Yoga für Kinder: Sinnvoll oder überflüssig?
Yoga macht Spaß, ist gut für Fitness und Körperbeherrschung – sagen viele Mütter und belegen Yogakurse auch für ihre Kinder. Doch was bringt Yoga für die Kleinen? Wann ist es sinnvoll, wann nicht? Und woran erkennen Eltern eigentlich einen guten Yogalehrer?
- Ist Yoga für Kinder überhaupt sinnvoll?
- Wie unterscheidet sich Yoga für Kinder vom Yoga für Erwachsene?
- Wie läuft ein Kinderyoga-Kurs ab?
- Können sich Kinder beim Yoga verletzen?
- Yoga für Kinder: Für welches Alter geeignet?
- Kinderyoga: Wer profitiert davon und wer nicht?
- Welche Wirkung hat Kinderyoga?
- Kinderyoga Übungen: Wo und wie kann mein Kind Yoga machen?
- Yoga für Kinder: Wie finde ich einen guten Yogakurs?
Ist Yoga für Kinder überhaupt sinnvoll?
An der Frage, wann Yoga für Kinder sinnvoll ist, scheiden sich die Geister. Für Marcus Stück, Professor für Psychologe und der erste Wissenschaftler, der mit einer Studie Kinderyoga empirisch untersuchte, ist klar: „Die Übungen steigern das Selbstbewusstsein und die Konzentrationsleistung von Kindern." Allerdings sei nicht garantiert, dass Yoga immer richtig gelehrt werde. Eltern sollten deshalb darauf achten, welche Ausbildung ein Lehrer für Kinderyoga habe.
Wie unterscheidet sich Yoga für Kinder vom Yoga für Erwachsene?
Kinder haben einen natürlichen Bewegungsdrang und sind neugierig. Deshalb lernen sie die verschiedenen Stellungen schnell und leicht. Außerdem regen die Namen der Yoga-Übungen im Kinderyoga die Fantasie an: Der Hund, die Katze, der Baum oder der Held – all das reizt Kinder zur Nachahmung und Spiel beim Yoga. Im Gegensatz zum Yoga für Erwachsene werden die verschiedenen Übungen und Haltungen – so genannte Asanas – beim Kinderyoga aber viel kürzer ausgeführt. Denn zum einen haben Kinder natürlich noch nicht so viel Kraft und Ausdauer wie Erwachsene. Zum anderen tritt auch die Wirkung der Stellungen bei ihnen viel schneller ein, da sie ein kleineres Herz-Kreislauf-System haben. Dafür werden die Haltungen beim Kinderyoga öfter wiederholt. Auch die Entspannungsphasen fallen bei Kindern kürzer aus als bei Erwachsenen, weil sie sich schneller erholen.
Wie läuft ein Kinderyoga-Kurs ab?
Insgesamt dauern Kinderyoga-Stunden nicht so lange wie Kursstunden für Erwachsene. Yogalehrer bauen die Stunden für Kinder auch anders auf: Während Erwachsene gern ruhig auf der Yogamatte liegen, knien oder stehen und den Anweisungen des Lehrers folgen, mögen Kinder Geschichten und Spiele rund um die Yogaübungen. Im Erwachsenenyoga wird der Atem oft mit den Bewegungen koordiniert. Auch das können Kinder noch nicht. Deshalb kräftigen Kinder im Yoga auch spielerisch den Atem durch Pustespiele, nachgeahmte Tierlaute oder Spiele, bei denen die Wahrnehmung des Atems gefördert wird. Am Ende einer Yogastunde gibt es noch eine kurze Meditation, zum Beispiel mit einer vorgelesenen Geschichte oder einer Körper- oder Fantasiereise.
Können sich Kinder beim Yoga verletzen?
Das Verletzungsrisiko beim Kinderyoga ist sehr gering. Denn anders als bei anderen Sportarten arbeitet man beim Yoga nur mit dem eigenen Körper. Zudem haben die meisten Kinder ein gutes Körpergefühl und spüren genau, wie weit ihnen eine Haltung gut tut oder nicht. Dennoch kann es auch beim Yoga passieren, dass ein Kind sich verausgabt und seine Muskeln überansprucht. Vor allem dann, wenn Kinder nicht trainiert sind und zu lange in bestimmten Dehnübungen verharren. Deshalb ist es auch so wichtig, dass eine Kinderyoga-Gruppe nicht zu groß ist, damit der Lehrer die einzelnen Kinder gut im Blick hat.
Yoga für Kinder: Für welches Alter geeignet?
