Tattoos: Jugendliche über Risiken aufklären
Eltern sollten Heranwachsende über gesundheitliche und ästhetische Risiken von Tattoos aufklären. Bei Bedarf kann sie der Jugendarzt dabei unterstützen. Grundsätzlich sollte ein Tattoo erst nach dem 18. Geburtstag gestochen werden.
Nicht immer folgenlos: Tätowierungen
Laut dem Jugendschutzgesetz ist das Tätowieren von unter 16-Jährigen verboten. Zwischen 16 und 18 Jahren darf dies nur mit einer Einverständniserklärung der Eltern geschehen.
Junge Erwachsene mit Hautkrankheiten wie Neurodermitis oder Diabetes, Abwehrschwäche, Herzfehlern und Blutungsneigung (z.B. durch gerinnungshemmende Medikamente) sollten aufgrund der erhöhten Gefahr von Komplikationen am besten ganz auf Tattoos verzichten.
„In Studios mit mangelnden hygienischen Vorkehrungen oder auch durch verunreinigte Farben kann sich ein Kunde mit Bakterien, Viren und Pilzen infizieren. Hepatitis B und C, Tetanus, HIV können durch unsachgemäß verwendete Instrumente übertragen werden. Durch allergische Reaktionen sind auch hässliche Narbenbildungen möglich“, warnt Dr. Ulrich Fegeler, Kinder- und Jugendarzt sowie Bundespressesprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).
Heranwachsende sollten zudem bedenken, dass ihre Haut sich dehnt - in die Länge und in die Breite - oder später Falten bekommen kann und damit auch das Tattoo sein ursprüngliches Aussehen verliert. Zudem kann sich der eigene Geschmack ändern oder ein sichtbares Tattoo in der beruflichen Laufbahn hinderlich sein. Laut einer aktuellen Studie bedauert jeder dritte Tattoo-Träger seine Tat (36 Prozent).
Auch die Entfernung ist alles andere als unkompliziert
In Deutschland sind etwa 10 Prozent der Bevölkerung tätowiert. Direkt nach der Tätowierung leiden zwei Drittel der Menschen unter Blutungen, Schwellungen und brennenden Schmerzen. Bei über 7 Prozent der Tätowierten bleiben Hautprobleme bestehen. Zwar sind Azofarbstoffe seit 2009 in Deutschland verboten, aber es gibt keine einheitliche Regulierung für Tätowierfarben. So können Farben verwendet werden, die eigentlich nicht für die Verwendung auf bzw. unter der Haut zugelassen sind, zum Beispiel aus der Automobilindustrie. Darunter befinden sich krebserregende und erbgutschädigende Stoffe und Substanzen, die unter anderem unter Einwirkung von UV-Licht gesundheitsschädliche Spaltprodukte entwickeln können.
Untersuchungen zeigten, dass Teile davon auch in die Blut- und Lymphgefäße gelangen. „Will man später sein Tattoo mittels Laser entfernen lassen, ist dies sehr kostspielig und aufwendig. Entzündungen, Krustenbildung, Narbenbildung, Aufhellung (Pigmentstörung), Farbumschlag und Narbenbildungen können die Folge einer solchen Behandlung sein. Bei Farbpigmenten gelingt die Beseitigung nicht immer vollständig“, so Dr. Fegeler.
Etwa 1 Milligramm Farbe (0,40-0,75mg schwarzes Pigment) befindet sich auf einem Quadratzentimeter Haut. Der Laser muss die Farbpartikel zerkleinern, damit sie über das Lymphsystem abtransportiert werden können.
Weitere Tipps rund um das Thema "Jugendgesundheit" finden Sie auf der Internetseite des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte.
Quellen:
Aslam, A. and Owen, C.M.: Fashion change but tattoos are forever – time to regret. Br J Dermatol. 2013 Jul 1. [Epub ahead of print]
doi: 10.1111/bjd.12489. http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/bjd.12489/abstract;jsessionid=DA163E3FC2AE13CAE5E1 B8CBDC3FEDB6.d03t02
Klein, A. et al.:An internet-based survey on characteristics of laser tattoo removal and associated side effects.laser. Lasers Med Sci. 2013 Aug 2. [Epub ahead of print] http://link.springer.com/article/10.1007%2Fs10103?013?1395?1
Lehner, K. et al.: Black tattoo inks are a source of problematic substances such as dibutyl phthalate. Contact Dermatitis. 65 (4), 231 (2011).
doi: 10.1111/j.1600?0536.2011.01947.x.
Lehner, K.: Analysis of black tattoo inks: Ingredients, interaction with light, and effects on cellular systems. Diss. Univ. Regensburg 2012. http://epub.uni-regensburg.de/23795/1/Dissertation_Lehner_endg.pdf
Prevent tattoo regret: Tell teens to think before they ink. AAP News 34 (8), (2013) http://aapnews.aappublications.org/content/34/8/25.5.full.pdf
Tattoo-Entfernung per Laser. „Der Behandlungserfolg ist schwer vorherzusagen“ Interview mit Prof. Dr. M. Drosner. MMW Fortschr Med 1 (155. Jg.), 22 (2013).
Experte: Dr. Ulrich Fegeler, Bundespressesprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ)