt das nicht, sollten Erwachsene und Kinder so schnell wie möglich einen Arzt aufsuchen. Wer aber vom gemeinen Holzbock erst gar nicht gebissen werden will, der sollte im Wald das Unterholz und nackte Haut vermeiden. Lange Pullis, Hosen, Strümpfe, feste Schuhe und ein Hut lassen für die Zecke wenig Angriffsfläche übrig. Und wenn diese Stellen dann auch noch mit insektenabweisenden Mitteln eingerieben werden, sieht der gemeine Holzbock echt alt aus.
Informationen zur Borreliose finden Sie u.a. beim Robert-Koch-Institut oder beim Bundesverband der Borreliose-Selbsthilfe. Weitere Tipps zur sicheren Entfernung von Zecken gibt es außerdem unter: Kinder- und Jugendärzte im Netz.