Verschnaufpause für Deutschlands Hebammen
Vorübergehende Entwarnung für Deutschlands Hebammen. Für einen großen Teil der Geburtshelferinnen ist die Haftpflicht für ein weiteres Jahr gesichert. Allerdings steigen die Prämien um weitere 20 Prozent.
Für eine in der Geburtshilfe tätige freiberufliche Hebamme bedeutet dies eine Versicherungssumme von über 6000 Euro. Der drohende Komplettausfall der Haftpflichtversicherungsmöglichkeit für Hebammen ist damit, so der Deutsche Hebammenverband (DHV), nur um ein Jahr verschoben. Und das Problem ständig steigender Prämien bleibt bestehen.
„Das ist nicht die Lösung für die freiberuflich tätigen Hebammen, sondern Stückwerk und bedeutet für die Hebammen ein Sterben auf Raten", sagt Martina Klenk, Präsidentin des Deutschen Hebammenverbandes.
Der Verband befürchtet, dass die Politik nun die Hände in den Schoß legt, nachdem Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe zuletzt massiven Druck auf die Versicherer ausgeübt und so eine Interimslösung erwirkt hatte. Der Hebammenverband fordert jedoch eine nachhaltigere Lösung für das Versicherungsproblem: "Unser Vorschlag lautet, eine Haftungsobergrenze für Hebammen einzuführen", sagt die Pressesprecherin des DHV, Nina Martin, gegenüber URBIA. Die darüberhinaus anfallenden Kosten müssten dann z.B. von einem staatlichen Fonds ausgeglichen werden. Ein weiterer Vorschlag des DHV ist es, die Regressforderungen der Krankenkassen gegenüber den Haftpflichtversicherern zu deckeln. Denn Geburtshelfer sind für Versicherungen ein risikoreiches Geschäft. Geburtsfehler können noch Jahrzehnte lang von den betroffenen Familien und den Krankenkassen eingeklagt werden. Letztere sind sogar verpflichtet, sich einen Teil der Kosten für anfallende teure und langwierige Behandlungen bei den Versicherungen zurückzuholen. Ein weiterer Baustein zur Entlastung der Hebammen wäre eine Anhebung ihrer Vergütungssätze durch die Krankenkassen: „Wir appellieren dringend an den Bundesgesundheitsminister: Lassen Sie nicht zu, dass immer mehr Hebammen aufgeben. Fordern Sie den GKV-Spitzenverband dazu auf, die Hebammenvergütung endlich auf ein angemessenes Niveau anzuheben und die Haftpflichtsteigerungen tatsächlich auszugleichen," so Martina Klenk.
Tatsächlich arbeitet derzeit eine interministerielle Arbeitsgruppe unter Beteiligung der Hebammenverbände und der Versicherer weiterreichende Lösungsvorschläge für das Finanzierungs- und Versicherungsproblem der freien Hebammen aus. Der Abschlussbericht soll bis Ende April 2014 vorliegen, so Oliver Ewald, Sprecher des Bundesfamilienministeriums, auf URBIA-Nachfrage. "Im Koalitionsvertrag haben wir uns klar dazu bekannt, wir wollen weiterhin eine flächendeckende Hebammen-Versorgung in der Geburtshilfe, daher gehe ich fest davon aus, dass es bald eine Lösung geben wird." Bis dahin will das Bundesgesundheitsministerium noch keine inhaltliche Bewertung der Hebammen-Vorschläge abgeben. Eines sei aber sicher: Im Versorgungsstrukturgesetz sei festgeschrieben, dass die Vergütungssätze der Hebammen angehoben werden müssen. Dazu finden derzeit ebenfalls Verhandlungen zwischen dem Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen und den Hebammenveränden statt.