Fahrradfahren: So lernt dein Kind es am besten
Nach Bobbycar, Dreirad und Laufrad rollt irgendwann der nächste fahrbare Untersatz ins Kinderleben. Dann sind Mamas und Papas gefragt, beim Fahrradfahren lernen zu helfen. Mit unseren Tipps und Tricks wird das zum Kinderspiel.
- In welchem Alter Radfahren lernen?
- Fahrradfahren lernen mit der richtigen Ausrüstung
- Gute Vorbereitung: Laufräder helfen mehr als Stützräder
- Fahrradfahren: Hilfe der Eltern ist gefragt
- Eltern als Fahrlehrer: Immer schön ruhig bleiben
- Gute Orte zum Radfahren Lernen
- Übung macht den Meister: Anreize fürs Radfahren schaffen
In welchem Alter Radfahren lernen?
Obwohl es Jahrzehnte her ist, erinnere ich mich noch gut an die ersten Meter, die ich auf meinem Kinderfahrrad ohne jegliche Hilfe zurückgelegt habe. Eben noch hielt mich die stützende Hand meines Vaters am Gepäckträger fest. Doch dann ließ er ohne jede Vorwarnung los. Ich fühlte unbändiger Stolz, ab sofort in einer anderen Liga der kindlichen Fortbewegung mitzuspielen. Mit meinen sieben Jahren war ich im Kreis meiner Freunde spät dran, fand ich damals. „Irrtum", sagt die Kinder-Ergotherapeutin Astrid Wolf. „Vom Bewegungsablauf her können schon viele Kinder mit drei Jahren Fahrrad fahren, doch sie beherrschen ihr Rad damit noch lange nicht." Wer schon einmal mit einem Vierjährigen auf dem Fahrrad an einem kleinen Hund vorbei gefahren ist, weiß, was damit gemeint ist. Da gilt die ganze Aufmerksamkeit dann dem Welpen – und nicht mehr dem nächsten Laternenmast.
Hindernissen ausweichen, gezielt bremsen und Entfernungen abschätzen – das lernen Kinder erst durch Versuch und Irrtum im Laufe der Zeit. „Irgendwann im Grundschulalter können sich Kinder dann (immer in Begleitung eines Erwachsenen) sicher mit dem Rad fortbewegen. Vorausgesetzt, sie hatten vorher genug Gelegenheit, das Radeln gut zu üben", erklärt die zweifache Mutter und Ergotherapeutin Astrid Wolf.
Fahrradfahren lernen mit der richtigen Ausrüstung
Bevor es mit dem Radeln losgeht, braucht euer Kind eine sichere Ausrüstung und ein für seine Körpergröße passendes Rad:
- Kinder der 1. und 2. Grundschulklasse brauchen meist ein Rad von 16-18 Zoll, Dritt- und Viertklässler dann schon eins mit 18-20 Zoll. Lasst euch dazu am besten in einem Radfachgeschäft beraten
- Der Sattel muss so eingestellt sein, dass dein Kind den Boden mit beiden Fußballen gut erreichen kann, damit es sicher anhalten sowie auf- und absteigen kann
- Lenker und Bremsgriffe sollte es im aufrechten Sitz auf dem Rad gut mit den Händen packen können. Gut ist e auch, wenn dein Kind dabei noch die Ellenbogen leicht abwinkeln kann
- Wichtig ist ein Kettenschutz, damit sich keine Hosenbeine darin verfangen und das Kind so zu Fall bringen können. Für Kinderräder sind am besten Rücktrittbremsen geeignet, weil Kinder mit ihnen meist besser zurechtkommen als mit reinen Handbremsen
- Der Fahrradhelm sollte den Hinterkopf, die Stirn und Schläfen bedecken. Verstellbare Riemen sind wichtig, denn der Helm sollte fest sitzen. Eltern als Vorbild: Sie müssen zwar nach dem Gesetz keinen Fahrradhelm tragen, doch sollten sie mit gutem Beispiel vorangehen. Ängstliche Kinder fahren gut mit Ellenbogen- und Knieschonern, denn sie vermitteln ihnen Sicherheit bei den ersten Fahrübungen
Gute Vorbereitung: Laufräder helfen mehr als Stützräder
Je früher ein Kind Spaß am Fahren mit Dreirad, Laufrad oder Roller hat und dabei erste Erfahrungen mit dem Balancehalten macht, umso besser fürs spätere Fahrradfahren. Die beliebten Laufräder oder Kinderroller sind dafür besonders gut geeignet, denn sie trainieren schon bei Kleinkindern und Kindergartenkindern den Gleichgewichtssinn, die Reaktionsfähigkeit und Körperbeherrschung. „Stützräder halten wir dagegen für problematisch", erzählt Hannelore Herlan, stellvertretende Geschäftsführerin und Pressesprecherin der Deutschen Verkehrswacht. „Sie vermitteln dem Kind ein Gleichgewichtsgefühl, das es tatsächlich noch gar nicht hat. Sobald die Eltern die Stützräder dann irgendwann abmontieren sind die Kinder enttäuscht, denn auf einmal klappt es gar nicht mehr so gut mit dem Radeln", so Hannelore Herlan. Wenn euer Kind anfangs noch größere Probleme mit dem Balancehalten auf dem Fahrrad hat, könnt ihr auch beim Kinderrad erst einmal die Pedale abschrauben und das Kind sein Fahrrad für eine Weile als Laufrad nutzen lassen. Wenn das gut klappt, können die Pedale nach einer Weile wieder dranmontiert werden.
