Der richtige Schulranzen
Pferde, Autos, Dinos oder Einhörner? Ja, das ist die wichtigste Frage, wenn es um den ersten Schulranzen geht – zumindest für die Kleinen. Für Eltern ist die Liste leider etwas länger. Was macht einen guten Schulranzen aus? Wie schwer darf er sein? Worauf muss ich achten? Schulranzen oder Schulrucksack?
Der optimale Ranzen
Bis in die sechziger Jahre waren sie meistens einheitlich braun und aus Leder. Heute stehen vor allem Marke und Design im Vordergrund. Leichte Modelle aus Kunststoff versprechen viel Tragekomfort und die nach DIN-Norm 58124 produzierten Ranzen erfüllen spezielle Sicherheits- und Gebrauchskriterien. Doch auch der beste Ranzen kann dem Rücken schaden, wenn er nicht richtig sitzt oder falsch bepackt wird.
Worauf muss ich beim Ranzenkauf achten?
Vom Einhorn bis zum Superhelden – die Motivauswahl ist riesig und Kinder können sich meistens schnell für ein quietschbuntes Modell begeistern. Doch trotz aller Freude sollten Eltern beim Ranzenkauf auch auf Funktionalität, Ergonomie und Sicherheit achten. Das GS-Zeichen für geprüfte Sicherheit und die DIN-Norm 58124 sind gute Orientierungswerte bei der Ranzenauswahl.
Die DIN 58124 legt wichtige Mindestanforderungen an den Schulranzen fest, zum Beispiel für den sicheren Einsatz im Straßenverkehr. Bei den geprüfte Schulranzen müssen demnach 10 Prozent der Rück- und Seitenflächen retroreflektieren, also das Licht von Scheinwerfern reflektieren. Und mindestens 20 Prozent müssen fluoreszieren. Aber Achtung: Für die Hersteller ist die Einhaltung der Norm nicht zwingend vorgeschrieben, nicht jeder Ranzen ist also automatisch normgerecht. Hinzu kommt, dass es bei einigen Herstellen neben den nach DIN 58124 produzierten Modellen oft sehr ähnlich aussehende und ähnlich heißende Modelle gibt, die nicht der Norm entsprechen. Schau also besser ganz genau hin.
Das macht einen guten Ranzen aus:
- er hat Reflektoren und ist optisch auffällig (Signalfarben)
- die mindestens 4 Zentimeter breiten Trageriemen sind rutschfest gepolstert und leicht verstellbar
- die Verschlüsse sind auch für Kinderhände gut zu handhaben und die Verstellriemen sind nicht zu lang (Stolpergefahr)
- die Rückenfläche ist ergonomisch geformt und atmungsaktiv sowie rutschfest gepolstert
- praktisch sind Außentaschen für Frühstücksdose und Trinkflasche
- er ist wasserabweisend
- er hat das GS-Zeichen für geprüfte Sicherheit und ist nach DIN-Norm 58 124 gefertigt
- er sollte standfest sein und auch beladen nicht kippen
- am besten lässt sich der Deckel weit öffnen und klappt nicht von allein wieder zu, damit dein Kind nicht umständlich hantieren muss
- er hat einen komfortablen Tragegriff
- er verfügt über einen Brust- und ggf. einen Beckengurt, damit der Ranzen am Rücken gut anliegt
- das Leergewicht des Schulranzens sollte im Grundschulalter circa 1.300 g nicht überschreiten
- er verfügt über eine gute Fächeraufteilung im Innenteil
- er ist stabil und hat ein festes Rückenteil, damit Bücher und Co nicht auf den Rücken drücken
Stabile und normgerechte Schultaschen gibt es ab ca. 100-140 EUR. Deutlich billiger sind oft die Modelle vom Vorjahr. Freizeitrucksäcke sind übrigens keine Alternative. Sie sind zwar leichter als spezielle Schulranzen, können in Sachen Ergonomie aber nicht punkten. Außerdem ist Leichtigkeit nicht das oberste Gebot, wenn sie auf Kosten der Stabilität erreicht wird.
Schulranzen oder Schulrucksack für Erstklässler?