Schon Babys können Yoga machen: Beim Baby-Yoga werden sanfte Yogaübungen für die Mutter mit entspannender Massage für das Baby verbunden. Wenn Mama im heimischen Wohnzimmer Yoga übt, imitieren viele Kleinkinder die Übungen und machen sie ganz natürlich nach. Doch erst ab vier oder fünf Jahren haben Yoga-Übungen für Kinder wirklich Sinn, meint Doris Hafner, Geschäftsführerin des Berufsverbands der Yoga-Lehrenden in Deutschland. Regelrechte Meditation oder tiefenwirkende Atemübungen sind eher etwas für Kinder ab zehn Jahren. „Vorher ist das Gehirn nicht ausreichend entwickelt, die Kinder können überhaupt nicht bewusst meditieren", meint der Psychologe Marcus Stück.
Kinderyoga: Wer profitiert davon und wer nicht?
Jedes Kind kann Yoga üben, denn die Haltungen für Kinder sind nicht schwer und bauen nach und nach aufeinander auf. Ruhigere Kinder fühlen sich in der entspannten und entschleunigten Atmosphäre einer Yogastunde wohl und nicht so gehetzt wie in manch überfüllter Sporthalle beim Kinderturnen. Die bewegungsfreudigen Kinder werden mit Yoga auf Dauer etwas ruhiger, denn bei den intensiven Haltungen und aufmerksamen Atemübungen lösen sich spielerisch äußere und innere Verspannungen auf. Auch als Therapie für die Aufmerksamkeitsdefizitstörung ADHS ist Yoga gefragt – viele Kinderpsychologen und Ärzte empfehlen den Mix aus Körper- und Entspannungsübungen ausdrücklich. Yoga könne helfen, die schnell schwankende Aufmerksamkeit bei ADHS-Kindern zu verbessern, das belegt eine Studie der Kinder- und Jugendtherapeutin Nicole Goldstein. Ist ein Kind in ärztlicher oder therapeutischer Behandlung, sollten die Eltern jedoch vorher mit dem Kinderarzt oder Therapeuten sprechen und bei Bedarf um eine Unbedenklichkeitsbescheinigung bitten, die sie dem Yogalehrer vorlegen.
Welche Wirkung hat Kinderyoga?
Vor allem Schulkinder sitzen viel, müssen sich ausdauernd konzentrieren können und leiden oft auch unter dem Lernstress. Dann kann Yoga eine Möglichkeit sein, hier einen Ausgleich zu schaffen. Denn der bei der Yoga-Praxis übliche Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung fördert die Durchblutung und steigert damit auch die körperlichen Abwehrkräfte. Kinderyoga fördert auch das Bewusstsein für eine gute Körperhaltung, dehnt Muskeln sowie Gelenke. Die Entspannungsübungen und Fantasiereisen regen die Kreativität an, verscheuchen trübe Gedanken und beruhigen aufgewühlte Gemüter.
Kinderyoga Übungen: Wo und wie kann mein Kind Yoga machen?
Wenn dein Kind Lust auf Yoga hat, dann lass es das einfach erstmal zu Hause ausprobieren. Auf Youtube findest du viele Tutorials von professionellen Yogalehrern mit praktischen Yogaübungen für Kinder. Sucht euch zu Hause einen Raum, der genug Platz zum Üben bietet und achtet dabei auf einen rutschfesten Teppich oder noch besser eine Yogamatte zum Unterlegen. Wenn euer Kind auch auf Dauer noch Spaß am Yoga hat, könnt ihr es immer noch in einem speziellen Kurs für Kinderyoga anmelden.
Yoga für Kinder: Wie finde ich einen guten Yogakurs?
Mittlerweile gibt es Kinderyoga-Kurse in fast jeder Stadt. Sogar einige Schulen und Kitas bieten regelmäßige Kurse in der Betreuungs- oder OGTS-Zeit an. Wenn es so etwas bei euch nicht gibt, hilft eine Internetrecherche. Lehrer für Kinderyoga bieten ihre Kurse z.B. an Volkshochschulen, in Sportvereinen oder Yogaschulen an. Dort könnt ihr sicher sein, dass der Yogalehrer über eine entsprechende Ausbildung und Erfahrung verfügt und die Übungen individuell an seine kleinen Yogaschüler anpasst. Achtet dennoch darauf, dass der Kursleiter eine Zusatzqualifikation im Kinderyoga absolviert hat. Schaut im Zweifelsfall einfach mal bei einer Stunde zu und traut eurem Bauchgefühl. Eltern wissen meist sehr gut, wem sie ihre Kinder anvertrauen können und wem nicht. Wichtig ist auch, dass die Gruppe nicht zu groß ist: Mit acht oder neun Kindern kann man gut Yoga machen, zehn Kinder sind schon grenzwertig und alles darüber wird leicht unübersichtlich.