Fahrradfahren: Hilfe der Eltern ist gefragt
Ob ein Kind Lust aufs Radeln bekommt, hängt auch davon ab, wie die Eltern seine ersten Versuche auf zwei Rädern begleiten. Wichtig: Hört genau hin und beobachtet euer Kind. Möchte es gerne Radfahren lernen, traut sich aber noch nicht so recht, dann drängt es nicht. Bietet ihm stattdessen z.B. an, gemeinsam eine kleine Proberunde um den Block mit eurer Hilfe zu drehen: Das Kind tritt dabei erstmal nur langsam in die Pedale, während ihr es an den Schultern oder am Gepäckträger festhaltet und nebenher lauft. Mit der Zeit können dann die Runden länger werden, wenn es sich mehr zutraut. Doch auch bei den eher mutigen kleinen Radanfängern kommt es gerade am Anfang oft zu kleinen Wackelpartien oder Stürzen. Das führt schnell zu Frust und ihr seid als Motivatoren gefragt: Macht eurem Kind Mut und sagt ihm, wie toll ihr es findet, dass es sich immer wieder aufs Rad schwingt und bereits kleinere Strecken bewältigt. Ermuntert es mit Fragen wie „Sollen wir es morgen gleich nochmal versuchen? Ich helfe dir dann wieder dabei. Gemeinsam schaffen wir das schon!"
Eltern als Fahrlehrer: Immer schön ruhig bleiben
Geduld und Gelassenheit brauchen Eltern als Rad-Fahrlehrer besonders. Auch wenn ihr noch so stolz auf erste Erfolge seid oder es kaum abwarten könnt, bis euer Kind mit euch zusammen radelt, setzt es nicht unter Erwartungsdruck. Nach dem Motto „Zeig' doch mal der Oma, dass du auch schnell fahren kannst!" oder „Der Max ist zwei Jahre jünger als du und kann schon Radfahren". Dabei kann ein Kind leicht die Lust am Lernen verlieren und sich verweigern. Achtet darauf, mit ausreichend Zeit und in entspannter Atmosphäre zu üben, auch Pausen einzulegen und bei zu viel Frust das Training ein anderes Mal fortzusetzen.
Gute Orte zum Radfahren Lernen
Die besten Plätze für erste Fahrübungen sind Spielstraßen, Parkplätze ohne Autos (z.B. frei zugängliche Supermarktparkplätze am Sonntag oder Firmenparkplätze am Wochenende), Innenhöfe, asphaltierte Feldwege oder ebene Wege in Grünanlagen und Parks.
Auch wenn ihr nur zum Üben mit eurem Kind im Verkehr draußen unterwegs seid, es gelten die Straßenverkehrsregeln: Danach müssen Kinder bis zum Alter von acht Jahren mit ihrem Rad auf dem Bordstein fahren. Nur wenn es keinen Bürgersteig gibt, dürfen sie auf der Straße fahren. Bei Kindern zwischen acht und neun Jahren können die Eltern entscheiden, ob sie auf dem Gehweg, der Fahrbahn oder dem Radweg fahren sollen. Erst ab einem Alter von zehn Jahren müssen Kinder mit ihrem Rad die Straße oder den Radweg benutzen.
Übung macht den Meister: Anreize fürs Radfahren schaffen
Dein Kind kann kleinere Strecken ohne Hilfe und sicher fahren? Dann ist jetzt Zeit, das Kurvenfahren oder Fahren auf unebenem Untergrund zu üben. Und so geht's:
- Baue einen Parcours aus Plastikflaschen oder Baustellenhütchen auf und lass dein Kind Kurven oder eine Acht fahren
- Lass es auf unebenem Boden fahren üben, indem du z.B. aus Pappe, kleinen Stöcken oder dünnen Holzbrettern Hindernisse baust und es darüber fahren lässt
- Ermuntere dein Kind zum Experimentieren: Wenn du dabei bist, kann es ruhig einmal ausprobieren, nur mit einer Hand oder im Stehen zu fahren