Wie aber sieht es mit einem speziellen Schulrucksack für die ganz Kleinen aus? Denn was bei den Größeren schon länger die erste Wahl ist, schauen sich auch die Schulanfänger gerne ab. Ein Rucksack soll es sein. Aber sind sie überhaupt geeignet? Grundsätzlich schon. Mittlerweile gibt es spezielle Rucksäcke für Schulanfänger, die ergonomisch geformt sind und auch der DIN 58124 entsprechen, also wichtige Sicherheitsstandards erfüllen. Beim Kauf gelten darüber hinaus ähnliche Auswahlkriterien wie beim Ranzenkauf. Auch die Rucksackviarante sollte zum Beispiel trotz und gerade wegen der größeren Flexibilität über ein verstärktes Rückenteil und eine ausreichende Polsterung verfügen. Eine gute Fächeraufteilung ist für Schulanfänger ebenfalls ein Muss, damit nicht alles drunter und drüber geht und schwere Bücher rückennah transportiert werden können.
Hier liegen übrigens auch die Stärken des klassischen Schulranzens. Der Ranzenkorpus ist meistens etwas steifer und der Innenraum dadurch besonders übersichtlich. Das erleichtert den Kleinen das noch ungeübte Ordnunghalten und durch die zusätzliche Stabilität überlebt der Ranzen auch ein paar Knautscher und Abstürze, ohne dass der Inhalt knickt oder anderweitig beschädigt wird.
Wenn es aber doch ein Schulrucksack sein soll, achte besonders auf den guten Sitz. Der wird vor allem durch verstellbare Hüft- und Beckengurte erreicht. Zusätzlich sorgen der Tunnelzug an der Rücksacköffnung und verstellbare Riemen an der Seite des Rucksacks für den sogenannten Kompressionseffekt: Wenn der Rucksack nicht ganz voll ist, können die Riemen enger gestellt werden und der Inhalt wird näher an den Rücken gezogen. Das entlastet den Rücken! Fragt auch nach integrierten Verstellmechanismen, durch die der Rucksack an den Rücken bzw. die Rückenlänge des Kindes angepasst werden kann.
Wie schwer darf der Schulranzen sein?
Schulkinder schultern täglich eine Menge Bücher und Hefte. Oft bringen die Ranzen mehrere Kilo auf die Waage. Sind da Rückenprobleme vorprogrammiert? Lange galt zur Vermeidung von Rückenschäden die 10-Prozent-Regel: Kinder sollten nur 10 Prozent des Körpergewichtes auf dem Rücken tragen. Leichte Ranzen wiegen ein knappes Kilo, schwere ungefähr 1500 g. Ein Schulkind mit 20 kg Körpergewicht durfte dann beispielsweise den leichten Ranzen mit einem zusätzlichen Kilo bepacken, den schweren nur mit nur 500 g.
Diese Normwerte sind jedoch schon seit einigen Jahren überholt. Tests haben ergeben, dass es bei durchschnittlich fitten Kindern selbst bei einem Tragegewicht von 20 Prozent ihres Körpergewichts in der Regel keine Anzeichen von Überlastung gibt. Körperlich schwächere Kinder hingegen zeigten bei etwa 12 Prozent Gewicht erste Überbelastungsanzeichen. Normwerte seien daher irreführend, sagen die Experten. Wichtig sei vor allem ein guter Sitz und eine optimale Polsterung. Das heißt: Besser keine Überraschungskäufe wagen, sondern immer mit Kind zum Schulranzenkauf.
So sitzt der Schulranzen gut:
- er sollte sich an den Rücken „anschmiegen" und nicht auf ihm hin und her rutschen
- die Gurte werden so eingestellt, dass der Ranzen mit den Schultern abschließt – auch wenn es mit lang eingestellten Trageriemen „lässiger" aussieht
- die Gurte sollten nicht von den Schultern rutschen
- schwere Bücher werden in dem Fach, das dem Rücken am nächsten ist, transportiert
- die Last immer auf zwei Schultern verteilen
Doch trotz alledem haben viele Eltern natürlich ein ungutes Gefühl, ihre Kinder so schwer schleppen zu lassen. Wenn es in der Schule keine abschließbaren Fächer gibt, hilft nur eine regelmäßige Überprüfung und Entrümpelung der Schultasche. Hilfreich sind auch Absprachen mit den Lehrern, wann welche Dinge wirklich gebraucht werden. Aber grundsätzlich ist nicht jede Belastung des Rückens schädlich. Den Schulranzen selber zu tragen, ist im Normalfall besser als mit dem Auto gefahren zu werden. Eine gute körperliche Fitness ist die beste Unterstützung für dein Kind. Wenn es allerdings beim Tragen des Schulranzens die Köperhaltung unnatürlich verändert – zum Beispiel stark nach vorne gebeugt geht – muss der Sitz und das Gewicht des Ranzens überprüft werden.