Pille danach
Wenn bei der Verhütung ein Missgeschick passiert, kann die Pille danach eine ungewollte Schwangerschaft verhindern. Wie sie wirkt und wo Sie sie bekommen, lesen Sie hier
Die Pille danach – die nachträgliche Verhütung für den Notfall
Ein beschädigtes Kondom, eine vergessene Pille oder die schlicht vergessene Verhütung bei einem ungeplanten One-Night-Stand können den Morgen danach zu einer echten Zerreißprobe für die Nerven machen. Denn allen Fällen ist gemein: Eine Schwangerschaft war nicht geplant und sollte nach Möglichkeit verhindert werden. Für viele Frauen und Paare ist die Pille danach der Retter in der Not nach einem solchen Missgeschick.
Seit ca. 15 Jahren ist sie ein wirksames Mittel, um nach dem ungeschützten oder unzureichend geschützten Geschlechtsverkehr durch die Verzögerung des Eisprungs die Chancen auf eine Empfängnis zu senken. Dabei darf die Pille danach nicht mit der Abtreibungspille verwechselt werden. Erfahren Sie bei urbia.de alles Wissenswerte über das Notfall-Präparat.
Wie funktioniert die Pille danach?
Kommt es kurz vor und während der fruchtbaren Tage einer Frau zu ungeschütztem Geschlechtsverkehr, besteht die Chance einer Schwangerschaft. Die männlichen Samenzellen überleben bis zu fünf Tage im Eileiter, in Ausnahmefällen sogar noch länger. Findet in dieser Zeit der Eisprung statt, ist die Empfängnis noch mehrere Tage nach der Verhütungspanne möglich. Die Pille danach setzt genau an dieser Stelle an. Sie ist als kurzzeitige Hormonbehandlung zu verstehen, die den Eisprung um den Überlebenszeitraum der Spermien verzögern soll. Ob die Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut, die die Pille danach ebenfalls verursacht, auch die Einnistung einer befruchteten Eizelle verhindern, ist jedoch noch unklar.
Bei den verschiedenen Präparaten kommt Lenovorgestrel oder Ulipristalacetat zum Einsatz. Der erste Wirkstoff kann bis zu drei Tage nach der Verhütungspanne und bis zu einem Gewicht von 75 Kilogramm, letzterer bis zu fünf Tage nach dem Sex und bei einem höheren Körpergewicht eingenommen werden. Die Wirkung nimmt jedoch mit der Zeit ab. Die höchste Wahrscheinlichkeit, eine Empfängnis zu verhindern, besteht bei einer Einnahme innerhalb der ersten 24 Stunden nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr. Nach drei Tagen sinkt die Wirksamkeit bereits auf etwa 50 Prozent.
Besteht bereits eine Schwangerschaft, wirkt die Pille danach nicht. Für den Embryo stellt sie nach dem heutigen Wissensstand kein Risiko dar. Über die Einnahme der Anti-Baby-Pille nach der Pille danach sind sich die Ärzte bisher uneinig. Sicher ist jedoch, dass die Wirkung der Anti-Baby-Pille durch die Pille danach aufgehoben wird und Paare bis zur nächsten Monatsblutung nicht-hormonelle Verhütungsmittel nutzen sollten, um eine Schwangerschaft zu verhindern.
Wie und wo bekommt man die Pille danach? Wie hoch sind die Kosten?
Die Pille danach erhält man in Deutschland seit dem 15. März 2015 ohne Rezept in der Apotheke. Zuvor war ein Rezept eines Gynäkologen erforderlich. Die nötige Beratung soll nun von den Apothekern geleistet werden.
In den meisten europäischen Ländern ist das gut verträgliche Lenovorgestrel-Präparat bereits rezeptfrei in Apotheken erhältlich.
Unterschiedliche Wirkstoffe kommen in der Pille danach zum Einsatz. Die Kosten des Präparats hängen von diesen Inhaltsstoffen ab. Wer die Pille danach auf Basis des Wirkstoffs Ulipristalacetat erhält, muss mit zirka 36 Euro rechnen. Die Kosten für ein Präparat mit Lenovorgestrel betragen etwa 18 Euro.
Wann die Notlösung versagen kann
Ganz ähnlich wie die Anti-Baby-Pille, kann auch die Pille danach unter bestimmten Bedingungen nicht richtig wirken. So können Wechselwirkungen mit Arzneimitteln wie Antibiotika, Antiepileptika oder stimmungshebenden Präparaten die Wirksamkeit der Pille und der Pille danach beeinträchtigen. Ein anderer Anwendungsfehler ist zum Beispiel, wenn das Präparat kurz vor dem Erbrechen oder Durchfall eingenommen wird und der Körper die Wirkstoffe noch nicht aufnehmen konnte. In so einem Fall muss die Einnahme wiederholt werden. Eine fehlerhafte Einnahme der Pille danach kann eine Schwangerschaft nicht verhindern. Experten vermuten, dass die fehlende Kenntnis der Packungsbeilage zu Anwendungsfehlern führt. Die Länge der Beipackzettel könnte ein Grund dafür sein, dass die Informationen oft nur lückenhaft gelesen werden und folglich die Wirkung der Pille danach überschätzt wird.
Tritt dieser Fall ein oder bestand zur Zeit der Einnahme bereits eine Schwangerschaft, kann im äußersten Fall ein Abbruch durch Abtreibung in Fragen kommen. Dieser sollte so früh wie möglich mit dem Arzt besprochen werden, um die gesetzlich festgelegten Fristen einzuhalten. Vor einem derartigen Eingriff ist zudem ein Gespräch in einer zugelassenen Beratungsstelle für die Schwangere Pflicht. Es soll Perspektiven für das Leben mit dem Kind aufzeigen und bei der Entscheidungsfindung helfen. Nach dem Gespräch, welches bescheinigt werden muss, ist zudem eine Bedenkzeit von mindestens drei Tagen vor einem Eingriff vorgesehen. Diese Regelung dient sowohl dem Schutz des ungeborenen Lebens als auch der Schwangeren, um Traumata nach einer Abtreibung zu verhindern.
Lieber Vorsorge als Nachsorge – Aufklärung und Verhütung
Psychologen vermuten, dass der nachlässige Umgang mit Verhütungsmitteln in einigen Fällen auch auf einen unbewussten Kinderwunsch hinweist. Häufig sind Anwendungsfehler jedoch auf Unwissenheit oder Unachtsamkeit zurückzuführen und könnten vermieden werden. Aus diesem Grund ist die Aufklärung über Verhütung für junge Frauen und Männer sehr wichtig. Die Pille danach ist eine gut handhabbare Notlösung nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr. Für den Dauergebrauch ist sie allerdings nicht geeignet, da die Wirkung bei häufiger Einnahme abnimmt und die Nebenwirkungen stärker werden.
Beide Präparat-Typen, Lenovorgestrel und Ulipristalacetat, können Kopf- und Bauchschmerzen sowie Übelkeit und Schwindelgefühl auslösen. Wer drei Stunden nach der Einnahme der Pille erbricht, sollte ein neues Präparat besorgen und die Pille erneut einnehmen. Bei einigen Frauen treten zudem Zwischen- und Schmierblutungen auf. Die nächste Monatsblutung kann zeitlich verschoben und stärker als gewohnt ausfallen. Im Sinne der Gesundheit sollten Frauen also auf eine angemessene Verhütung achten. urbia stellt Ihnen die verschiedenen Verhütungsmethoden für Männer und Frauen vor und klärt Sie über Vor- und Nachteile sowie die jeweiligen Wirkungsweisen und anfallenden Kosten auf.